Seite 16 von 18 ErsteErste ... 612131415161718 LetzteLetzte
Ergebnis 151 bis 160 von 180

Thema: Wölfe im Münsterland

  1. #151
    Bio- Nerd
    Registriert seit
    28.03.2010
    PLZ
    5...
    Beiträge
    18.429
    Hatte erstmal nur Zeit für die vierseitige PDF von Valerius Geist...

    1.) Wie alt ist der Typ? Wer noch "vom Wolfe" statt "vom Wolf" spricht, ist sicherlich schon von jeder Realität weit überholt und hinter sich gelassen.
    Zudem negiert er die Fähigkeiten der DNA- Analyse und bezeichnet sie als "Kokolores". Damit hat sich der Typ schon meilenweit disqualifiziert, denn so spricht kein Wissenschaftler in einem öffentlichen Paper...

    2.) Aha, weil der hiesige Wolf also nicht die ganz spreizbaren Pfoten hat, ist er automatisch ein Hunde-, oder verwegener noch, ein Schakalhybride...
    Hat der gute Mann mitbekommen, dass Konrad Lorenz weit irr ging, als er die Haushunde in "Aureus- Hunde" (vom Goldschakal abstammend) und in "Lupus- Hunde" (vom Wolf abstammend) einteilen zu können meinte, und dass die sich schon im Labor nur mit Tricks kreuzen lassen, geschweige denn im Freiland?
    Kann er mal bitte entsprechende DNS- Belege vorweisen, in denen völlig unzweifelhaft eine Hybridisation mit Hund oder Schakal quer durch Mitteleuropas Wölfe nachgewiesen ist?
    Und die Hybrid- Welpen von anno 2003, die ich auch schon erwähnt hatte (mit dem Schäferhund als Vater) sind der unzweifelhafte Beweis dafür, dass das die absolute Regel ist?

    3.) Auf die Idee, dass sich je nach geographischen Anforderungen verschiedene Typen heraus entwickeln können, kommt der gute Mann auch nicht?
    Er redet vom hochnordischen Wolf, der wirklich den von ihm beschriebenen Lebensbedingungen ausgesetzt ist und entsprechendes Gehwerk braucht. Aber nicht, um sich noch schnell "auf eine Eisfläche zu retten, bevor er vom Treibeis zermalmt wird". Schon alleine diese Aussage diskreditiert den Mann ins Unendliche! Das klingt zwar sehr taff und als ob er schwer Ahnung hätte, aber wie oft kommt ein Wolf in die Gefahr, von Treibeis zermalmt zu werden, weswegen es gut ist, solche Pfoten zu haben?!?

    Der nordische Wolf, der mag diese langen, schmalen und dadurch weit spreizbaren Pfoten haben und brauchen, aber: Gilt dies analog für den mitteleuropäischen Wolf genau so? Begegnet der denselben Anforderungen wie der nordische Wolf?
    Wo haben wir noch bedeutende Sümpfe, wo noch halbjahreslang knietiefe Moraste von solchen Dimensionen bestehen, dass der Wolf sich daran speziell angepasst halten müsste? Wo noch halbjahreslang meterhohen Schnee, in dem Schneeschuhe nur von Vorteil sind?
    Hat der man schon mal den evolutionsbiologischen Begriff "Adaptive Radiation" gehört? Kommt mir ganz und gar nicht so vor, denn sonst würde er nicht so einen Käse zusammen schwallen.

    Auch "reine Wölfe" brauchen in Mitteleurope keine Schneeschuhe, die sich mega weit spreizen können, ihm reichen weniger lange, weniger schmale Pfoten, weil wir ganz andere Bedingungen hier haben. Unter anderem viel längere, wesentlich unsumpfigere Sommer als im hohen Norden. Für hiesige Wölfe wären solche "Schneehundfüße" (?!?) auf unseren vergleichsweise festen und quasi immer irgendwie dick bedeckten Böden (Gräser, Laubdecke) von großem Nachteil.
    Wer das nicht glaubt, der fahre doch bitte einmal mit halb platten Reifen (analog weit spreizenden Pfoten) und einmal mit fest aufgepumpten, nur schmale Auflagefläche bietenden Reifen durch jeweils lockeren Schnee oder Sand und dann über festen Straßenasphalt oder eine Wiese.
    Und messe mal den Energieverbrauch, den er auf beiden Terrains mit welchen Reifen hat. Und mit welchen Reifen er sich auf welchen Terrains am schnellsten bzw. effektivsten fortbewegt...
    Unmittelbar wird sich die Erkenntnis aufdrängen, dass die halb platten Reifen auf Sumpf, Schnee, lockerem Sand das beste Fortkommen ermöglichen, während man auf festem Terrain viel zu viel Energie verbraucht, kaum richtig vorankommt, man aber andererseits mit den festen Reifen in ersterem Terrain hoffnungslos versackt, in zweiterem aber bestens und flott fort kommt....

    Wozu bräuchte der mitteleuropäische Wolf also lange, weit spreizende Pfoten des nordischen Wolfes genau?
    Und, die wichtigste Frage von allen, unterscheiden sich denn überhaupt die Fährten nordischer wie mitteleuropäischer Wölfe wirklich so signifikant voneinander, wie der Kamerad erzählt? Ich sehe dafür keinerlei Bildbelege oder wissenschaftlich erfasste Messungen von Pfotenabdrücken, die zu so einer "Beweisführung" aber zwingend dazu gehören, wenn man irgendwelchen Anspruch auf Ernsthaftigkeit erheben will!

    Oder unterscheiden sich die Fährten nordisch- und mitteleuropäischer Wölfe gar nicht so sehr voneinander, weil beider Pfoten multifunktionelle Werkzeuge sind, die sowohl in harschem als auch komfortablem Terrain gleichermaßen gutes Fortkommen ermöglichen?

    4.) Scheint er auch nicht wirklich mitbekommen zu haben, dass wir hier in Mitteleuropa einen ganz anderen Vegetationstyp haben als in Südeuropa oder Nordeuropa, der sich selektiv auch auf die verbreitete Fellfarbe ausgewirkt haben könnte...

    Was sind die borealen Nadelwälder? Grau, von Rinden- und Hintergrundbild her, und sowieso sehr hell im Winter...
    Was sind die mitteleuropäischen Misch- und Laubwälder? Vielfarbig, mit vielfältigem Farbspiel (auch rot!) in den Rinden- und Hintergrundfarben, oftmals auch im Winter nicht besonders hell oder grau...
    Was sind die südeuropäischen Macchien und mediterranen Wälder? Auch wieder grauer und eintöniger von Rinden- wie Hintergrundfarben...

    Wozu sollte dann also der mitteleuropäische Wolf ebenso grau sein wie seine nördlichen oder südlichen Verwandten? Hm?!?
    Wäre in den buchen- und eichengeprägten mitteleuropäischen Wäldern, deren Boden monatelang das zufällig rotbraune Herbstlaub ziert, nicht auch ein rotbrauner Anteil im Fell vorteilhaft? Auch an den Ohren? Weil unser Wild weiß, bzw. kontrastreich schon sehr gut sieht, rot etc. aber weniger gut? Die im Fell wiederzufindende Farbe des Laubes ihm also hilft, sich gut zu tarnen ?

    5.) Und bringt er nicht überhaupt gewaltig was durcheinander, wenn er von Kojoten spricht? Also die nordamerikanischen Groß- Caniden mit den europäischen vergleicht?
    Von wegen "Wolf grau hinter den Ohren, Kojote rot"? Was er da drüben an Wolf vorwiegend vor der Nase hat, ist der Timberwolf sowie der Polarwolf- beides Unterarten, die nicht mit unseren heimischen Wölfen zu vergleichen sind, da größer, schwerer, mit teils ziemlich anderem Sozialverhalten und noch einem kleinen, ganz speziellen Geheimnis, das er auch nicht zu kennen scheint, da er stets vom "reinen Wolf" in höchsten Tönen schwärmt- nämlich dass das schwarze Fell, das viele Timberwölfe zeigen, wer errät's? Ja, genau, von HUNDEN stammt... Na, und nu ? Da drüben auch alles nur wertlose Bastarde? Kann man sich auf gar nix mehr verlassen? Obwohl alle Timberwölfe doch soooo tolle lange und spreizbare Pfoten haben... Verdirbt ihm doch glatt seine ganze Theorie, oder?

    Spätestens das sollte aufzeigen, dass kürzere, weniger spreizbare Pfoten ein Beweis für gar nichts sind! Bzw. allenfalls dafür, dass die Besitzer sich an die Lebensbedingungen ihres Habitats angepasst haben. Der amerikanische Timberwolf hat ebenfalls Schnee von September/ Oktober bis März/ April zu bewältigen, und anschließend großflächig Sumpf teils den ganzen Sommer über. Obwohl er im Vergleich zu unseren Wölfen gar nicht so hochnordisch, geografisch eher auf der Höhe Mitteldeutschland bis Marokko lebt...
    Und unsere mitteleuropäischen Wölfe haben das eben nicht... Schnee, wenn überhaupt, nur wochen- oder wenige monatelang, aber kein halbes Jahr meterhoch am Stück- unsere Gebirgswölfe, die das hätten, wandern dann in tiefere Lagen, wo sie das noch können. Anschließend großflächigen Sumpf quasi gar nicht, außer entlang von Flüssen, die großen Becken und Gebirgssenken Nordamerikas fehlen hier bei uns mit unseren vergleichsweise niedlichen Gebirgen... Also brauchen unsere- reinen!- Wölfe auch keine Pfoten eines Wolfes, der quasi neun Monate des Jahres in weichen, nachgiebigen Bedingungen zu leben hat...

    Ist mit einem Wort also wirklicher Unsinn, dass sämtliche mitteleuropäischen Wölfe durch die Bank wertlose Bastarde wären!

    PS @ Valerius Geist: Kurz gegoogelt- ah, er ist 79!
    Geändert von Okina75 (01.02.2018 um 03:37 Uhr)
    Habe gerade 1000 Kalorien verbrannt- Pizza im Ofen vergessen...

  2. #152
    Avatar von Stanzi
    Registriert seit
    08.08.2015
    Ort
    Wo die Schweine übers Wasser getrieben wurden
    Beiträge
    6.387

  3. #153

    Registriert seit
    07.04.2015
    PLZ
    08xxx
    Beiträge
    968
    Zitat Zitat von Nicolina Beitrag anzeigen
    Auch diese "These" ist mir durchaus geläufig - aber noch gelang es niemanden mich davon zu überzeugen.
    Und wenn diese dann noch mit weiteren - recht weit hergeholten - Argumenten verknüpft wird - wird das auch nicht gelingen.
    Nic, ich mag dich gar nicht überzeugen.

    Du hast wie jeder andere auch ein Recht auf deine eigene Meinung. Wer darüber nachdenken mag, macht das halt und wer nicht lässt es bleiben. Bitte sehe es so entspannt wie ich auch. Meine Beiträge spiegeln nur meine eigene Meinung wieder, nicht mehr und nicht weniger. Das es keine unfehlbaren Menschen gibt ist mir durchaus bewußt, mich eingeschlossen.

    Villeicht habe ich mich auch wieder getäuscht, und du hast mich gar nicht gemeint mit den weit hergeholten Argumenten.

  4. #154

    Registriert seit
    07.04.2015
    PLZ
    08xxx
    Beiträge
    968
    Danke, Okina für deine ausführliche Antwort. Die werde ich mal nach und nach durcharbeiten. Gerade mit DNA Proben habe ich null Ahnung, das kann ich so nicht wirklich einschätzen. An dem Wort Kokoloris würde ich aber eine Inkompetenz nicht festmachen, für mich ist das ein gängiges Wort.

    Zu 2. Da hatte ich noch was im Hinterkopf bei mir gefunden, das wiederentdeckt werden wollte. Wenn ich mich recht entsinne, ging es damals um die Probleme, den Goldschakal als seine Art in der Natur zu erhalten, weil viele sich mit Hunden verpaart hatten. Darum habe ich mal eine Suchmaschine bemüht und bin fündig geworden. Mit Hunden verpaart er sich, das ist auch genetisch nachgewiesen, soweit man dem Bildschirm glauben darf. Aber für mich interessant wären Wolfsmischlinge, das sind meinen Bedenken. Und zwar Wolf und Schakal. Was ich gefunden habe ist, das sich Wölfe mit Kojoten fortpflanzen können. Der sogenannte Rotwolf aus dieser Kreuzung ist inzwischen eine eigene Art. Finde ich sehr spannend. Hier in Europa wird vermutet, das der Ausgestorbene Rohrwolf aus einer Verpaarung mit dem Goldschakal hervorging. Aber ein Genetischer Nachweis dafür fehlt.

    Zu 3. Der Europäische Wolf ist, wenn ich richtig informiert bin den Eurasische Wolf. Er ist eingewandert aus Russland und seinen sibierischen Weiten. Genau dort herrschen diese harten Bedingungen, Solange ist er noch nicht hier, das sich da genetisch was verändern könnte. Ausgenommen die italienischen Wölfe, die ein wenig kleiner sind. Sie sollen genetisch einige Unterschiede aufweisen.

    """Und, die wichtigste Frage von allen, unterscheiden sich denn überhaupt die Fährten nordischer wie mitteleuropäischer Wölfe wirklich so signifikant voneinander, wie der Kamerad erzählt? Ich sehe dafür keinerlei Bildbelege oder wissenschaftlich erfasste Messungen von Pfotenabdrücken, die zu so einer "Beweisführung" aber zwingend dazu gehören, wenn man irgendwelchen Anspruch auf Ernsthaftigkeit erheben will!"""

    Das würde mich auch brennend interessieren. Da werde ich mich nochmal auf die Suche machen. Halt von einer für mich vertrauenserweckenden Quelle, nicht gerade dem Wolfsbüro. Wenn es da wirklich klare Fakten gäbe könnten Mischlinge leichter rausgefangen werden, wenn man denn wollte.

    Ich setze mich später nochmal hier ran, muß noch einiges tun.

  5. #155
    Bio- Nerd
    Registriert seit
    28.03.2010
    PLZ
    5...
    Beiträge
    18.429
    Hy!

    Wow, danke, dass man mit Dir trotzdem vernünftig reden kann, Respekt (ehrlich gemeint)!
    Ja, Kokolores ist ein gängiges Wort- hat aber in einem Paper mit wissenschaftlichem Anspruch nichts zu suchen, und welchen Zweck ich für die PDF und einen Mann, der jahrzehntelang an kanadischen Unis gelehrt hat, mal voraussetze.

    Nach meinem Kenntnisstand mussten Konrad Lorenz, Erik Ziemen und Konsorten sich damals ziemliche Tricks einfallen lassen, um Schakale mit Hunden verpaart zu kriegen. Dabei war der Hunderüde nicht das Problem, die poppen ja mitunter alles, wenn ihnen der Blutdruck steigt. Sie mussten vielmehr immer auch eine Schakalfähe dabei haben, die läufig war, zusätzlich zur Hündin im gleichen Östrusstatus, und wenn der Schakalrüde dann so richtig auf Touren war, die Schakalfähe schnell wegnehmen, so dass die Dinge ihren Lauf nehmen konnten.
    Ich muss das Buch nochmal lesen, vom Konrad Lorenz ("So kam der Mensch auf den Hund"), da wurde das alles recht detailliert behandelt, auf jeden Fall waren die Schakal- Hundhybriden schon in Gefangenschaft recht schwer zu erzielen und erwiesen sich insgesamt als ziemlich zerrissene Persönlichkeiten, weil Schakal- und Hunde- bzw. Wolfwesen und -lebensweise ziemlich opponieren.
    Von gängigen Kreuzungen in der Natur auszugehen, wo die Verhältnisse um ein vielfaches erschwerender sind als unter den relativ idealisierten Laborbedingungen, halte ich für völlig verfehlt. Sie könnten und haben sicherlich, ebenso wie Kojoten mit Hunden, obwohl gerade Kojoten auch dafür bekannt sind, in selbst mittelgroßen Hunden eher Mahlzeiten als Sexualpartner zu sehen... Aber das dass in irgendeiner Weise die Regel ist, glaube ich nicht. Und ich verfolge die ganze Sache mit der soeben neu in den USA entstehenden Art des Coywolfs mit Interesse. Welcher bereits eine millionenstarke Population aufgebaut hat und aus Wolf, Kojote und einem Spritzer Hund besteht.
    Durch das Wolfserbe kann er sozialer leben als Kojoten sowie größere Beute machen, durch den Hund hält er es eher in menschlicher Nähe aus, und durch den Kojoten ist er ungeheuer flexibel und anpassungsfähig- evolutionär ein Paradebeispiel von Survival of the fittest (was nicht "des Stärksten" bedeutet, sondern "des bestangepassten").

    Hieraus wiederum den Schluss zu ziehen, die deutschen Wölfe würden so zutraulich, weil die soviel Hund enthielten, dazu soviel:
    Das Problem an WolfHund- Hybriden ist gerade, dass die eben nicht so besonders zutraulich sind. Halten es vllt. näher am Menschen aus, aber wie all die vielen verwilderten Hunde überall beweisen, sind auch Hunde nicht per se die zahmen Schmusekameraden, sondern nehmen sich mit den Wolfshybriden im Verhalten nicht viel und sind sehr oft auch sehr scheu- leben mehr in ihrer eigenen Welt beim Menschen als mit ihm...

    Die Zutraulichkeit bzw. Angstlosigkeit mancher deutscher Wölfe ist eher auf das selbe Phänomen zurück zu führen, dass auch Biber (in der Natur superscheu!), Wildschweine (in natura noch scheuer!), Füchse (...) und sogar Rehe in urbanen Räumen so vertraut werden lässt- die relative Sicherheit und nur sehr leichte Bejagung. Die lässt die Tiere überraschend schnell zu ihren ganz ursprünglichen Verhaltensweisen und Aktivitätszeiten zurück kehren, nämlich zur Tagaktivität und Akzeptanz des Menschen als ganz normalen Bestandteil der Umwelt. Wo man sich normalerweise gegenseitig toleriert, wenn das eine nicht die Beute des anderen ist, und das sind wir für Wölfe nicht natürlicherweise, aller Übergriffe zum Trotz, die meistens menschliches Fehlverhalten im Hintergrund haben.
    Wie zB beim abgeschossenen "Kurti", der als Welpe wohl wahrscheinlich angefüttert wurde- etwas, was jeder Vernunft ebenso zuwider läuft wie das aus der Hand füttern (!) freilaufender Wildschweine in Berlin, sogar winzige Frischlinge führender Bachen, die im Wald Hackfleisch aus einem machen würden, käme man den Kleinen zu nahe...
    Und was alles andere als Tierliebe ist, denn der Mensch besteht auf seiner Distanz, und macht er Sachen (anfüttern etc.), dass die Wildtiere diese Distanz (es müssen ja nicht immer gleich hunderte Meter sein...) bis auf Berührungsnähe unterschreiten, ist das vielleicht für die fütternden Leute schön, aber wenn was passiert, sind die Tiere schuld und müssen es ausbaden. Was Sch...ße ist !

    Jedenfalls hätte aus dem Wolf niemals der Hund werden können, wenn er schon immer so mega super scheu gewesen wäre, wie man ihn heute allgemein so vermeint, zu kennen.
    Die Anzeichen mehren sich, dass sich der Wolf ebenso wie die Katze selbst domestiziert hat, indem sie die Vorteile der menschlichen Gesellschaft für sich entdeckte und nutzbar machte. Bei der Katze war das die mit dem Aufkommen des Ackerbaus explodierenden Nagerbestände. Beim Wolf waren das die Überreste der Jagdbeute sowie Abfallgruben der Menschen.

    Und ich bin nun der Ansicht, dass Zahmheit eine Mutation des normalen Wildtierverhaltens ist. Dass aus ganz normalen, teils mega scheuen Wildbeständen immer wieder einzelne Exemplare hervorstechen, die ganz anders sind, und die Nähe des Menschen bis auf wenige Meter oder noch näher tolerieren und Gefahren im allgemeinen nicht so ernst nehmen. Unter natürlichen Selektionskriterien konnten sich solche Abweichler nie durchsetzen, weil quasi sofort von allem erwischbar, siehe nur die auf extreme Dichteverträglichkeit gezüchteten Legehybriden- und vielerlei andere Lieblingshühner, über die bei Verlust durch den Habicht gar bitter getrauert wird. Eben weil sie so zahm und umgänglich waren und damit weit aus den anderen Hühnern herausstachen.

    Ich habe auch einen eigenen Beleg für meine Theorie, und zwar hatten wir mal Sikawild im Gehege. Im Gegensatz zum schon quasi- domestizierten Damwild sind das noch richtige Wildtiere mit einer entsprechenden Fluchtdistanz. Im Sommer ließen sie einen auf vllt. 30 m ran, dann gingen schon die Köpfe mit gespitzten Ohren hoch. Im Winter verringerte sich das auf teils nur 5 m, aber da hatten sie auch Hunger... In unserer Gruppe war aber ein Alttier, dem die Hysterie der Truppengenossinnen relativ latte war. Die stand da, freute sich und kuckte zwar auch etwas scheel, ließ einen aber im Sommer durchaus auf 10 m ran, bevor sie sich langsam weg bequemte. Und das interessante ist, dass ihre Kälber genau so waren!
    Das weibliche Jungtier, dass sie bei Übernahme hatte, wie auch ihr letztes Jungtier, ein Bock... Vor allem letzterer schoss alle Vögel ab!
    Obwohl wild gezeugt und geboren und NICHT explizit an Menschen gewöhnt, sondern 100 % herdengeprägt, ließ der einen von Anfang an ohne weiteres auch im Sommer auf 3- 5 m ran und blieb ganz cool, und roch im Winter sogar mit laaangem Hals (was bei einem Sikaspießer kaum einen Meter Distanz bedeutet) an Möhren, die man ihm hinhielt, und fraß sogar manchmal die Möhre aus der Hand. Langen Halses zwar, aber gar kein Vergleich zu den anderen Herdenmitgliedern (außer seiner Mutter), die immer recht flüchtig waren und blieben.
    Den hatten wir dann auch als Zukunftshirsch laufen gelassen, und hätten wir dann die Hirsche nicht leider abgeben müssen (Zeitmangel durch eigenen Nachwuchs und Gehege weiter weg von Zuhause), dann hätte ich mit dem von Natur aus zahmen, naja, sagen wir, zutraulichen Sikahirsch Pluto (so hatte ich ihn genannt, weil er immer mit langer Nase vernehmbar schnupperte ^^) inzwischen ganz sicher eine feine Truppe gehegetauglichen Sikawilds, bzw. mit nur noch rudimentärem Scheueverhalten, und das ohne Flaschenaufzucht oder künstlicher Futterzahmheit- was für die Tiere auch nur von Vorteil wäre, denn eine 10 Kopf starke Truppe Hirsche, die da mit Karacho flüchtet, ist ja sowohl für die Tiere als auch für Menschen potentiell gefährlich...

    Ich glaube daher, auch die heute so zahmen bzw. zutraulichen Wildtiere sind der Stoff, aus dem Haustiere gemacht werden könnten/ worden wären, weil der Mensch als Haus- oder Nutztier ja immer das am leichtesten zu händelnde und zu kontrollierende auswählte, weil selbige Tiere mit Wildverhalten ihm sicher den Hof in Schutt und Asche gelegt und seine Familie in Grund und Boden gestampft hätten.
    Man sollte all zu zahme Wölfe also vllt. nicht gleich abschießen oder denen natürliche Scheue durch Plastikgeschosse wieder "antrainieren", sondern sie schlicht betäuben, einfangen und ab in irgendein Gehege, wo SOLCHE Tiere ganz sicher um ein vielfaches besser klar kommen als scheue Wildfänge!
    Der dreibeinige Wolfsrüde aus Eberswalde, der den wohl ersten Hybridenwurf auf deutschem Boden zeugte, kam ja in der Gefangenschaft dann auch prima klar, erst im Zoo Eberswalde, dann in einem weitläufigeren Bärenpark, weil ihm die anderen Wölfe in Eberswalde zu sehr zugesetzt hatten bzw. ihn nicht dauerhaft akzeptierten. Und er war auch einer dieser vertrauteren Wölfe, der sich nah an menschliche Behausung wagte- und das ganz am Anfang der deutschen Wolfsgeschichte Teil 2, wo noch gar nicht so viele Hybriden hier rumlaufen konnten.

    Ich bin der festen Überzeugung, dass allzu vertrautes Wild natürlich immer abgeschossen werden kann, wem es Spaß macht, ein quasi völlig argloses und noch freundlich ankommendes Tier über den Haufen zu schießen (wer einen freundlich ankommenden Hund kennt, kann das auch am Wolf erkennen, sollte also schon mal die Intention erkennen, auch wenn man dann trotzdem Land zwischen sich und den Wolf bringen sollte. weil der einfach kein Hund ist. Ich bringe übrigens auch Land zwischen mich und jeden Hund, den ich nicht kenne ^^...). Vielmehr sollte man solche Tiere aber nicht- letal entnehmen, irgendein Bärenpark oder Wildpark/ Heimattierpark findet sich sicher, wo die unterkommen könnten. So viele Wölfe fallen da ja nicht an, und selbst die klaren Hybriden des letzten Wurfes haben sie ja letzten Endes in einem Bärenpark unterbringen können, bzw. bringen sie unter, wenn sie sie fangen können.

    Es muss doch nicht immer gleich die allerletzte Militanz mit der tödlichen Kugel kommen, dazu sind wir doch heute viel zu weit entwickelt, im geistigen Sinne *find*! Und damit mit vertrauteren Wölfen nichts passiert, muss man dann eben sehen, dass das typisch deutsche Behördengeschwurbel nicht wie üblich wochen- und monatelang dauert, sondern zeitnahe (im Rahmen von Tagen!) Entscheidungen fallen und das Tier unmittelbar entnommen werden kann. Auffangstationen sind vorhanden bzw. lassen sich einrichten, so dass die Handhabe solcher potentiell konfliktträchtigen Einzeltiere in unserem infrastrukturell höchstentwickelten Land doch gar kein Problem darstellen sollte, und im Sinne aller gehandelt ist.
    Der Wolf kann sein Leben in Frieden fristen, die Bevölkerung muss keine Angst mehr haben, und die Behörden gewinnen vllt. auch mal an Vertrauen und Ansehen, wenn der Bürger sieht, dass da alles schnell und zufriedenstellend ohne großen Aufriss vonstatten gehen kann ...

    PS: Der mitteleuropäische Wolf lebt schon hier, seit sich die letzte Eiszeit verkrümelt hat, und hat auch vorher hier gelebt, folgte den Eis- und Wärmezeiten nach Süden und nach Norden- ist also ein bodenständiges, einheimisches Faunenelement, das schon lange vor dem Homo sapiens hier war. Einerseits mehr als genug Zeit, mit dem Wandel der Zeiten zu gehen, andererseits mit Fug und Recht mit Heimatrecht ausgestattet.
    Geändert von Okina75 (01.02.2018 um 15:30 Uhr)
    Habe gerade 1000 Kalorien verbrannt- Pizza im Ofen vergessen...

  6. #156

    Registriert seit
    07.04.2015
    PLZ
    08xxx
    Beiträge
    968
    Danke Okina für deine Sichtweise zum Wolf. Ich hatte leider viel zu tun und kann erst jetzt schreiben. Sorry.

    Mal ganz ehrlich, ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, das eine Behörde schnell und unbürokratisch auf einen potentiell zur Gefahr gewordenen Wolf reagiert. Meine Erfahrung sagt da leider was ganz anderes. Das wird wohl ein sehr kühner Traum bleiben.

    Mit dem Betäuben und Einfangen von Wölfen, aus denen die Scheu gewichen ist und die Vieh reisen oder Menschen zu nahe kommen könnte ich leben. Das wäre rein theoretisch eine gute Idee. Allerdings gebe ich zu Bedenken, diese Tiere können ausbrechen. Wenn dir bekannt ist, unter welchen Bedingungen die Wölfin Bärbel damals ausgebrochen ist wirst du verstehen was ich meine. Es gibt eben keinen sicheren Zaun für einen Wolf. Der Tierpark Klingenthal hatte nicht nur einen Zaun, das war eine Festung. Und trotzdem ist sie rausgekommen. Die Verantwortlichen konnten es gar nicht fassen.

    Das ist wohl auch der Grund, warum die meisten Risse in Deutschland mittlerweile in angeblich gesicherten Weiden passieren. Weil sicher nur ein schönes Wort darstellt, das beruhigend klingt. Mit irgendwelcher Sicherheit hat das aber rein gar nichts zu tun.

    Ganz eventuell könnte man auch eine viel zu schnell wachsende Wolfspopulation durch ausgelegte Köder mit der Pille für Hunde eindämmen. Damit die Bauern und Weideviehhalter verschnaufen können. Da würden keine Wölfe getötet werden müssen, weil keine entstehen. Wenn ich den jetzigen Aufwand für das Wolfsmonitoring und alles drumherum anschaue wäre der Aufwand fast zu vernachlässigen, weil Wölfe nur einmal im Jahr heiß werden.

    Ich persönlich kann mir aber auch sehr gut eine vollständige Entnahme in Form von Umsiedlung oder Abschuß vorstellen. Wogegen mir die Vorstellung von einem weidetierfreiem Europa nicht gelingen mag und auch nicht gefällt. Da wird in meinen Augen ein unschätzbar wertvolles Kulturgut einem einzigen Tier geopfert. Mit all seinen Rassen, und mit ganz viel Wissen, das für immer verschwinden wird. Mir ist es das einfach nicht wert.

    Konrad Lorenz, dieses Buch von ihm gibt es Online zu lesen. Zur Zeit werde ich es aber nicht schaffen.

    OT, bei Rehwild kommst du bis auf nur ganz wenige Meter heran, wenn der Wind beachtet wird wegen der Witterung. Und wenn ein Tier den Kopf oben hat, ganz still stehen beleiben. Sind alle am Äsen gaaanz langsam gehen. Eine Schulter in Richtung Reh, niemals frontal drauf zugehen. Immer die Seite zeigen. Und auch nicht anstarren. Habe es so schon ganz nah ran geschafft. Das rausschleichen genauso, nur rückwärts halt. Braucht man Geduld dafür, ist aber ein schönes Erlebnis. Das Sikawild und das Rotwild ist hier von Natur aus scheuer.

    Mit den Hühnern, die nicht auf den Habicht reagieren, da ist was dran. Aber es liegt auch viel mit an den Hähnen. Dieses Jahr hatte ich hier mindestens 50 Angriffe vom Habicht und außer ein paar Federn trotzdem keinen Verlust zu beklagen. Es laufen auch die Hybriden von meiner Schwiegerma mit, sowie meine Brahma, Australorps, Sussex, Jersey Giant, Mechelner und Buschhühner. Auf die Truppe passen drei Buschhähne auf, und die warnen sehr zuverlässig und führen die Hühner super. Das Verhalten der Buschis färbt ab, Sie haben auch geschafft, das sogar die Hybriden sehr schnell rennen und sich alle zuverlässig in Sicherheit bringen. Ich werde das so beibehalten. Mehrere Hähne von möglichst noch urtümlicheren Landrassen.

  7. #157
    Avatar von Huhnihunde
    Registriert seit
    13.01.2017
    Ort
    Am Rand
    PLZ
    140
    Land
    Schland
    Beiträge
    2.790
    Habe noch gar nicht alles hier gelesen, da stolper ich über diese Meldung:
    Auch in der großen Stadt wird nun von Wolfssichtungen berichtet. Noch geht man recht pragmatisch damit um.
    https://leute.tagesspiegel.de/reinic...ute_newsletter
    Zitronenfalter falten keine Zitronen

  8. #158
    Cowgirl Avatar von Rohana
    Registriert seit
    13.04.2017
    Ort
    Oberpfalz
    PLZ
    93
    Beiträge
    4.905
    Wenn man bedenkt wie stadt-affin Fuchs, Wildschwein und Waschbär geworden sind - warum nicht auch Wölfe...

  9. #159

    Registriert seit
    14.05.2012
    Beiträge
    17.072
    Gesetz dem Fall, dass Wölfe in das Jagdrecht aufgenommen würden - fielen dann auch Entschädigungen und Unterstützungen zur Sicherung weg?


  10. #160
    Bio- Nerd
    Registriert seit
    28.03.2010
    PLZ
    5...
    Beiträge
    18.429
    Naja, das ist ja nun mit der neuen GroKo beschlossene Sache, dass jeder Wolf weggeputzt werden darf, der nur irgendwie unangenehm auffällt, unter anderem "über Weiden läuft"- das dürfte es dann gewesen sein, wenn schon bei nur 160 Wölfen beschlossen wird, dass da reduziert werden muss. Wie das mit Entschädigung etc. aussieht, wird sich ja dann sicher bald zeigen. Ich gehe jede Wette, sie würde eingestellt und Wolfsrisse somit Wildschäden, die der Jagdpächter bezahlen muss. Was der dann macht, damit das nicht wiederholt vorkommt, kann sich sicher jeder denken...

    Wobei ich mal meinen will, dass es gerade im und am Tegeler Forst eher diverse Wolfshunde sein werden, ich kannte gerade da oben im grünen Nordwesten mit dem Stadtrand und Wäldern so nah, einige Sarloos und Tschechoslowakische...
    Eine Wolfssichtung hier ums Eck, Mudenbach, gar nicht weit weg, erwies sich auch als Tschechoslowakische Wolfhündin, die mit ihrem Labradorkumpel unterwegs war...
    Habe gerade 1000 Kalorien verbrannt- Pizza im Ofen vergessen...

Seite 16 von 18 ErsteErste ... 612131415161718 LetzteLetzte

Ähnliche Themen

  1. Wölfe in Deutschland
    Von fradyc im Forum Das Medienhuhn
    Antworten: 113
    Letzter Beitrag: 08.11.2016, 14:14
  2. Wölfe: Meinungsbild 2015
    Von Hermann20 im Forum Umfragen
    Antworten: 244
    Letzter Beitrag: 23.03.2015, 10:54
  3. Münsterland
    Von eggie im Forum Züchterecke
    Antworten: 2
    Letzter Beitrag: 09.07.2011, 18:13

Lesezeichen

Lesezeichen

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •