Ergebnis 1 bis 10 von 10

Thema: "Wildfarbig", "Rebhuhnfarbig" und die Genetik

  1. #1

    Registriert seit
    20.04.2013
    Ort
    Tregunc in der Bretagne
    Land
    Frankreich
    Beiträge
    841

    "Wildfarbig", "Rebhuhnfarbig" und die Genetik

    Ich züchte Marans "SD = Saumon Doré (e+ s+)" und "SA - Saumon Argenté (e+ S)" - und gerade bei diesem Farbschlag gibt es eine schöne babylonische Sprachverwirrung.
    Melachi hat das so wunderbar zusammengefasst, vielleicht kann's ein Mod mal hier einfügen, bitte ?

    Mit eb (brown - partidge - rebhuhnfarbig (ohne braune Brust)) und e+(wildfarbig, braune Brust und goldener Halsbehang) komme ich noch gut klar, aber dann die Feinheiten !
    Es gibt in Deutschland "Rost-Rebhuhnfarbig" - z.B. bei den Welsumern, bitte korrigiert mich.
    Nun aber möchte man genau diesen Rotton über den Flügeln bei meinen Marans SD und SA nicht haben.
    Besonders deutlich wird die Sache bei den Silbernen, bei denen die Hennen dann einen roten Hauch über den Flügeln tragen.

    Ich will ein paar Probe-Paarungen in diesem Frühjahr machen, um die Vererbung dieses Rottons besser zu verstehen. Was für ein Gen ist das ?
    Marans goldhalsig und silberhalsig

  2. #2

    Registriert seit
    20.04.2013
    Ort
    Tregunc in der Bretagne
    Land
    Frankreich
    Beiträge
    841
    Themenstarter
    Hier der Beitrag von Melachi :
    genau da legst du den Finger in die Wunde: es muß sich jeder selber nach Kräften schlau machen. Das ist für einen Einzelnen kaum zu leisten. Es braucht beides, die Genetik und die Züchter-Erfahrungen, beides muß zusammengebracht werden und für jeden zugänglich gemacht werden, und zwar in deutsch, damit alle Parteien darüber diskutieren können. Diese Diskussionsplattformen befinden sich bisher in irgendwelchen Stammlokalen x-beliebiger Dörfer und in einigen Internetforen, wo mehr oder weniger aneinander vorbei über dasselbe gesprochen wird. Warum bietet der BDRG nicht wenigstens mal für jede Rote-Liste-Rasse eine Zusammenstellung der Fakten für die Zucht und Selektion an? Es den Sondervereinen zu überlassen, hat ja in den wenigsten Fällen gefruchtet. Bis auf wenige Ausnahmen findet sich auf den entsprechenden Webseiten bis auf einen Auszug aus dem Standard nichts brauchbares für Leute, die sich über die Zucht solcher Tiere informieren wollen.

    Die von dir genannten Bezeichnungen sind zwar überall zu lesen, aber sie bedeuten je nach Rasse oft was anderes. Wildfarbig kann mal ein eb- und dann wieder ein e+- Genotyp sein, meist mit Schwarzverstärker, manchmal ohne. Das Bankiva-Huhn ist allerdings nicht wildfarbig, obwohl es in allen Genen Wildtyp ist! . Das Bankiva-Allel der E-Reihe e+ heißt im englischen auch duckwing, das Allel e^b heißt partidge und das Allel e^Wh wheaten, aber alle drei zeigen das andersfarbige Flügeldreieck, den Duckwing. Partridge heißt übersetzt rebhuhnfarbig, allerdings sind die rebhuhnfarbigen in Deutschland alle e+, also NICHT partridge (e^b), außer den rebhuhnfarbig gebänderten, die zum e^b aber in jedem Fall noch das Pattern-Gen brauchen für die Bänderung. Und goldhalsig/goldfarbig hast du noch gar nicht in der Liste, um den Nomenklatur-Kuddelmuddel endgültig perfekt zu machen. In anderen Ländern ist das allerdings auch nicht besser, und wenn man dann auch noch über die Grenzen arbeitet, wird das Chaos perfekt. Das niederländische goldhalsig ist bei uns z.B. schwarz-gold, zwei völlig unterschiedliche Farbschläge.

    Deshalb ist es meiner Meinung nach auch so wichtig, dem Standard die Genetik beizufügen, soweit sie bekannt ist. Und zumindestens für die Allele der E-Reihe ist das ja schon mal recht gut möglich (außer vielleicht bei E und E^R), da sind die Kükendaunen recht aufschlußreich. Im Zweifel kann auch der Wissenschaftliche Geflügelhof des BDRG mit Hilfe der Vereine gerne mal ein Kreuzungsprogramm auflegen, wo durch Kreuzung z.b. mit Bankivas recht schnell ein guter Teil der Farbgenetik dingfest gemacht werden kann. Immer noch besser als sinnlose Projekte, z.B. wann und wie oft die Hähne verschiedener Rassen krähen, wenn man von jeder Rasse nur EINEN Hahn hat
    Geändert von sil (02.01.2018 um 11:06 Uhr) Grund: Zitierklammern gesetzt
    Marans goldhalsig und silberhalsig

  3. #3
    Bio- Nerd
    Registriert seit
    28.03.2010
    PLZ
    5...
    Beiträge
    18.428
    Wie ich schon sagte (überlesen?), ist das eine Rotverstärkung.
    Rot vererbt sich "leider" recht dominant, so erspare Dir die Testverpaarungen (wo wohl erst in der F2 Tiere ohne diesen roten Überflug kommen werden), sondern besorge Dir irgendwo (Frankreich?) Tiere oder Bruteier Deiner Farben, die diesen roten Überflug nicht haben und verpaare damit, so wirst Du schneller zum Ziel kommen als mit eigener Ausselektion.

    PS: Lebst ja schon in Frankreich .
    Na, dann hoffe ich doch, dass es Dir möglich sein wird, ganz farbreine Tiere aufzutreiben!
    Habe gerade 1000 Kalorien verbrannt- Pizza im Ofen vergessen...

  4. #4

    Registriert seit
    20.04.2013
    Ort
    Tregunc in der Bretagne
    Land
    Frankreich
    Beiträge
    841
    Themenstarter
    Nee, nicht überlesen.
    "Rotverstärkung" - das ist aber sehr locker dahergesagt. Dafür brauche ich keine Fragen in's Forum zu stellen.
    Gibt's dafür ein bekanntes Gen ?

    Der Punkt ist, dass meine Hennen ja sowieso schon eine lachsbraune Brust haben. Eventuell ist es ein Gen, das diesen Farbton bis zu den Flügeln ausbreitet, dann wäre es ein Farb-Verteilungsgen, so wie z.B. weizenfarbig eWh oder Colombia Co.

    eWh könnte durchaus in meinem Stamm drin sein, da eWh und e+ Hähne sich seeehr ähnlich sehen und wohl viele Einkreuzungen vorkamen.

    Es könnte auch das umstrittene Ar+ sein: autosomales Rot.

    Mein lieber Okina
    wir sind in Frankreich eine ganz kleine Gruppe, die Marans SD und SA züchten, wir kennen uns bestens und fast sind an 5 Fingern abzuzählen. Nein, ich werde keinen Stamm einkreuzen, der mir die Eierfarbe versaut.
    Ich habe 3 Hennen, die keinen "Rost" aufweisen, dazu einen Hahn der höchstens heterozygot für den Rost ist und hoffe auf 50 % Nachzucht ohne Rost aus diesem Gehege.

    2 Probleme:
    1. ist es nur ein Gen ?
    2. kann man es dem Hahn ansehen, was er vererbt ?
    Marans goldhalsig und silberhalsig

  5. #5
    Avatar von melachi
    Registriert seit
    03.02.2016
    Ort
    Rheinland
    PLZ
    4....
    Land
    D
    Beiträge
    5.096
    ob da weizenfarbe drin ist, sollte sich anhand der Kükendaunen ja recht schnell verifizieren lassen.

    Was das Rot betrifft: kennst du den Ansatz von Brian Reeder? Ob das so stimmt, bleibt abzuwarten. Trotzdem interessant. Er geht davon aus, das es ein Gen für autosomales Phäomelanin gibt (Aph, autosomal pheomelanin), ein Wildtyp-Gen im Bankiva-Huhn. Nur auf dieses autosomale Phäomelanin (nicht aber auf das geschlechtsgebundene Gold) wirkt Mahagoni (Mh) als Verstärker, während der Goldverdünner Dilute (Di) auf des geschlechtsgebundene Gold wirkt. Seiner Meinung nach sind alle vier Gene (Aph, s+, Mh, Di) zusammen mit dem schwarzen Melanin auf e+-Basis die Ursache der Färbung des Wildtyps Bankiva-Huhn.

    Dazu gibts dann noch einen Inhibitor für autosomales Phäomelanin, der vorhanden sein muß, um alles Rot bei Silberfarbigen weg zu bekommen.

    http://brianreederbreeder.blogspot.de/2013/

    http://brianreederbreeder.blogspot.de/2014/01/
    http://brianreederbreeder.blogspot.d...eomelanin.html

    silber:
    http://brianreederbreeder.blogspot.d...of-silver.html

    in diesem Thread über autosomales Rot wird Reeders Ansatz kritisch beleuchtet (ganz am Ende):
    http://www.the-coop.org/forums/ubbth...=24327&page=14

    was die Zusammensetzung der Welsumer angeht, ist da Uneinigkeit: in dieser Liste http://forum.backyardpoultry.com/vie...94018&start=30 wird 'autosomales Rot' (Ar) angegeben
    Welsummer, Partridge............ e+/e+ s+/s+ (s+/-) Ar+/Ar+ Id/Id(Id/-) w/w
    während in Henk's crossbreeds Rechner http://kippenjungle.nl/breeds/crossbreeds.html kein autosomales Rot, dafür aber Mahagoni (Mh) angenommen wird.

    Wenn man Reeders Konzept folgt, würde man wohl e+ s+ aph+ Mh annehmen, und im Unterschied zur Bankiva-Färbung würde dann Di fehlen.
    Geändert von melachi (02.01.2018 um 20:32 Uhr)

  6. #6

    Registriert seit
    20.04.2013
    Ort
    Tregunc in der Bretagne
    Land
    Frankreich
    Beiträge
    841
    Themenstarter
    Erstmal ganz herzlichen Dank, Melachi !
    das werde ich mir erstmal in Ruhe durchlesen. Vielleicht kann ich dann dazu etwas sagen, was meinen Stamm betrifft.
    Marans goldhalsig und silberhalsig

  7. #7

    Registriert seit
    20.04.2013
    Ort
    Tregunc in der Bretagne
    Land
    Frankreich
    Beiträge
    841
    Themenstarter
    Ich kenne die Theorie von Sigrid van Dort über das Autosomale Rot, welches die Brust der SA-Hennen und die Schultern der SA-Hähne rot färbt und sich nicht vom Silber-Gen S weiss färben lässt, so wie das sex-gebundene Gold s+.

    Die Theorie von Brian Reeder geht aber noch weiter und sie erscheint mir (schnell quergelesen) sogar noch besser, halt auch ausführlicher und komplizierter. Reeder argumentiert zusätzlich noch mit Verdünnern, Inhibitoren und Rot-Verstärkern.
    Damit liessen sich zusätzlich zur roten Schulter der Hähne auch der "Rost", die Farbschattierung des Halsbehangs (unten heller) etc. erklären. So, jetzt muss ich erstmal wieder ein Jahr lang züchten, dann bin ich schlauer.

    @Okina: Sorry, Du hast im Grunde genommen ja Recht mit den Rotverstärkern, aber ich liebe es nun mal ausführlich.
    Marans goldhalsig und silberhalsig

  8. #8
    Bio- Nerd
    Registriert seit
    28.03.2010
    PLZ
    5...
    Beiträge
    18.428
    melachi kann es eh am besten erklären !
    Habe gerade 1000 Kalorien verbrannt- Pizza im Ofen vergessen...

  9. #9

    Registriert seit
    06.01.2015
    Ort
    Nürnberg
    PLZ
    90409
    Beiträge
    8
    Vielen Dank Melachi und Arnika für die tollen Links und Erklärungen. Züchterisch stehe ich noch ganz am Anfang...aber dem Naturwissenschafter in mir (bin Physiker) gefällt schon mal der Stil.
    Ich werde die Unterhaltung auch im Forum des Marans Club Deutschland verlinken, da dort auch immer wieder ähnliche Fragen (Rost etc.) auftauchen.

  10. #10

    Registriert seit
    20.04.2013
    Ort
    Tregunc in der Bretagne
    Land
    Frankreich
    Beiträge
    841
    Themenstarter
    Prima, je mehr sich den Kopf zerbrechen umso besser kommen wir voran !
    Beim MCD muss ich auch wieder mal vorbeischauen ......
    Marans goldhalsig und silberhalsig

Ähnliche Themen

  1. Antworten: 3
    Letzter Beitrag: 30.05.2022, 19:16
  2. Ab wann den "alten" gegen ein oder zwei "junge" tauschen?
    Von Zipora2111 im Forum Dies und Das
    Antworten: 24
    Letzter Beitrag: 21.02.2019, 13:42
  3. Antworten: 5
    Letzter Beitrag: 22.08.2012, 12:03

Lesezeichen

Lesezeichen

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •