IBBENBÜREN. Ulrich ist ein ziemlich lockerer Typ. Der Star des Nachmittags stellt sich gerne zur Schau, während alle Augen auf ihm ruhen. Er genießt den Rummel. Sogar Streicheln lässt er sich gerne. Still genießt er die Zeit, in der er bei den Damen auf dem Schoß sitzt. Minutenlang. Ein Rockstar ist Ulrich trotz seiner Haartolle zwar nicht, aber ab und zu mal gackern, das kann der Zwergseidenhahn schon.
Annika...das Tier mit ins Awo-Seniorenheim in der Weberstraße gebracht. Gemeinsam mit seiner Artgenossin Uschi zaubert er den Bewohnern ein Lächeln nach dem anderen ins Gesicht. Wer die Zwergseidenhühner streicheln will, muss sich hinten anstellen. Denn wer Ulrich einmal in die Finger gekriegt hat, der will ihn gar nicht mehr hergeben.
„Meine Mutter ist hier im Heim“, erklärt Annikas .....Stefanie. „Und sie hat uns immer wieder nach den Hühnern gefragt, wenn wir sie besucht haben.“ Einen Hund mit ins Seniorenheim bringen, darüber kann man sicherlich verhandeln. Aber ein Huhn? Immerhin hat sich die Oma stets pudelwohl gefühlt, wenn sie daheim die Tiere der 13-jährigen Enkelin streicheln durfte. Mutter und Tochter hakten beim Sozialen Dienst der Einrichtung nach – und überzeugten die Mitarbeiterin Elke Stalljohann davon, den Versuch zu wagen.
„Die beiden sind total lieb und lassen sich sehr gerne streicheln“, sagt Annika über Ulrich und Uschi. Zwergseidenhühner seien auch längst nicht so hektisch wie normale Hühner. Und sie machen nicht so viel Krach wie ihre größeren Artgenossen. Das macht das Mini-Geflügel zu idealen Therapietieren, wie Annika und .............. herausfanden.
Gesagt, getan. Pünktlich zum Frühlingsfest des Altersheims brachten die ...... einen Käfig mit Ulrich und Uschi mit. So konnten auch die anderen Heimbewohner einen Blick auf das putzige Federvieh werfen. „Die wirken klein und zerbrechlich“, sagt die 13-Jährige über die nur etwa 500 Gramm schweren Tiere. „Da gehen die Senioren automatisch vorsichtig mit um.“
Auch Elke Stalljohann ist begeistert: „Dass man die so anfassen und streicheln kann, das ist schon toll.“ Therapiehunde etwa seien in der Einrichtung schon öfter unterwegs gewesen. Hühner hingegen noch nie. „Aber ich glaube, das kommt sehr gut an. Da werden bei den Senioren viele Erinnerungen wach.“ Schließlich hätten viele von ihnen in ihrer Kindheit und Jugend auf einem Bauernhof gelebt. Und zum Alltag gehörten eben oft auch ein paar Hühner, die munter vor sich hin gackernd nach Futter picken.
Auch Annika war stets fasziniert von den niedlichen Tieren. „Legehennen fand ich langweilig, die kennt man ja schon. Daher wollte ich gerne diese hier haben“, sagt sie. Mittlerweile ist die 13-Jährige dem Rassegeflügelzüchterverein Ibbenbüren beigetreten. Ihre kleine Hühnerschar von inzwischen sieben Tieren („Ein anderer Hahn heißt Ulf. Der Rest hat noch keine Namen.“) möchte sie durch Züchtung gerne vermehren.
Annika kann sich vorstellen, ihre Begeisterung für die Tiere auch künftig mit den Heim-Bewohnern zu teilen. „Wir haben es jetzt ausprobiert. Und wenn Interesse besteht, kommen wir in vier Wochen wieder“, sagt .............. Ob dann Ulrich wieder mit in die Einrichtung kommen wird, steht noch nicht fest. Wohl aber, dass der flauschige Gockel mit Sicherheit wieder der Star des Nachmittags wäre.
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