Maranshahn muss bald gehen?

[jaci67]

Wut hin oder her. Der Moment wo der letzte Tropfen das Fass zum Überlaufen bringt, ist meiner Meinung nach nicht der Schlechteste, wenn man eine Sache schon ne Weile vor sich her schiebt. Man kommt ja net drum rum.

[baaze]

Der Stall meiner Junghähne liegt genau unter meinem Schlafzimmerfenster. Wenn die Herrschaften zu Krähen beginnen, dann... dann reichts irgendwann. Das ist der Tag, wo ich aufstehe mit - wie soll ich sagen - der nötigen Entschlossenheit. Wut wäre übertrieben.

[Okina75]

Geht´s Euch auch manchmal so, dass es Euch leid tut um ein Exemplar, das gesund ist, und ihr es trotzdem schafft ihm die Rübe abzuschlagen? Ich brauch grad echt mentale Unterstützung für dieses Vorhaben...

Nö, Nina, bzw. nur indirekt!
Was mir oft leid tut ist, so richtig nette und liebe Kerle wegknallen zu müssen, weil die Leute lieber ihre aggressiven Mistmöpen behalten und glauben, sie könnten doch noch irgendwas retten! Das ist kein versteckter Vorwurf an Euch speziell, sondern leider hier im Forum oft gelesene Realität. Weil der Hahn ja an sich so schön ist und gut aufpasst und überhaupt.
Dabei passen auch zu Menschen nette Hähne auf ihre Mädels auf und sehen schön aus... Leider sehen viele Leute aber im Huhn nicht mehr das, was es ist: Ein Nutztier (was nicht ausschließt, dass man sie auch mit seinem Leben gegen Keulkommandos etc. schützen würde). Und wie bei allen Nutztieren kann man aggressive Kerle nicht gebrauchen! Man stelle sich mal einen 600 Kilo- Bullen vor, der abgeht wie Schmidts Katze, wenn einer seine Kühe nur ankuckt. Oder ein Ziegenbock von 100 Kilo, der sofort steigt und stößt, sowie ein Mensch ans/ ins Gehege kommt. Das kann echt schnell gefährlich werden, aber bei Hähnen scheint das nicht recht ernst genommen zu werden, weil die ja so klein sind und in keinem Fall über 6 Kilo wiegen...

Vllt. reicht es Dir als kleiner Mutmacher, Dir vorzustellen was wohl wäre, wenn der Gockel Dich in Deinem unbeweglichen Zustand jetzt anspringt. Du taumelst nach hinten, verlierst den Halt, knallst hin und kaum auszudenkende Dinge nehmen ihren Lauf (Abort oder was weiß ich)... Oder Euer Kind ist da und schon recht mobil, krabbelt da umher, oder Du nimmst es mal auf dem Arm mit zu den Hühnern, und der Kerl tickt aus... Du wieder vllt. am Halt verlieren, Kind fällt vom Arm, irgendsowas...

Und wenn er 20x gesund ist, gegen Menschen aggressive Hähne gehören, vor allem nach solch ausdauernden Versuchen, ihnen die Sachlage zu verdeutlichen, weg, weg und nochmal weg! Nicht nur, weil man unfalltechnisch gar nicht so doof denken kann, wie es dann doch manchmal kommt, sondern auch und vor allem, weil einem so ein Hahn, dem man nicht eine Sekunde den Rücken zudrehen kann, aber auch sowas von gründlich die Freude an seinen Hühnern verderben kann!

Durch rigorose Selektion unter dem Hahnen- Nachwuchs konnte ich sogar meinen Sohn zwischen den Hühnern laufen lassen, als er erst 2 war- mein Althahn hat nicht mal schief gekuckt...
Kommt einer meiner jungen Hähne Menschen gegenüber auch nur zweimal leicht breitseits mit abgesenkter Schulter oder geht nicht aus dem Weg etc., dann war es das für ihn! Vollkommen (!) und absolut egal, wie schön er ansonsten ist, und wie gesund er sein mag! Warten, bis er fünf Monate alt ist, und dann zack, weg! Ohne Kompromisse! Ich hatte einmal so einen Ar...lochhahn (nach zwei Monaten hatte ich dann restlos genug von ihm), das hat mir für's Leben gereicht!
Auch meine langgedienten Althähne, die ich schon sehr mag und denen ich in jeder Lage zur Seite zu stehen bereit bin, wären in derselben Minute weg vom Fenster, sowie sie mir oder sonstwem das zweite Mal am Bein hängen oder sonstwie doof kommen! Knallhart!

Bevor also ein dummer Unfall passiert, hört auf Euch zu grämen. Das ist nur ein Hahn mit zuviel Testosteron, der, wie ihr ja selber merkt, unbelehrbar ist. Ein Schnäpschen trinken vorher fällt bei Dir zwar aus, aber meine Güte, was belastet ihr euch unnötig damit! Es sterben täglich hunderttausende Masthähnchen in Deutschland einen reichlich ehr- und gefühllosen Tod, da kommt es auf ein so 'nen Stinker, der dazu noch absolut anständig um die Ecke gebracht wird, ehrlich nicht an. Sorry für die offenen Worte, aber ist so! Belastet euch nicht länger mit dem Großmotz, ihr werdet merken, wenn er weg ist, wird eine ungeheure Ruhe und Entspannung in eure Haltung einziehen!
Und dann schaut ihr euch in Ruhe nach einem gerne auch schon älteren, souveränen und ruhigen Hahn um!

PS: Wenn es Euch wegen dem Kopfabhacken so graust- diese veraltete Methode müsst ihr nicht machen! Lest euch hier im Forum mal nach "Ohrscheibenstich" um. Bringt das Tier zwar auch um, aber bei weitem weniger archaisch und auch optisch weit weniger abschreckend.

[nina83]

Liebe Alle,

danke schon mal für die aufmunternden und bestärkenden Worte. Dass er weg muss, dass ist uns eh klar. Und Okinas Analogie mit Stier und Ziegenbock sind da echt hilfreich, weil es stimmt, da würde man gar nicht so lange herum fackeln. Ich gehe ja mittlerweile nur mehr in den Nutztierbereich, wenn sie noch oder schon wieder im Stall sind, eben weil ich keine Lust mehr auf diesen Stress hab.
Wie man schlachtet wissen wir noch nicht, da müssen wir uns erst belehren lassen. Unser Nachbar schlachtet immer wieder eines seiner Hühner, wir werden ihn entweder bitten, dass er uns zeigt, wie es geht, oder es ihn machen lassen. Es geht da gar nicht so um die Art wie es geschieht (also mir graust nicht davor), sondern eher darum, dass ich dann das erste Mal ein Tier, zu dem ich eine Beziehung in welcher Art und Weise auch immer, absichtlich umbringe. Also das ist eher die Hemmschwelle. Aber ich denke, das ist beim ersten Mal so und wird danach sicher leichter, sollte es wieder von Nöten sein.
Also wie gesagt, danke für die Meldungen. Bin dankbar auch direkte Worte zu lesen, die machen einem irgendwie auch Mut, das ganze nicht so "sensibel" zu sehen. Also mir jedenfalls

[Mara1]

Ich verstehe deine Hemmschwelle gut. Aber wenn du dem aggressiven Motz die Küche zeigst kannst du dafür einem anderen, menschenfreundlichen Hahn ein schönes Plätzchen bieten. Es gibt so viele nette Hähne, die nur deshalb in der Truhe landen, weil sie überzählig sind. Da ist es doch besser, so einem Hahn eine Chance zu geben.

Grüße
Mara

[nina83]

So, ein Monat ist vergangen, bis wir es geschafft haben, unser Vorhaben in die Tat umzusetzen. Heute Früh war es soweit und ich muss sagen, ein Leichtes war es nicht, wir haben beide bißl gezittert nach dem Tötungsakt. War ja auch bei beiden von uns das erste Mal, dass wir ein Tier eigenhändig erlegt haben, das zu uns eine Beziehung hatte.
Er hat sich gestern noch schön fotografieren lassen SAM_0021klein.JPG und liegt mittlerweile zerlegt im Kühlschrank für Paprikahendl und Hühnersuppe. Hatte 2100g ausgenommen, ist ganz okay, oder?

Und dafür ist jetzt ein Platz für den Althahn unserer Nachbarn bei uns frei geworden. Der ist 3 Jahre alt, total friedliebend und wird vom Junghahn nicht mehr aus dem Stall gelassen. Sie hätten ihn also auch geschlachtet und stattdessen gewähren wir ihm jetzt Asyl.

Danke nochmal für alle Zusprüche und Ratschläge. Ich weiß ja, warum ich mich in dem Forum registriert hab

[Okina75]

Sehr herzlichen Glückwunsch zur Entscheidung, dem Machen und dem auch noch gleich neuen, schon bewährten und quasi geretteten Hahn. Dass da gleich ein neues armes Würstchen von direkt nebenan zur Verfügung stand zeigt, dass ihr den richtigen Weg gegangen seid. Denn wenn ein Weg im Leben passt, dann fügt sich alles !