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Thema: Meine kleine Farm - Trial and error

  1. #1

    Registriert seit
    08.12.2021
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    Meine kleine Farm - Trial and error

    Hallo zusammen,

    Zunächst möchte ich bei allen aktiven Usern bedanken. Ich habe hier seit Beginn meiner Hühner-Karriere viel lernen, Fehler erkennen und Alternativen erlernen dürfen.

    Alles begann mit einer Idee:
    Meine Frau hatte als Kind eigene Hühner in der Zucht ihres Vaters, so dass ich ihr zum Bezug unseres Hauses einen Gutschein für ein Selfmade-Hühnergehege samt Stall schenkte - wohl wissend, dass Gutscheine in unserem Hause gerne mal verfallen😉.

    Als mein anpackender Nachbar davon Wind bekam, baute er sich 2019 kurzerhand selber einen Hühnerstall und drängte mich dezent mich beim Hühnerkauf zu beteiligen…Unsere Wahl fiel auf Brahma-Hennen, die für uns Laien geschlechtstechnisch mit ca 4 Monaten nicht einzuschätzen waren. Kleiner Spoiler: von 9 gekauften Hennen krähten später 4 🙂.

    Zunächst wurden die „Hennen“ bei meinem Nachbarn untergebracht, ich beteiligte mich an den Kosten und der Arbeit, hatte aber weiterhin keine Ambitionen der Umsiedlung und zur vorgeschalteten körperlichen Bau-Ertüchtigung.

    Als dann im Spätsommer eine Milbenplage unsere Hühner und den Stall heimsuchte, wurde ich genötigt einen Stall für die Umsiedlung zu bauen.

    Unter großer Mithilfe entstand so ein ca 8qm großer Stall mit einigen Ebenen und 3 Legenestern. Die Erfahrung zeigte, dass die Brahmas keine Sitzstangen wollten, also bot ich Ihnen flache erhöhte Sitzgelegenheiten. Das Gehege (ca 200qm) mit Wildzaun umgeben wurde mit einigen Versteckplätzen ausgestattet (Paletten-Dächer) und mit einem erhöhten Sandkasten mit Planenbedachung versehen.

    Bevor 4 der Tiere im September umgesiedelt werden sollten, entschieden wir uns die männliche Fraktion zu halbieren um den Stress in unseren zukünftig getrennten Beständen zu minimieren.

    Für mich war das Schlachten des (noch sehr jungen) Hahns eine sehr wertvolle Erfahrung, die mich weniger Hemmung kostete als erwartet, aber dennoch eine große Demut vor dem Leben hervorrief und den Irrwitz der Supermarkt-Preise und den hinterstehenden Prozessen offenbarte. Ein wichtiger Schritt für mich aus der Konsumenten-Naivität…

    Schlussendlich wurde 1 Hahn mit drei Hennen in ihr neues Zuhause umgesiedelt und die Eingewöhnung in die neue Umgebung verlief reibungslos. Zumindest bis der Winter kam und ich mich über die ausbleibenden Eier wunderte-schließlich sind Brahma ja „Winterleger“ wie mir das Internet suggerierte.

    Also beschäftigte ich mich über den Jahreswechsel mit Ursachenforschung und musste schnell feststellen, dass „Winterleger“ sich zwar schön anhört, man dies aber durchaus fördern müsste, was ich allerdings für mich ausschloss, da ich den Tieren ihren natürlichen Zyklus belassen wollte. Im Zuge der Nachforschungen und der intensiven Forumsrecherche stellte sich aber heraus, dass das von mir verabreichte Futter (Versele Laga - Countrys-Best) nicht als Alleinfutter taugt und die zwar dankend angenommenen Küchenreste (Nudeln, Reis, Brot, Gemüse, Obst) den Nährgehalt und -bedarf lediglich verwässern.

    Umstellung des Futters also: Bio sollte es sein und ich entschied mich für das Alleinfutter von Meika, da in meiner Gegend nirgends Biofutter für Hühner angeboten wurde. Zusätzlich beschaffte ich die Meika-Körnermischung und Muschelgrit zur freien Verfügung.

    Nach anfänglichen Eingewöhnungsschwierigkeiten wurde das Futter angenommen und ich war guter Dinge für das neue Jahr 2020. Unbemerkt waren da bereits die Hühner zu meinem Hobby geworden und der Beitrag meiner Frau, der das Geschenk ja eigentlich galt, beschränkte sich auf den Verzehr der Eier und der mir zugestandenen Zeit für Fütterung und Pflege von Stall und Gehege.

    Im Jahr 2020 verstarb plötzlich eine der Hennen. Ich sah sie abends im Auslauf kauern, brachte sie in den Stall, setzte sie behutsam an ihre Lieblingsstelle und am nächsten morgen lag sie tot mitten im Stall. Aufgrund meiner Unerfahrenheit betrieb ich keine weiteren Nachforschungen, blieb aber ungestraft und alle anderen (2 Hennen und 1 Hahn) blieben gesund und munter.

    Schnell offenbarte sich mir im gleichen Jahr, dass Brahmas gerne und oft glucken. Um die Hennen zu entlasten und unmerklich meine kleine Hühnerfarm zu vergrößern entschied ich mich eine der Hennen auf Eiern sitzen zu lassen-natürlich nicht ohne gefühlt jeden Thread dieses Forums zu diesem Thema gelesen zu haben. Ich entschied mich für die Variante des Brütens im abgetrennten Bereichs im Stall. Aufgrund de damals grassierenden Coronapandemie konnte ich aus dem Homeoffice viel Zeit in der Nähe des Stalls verbringen und meine Fehler schnell erkennen und beheben.

    Natürlich muss auch ein brütendes Huhn mal an die Luft, was bei meiner Abtrennung schwer möglich war, also öffnete ich die Abtrennung über Tag und erkannte schnell, dass auch das keine Lösung war, da die anderen Hühner nur hierauf zu warten schienen um schnell ihre Eier ins Gelege zu schmuggeln. Darüber hinaus war es der Henne scheinbar auch nicht so wichtig auf welchem Nest sie brütet, also saß sie nach ihrem Beauty-,Meal- and Toilet-Ausflug auf wechselnden Nestern. Ok, also kurzerhand die Arbeitszeit flexibler gestaltet und betreutes Brüten eingeführt.

    Nach 3 Wochen dann der Lohn für die Mühen: aus 6 Eiern schlüpften 5 gesunde Küken.

    Die Glucke machte 3 Wochen lang einen tollen Job und die Beobachtung dessen fixte mich derart an, dass ich im gleichen Jahr noch einen zweiten Brutvorgang zuließ (dieses mal 7 Eier), vor allem getragen von meinem Scheitern anhand der hier mannigfaltig dargelegten Methoden zur Geschlechtsbestimmung zu irgendeinem verlässlichen Ergebnis zu kommen.

    Gleichwohl konnte ich bei der ersten Nachwuchs-Generation Erfahrungswerte sammeln, die ich mir bei Generation 2 nutzbar machen konnte, nachdem sich das Geschlecht der ersten Brut für mich als Laien manifestiert hatte.

    Schlupf 1 konnte schließlich mit 2,3 als erwartbar durchschnittlich bezeichnet werden. Die hieraus gewonnen Erkenntnisse ließen mich schnell glauben zu wissen, dass Schlupf 2 (leider schafften es hier nur 4 Küken) mit 1,3 ebenfalls glücklich gelaufen sein dürfte. Festgemacht habe ich dies weder durch Verhalten, Federsexen oder Ähnliches, sondern an der Farbe und Größe der roten Passagen rund um die Ohren.

    Ende 2020 konnte ich also einen Bestand von 4,8 aufweisen, ohne mir - naiv wie ich war - vorher Gedanken über den Hahnüberschuss gemacht zu haben. Nach ausschweifender Lektüre - auch und vor allem hier - über die Co-Existenz von Hähnen aus eigener Nachzucht, kam ich zu dem Schluss es erstmal zu versuchen und bei den ersten Anzeichen einzuschreiten(ohne jedoch eine Lösung parat zu haben).

    Anfänglich ging alles gut, bis Anfang 2021 plötzlich die Hormone bei einem der Junghähne, die zuvor immer vom Althahn zurechtgewiesen wurden, durchgingen und er den Aufstand probte. Ich hatte nie zuvor einen Hahnenkampf gesehen (und will das auch nie wieder) bei dem sich beide geduckt gegenüber stehen und auf stillen Befehl gleichzeitig mit den Sporen voran ins Gesicht springen. Meine Versuche dazwischen zu gehen blieben unbeachtet und schlussendlich unterwarf sich mein Althahn blutend und demütig dem Junghahn.

    Dies führte aber keineswegs zur Beruhigung, denn der Junghahn war zwar nunmehr der Chef zwischen den Herren der Schöpfung, aber derart triebig und ruppig, dass die Hennen ihn nicht akzeptierten und sich an den alten Chef hielten, der aber nichts mehr zu melden hatte.

    Meine Conclusio also: ich muss mich von einem der Streihähne trennen und bestenfalls alle anderen potenziellen Gefährder der Ruhe ebenfalls loswerden.

    Glücklicherweise konnte ich an Freunde und Bruteiersammler tatsächlich 3 Hähne im Umkreis vermitteln und entschied mich meinen Althahn zu behalten, da die Henne ihm weiterhin die Treue gehalten hatten.

    Neuer Bestand Anfang/Mitte 2021: 1,8 und hoffentlich Ruhe…

    Ruhig wurde es tatsächlich, allerdings nicht nur zwischenhuhnisch, sondern auch die Eierausbeute wurde sehr kärglich und die paar Eier die ich aus den Nestern holte, waren kaputt.

    Also ab ins Forum: Kalkmangel! Ok, also an der Kalkzufuhr nachbessern…bis ich irgendwann eine der Krähen (die ich bis dato als meine Unterstützer gegen Greifer gerne willkommen geheißen hatte) direkt nach der lautstarken Verkündigung der erfolgten Eiablage mit einem Ei im Schnabel aus dem Stall fliegen sah.

    Guter Rat teuer, Forum umsonst:

    Eier ausblasen und mit Chili/Senf/etc füllen = keine Besserung
    Krähen im Stall einsperren/erschrecken = keine Option
    CDs aufhängen = letzter Strohhalm

    Tatsächlich hat meine letzte Patrone - trotz gegenteiliger Prognosen - geholfen. Das große ABER: die im Türbereich aufgehängten CDs verschreckten meine Hühner derart, dass sie sich morgens nicht mehr aus dem Stall trauten. Nach einer gewissen Zeit konnte ich beobachten, dass die Hennen sich daran gewöhnten. Nur der Hahn blieb im Stall, bis ihn am späten Vormittag die Triebe seine Angst überwältigen und er mit einem lauten Kampfschrei durch die CDs ins Freie sprang, gefühlt zwanzigmal von seiner soeben erbachten Heldentat krähte und seine Hennen währenddessen ruhig weiter ihren Gewohnheiten nachgingen (sie waren ja auch schon Stunden zuvor durch die CDs nach draußen marschiert). Alles also ok!? Weit gefehlt: denn es hatte sich eine bis heute währende Reihenfolge des Stallbezugs am Abend ergeben in der der Hahn den ersten Schritt in die Nachtruhe gehen muss, er sich aber aufgrund der gefährlichen CDs (die die Hennen für die Eiablage über Tag gänzlich ignorierten) nicht traute und deshalb wildes Camping bevorzugte und seine Hennen ebenfalls hierzu verdonnerte.

    Ende vom Lied: Neben dem Öffnen der manuellen Hühnerklappe, der Fütterung, allen anderen untertägigen Besuchen des Geheges/Stalls und der Schließung der Klappe, musste also meinerseits der Zwischenschritt der Abnahme der CDs erfolgen.

    Nachdem auch das im Tages-Rhythmus verankert war, und tatsächlich die Krähen nachhaltig den Nestern durch die Maßnahme fernblieben, kehrte im Spätsommer 2021 endlich die gewünschte Routine ein…

    …bis mich die Vogelgrippe 2021 und die damit ausgerufene Stallpflicht aus der Hühner-Himmel-Routine fallen ließ…

    Die fortgeschrittene Uhrzeit zwingt mich nun aber zu einem Cut bei meinen Ausschweifungen zu Dennis, Henni, Vanessa, Sara2, Hip, Carina, Punky, Hop und Huhn ohne Namen (mein Sohn verlor irgendwann das Interesse an der Namensgebung) und der Historie meines Daseins als Anfänger in der Hühnerhaltung.

    Ich hoffe bald die Geschichte bis zum heutigen Tag mit den Herausforderungen für mich als unbedarfter Anfänger (Milben, Rangordnung, Ratten, Futter, Planungen, etc.) weitererzählen zu können. Natürlich nur, wenn es irgendwie interessiert, aber mir war wichtig einen Teil von dem was ich hier lernen durfte zurückzugeben!

    Liebe Grüße und Danke an diejenigen die ihre Zeit für meinen Text verschwendet haben!

  2. #2
    Avatar von chtjonas
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    Ich habe alles gelesen und gelacht, und mitgelitten mit Dir und Deinen Erfahrungen.
    Ich erkenne mich in vielen Aspekten wieder.

    Bitte erzähle weiter!

    Ach ja .... ganz wichtig in diesem Forum:

    BILDER, BILDER, BILDER

    Geht ganz prima mit picr.de:

    Kostenlos anmelden
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    Generierten Link kopieren und in Deinen Beitrag einfügen

    Dann sind die Bilder auch gleich groß und leserfreundlich im Beitrag eingebunden.
    "Rentnerpärchen" 1,1, gemischter "Jungtrupp mit Oma" 1,16 und 5 Seidies (2,3) - LG Christina

    "Life is what happens while you are busy making other plans." (John Lennon)

  3. #3
    Avatar von Miss Boogle
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    Ich kann mich Christina nur anschließen
    bitte mehr von deiner Geschichte.
    liest sich absolut gut
    Miss Boogle
    ...alte Kaffeetante!

  4. #4
    Avatar von Bohus-Dal
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    Schön zu lesen, Du schreibst gut! Freue mich auch schon auf eine Fortsetzung.


    (Und man kann Bilder auch normal einstellen, ohne sie zu verlinken, dann nehmen sie nicht so viel Platz weg, eignen sich auch für Leute mit langsamem Internet und sind gegen späteres Verschwinden geschützt...)
    Mixe 1,14; Dals-Pärlhöna 0,1; Buschhuhn 1,1; Warzenente 1,3; Katze 2,0

  5. #5

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    Oh ja, bitte unbedingt weiterschreiben. Ich habe zwar keine Hähne, aber einige Parallelen sind schon erkennbar. Hühnertypisch halt 😉

  6. #6
    Avatar von wolfswinkel7
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    Zapata ich hab deine Zeilen, deines ersten Beitrags hier im Forum, sehr genossen und freue mich sehr, dass du die vielen Tipps, die viele User hier schon gegeben haben, so angenommen und umgesetzt hast.

    Auch ich freue mich auf eine Fortsetzung.
    [B]
    Mich findet man nicht bei Facebook
    Ich brauche auch kein Instagram!
    Ich hab das HüFo und das reicht

  7. #7

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    Themenstarter
    Lieb von euch! Ich freue mich darauf meine Erfahrungsberichte fortzuführen und mit euch zu teilen!

    Schön zu hören, dass euch dee Inhalt (und meine Schreibweise) gefallen hat!

    Ich hoffe bald wieder einen Spot zu finden die notwendige Zeit zu investieren…

  8. #8
    Avatar von Gubbelgubbel
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    Willkommen! Freu mich schon aufs weiterlesen
    Buntes Hühner-Allerlei: 0,2 Vorwerk, 0,1 Araucaner, 0,1 Barnevelder, 0,1 Seidenhuhn, 0,1 Leghorn ex., 0,4 Bartzwergmixe, 1,8 große Mixe, 0,1 Marans, 1,1 Stoapiperl 0,3 kleine Schwedenmixe 1,0 Chabo

  9. #9

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    @ Zapata mach ruhig weiter!

  10. #10
    Avatar von Weißnase
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    Oh ja, bitte weiter

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