Erfahrungsbericht HEKA Favorit 84
Geburtstag hat Eva jedes Jahr, aber abmachungsgemäss gibt's als Geschenke in der Regel nur Kleinigkeiten. Dieses Jahr sollte das anders sein, das Konto war für eine etwas größere Kleinigkeit gut und Eva wünschte sich schon lange einen Brutautomaten.
Also Internet studiert, Unterlagen gewälzt und schließlich über einen Bekannten (Eva sollte ja nichts merken) einen HEKA Favorit 84 bestellt, ein bisschen Luxus muss man sich schon mal gönnen.
HEKA Favorit 84
Das Gerät sollte vollautomatisch
- heizen
- Feuchte regeln
- wenden
- abkühlen
Es war nicht ganz einfach, das Gerät ungesehen ins Haus zu bringen und bis zum Geburtstag zu verstecken. Spannend wurde es bei der entsprechenden Party dann doppelt, ein anderer Geburtstagsgast hatte einen Billigbrüter als Präsent mitgebracht. Das Gesicht hättet Ihr sehen sollen, als ich mit meiner Profimaschine beladen in den Raum kam :-)
Soviel zur Vorgeschichte.
Die Inbetriebnahme
Das Gerät wurde am nächsten Tag aufgestellt und machte erst mal einen guten Eindruck, solides und gut verarbeitetes Gehäuse, gut isolierte und perfekt schliessende Türe. Einzig die Folie über dem Bedienfeld sieht etwas billig aus und liegt schon im Lieferzustand nicht plan auf.
Das Bedienfeld
Die Inbetriebnahme begann dann mit Schlauchproblemen. Die Maschine kann an die Wasserleitung angeschlossen werden, wo das nicht möglich ist, wird sie mit 5l-Plastikkanister ausgestattet geliefert.
starrer Originalschlauch und flexibler Austausch
Der Verbindungsschlauch ist leider (da offenbar auf Leitungsdruck ausgelegt) so starr, dass der unbefüllte Kanister nicht an seinem Platz stehen bleibt. Man darf ihn nicht zu leer werden lassen, sonst fegt es ihn von der Maschine.
Problemlose Programmierung
Die Programmierung nach der Betriebsanleitung war kein Problem, ein Pluspunkt wird vergeben!
Nach einem kurzen Probelauf wurde das Gerät dann mit schon im Vorfeld besorgten Wachtelbruteiern befüllt.
Erste Probleme
Einen Tag lief alles bestens, dann ein zufälliger Blick auf die Feuchteanzeige - weit daneben!
Also schnell den Deckel aufgeschraubt , kein Wasser in den Behältern. Die Maschine hat 2 Wasserbehälter, einer beherbergt einen Schwimmer, der über einen Hebel das Zuflussventil öffnet, im zweiten sitzt ein Heizelement um das Wasser zu verdunsten.
Die Suche zeigte dann schnell, es liegt am Ventil. Dies scheint ein Schwachpunkt des Geräts zu sein, denn im Handbuch wird ausführlich die Einstellung beschrieben. Nach ein wenig Hin- und Herwackelei kam dann wieder Wasser und es konnte weiter gehen.
Das Problem ist, dass man Fehlfunktionen u.U. nicht gleich mitbekommt, wenn man nicht immer wieder die Anzeige überprüft, hier wäre ein akustisches Signal sehr wünschenswert.
Zwei Tage gings dann wieder, dann war der selbe Fehler zurück. Also eine Mail an den Hersteller geschickt.
Nach einer Kunstpause von 5 Tagen kam dann die Antwort: "Ventil nach Anleitung einstellen!"
Also vorsichtig erklärt dass ich dies schon mehrfach versucht habe und um alternative Vorschläge bitte.
Die habe ich auch nach weiteren Mails nicht bekommen, nur die nützliche Information, dass die Firma schon seit 30 Jahren Brutgeräte fertigt und verkauft und tausende Geräte in Umlauf hat, die einwandfrei funktionieren.
Aha - merkwürdig, dass mir Die Firma auf Anfrage im Vorfeld kein verkauftes Gerät im Münchner Raum nennen konnte!
Ausserdem wurde ich aufgeklärt, dass die Konstruktion der Geräte mehr als vorzüglich ist und ich froh sein solle, dass ich überhaupt die Möglichkeit hätte, solch hochwertige Produkte erwerben zu können.
Nun, bei anderen von mir erworbenen hochwertigen Produkten ist es nicht notwendig, dass ich Einstellarbeiten im Inneren selbst vornehme. In der Regel ist es eher so, dass bei Eingriffen ins Geräteinnere die Garantie erlischt.
Also erst mal geärgert - so sollte Service nicht aussehen!
Mit ständiger Kontrolle und viel Handarbeit am Ventil haben wir dann die Wachtelbrut zu Ende gebracht.
Zurückschicken oder selber Hand anlegen?
Anschließend blieben zwei Alternativen, Gerät zurückschicken oder selber nach dem Rechten sehen.
Leider bin ich der Typ, der von technischen Geräten nicht die Finger lassen kann. Also hab ich in einer ruhigen Minute (können auch mehrere gewesen sein) die Kiste nochmal aufgeschraubt und mir alles gründlich angesehen.
Als erstes die Steuerung an der Vorderseite. Entgegen der Katalogabbildung schien es sich um eine Folientastatur zu handeln, sie warf einige Blasen und sah schon in neuem Zustand nicht grade hochwertig aus.
Bei der Demontage dann die Überraschung - es sind doch echte Taster hinter der Folie versteckt! Wenn man nun noch eine ordentliche Folie verwendet hätte ...
Die Elektronik sah jedenfalls gut verarbeitet und robust aus (wenn man von einem beim Crimpen beschädigten Anschlussdraht absieht).
Was also war zu tun um das Gerät wirklich einsatzbereit zu machen?
"Maschinenraum" nach den Umbauten (Ansicht von hinten)
Wasserzulaufventil
Erst mal musste ein zuverlässiges Ventil eingebaut werden, das Originalventil ist offenbar für Leitungsdruck ausgelegt und taugt nicht für den geringen Wasserdruck bei Zufluss aus einem auf der Maschine stehenden Kanister.
Die Lösung war für mich ein Magnetventil, das ich über eine Lichtschranke ansteuere. Ausgelöst wird sie durch den vorhandenen alten Schwimmerhebel. Mit den neuen Anschlussteilen hab ich dann gleich noch einen Absperrhahn und einen vernünftig dimensionierten, flexiblen Plastikschlauch angebaut.
"Maschinenraum" nach den Umbauten (Ansicht von vorne)
Alle nötigen Teile gibt's im Bastelzubehörhandel, z.B. bei Conrad.
Lichtschranke am Schwimmerhebel
Weitere Verbesserungen sind möglich
Lauter Lüfter
Wenn man schon mal dabei ist, kann man auch gleich die anderen Probleme angehen - so ist zum Beispiel ein Lüfter eingebaut, der wahrscheinlich in allen Maschinen der Baureihe eingesetzt wird. Dummerweise hab ich die kleinste Ausbaustufe, der Lüfter muss aber die Luft auch in den größeren Geräten umwälzen und ist für die kleine Maschine hoffnungslos überdimensioniert. Das hat zur Folge das z.B. geschlüpfte Wachteln schon mal hin- und hergeweht werden, vom sehr lauten Laufgeräusch mal ganz abgesehen. Auf drei Alulaschen sitzt er auch nicht gerade sehr stabil, er bekam deshalb eine Montageplatte, Schwingungsdämpfer und eine elektronische Drehzahlregelung verpasst.
Geräterückwand
Das Gerät hat an der Rückseite eine hässliche Plastikbeule, in der der Motor für die automatische Wendung versteckt ist.
Für meine Zwecke aber ideal, weil da noch genug Platz für meine elektronischen Einbauten vorhanden war.
Nicht nur optisch, sondern auch technisch schöner wäre eine verlängerte Rückwand. Man hätte dann genug Platz, um einen Wasserbehälter ins Gerät zu integrieren, der hässliche Notbehelf (Kanister obendrauf) könnte wegfallen.
Die "Beule" an der Rückwand nach dem Umbau
bietet Platz für die nötigen Einbauten
links oben: Magnetventil
l.u. Elektronik Lichtschranke
rechts Netzteil
und darüber die Motorsteuerung
Reinigung des Geräts
Ein weiteres ungelöstes Problem ist die Reinigung des Geräts. Schon nach der ersten Brut war der "Maschinenraum" oben unter dem Gehäusedeckel relativ stark verschmutzt, der brachiale Ventilator transportiert dort allerhand Material wie z.B. Spelzen hin.
Zum Putzen muss man den Deckel abschrauben (4 kleine Schräubchen, die ins Plastik gedreht sind). Ein Deckel mit Scharnier und ordentlichem Verschluss ist dem Hersteller leider nicht in den Sinn gekommen. Ebenso wäre ein Wasserabfluss an der tiefsten Behälterstelle beim Saubermachen ungemein praktisch.
Ein Traum wäre, die ganze Maschinerie (Heizung, Lüftung, Feuchteerzeugung) in einem Einschub unterzubringen, den man zum Reinigen einfach herauszieht!
Verkalkung vorbeugen
Und in den Verdunsterbecken für das Wasser saß schon ordentlich Kalk. Um da nicht regelmäßig entkalken zu müssen, werde ich wohl künftig destilliertes Wasser einfüllen - ein entsprechender Hinweis im Handbuch wäre hilfreich gewesen.
Wertarbeit sieht anders aus
Schlupfhorden
Ein wenig schrauben muss ich noch an den Schlupfhorden, aus unverständlichen Gründen sind sie kleiner als die Gehäuseinnenfläche, sodass die geschlüpften Eiinsassen über den Rand nach unten fallen können.
Mit einem kleinen Kunststoffstreifen wird sich das Problem sicher beheben lassen.
Die Schlupfhorde reicht nicht ganz bis vorne
Abkühlung
Bei dem Gerät lassen sich Abkühlphasen programmieren. Das sieht in der Praxis so aus, dass einfach die Heizung eine voreinstellbare Zeitspanne nicht eingeschaltet wird.
Ob das wirklich sinnvoll ist, kann man bezweifeln. Thermisch ist das Gerät relativ gut isoliert, bei Abschaltung der Heizung dauert es sehr lange, bis die Temperatur nennenswert zurück geht. Man müsste also eine Abkühlzeit im Stundenbereich programmieren, um einen Effekt zu erzielen.
Wirklich abkühlen könnte man die Eier wahrscheinlich nur durch Frischluftzufuhr (Öffnen einer Klappe nach aussen).
Wendung kleiner Eier
Die Wendung "normaler" Eier funktioniert ohne Probleme. Etwas schwieriger wirds bei kleinen Kandidaten wie bei den von mir im ersten Versuch verwendeten Wachteleiern. Aufgrund des geringen Gewichts werden diese Eier nicht unbedingt zuverlässig gerollt. Leider kommt das bei mir häufiger vor, als nächstes stehen Eier von meiner Büscheleule auf dem Plan, die haben etwa Wachteleigrösse.
Fazit
So, der Probelauf ist abgeschlossen, die nächste Brut kann kommen!
Das Gerät läuft jetzt zuverlässig, wesentlich leiser und hält die Feuchte wegen des angepassten Luftzuges besser.
Meine abschliessende Meinung:
Ein Gerät für über 1000 Euro, an das man selbst heftig Hand anlegen muss um es überhaupt ordnungsgemäß zum Funktionieren zu bringen, das ist eine eher schwache Leistung des Herstellers.
Zumal es von der Fertigung her relativ einfach wäre und auch nicht viel kosten würde, die gravierendsten Probleme zu beseitigen.
Beste Grüsse,
tox
Lesezeichen