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Thema: Können Hühner dankbar sein/ noch nach Monaten dankbar sein?

  1. #11
    Hühner auf Urlaub Avatar von JakobsMädels
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    Hallo Rocco,
    es ist schön, von diesen Erfahrungen zu lesen. Ich bin ja ohne Tiere aufgewachsen, hab' mich immer danach gesehnt, welche zu haben und erst mit 40 hat's dann "sein sollen."
    Mir ist - speziell bei dir - eingefallen: Kann es sein, dass wir unbewusst und intuitiv, die Kommunikations-Form der jeweiligen Tierspezies, "imitieren" und damit auch diese Verbindung aktiv unterstützen und ermöglichen? Manche können das eben besser als andere (du ganz bestimmt)!
    Ich hatte bis vor 2 Jahren nie eine Katze, hab' unsere kleine vorm Hundemaul und dem wilden (und wahrscheinlich kurzen) Leben in den Wäldern gerettet und staune jeden Tag, wie vertraut, klug und geduldig sie mit uns und den Einschränkungen (die im Zusammenleben entstehen) umgeht. Genau so war's auch mit meinem ersten "Fundhund", der in den Straßen aus La Palma verzweifelt einen "Partner(?)" suchte. (IDA, rest in Peace)
    Dankbarkeit ist ein sehr "moralisches" Konzept - aber sicher gibt's diese Verbundenheit.
    Das Thema berührt mich wirklich tief!
    Liebe Grüße, JakobsMädels

    1,0 Soda, 0,2 Sulmtaler, 1,2 Senf-Hunde, 0,1 zugelaufene Kärntner-Katze - und im Berliner Sommer meine Mauersegler-Brutpaare

  2. #12
    Avatar von LittleSwan
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    ich denke, das funktioniert - so lange das Tier keinen negativen Erfahrungswert, der das Vertrauen nachhaltig erschüttert, mit dir verbindet. Und das muss nichts sein, was du aktiv erzeugt hast.
    Darüber hinaus glaube ich, dass Tiere eine souveräne, sicher agierende Hand schnell erkennen ... und insbesondere Hühner sehr auf (Körper-)Wärme und auch Ausstrahlung reagieren!
    So die Summe macht es dann. Und ... es muss in beide Richtungen funktionieren, wenn sich so eine besondere Konstellation manifestieren und entwickeln soll.

  3. #13
    Hahnenflüsterer Avatar von Rocco
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    Text

    Ich habe da noch eine kleine Geschichte von meinen Buschmixen.
    Zwei Hennen hatten ein Rangordnungsproblem. Das habe ich mir eine Weile angeguckt und Budy, der Hahn, auch.
    Als das ganze blutig wurde und Budy vorher nicht eingriff, ging ich dazwischen. Der Hahn hatte aber die gleiche Idee und wollte die Hennen trennen, indem er mit Sporne voran und Schnabelhieb auf die Weiber los ging. Dummerweise hatte ich in dem Moment auch die Hand dort und er erwischte mich mit seinem “Angriff“. Noch im Schlag wollte er inne halten, klappte jedoch nicht ganz. Er stand dann ganz betröppelt da und blickte mich an, rührte sich nicht einen Millimeter mehr. Ich habe mit ihm gesprochen und ihn gestreichelt. Da löste sich seine Starre wieder und ich hatte den Eindruck, dass er froh war, dass ich ihm nicht böse war. Ich bin ja der Chef im Ring.

    Budy überlässt mir auch gerne mal die Hennenbetreuung und macht eine Entspannungspause auf meinem Schoß.

    Mfg Rocco
    Meine Tiere kommen NICHT in den Topf und die wissen das!

  4. #14
    Avatar von Bohus-Dal
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    Zitat Zitat von zfranky Beitrag anzeigen
    Mein leider in diesem Sommer verstorbener Junghahn war so einer!
    Ach was ist der gestorben wußte ich gar nicht.
    Mixe 1,14; Dals-Pärlhöna 0,1; Buschhuhn 1,1; Warzenente 1,3; Katze 2,0

  5. #15
    Avatar von Bohus-Dal
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    Also das Wort „Dankbarkeit“ würde ich nur in seltenen Fällen anwenden, wenn überhaupt, dazu gehört ja erstmal auch das Verständnis, daß die sicher oft unangenehme Behandlung zu einer Besserung führt. Wenn die Besserung sofort eintritt (Beispiel Huhns Hahns Dorn im Fuß), können sie das sicher verknüpfen, man hat oft das Gefühl, sie merken, daß man ihnen helfen will. Man muß aber auch bedenken, daß einfach eine Gewöhnung eintritt, wenn man ein Tier öfter hantiert. Das konnte ich an meiner Schwarzhenne beobachten, die im Gegensatz zu den meisten anderen Hühnern hier nicht besonders zahm ist, dafür sehr klug und vernünftig. Da ihre Eischalen sehr dünn waren, bekam sie über einen längeren Zeitraum jeden Tag eine Calciumtablette. Um sie nicht unnötig zu stressen, holte ich sie dafür abends von der Stange. Beim ersten Mal bekam sie eine Belohnung, an der sie sich so dermaßen verschluckte, daß ich dachte, sie erstickt mir. Danach verzichtete ich lieber auf die Belohnung. Aus ihrer Sicht gab es also nichts Positives mit dieser Behandlung, einen Nutzen merkte sie garantiert nicht, es war ihr unangenehm, sie bekam nicht mal ein Leckerli dafür. Trotzdem wurde sie jedesmal ruhiger und zahmer, sie hatte die Routine akzeptiert und fühlte sich nicht besonders bedroht. Sie stieg freiwillig auf meine Hand, wenn ich sie zur allabendlichen Folter holte. Das war keine Dankbarkeit, sondern Gewöhnung. Ist halt auch eine sehr unaufgeregte Rasse.

    Ich habe und hatte nur Hähne aus Naturbrut, die werden nicht „trotz“ sondern wegen der Aufzucht durch eine Glucke zahm und menschenbezogen, weil eine zahme Glucke ihnen von kleinauf an erklärt, daß der Mensch ganz selbstverständlich dazugehört.
    Mit einem hatte ich so ein besonderes Erlebnis, hatte ich schon mal erzählt, ich kopier mich mal selber:

    Nach einem Habichtangriff war meine Zwergplymouthrock verschwunden. Nach langem Suchen fand ich sie völlig verängstigt in der Scheune. Aber sie war so ängstlich, daß ich sie nicht greifen konnte, sie mag das sowieso nicht. Also ging ich zu den anderen Hühnern und holte den Hahn, indem ich ihm den Arm hinhielt, "komm!", er flog drauf, ließ sich nieder und ließ sich durch den ganzen Garten tragen. Ein bißchen Leckerli steckte ich mir auch ein. Ich trug ihn in die Scheune, wo er noch nie zuvor gewesen war, setzte ihn runter, streute Körnchen hin und bat ihn, die Henne zu locken. Das tat er auch. Sie kam, ich griff sie, der Hahn flog wieder auf meinen Arm, und so trug ich beide zurück ins sichere Gehege. Dieses Ereignis war einmalig, ich denke oft daran und an mein tolles Verhältnis zu diesem Hahn.

    Okina, genieße einfach dein Hähnchen, es ist was ganz besonderes, so ein inniges Verhältnis zu haben. Aber bitte verallgemeinere nicht, falls er doch irgendwann mal aggressiv gegen Menschen werden sollte. Das kann nicht ausgeschlossen werden, ist aber nicht die Regel bei zahmen Hähnen.
    Mixe 1,14; Dals-Pärlhöna 0,1; Buschhuhn 1,1; Warzenente 1,3; Katze 2,0

  6. #16

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    Zwar ein bißchen OT, passt aber zum Thema:

    Hühner anblinzeln (dem Huhn/Hahn in die Augen schauen und mehrmals für 1-2 Sekunden die Augen schließen) hat eine sehr beruhigende Wirkung aufs Tier. Bekannt ist dies z.B. bei Hunden und fällt unter die viel diskutierten Calming-Signale. Für ein Huhn bedeutet anblinzeln anscheinend "ich tue Dir nichts, ich bin Dein Freund". Viele Hühner blinzeln sogar zurück.
    Für den Anfang funktioniert dies am besten in ruhiger Umgebung, z.B. abends auf der Stange.
    Probiert es einfach mal aus.

  7. #17
    Avatar von melachi
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    eine berührende Geschichte, Okina

    trotzdem würde ich nicht von Dankbarkeit sprechen. Ich glaube einfach, das Tiere, die von ihrer Natur her lebenslange Beziehungen eingehen und in familienähnlichen, stabilen und jahrelang dauernden Sozialstrukturen leben, solche Beziehungen auch zu anderen Tieren oder Menschen aufbauen können. Ich glaube, der Hahn betrachtet dich einfach als vollwertiges Familienmitglied und verhält sich ganz genauso, wie er es einem ranghöheren Mitglied in seiner Hühnerfamilie gegenüber tun würde. Denn das Unterkriechen ist ja eigentlich ganz typisch, sogar ausgewachsene Tiere machen das, wenn ihnen mal einer auf den Kopf hackt. Je nach Charakter protestieren oder flüchten die einen, aber oft machen sich auch welche klein und krabbeln dem anderen unter die Federn wie ein Küken. Ich denke, das ist eine tendentiell unterwürfige Geste, so nach dem Motto: guck mal, ich bin doch ganz lieb, lass mich bei dir sein.

    Das er das dir gegenüber macht, zeigt in meinen Augen, das er dich in die Familie adoptiert hat, weil du ihm, als er krank war, geholfen hast, was eben nur ein echtes Familienmitglied machen würde. Ich denke nicht, das er dir im menschlichen Sinne dankbar ist, was ja auch bedeutet, das man dem anderen gegenüber in einer Schuld steht. Sondern einfach glaubt, das du zu ihm gehörst und er dir uneingeschränkt vertrauen kann, auch wenn du was machst, was ihm gerade unangenehm ist. Also eher vergleichbar mt dem kindlichen Urvertrauen.

    Ich nutze diesen vertrauten Effekt des Unterkriechens übrigens gerne beim Beringen der Küken. Ich schiebe sie einfach unters T-Shirt, so das nur die Beinchen rausschauen. Dadurch bleiben sie ganz ruhig. Lustig wird das allerdings, wenn du zwei Kilo Mechelner unters Shirt steckst und der oben am Halsausschnitt wieder rausschaut

    Wenn man es mal genau betrachtet, sind es doch meist genau die Tiere mit langlebigen Familienstrukturen, die vom Menschen bevorzugt domestiziert wurden. Der Wolf ist da besonders einzigartig, denn er lebt in einer sozialen Struktur, die mit der unseren fast identisch ist. Auch Wölfe pflegen ihre kranken Familienmitglieder, füttern sie und sorgen dafür, das sie gesund werden können. Das passiert nur bei sehr wenigen Tierarten, aber ich glaube, das alle sehr sozialen Tiere diese Fähigkeit wertschätzen können, auch wenn sie es selber nicht oder nur in Ausnahmefällen machen.

  8. #18
    Avatar von Sterni2
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    Ich weiß nicht ob sie "dankbar" sind. - Aber sie erinnern sich dass es "bei dem" gut war.

    Als meine Heidi - eher schreckhafteres Huhn - eines Tages seitlich voller Dreck und blutend im Regen lag hab ich sie geschnappt und ein paar Stunden lang mit mir herumgetragen. Dann noch gefönt, gerubbelt - und später wieder in ein Handtuch gedreht unter meinen Pulli gesteckt.
    Als sie nächsten Morgen in der Küche erwachte erschreckte sie sich kurz als sie mich kommen sah, zuckte weg wie immer. - Aber dann schien irgendwas in ihrer Erinnerung zu rattern ... sie schaute mich sehr lange nachdenklich an.
    Und von dem Tag an zuckt sie nicht mehr weg vor mir. Selbst wenn meine Hand schon auf ihrem Federkleid landet.
    Dabei schaut sie mich immer noch mit einem Blick an, der irgenwie zu sagen scheint: "Irgendwas war da mal mit uns, ich kann mich nicht erinnern, aber es war sehr außergewöhnlich und gut ...."

    Anderer Kandidat war eines meiner ersten Ziehkinder. Mit glaub ich 10 Wochen wollte ich sie (10 von uns aufgezogene Küken) an ihre neue Heimat geben, aber da wurde eins schwer krank. Eigentlich dachte ich, dass es sterben würde. Hängte nur noch blass rum mit geschlossenen Augen.
    Habs eine Woche lang betüdelt - Wurmbehandlung, Vitamine, Globulis, Leckerbissen .... und täglich mind. eine Stunde lang mit mir rumgetragen. Am liebsten wollte das kleine in meinen Handschalen, in die es genau hineinpasste, liegen und so schlafen. Vorher war es nicht zahm.
    Dann gab ich die 10 ab.
    2 Monate später hab ich sie mal besucht, sie waren sehr gewachsen und nicht wieder zu erkennen.
    Und dieses Kleine - jetzt ein junges keckes Hähnchen - war so aufgeregt, dass es aus dem Stall ausgebrochen ist (was keines je zuvor getan hatte) - und zu mir gehüpft, in meine Handschalen ... er war ganz aufgeregt und freudig - und schaute immer verwundert runter, warum er da jetzt kaum noch Platz hatte wie einst ....
    Sein Verhalten hatte mich sehr gerührt.

  9. #19
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    Guten Abend !

    Ich danke Euch sehr für Eure Geschichten und Einschätzungen. Ich hatte Dankbarkeit auch nur darum erwägt, weil ich ihn bis auf die Sache mit dem Kropf wirklich kein Stück anders behandelt habe als die anderen Kükis. Gefüttert, gesehen, dass es ihnen gut geht und ansonsten ihr Ding machen lassen. Natürlich stach er durch seine Art aber auch schon früh heraus, er hatte mir schon vorher gut gefallen (auch vom geistigen Empfinden her), so dass ich beim Kropfausmassieren dann auch etwas bedröppelt war, als sich beim nahen Ansehen der Hahnenverdacht bestätigte. Passte dann aber natürlich auch, man ist ja flexibel, und so habe ich eben nicht nur die beiden Töchter meines ehemaligen Rhodie- Hahns behalten, sondern auch ihn mit "aufgenommen", weil er auch äußerlich sehr schön ist.

    Und als zweites habe ich mich vielleicht ein bisschen geweigert zu glauben, dass auch Hühner wirklich zu solchen Bindungen imstande sind. Hunden, Gänsen, sogar Schafen etc. traue ich solche Beziehungen ohne weiteres zu, nur bei den eher subsozialen Hühnern war ich immer skeptisch. Aber lerne gerade das Gegenteil kennen...

    Kann es sein, dass wir unbewusst und intuitiv, die Kommunikations-Form der jeweiligen Tierspezies, "imitieren" und damit auch diese Verbindung aktiv unterstützen und ermöglichen? Manche können das eben besser als andere (du ganz bestimmt)!
    Kann nicht nur sein, ist so!(!!)
    Ist bei mir nämlich mit Gänsen so, von Kleinkindbeinen an! Mir hat noch NIEMALS irgendeine Gans irgendwas getan, während sie anderen quasi beißend und prügelnd am Hacken hängen, sowie sie sie auf 100 m sehen... Ich habe Gänse zwar immer besonders aufmerksam beobachtet, verstehe sie aber auch so quasi, bzw. wirklich intuitiv- muss nur welche sehen und weiß im Augenblick, was bei denen gerade "abgeht". Intuitiv "Klick"!
    Das ging einmal soweit, dass ich zu meinen Berliner Zeiten mit meinen Lieblingen, den dort freilebenden Kanadagänsen, an einem Nachmittag wirklich VÖLLIG gleich geschaltet war.
    Die kommen ja morgens von ihren Schlafplätzen geflogen und verdüdeln dann den Tag an den Futterstellen, um nachmittags (zu durchaus variierenden Zeiten, nicht immer jeden Tag Punkt dieselbe Uhrzeit...) wieder zu den Schlafplätzen zurück zu fliegen, was ich aufgrund der vorhergehenden Abflugeinstimmung der ganzen Truppe immer sehr gerne verfolgte.

    Und einen Nachmittag saß ich da so entspannt bei einem Trüppchen, die öfter mal aufstanden und den Platz wechselten oder futtern gingen, so das normale Tagesgeschäft halt, dass ich nur so mäßigen Blickes oder gar nicht verfolgte, wie die anderen Gänse auch. An einem Punkt am noch relativ frühen Nachmittag aber standen wieder zwei, drei auf, und auf Anhieb, ohne irgendwelche direkt deutbaren Vorzeichen, dachte ich mir "Ah, geht los!", glitt in der selben Sekunde von meinem Sitzplatz, stand also quasi wie "auf geheimes Zeichen" mit auf, und Tatsache, die anderen Gänse standen simultan auch auf, streckten sich, setzten ein Kackerchen ab und begaben sich in bezeichnender Positur auf 's offene Wasser, was meinen Gedanken dann auch visuell bestätigte.
    Das vergesse ich niemals, diese völlige Gleichschaltung zwischen uns und das korrekte intuitive Erkennen, was nun folgt- mega supergeil, näher kann man als Mensch dem Gans- Sein nicht kommen... Fieps !

    Also eher vergleichbar mit dem kindlichen Urvertrauen.
    Und gerade das berührt mich wirklich ungeheuer! Obwohl ich absolut nichts gemacht habe, was dieses Vertrauen rechtfertigen würde, denn kein Huhn würde ihm vor allem auch helfen, die Kropfverstopfung loszuwerden. Könnten sie zum einen anatomisch gar nicht, und zum anderen wäre es der Glucke zB relativ egal. Gerade die, die ihn geführt hat, ist buschhuhnblütig und, ja, ziemlich knallhart, was bei ihr nicht mithält, hat Pech gehabt... Wird zwar gehudert etc., wenn ein Bummler wieder aufgeholt hat, ebenso geführt wie die anderen- aber sind die Küken erstmal älter als eine Woche, ist ihr auch Verlassensheitsgetschiepe ziemlich latte. Bei ihr kommen echt nur die harten auch wieder AUS dem Garten...
    Da würde er dann also mir quasi mehr oder mindestens dasselbe Vertrauen entgegen bringen wie seiner Glucke- und das von einem Hahn, von denen ich die Überzahl schon im gewissen Maße als Kanonenfutter für Habicht (oder den Topf) etc. ansehe... Nein, ich bin mir ganz sicher, dass diese meine bisherige Denkweise zwar pragmatisch, aber doch nicht so ganz richtig war. Natürlich respektiere ich alle meine Tiere, und was geschlachtet wird, geht nicht ohne wirklich empfundenen Dank von der Welt, aber ich merke, dass ich mir da doch eine ziemliche "Schutzmauer" aufgebaut habe, um mein Handeln zu rechtfertigen (schlachten etc.).

    Das Leben entwickelt in den letzten Jahren, bzw. seit ich auch geistig erwachsen bin (was mit 30 der Fall war), echt so eine zunehmende Tiefe, und alles, was man erlebt und so weiter, deutet auf so klare Wahrheiten und Schlußfolgerungen hin, dass es manchmal echt beängstigend ist. Miro, wie ich den Hahn vllt. nennen werde, ist das jüngste Beispiel dafür, dass da (im Leben) WEITAUS mehr im Busch ist, als man mit den blanken Auge erfassen kann. Was einen, mit bisher zwar flexiblem, aber relativ zurecht gelegtem Weltbild, schon manches mal tief beklommen zurück lässt...
    Geändert von Okina75 (10.11.2017 um 23:44 Uhr)
    Habe gerade 1000 Kalorien verbrannt- Pizza im Ofen vergessen...

  10. #20
    Putenflüsterer Avatar von Stallknecht
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    Hallo !

    Auch ich habe immer mal Tiere dabei, die sehr auffällig sind. Dieses Jahr hatte ich zB. eine nur wenige Wochen alte junge Pute, die kam immer auf die Wärmeplatte und liess sich an der Brust kraulen, wenn ich die Drahtklappe geöffnet habe. Als sie grösser war und im grossen Stall ihr neues Zuhause fand, kam sie immer zu mir wenn ich mal auf den Stuhl sass, sie sprang auf mein Bein und kroch piepsend langsam immer näher zur Leiste hin, dort legte sie sich dann nieder und liess sich sehr lange kraulen und schloss sehr oft die Augen dabei. Wie das immer mit der Zeit so ist, nicht immer habe ich mich gesetzt, ihr machte das aber nichts, sie flatterte einfach auf meine Schulter, einmal sogar auf den Kopf. Oft stand sie piepsend vor mir, so als wollte sie mir sagen, setze dich endlich, tat ich das, dann flog sie sofort auf mein Bein und wieder kam sie langsam aber ganz dicht an mich heran. Andere Tiere sahen es, sie schauten genau zu und sie wurden dadurch wirklich zahmer, kamen nicht selten auch mal hoch auf das Bein geflattert. Allerdings so zahm wie diese eine Pute wurden sie nie, sie ist wirklich auffällig anhänglich.

    Mit allen meinen Putenhennen aus 2016 kann ich machen was ich will, sie picken nicht, sie fauchen nicht, ich kann sogar die Eier so unter ihnen weg nehmen, sie wissen, dass ihnen bei mir nichts passiert. Bei meinen 2017er Hennen fehlte mir meist die Zeit, ich hatte kaum mal ne Minute übrig, dennoch sind sie auch schon sehr zahm geworden.

    Meine Hühnerhähne aus 2017 sind so ne Sache, manche haben noch derbe Schiss, andere kommen an und fressen mir normal aus der Hand oder fordern sogar regelrecht immer mal was. Alle Hähne habe ich selbst aufgezogen, die Meisten sind sehr vorsichtig, wenn es um das Leckerlie aus der Hand geht, die kommen ganz langsam an und dann nehmen sie es erst sachte. Mein Cou Nu Hahn Boss ist voll der Kämpfer, der legt sich mit allen an, sogar mit Putern und das dauert nicht lange, dann hat er gewonnen. Er greift auch die anderen Hähne immer mal gerne von hinten an, bei mir hat er das noch nie versucht. Selbst wenn ich seine Hennen hoch nehme schaut er nur aus der Ferne zu.
    Sein Bruter ist da aber ganz anders, der kommt zumindest schnell recht nahe angerannt, tut mir aber auch nichts.

    Ein Hahn aber ist dazu gekauft, der war am Anfang nicht so ganz ohne, ich fand ihn aber so toll, weil er beim Laufen die Füsse eben wie ein trabendes Pferd anhob und dabei lange oben liess, das machten seine Brüder alle nicht. Dieser Hahn hatte es wirklich extrem schwer, selbst die ganzen Hennen haben ihn am Anfang derbe verdroschen, als Zweithahn war er also nicht integrierbar, auch wenn mir der Züchter sagte, das gäbe generell keine Probleme. Heute weiss ich es besser, aber damals glaubte ich das was mir gesagt wurde, also 5 Minuten Kampf, Rangordnung ist klar und alles ist gut, das ist ein Märchen ! Daher musste er eben lange abseits mit einer Henne leben, was sicherlich für ihn und auch für mich nicht so ganz einfach war.
    Ich habe diesem Hahn bei unzähligen Integrierungsversuchen mehrfach das Leben gerettet, nicht zuletzt weil auch einige Puter ihn als Gruppe immer wieder sofort schwer maltetriert hatten, er kam nicht mal mehr auf die Füsse, so haben sie zugetreten. Wenn ich ihn da nicht immer sofort heraus geholt hätte, er wäre nicht mehr da. In der Folgezeit habe ich es dann geschafft ihn langsam zu integrieren, nachdem mein anderer Hahn das Zeitliche gesegnet hatte. Das dauerte wirklich einige Monate, alle sagten immer wieder schlachte ihn, ich aber hielt dran fest. Heute ist er ganz gut integriert, er zeigt den Junghähnen auch wer der Boss ist, er ist also schon ein Kämpfer ! Aber ich kann mit ihm machen was ich will, wirklich alles ! Er hat mich noch nie angegriffen, er pickt nicht egal wie nahe ich vor ihm mit der Hand herum fummele, er bekommt sein Leckerlie, fällt es ihm weg wartet er auf was neues, er geht da gar nicht mehr nach, sondern schaut mir immer nur in die Augen. Im Prinzip ist er bei mir voll die Schlaftablette geworden, er geht auch nicht einen Millimeter bei Seite, wenn ich dran vorbei will. Ich muss da also immer regelrecht drüber steigen.

    Interessant bei ihm ist auch eine Art kurzer recht schriller Trompetenton, so etwas kenne ich von keinem anderen Tier, den er oft los lässt, wenn ich recht nahe bei ihm bin und dran vorbei gehe.

    Im Sommer 2016 hatte ich mit meinen damaligen Junghähnen mitunter derbe Stress. Eine Frau die öfters mal am Weg vorbei kam sagte mir, sie hätten auch Brahma, der Hahn wäre total friedlich, auch den Kindern gegenüber. Ich konnte das damals fast nicht glauben ! Neulich sah ich sie nach langer Zeit wieder mal mit ihrem Hund da vorbei gehen und da kamen wir erneut ins Gespräch. Die haben ein ganz altes Haus im Nachbarort gekauft, denen ging es aber in erster Linie um den grossen Garten. Als sie das Gelände hatten, zogen die Hühner und Gänse dann auch zum Garten um. Dort holte der Fuchs oder der Habicht einige der Hennen weg und der Hahn wurde so aggressiv, dass sich keiner mehr ohne Schaufel in den Auslauf traute. Am Ende fingen sie ihn recht mühsam ein und haben ihn geschlachtet. Tiere abseits zu halten ist eben nicht so ganz einfach, das kenne ich bei mir ja auch und ich vermute das könnte ein Grund mit sein, warum der Hahn sich so verändert hat. Aber ich glaube ebenfalls daran, dass sich viele Tiere auf eine sehr emotionale Bindung zum Besitzer einlassen, sofern man ihnen die Chance dazu gibt. Da jedes Tier vom Charakter her anders ist, ist manche Bindung halt enger oder fester und schnell da, andere muss man sich eben aufbauen. Ich glaube aber auch, dass man wenn ein Tier mal Scheisse baut und man es anschreit oder so etwas in der Art halt, diese Vebindung auch recht schnell wieder zerstören kann. Und ich glaube auch, dass es Menschen gibt, die dafür eben besser geeignet sind als andere, den Tiere erkennen den wahren Charakter recht schnell ! So wie zB. ein Hund über Jahre nicht vergisst wenn du ihm was antust, so ist es wohl bei vielen anderen Tieren auch der Fall. Geht man durch den Auslauf und fixiert gedanklich ein Tier an um es einzusammeln, die Meisten rennen sofort weg, was also eindeutig zeigt, das sie es spüren können !
    "Das Niveau eines Landes und dessen moralische Werte
    können an der Weise, wie ihre Tiere behandelt werden,
    gemessen werden.“
    ( Mahatma Gandhi )

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