Ich beobachte bei meinen Hennen auch, das sie das Anpicken des ersten Eis als Signal nehmen, noch mal schnell vom Nest zu gehn, zu saufen, zu fressen und zu kacken. Wenn ich eine Glucke am errechneten Schlupftag draußen rumrennen sehe, schaue ich oft kurz ins Nest, und meist ist ein Ei angepickt. Die Küken aus diesen Eiern schlüpfen aber alle ganz normal.
Das Eier während des Schlupfes zu trocken werden können ist sicher richtig. Bei einem halb geöffneten Ei trocknen die Eihäute rasch aus und kleben dann so bombenfest am Küken, das es sich kaum mehr befreien kann. Allerdings hat die Glucke den Vorteil, das unter ihr nur wenig 'Luftraum' ist, außerdem liegen feuchte Küken und feuchte leere Eierschalen unter ihr, da ist die Luftfeuchte schnell wieder oben, wenn sie sich mal etwas gehoben hat. Das Problem ist: die Glucke weiß, was unter ihr los ist und wie es den Küken geht. Deshalb darf sie alles machen, was sie will. Wir wissen dagegen nichts darüber, deshalb müssen wir uns zurückhalten, damit wir die Glucke nicht boykottieren. Ich lasse die Eierschalen meist drunter liegen, nur wenn ich der Glucke unterschiedlich große Eier untergelegt habe, ist die Gefahr des Drüberschiebens ziemlich groß, da hole ich diese Eischalen heraus.
Wie wichtig genügend Feuchtigkeit beim Schlupf ist, habe ich bei meinen Kanarienvögeln erlebt. Da dachte ich anfangs auch, der Vogel macht alles falsch, weil die Henne morgens ausgiebig badete und dann mit pitschnassen Federn aufs Nest ging. Ich habe ihr dann das Badehäuschen weggenommen, und prompt sind zwei Küken an den Eihäuten festgeklebt und wären fast gestorben. Da wird einem dann schnell klar, wer der Dilettant und wer der Profi in dem Szenario ist und man lernt (hoffentlich), die Kompetenz des Tiers neidlos anzuerkennen. Natürlich läuft so ein winziges Ei viel schneller Gefahr, auszutrocknen, als ein vergleichsweise großes Hühnerei. Trotzdem sollte man das 'Brutklima', sprich die Luftfeuchtigkeit unter der Henne immer im Hinterkopf behalten, und nur sehr sparsam eingreifen. Ich würde auch nicht ausschließen, das häufiges Stören am Nest den Schlupf behindert, auch wenn man nicht unter die Henne greift. Denn sie kommuniziert ja mit den Küken, und wenn sie alarmiert ist und knurrt, unterbricht das Küken möglicherweise den Schupfprozess immer wieder.
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