Hallo zusammen !
Diese Frage stelle ich mir zwar schon länger, aber heute/ gestern Abend war echt der Höhepunkt...
Zur Zeit wiege ich gerade einige meiner Jungtiere durch, für so meine Statistiken, und heute waren Halsi (Jersey- Blumenhuhnmix) und der Sohn meines ehemaligen Rhode Island Red- Hahns an der Reihe.
Beide sind was recht besonderes: Halsi wurde als gerade zweiwöchiges Küki von einer Giftnudel von Henne (die das auch nicht lange überlebt hat, als sie fortfuhr, ohne Grund die Küken übel zu hacken) zu einem Viertel des Halses skalpiert, an dem zum Glück das Bindegewebe heil blieb, so dass man zwar prima den Kropf von oben sowie den halben Hals nackt sah, was aber von selber wieder gut zuheilte- und das weiterhin im Freilauf mit Glucke und Ziehgeschwistern. Der also ein taffer Keks, und nebenbei so schwer wie seine reinrassigen Jersey- Onkels, als die beinahe exakt einen Monat jünger waren, fast 3700 g.
Ja, und dann der Rhodie- Mixhahn, um den es hier auch geht...
Der wurde als etwa vierwöchiges Küken mit einem Mal ziemlich schlapp und schwächlich, schleppte sich mehr mit, als das er mitlief, und nachdem das am zweiten Tag nicht besser wurde, bzw. am schlimmsten war und er nur noch intervallartig mitlief, zwischendrin immer wegnickte oder wahlweise den Kopf wie trinkend/ schluckend hochnahm, sammelte ich ihn mal auf, was nicht schwierig war.
Da entdeckte ich dann, dass er, woher auch immer, eine Kropfverstopfung hatte, die auch schon gaste. So knetete und massierte ich den Kropf halt sachte durch und hielt ihn dann kropfmassierend kopfüber, bis die ganze Suppe raus war. Hernach noch etwas am Kropfende Richtung Körpereingang gefühlt (aber nichts ertastet) und bissi massiert, und dann wieder laufen gelassen, weil die Glucke einen ziemlichen Terz machte. Der Kleine dackelte also wieder mit, und am folgenden Morgen beim Rauslassen der Truppe fehlte er... Schiete, dachte ich, zu spät geholfen, doch gestorben oder von der Katz'/ Krähe eingesammelt, weil ich draußen auch nichts tschiepen hörte.
Während des Tages tauchte er auch nicht wieder auf, fehlte auch nach der zweiten Nacht, doch am zweiten Tag nach der Kropfmassage führte die Glucke plötzlich wieder zehn Küken, er war wieder da !
Nach zwei Nächten und quasi zwei Tagen als vierwöchiges Küken allein draußen, im freien Auslauf, wo jedes und alles wildlebende Getier Zutritt hat. Und er war wieder fit!
Jau...
Seitdem fiel der kleine Göckel schon durch ausgesprochene Vertrautheit auf, Nachbarin fand ihn so niedlich und zutraulich, dass sie ihn am liebsten "geklaut" hätte. Auch während ich im Garten irgendwas jätete, war er immer zur Stelle, komplett seelenruhig Würmer und Gekrabbel am Suchen, kaum einen Meter von mir entfernt.
An sich will ich ja nun keine so zutraulichen, ja quasi distanzlosen Hähne, weil ich mir einbilde, dass die dann später geschlechtsreif auch keinen Respekt haben und aggro werden, aber so langsam fange ich an zu glauben, dass der, man möge mir diese Vermenschlichung nachsehen ^^, der kleine Mann dazu da ist, mir mal eine neue Ansicht beizubringen...
Als ich nämlich heute im Dunklen die Jungs zum Wiegen aus dem Stall holte, machte Halsi ein ziemliches Gehampel und wollte von der Waage abhauen, hatte ihn erst nach einiger Zeit ruhig darauf. Hernach war der Rhodie- Mix dran, weil er gerade günstig auf der vorderen Stange saß.
Erst hat der auch ein wenig rumgemeckert, klar, wenn man im Dunklen gegriffen wird, wurde dann aber recht ruhig, als er meine Stimme hörte. Auf die Waage wollte er dann auch nicht, aber statt wie Halsi abhauen zu wollen, machte der was komplett anderes *schluck und mal tief lufthol'*... Stattdessen versuchte der, bei mir unterzukriechen...
Ein fast sieben Monate alter Junghahn, 3 kg schwer, und nestelte mit dem Kopf so in meinem weiten Pullover im Achselwinkel umher, als wolle er unterkriechen, und das vier- fünfmal...
So nach dem Motto "Ist gruselig hier draußen im dunkeln, lass' mich mal drunter"... Und den habe ich nicht etwa besonders vertüddelt oder so, er ist 100 % gluckenaufgezogen, und die Sache mit dem Kropf war der einzige direkte Kontakt mit ihm...
Was soll man denn da nun sagen ?
Erinnert sich der Kerl tatsächlich noch daran, dass ich ihm als noch recht kleinem Küken das Leben gerettet habe?!?
Zum Glück war schon von Anfang an relativ klar, dass er nicht in die Truhe kommt, nachdem er so klein so lange alleine draußen überlebt hat (und das als relativ tollpatschiger Rhodeländermix...), aber auch, weil er spalterbig gescheckt ist und sein Papa zumindest ganz leichten Federfuß hatte. Also auf jeden Fall genetisch sehr nett und brauchbar, aber nun auch so... Ja, sprachlos machend vom Wesen her...
Hatte jemand schon mal so einen für meine Begriffe außergewöhnlichen Hahn, der trotz Gluckenaufzucht und keiner besonderen Zähmung SO oder vergleichbar reagiert hat?
Oder schon mal objektiv den Eindruck gehabt, dass Hennen oder Hähne sich wirklich anscheinend dankbar zeigten?
Für mich ist klar: Der wird niemals geschlachtet, denn ich bilde mir ein zu glauben (das heißt, ich hoffe!), dass er auch wirklich erwachsen und geschlechtsreif so bleibt und tatsächlich mal ein rundum lieber Hahn wird, der auch erwachsen so bleibt...
Mir hat es jedenfalls die Sprache verschlagen, wie das "Riesenbaby" da so versucht hat, bei mir unterzukriechen und den Kopf in meine Achsel zu stecken. Auch ich alter pragmatischer Knochen kann da nicht anders als zu sagen "SÜß!!!", und hoffe echt, dass er so bleibt!
Dankbar? Oder einfach nur ein ausgesprochen menschenfreundliches Exemplar? Was meint Ihr?
PS: Ich hatte schon bei dem einen oder anderen Junghahn das, ja, fast Bauchgefühl, der SOLL bei mir sein, letzten Endes habe ich sie aber fast immer dann doch, räusper, geschlachtet (keiner war so wie jetzt der Rhodimix!) oder in einem Fall ein paar Jahre als Chefhahn behalten, den dann aber doch auch weg gegeben.
Klingt vllt. doof, aber vllt. war es ja "immer derselbe", und *pfiu*, so es uns gegeben ist, werde ich uns diese mutmaßliche Bestimmung jetzt mal ausleben lassen und werde ihn so lange laufen lassen, wie er will... Schränkt dann zwar meine Zuchtmöglichkeiten relativ ein, aber trotz starker Kopflastigkeit bin ich gefühlsmäßig ein ganz klarer Mann des Bauches/ des Herzens, wenn ich meinen Kopf regieren ließ, kam selten was dauerhaft gutes dabei raus... Also auf in das Abenteuer "Scheinbare Bestimmung ihren Weg nehmen lassen"...
Lesezeichen