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Thema: Biodiesel

  1. #1

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    Biodiesel

    Liebe Hühnersuppenfreunde,

    die letze alte Orpingtonhenne, die ich in die Suppe getan habe, war gut 3 kg schwer und hat auf der Suppe im Topf für eine schöne gelbe Fettschicht gesorgt. Da zu viel Fett Durchfall machen kann, habe ich das meiste davon mit einer Suppenkelle abgeschöpft und in ein Einmachglas abgefüllt. Es waren immerhin 353 g Fett, was einem Körperfettanteil von gut 10% entspräche.

    Da ich möglichst alles von einem geschlachteten Tier einer vernünftigen Verwendung zuführen möchte, habe ich versucht, dieses Fett in Biodiesel umzuwandeln, was erstaunlich einfach war:
    353g Fett wird mit 75 mL Methanol und 2.5 g KOH gemischt.jpg
    Man gibt zu dem noch warmen Fett einfach (z.B in der Apotheke gekauftes) Methanol in dem KOH gelöst ist, im Verhältnis:

    Fett : Methanol : KOH = 500 : 100 : 3.5

    Da Methanol ein sehr giftiger Alkohol mit einem Siedepunkt von nur ca. 64 °C ist, sollte man sehr darauf achten, dass das Fett nicht wärmer als 55 °C ist, denn sonst kann es passieren, dass Methanoldämpfe aufsteigen!

    Man schüttelt ein paar Minuten kräftig duch und lässt stehen. Dabei trennt sich das Gemisch von selbst in eine Glycerinphase und eine darauf schwimmende Biodieselphase:
    Fett-Methanol-KOH-SuspensionI.jpgDSCN3968.jpgFett-Methanol-KOH-SuspensionIII.jpg
    Die Glycerinphase unter dem Biodiesel habe ich mit einem kleinen Schlauch abfliessen lassen und den Biodiesel in einem grösseren Glas mit heissem Wasser gewaschen. Weil sich dabei viel Wasser ins Diesel emulgiert hat habe ich, den Ansatz im Backofen auf nahe 100°C zur besseren Phasentrennung erhitzt:
    mit Wasser gewaschener Biodiesel im Backofen bei 100°C.jpg
    Anschliessend habe ich die obere Biodieselphase in meine Petroleumvergaserlampe gefüllt und angezündet:
    Biodiesel neben Petroleumvergaserlampe.jpgBiodieselphase mit Schlauch in Lampe ablaufen lassen.jpgBrennende Lampe mit Hühnerbiodiesel.jpg

    Eigentlich soll man die Lampe nur ausserhalb des Hauses betreiben. Ich war aber neugierig, ob die Geruchsbelästigung auch mit Biodiesel für einen Innenraum zu gross wäre und habe sie eine Weile in der Küche betrieben:
    Brennende Hühner-Biodiesel-Lampe in der Küche.jpg
    Es richt nur ein bisschen nach Küchenfett, macht für ca. 400 Watt Wärme (also ganz ordentlich!) und ist eigentlich so unproblematisch, dass ich mich frage, warum ich nicht schon früher auf die Idee gekommen bin, aus Küchenfettabfällen von den Hühnern und auch aus Fett aus der Fritteuse mein Lampenöl zum Leuchten aber auch notfalls zum Heizen selber zu machen.

    Hat von Euch auch schon jemand Erfahrung mit eigenem Bio-Diesel?
    Man soll es ja sogar zum Autofahren nutzen können, wenn man einen Diesel hat, dessen Dichtungen auf die Lösungseigenschaften von Biodiesel eingestellt ist.

    Demnach bräuchte unser Auto also ca. 23 solche Suppenhühner pro 100 km wenn ich mal davon ausgehe, dass er ca. 8 Liter normalen Dieselkraftstoff pro 100 Km verbraucht.

    LG Oliver

    (Das hier unten auftauchende Bild habe ich hier nicht platziert. Der Software hat es scheinbar so gefallen, dass sie sie es selbständig hier eingebaut hat
    Angehängte Grafiken Angehängte Grafiken
    Geändert von Oliver S. (28.01.2018 um 00:04 Uhr)

  2. #2
    Moderator Avatar von zfranky
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    unglaublich..
    also ich schrecke ja vor Hühnerfett nicht zurück beim Essen.

    Aber.. gut zu wissen, dass man im Notfall seinen Petromax mit Hühnern betreiben kann

    Danke für diesen tollen Bericht!

    Liebe Grüße

  3. #3
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    @Oliver S: Hast Du Deiner Wohn- u. Gebäudeversicherung (Feuerversicherung) schon von Deiner tollen häuslichen Versuchsreihe berichtet?

  4. #4

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    Zitat Zitat von canto Beitrag anzeigen
    @Oliver S: Hast Du Deiner Wohn- u. Gebäudeversicherung (Feuerversicherung) schon von Deiner tollen häuslichen Versuchsreihe berichtet?
    ... nach meinem Eindruck ist mein Biodiesel nicht so leicht zu entzünden wie echtes Diesel. Der Schnellzünder zündet jedenfalls nicht sondern raucht nur. Man musss die Lampe daher mit Ethanol starten. Das reduziert aber das Branntrisiko wenn was von dem Biodiesel daneben geht.
    Ich vermute, wenn das Erdöl zu Ende geht, wird es eine 3. Reihe Hybridhühner geben. Neben den Lege- und Fleischhybridrassen wird es dann noch eine Öl-Hybridrasse geben.

    LG Oliver

  5. #5
    Moderator Avatar von zfranky
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    Zitat Zitat von Oliver S. Beitrag anzeigen
    ...Der Schnellzünder zündet jedenfalls nicht sondern raucht nur. Man musss die Lampe daher mit Ethanol starten.
    Das sollte eigentlich in die Gebrauchsanweisung aufgenommen werden!

    "Hinweise für die Verwendung von Hühner-Diesel"

  6. #6

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  7. #7
    Cowgirl Avatar von Rohana
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    Äusserst erhellender Bericht, danke dafür! ... ich möchte mein Huhn trotzdem nicht verheizen

  8. #8

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    Irre !

    Wird sowas eigentlich schon mit Schlachtabfällen und altem Frittieröl industriel gemacht ?
    Marans goldhalsig und silberhalsig

  9. #9

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    Zitat Zitat von tiffani Beitrag anzeigen
    Danke für den Interessanten Artikel. Nicht umsonst ist das Huhn seit Jahrhunderten das beliebteste und wertvollste Haustier. Das mit den Federn klingt äusserst interessant. Allerdings führe ich die Federn meiner Hühner immer einer viel profaneren Verwendung zu: Federn stellen einen langsam verrottenden Stickstoffspeicher dar. Daher gebe ich sie nebst etwas gewässertem Altpapier und oder Karton gern in meine Kompostbeete.

    Zitat Zitat von Rohana Beitrag anzeigen
    Äusserst erhellender Bericht, danke dafür! ... ich möchte mein Huhn trotzdem nicht verheizen
    ... für ich steht der Gedanke auch nicht im Vordergrund. Bevor man aber das Fett in den Müll oder gar in den Abfluss gibt, kann man diese erstklassige Energiequelle aber doch selber nutzen. Hinzu kommt, sie scheint mir im Vergleich zu Diesel aus Erdöl relativ ungiftig und dazu noch überwiegend CO2-Neutral (nur das Methanol wird derzeit wohl noch überwiegend aus fossilen Rohstoffen gewonnen).

    Zitat Zitat von Arnika Beitrag anzeigen
    Irre !

    Wird sowas eigentlich schon mit Schlachtabfällen und altem Frittieröl industriel gemacht ?
    Aus Rappsöl und altem Frittenöl wird das wohl schon industriell so gemacht. Ob man Schlachtfette auch verwendet weiss ich leider nicht. Wie man an dem Beispiel aber sieht, wäre es aber möglich.
    Die Herstellung von eigenem Biodiesel scheint mir aber nicht nur so einfach wie Marmeladekochen, sie ist auch witschaftlich interessant. Auf dem Weltmarkt kostet der Kubikmeter Methanol 380 Euro. Was 39 Cent pro Liter entspricht. Aus einem Liter Methanol kann man aus kostenlosem Altöl dann ca. 5 Liter Biodiesel herstellen, so dass der Preis pro Liter dann für den Selbsthersteller bei 8 Cent pro Liter liegt.
    In der Apotheke kostet der Liter Methanol freilich noch ein Vielfaches. Ich wäre dankbar, wenn mir jemand eine günstigere Quelle für Methanol verraten könnte als die Apotheke.

    LG Oliver
    Geändert von Oliver S. (28.01.2018 um 11:25 Uhr)

  10. #10
    Erbsenzähler Avatar von eierdieb65
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    Sehr interessant

    Es gibt seitenweise Beschwerden, dass genußtaugliche Lebensmittel im Müll landen.
    Dann wird propagiert, dass man aus wertvollen, frischen, Lebensmitteln und Äthanol (aus wertvollen Lebensmitteln) sogar Diesel machen kann!

    Dabei spreche ich noch nicht mal davon, dass wertvolle Lebensmittel vom Tierarzt unbrauchbar für den Verzehr gemacht werden. Angeblich aus moralischen Gründen. Als wäre ein Lebensmittel vergiften, moralisch korrekt.

    23 Hühner/100 Kilometer spricht ja Bände.

    lg
    Willi
    Geändert von eierdieb65 (28.01.2018 um 14:07 Uhr)

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