Ergebnis 1 bis 10 von 24

Thema: Biodiesel

Hybrid-Darstellung

Vorheriger Beitrag Vorheriger Beitrag   Nächster Beitrag Nächster Beitrag
  1. #1

    Registriert seit
    19.02.2014
    Beiträge
    2.456

    Biodiesel

    Liebe Hühnersuppenfreunde,

    die letze alte Orpingtonhenne, die ich in die Suppe getan habe, war gut 3 kg schwer und hat auf der Suppe im Topf für eine schöne gelbe Fettschicht gesorgt. Da zu viel Fett Durchfall machen kann, habe ich das meiste davon mit einer Suppenkelle abgeschöpft und in ein Einmachglas abgefüllt. Es waren immerhin 353 g Fett, was einem Körperfettanteil von gut 10% entspräche.

    Da ich möglichst alles von einem geschlachteten Tier einer vernünftigen Verwendung zuführen möchte, habe ich versucht, dieses Fett in Biodiesel umzuwandeln, was erstaunlich einfach war:
    353g Fett wird mit 75 mL Methanol und 2.5 g KOH gemischt.jpg
    Man gibt zu dem noch warmen Fett einfach (z.B in der Apotheke gekauftes) Methanol in dem KOH gelöst ist, im Verhältnis:

    Fett : Methanol : KOH = 500 : 100 : 3.5

    Da Methanol ein sehr giftiger Alkohol mit einem Siedepunkt von nur ca. 64 °C ist, sollte man sehr darauf achten, dass das Fett nicht wärmer als 55 °C ist, denn sonst kann es passieren, dass Methanoldämpfe aufsteigen!

    Man schüttelt ein paar Minuten kräftig duch und lässt stehen. Dabei trennt sich das Gemisch von selbst in eine Glycerinphase und eine darauf schwimmende Biodieselphase:
    Fett-Methanol-KOH-SuspensionI.jpgDSCN3968.jpgFett-Methanol-KOH-SuspensionIII.jpg
    Die Glycerinphase unter dem Biodiesel habe ich mit einem kleinen Schlauch abfliessen lassen und den Biodiesel in einem grösseren Glas mit heissem Wasser gewaschen. Weil sich dabei viel Wasser ins Diesel emulgiert hat habe ich, den Ansatz im Backofen auf nahe 100°C zur besseren Phasentrennung erhitzt:
    mit Wasser gewaschener Biodiesel im Backofen bei 100°C.jpg
    Anschliessend habe ich die obere Biodieselphase in meine Petroleumvergaserlampe gefüllt und angezündet:
    Biodiesel neben Petroleumvergaserlampe.jpgBiodieselphase mit Schlauch in Lampe ablaufen lassen.jpgBrennende Lampe mit Hühnerbiodiesel.jpg

    Eigentlich soll man die Lampe nur ausserhalb des Hauses betreiben. Ich war aber neugierig, ob die Geruchsbelästigung auch mit Biodiesel für einen Innenraum zu gross wäre und habe sie eine Weile in der Küche betrieben:
    Brennende Hühner-Biodiesel-Lampe in der Küche.jpg
    Es richt nur ein bisschen nach Küchenfett, macht für ca. 400 Watt Wärme (also ganz ordentlich!) und ist eigentlich so unproblematisch, dass ich mich frage, warum ich nicht schon früher auf die Idee gekommen bin, aus Küchenfettabfällen von den Hühnern und auch aus Fett aus der Fritteuse mein Lampenöl zum Leuchten aber auch notfalls zum Heizen selber zu machen.

    Hat von Euch auch schon jemand Erfahrung mit eigenem Bio-Diesel?
    Man soll es ja sogar zum Autofahren nutzen können, wenn man einen Diesel hat, dessen Dichtungen auf die Lösungseigenschaften von Biodiesel eingestellt ist.

    Demnach bräuchte unser Auto also ca. 23 solche Suppenhühner pro 100 km wenn ich mal davon ausgehe, dass er ca. 8 Liter normalen Dieselkraftstoff pro 100 Km verbraucht.

    LG Oliver

    (Das hier unten auftauchende Bild habe ich hier nicht platziert. Der Software hat es scheinbar so gefallen, dass sie sie es selbständig hier eingebaut hat
    Angehängte Grafiken Angehängte Grafiken
    Geändert von Oliver S. (27.01.2018 um 23:04 Uhr)

  2. #2
    Moderator Avatar von zfranky
    Registriert seit
    14.06.2014
    Ort
    Essen
    Beiträge
    15.251
    unglaublich..
    also ich schrecke ja vor Hühnerfett nicht zurück beim Essen.

    Aber.. gut zu wissen, dass man im Notfall seinen Petromax mit Hühnern betreiben kann

    Danke für diesen tollen Bericht!

    Liebe Grüße

  3. #3
    Gast
    Registriert seit
    26.12.2017
    Beiträge
    1.087
    @Oliver S: Hast Du Deiner Wohn- u. Gebäudeversicherung (Feuerversicherung) schon von Deiner tollen häuslichen Versuchsreihe berichtet?

  4. #4

    Registriert seit
    19.02.2014
    Beiträge
    2.456
    Themenstarter
    Zitat Zitat von canto Beitrag anzeigen
    @Oliver S: Hast Du Deiner Wohn- u. Gebäudeversicherung (Feuerversicherung) schon von Deiner tollen häuslichen Versuchsreihe berichtet?
    ... nach meinem Eindruck ist mein Biodiesel nicht so leicht zu entzünden wie echtes Diesel. Der Schnellzünder zündet jedenfalls nicht sondern raucht nur. Man musss die Lampe daher mit Ethanol starten. Das reduziert aber das Branntrisiko wenn was von dem Biodiesel daneben geht.
    Ich vermute, wenn das Erdöl zu Ende geht, wird es eine 3. Reihe Hybridhühner geben. Neben den Lege- und Fleischhybridrassen wird es dann noch eine Öl-Hybridrasse geben.

    LG Oliver

  5. #5
    Moderator Avatar von zfranky
    Registriert seit
    14.06.2014
    Ort
    Essen
    Beiträge
    15.251
    Zitat Zitat von Oliver S. Beitrag anzeigen
    ...Der Schnellzünder zündet jedenfalls nicht sondern raucht nur. Man musss die Lampe daher mit Ethanol starten.
    Das sollte eigentlich in die Gebrauchsanweisung aufgenommen werden!

    "Hinweise für die Verwendung von Hühner-Diesel"

  6. #6

    Registriert seit
    05.03.2015
    Beiträge
    1.205

  7. #7

    Registriert seit
    03.01.2018
    Beiträge
    102
    Warum machst du es denn so komplziert? Alkoholisches Kali funktioniert doch genauso. KOH in Ethanol oder auch Isopropanol

    Bei deinen Mengen solltest du aber sogar mit NaOH/EtOH arbeiten können.

  8. #8

    Registriert seit
    19.02.2014
    Beiträge
    2.456
    Themenstarter
    Hallo robirot,
    Zitat Zitat von robirot Beitrag anzeigen
    Warum machst du es denn so komplziert? Alkoholisches Kali funktioniert doch genauso. KOH in Ethanol oder auch Isopropanol

    Bei deinen Mengen solltest du aber sogar mit NaOH/EtOH arbeiten können.
    ... hast du das denn mal selber erfolgreich so probiert? Meine wenigen Versuche es mit dem weniger giftigen Ethanol zu machen sind bisher gescheitert, weil sich dabei nicht zwei Phasen bilden und das Glycerin so nicht abgetrennt werden kann. Auch ist der Siedepunkt des so erzeugten Produkts viel höher. Nach meinem Eindruck findet die zu Grunde liegende Umesterung nur mit dem Methanolat richtig statt. Mit Isopropanol hab ich es aber noch nicht versucht.
    Oliver

  9. #9

    Registriert seit
    03.01.2018
    Beiträge
    102
    Nicht direkt mit Biodiesel, aber ähnliche Anwendungen. Aber da wurde dann auch immer wieder getrocknet und mit Wasser/NaCl gewaschen, da die Phasentrennung durch Ethanol herabgesetzt wird.
    Also vll eher isopropanol.

  10. #10

    Registriert seit
    19.02.2014
    Beiträge
    2.456
    Themenstarter
    Liebe Biodiesel-Interessierte,

    hier noch ein kleiner Nachtrag: Nachdem ich gemerkt habe, wie leicht man Fette in hausgemachten Biodieselkraftstoff umwandeln kann, verarbeite nun auch unser Fett aus der Fritteuse. Da mein Auto aber kein Biodiesel verträgt, verbrauche ich den guten Stoff einfach um um auf meiner Petromax HK 500 CO2-neutralen Tee und Kaffee zu kochen.
    Mir ist dabei aufgefallen, dass Biodiesel eher kohlenstoffreicher ist, man den Mischrohrabstand maximieren muss und bei kleinen Problemen mit der Düse dennoch schon mal leichte Russflecken entstehen können. Dazu ist mir nun aber noch eine Lösung eingefallen:
    Da Biodiesel bei der Herstellung durch die Kalilauge auch ein paar Seifenmoleküle enthält, ist es in der Lage, relativ leicht ein bisschen Wasser zu binden. Wenn man ca. 1-2% Wasser in seinen Biodiesel einschüttelt, entsteht aus der Emulsion im Vergaser durch den entstehenden Wasserdampf bei gleichem Kohlenstoffgehalt mehr Gas, dass mit hohem Druck ins Mischrohr geblasen wird. Dabei reisst das Gas natürlich auch mehr Luftsauerstoff in den Brenner, so dass die Verbrennung sauberer abläuft.
    Mein Tipp also: Eine Spur Wasser als Biodiesel-Additiv fördert eine saubere Verbrennung.
    Da bei der relativ heißen Verbrennung von Diesel ja bekannt lich relativ viele Stickoxide freisetzt werden, könnte man statt Wasser eventuell auch eine harnstoffhaltige Lösung wie (AdBlue) hinzufügen, wobei für den Hausgebrauch eventuell auch AdYellow genügen könnte

    Mit 1% Wasser sieht die Verbrennung im Radiator dann jedenfalls so aus:
    Biodieselteekocher.jpg

    LG Oliver

Lesezeichen

Lesezeichen

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •