Bio-Tiere werden artgerechter gehalten als konventionelle. Doch auch sie sterben. Nicht an Altersschwäche, sondern im bio-zertifizierten Schlachthof. Stirbt es sich dort anders? // Leo Frühschütz
Schlachten ist das Töten von Nutztieren, um Fleisch für den menschlichen Verzehr zu gewinnen. So definiert es das Gesetz. Die gängige Methode: betäuben, stechen, ausbluten. Wer das konsequent ablehnt, ernährt sich vegan. Doch noch isst die Mehrzahl der Bio-Kunden Fleisch. Und auch die Milch für Bio-Butter und -käse fließt nur, solange jemand die Bullenkälbchen und die alt gewordenen Milchkühe verzehrt. Vorher müssen sie geschlachtet werden. Aber wo? Und wie?
Auch Bio-Tiere enden in einem normalen Schlachthof. Dieser braucht eine Bio-Zertifizierung. Sie besagt allerdings nur, dass die Bio-Tiere in einem eigenen Arbeitsgang, getrennt von konventionellen Tieren, geschlachtet und verarbeitet werden müssen.
Bio endet beim Schlachten
Diese Getrennthaltung muss der Betrieb sauber dokumentieren. Mehr ist nicht notwendig. Denn die EU-Öko-Verordnung enthält zum Thema Schlachten nur einen einzigen unbestimmten Satz:
„Ein Leiden der Tiere ist während der gesamten Lebensdauer der Tiere sowie bei der Schlachtung so gering wie möglich zu halten.“ Anders gesagt: Für das Schlachten von Bio-Tieren gelten die selben EU-weit einheitlichen Regelungen wie für konventionell gehaltene Tiere.
Diese Vorschriften sind unzureichend, sagt der Deutsche Tierschutzbund, der regelmäßig Schlachthöfe inspiziert: „Es kommt immer noch zu Missständen bei Anlieferung, Abladen, Umgang mit verletzten oder kranken Tieren, Betäubung und Entblutung“, heißt es in einem Positionspapier der Organisation. Viele Probleme würden durch bauliche oder personelle Mängel verursacht. Andere durch die Missachtung der bestehenden gesetzlichen Vorschriften. Doch auch die Vorschriften seien problematisch, weil die vorgeschriebenen Betäubungs- und Entblutungsmethoden nicht hundertprozentig funktionieren. „So gehört es auch zur Realität, dass nach wie vor Tiere in die weitere Verarbeitung, wie den Brühvorgang gelangen, bevor sie tatsächlich tot sind.“ Dabei sei nicht sichergestellt, dass Tiere in kleinen Betrieben besser behandelt werden als in Großanlagen.
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