genau da legst du den Finger in die Wunde: es muß sich jeder selber nach Kräften schlau machen. Das ist für einen Einzelnen kaum zu leisten. Es braucht beides, die Genetik und die Züchter-Erfahrungen, beides muß zusammengebracht werden und für jeden zugänglich gemacht werden, und zwar in deutsch, damit alle Parteien darüber diskutieren können. Diese Diskussionsplattformen befinden sich bisher in irgendwelchen Stammlokalen x-beliebiger Dörfer und in einigen Internetforen, wo mehr oder weniger aneinander vorbei über dasselbe gesprochen wird. Warum bietet der BDRG nicht wenigstens mal für jede Rote-Liste-Rasse eine Zusammenstellung der Fakten für die Zucht und Selektion an? Es den Sondervereinen zu überlassen, hat ja in den wenigsten Fällen gefruchtet. Bis auf wenige Ausnahmen findet sich auf den entsprechenden Webseiten bis auf einen Auszug aus dem Standard nichts brauchbares für Leute, die sich über die Zucht solcher Tiere informieren wollen.
Die von dir genannten Bezeichnungen sind zwar überall zu lesen, aber sie bedeuten je nach Rasse oft was anderes. Wildfarbig kann mal ein eb- und dann wieder ein e+- Genotyp sein, meist mit Schwarzverstärker, manchmal ohne. Das Bankiva-Huhn ist allerdings nicht wildfarbig, obwohl es in allen Genen Wildtyp ist! . Das Bankiva-Allel der E-Reihe e+ heißt im englischen auch duckwing, das Allel e^b heißt partidge und das Allel e^Wh wheaten, aber alle drei zeigen das andersfarbige Flügeldreieck, den Duckwing. Partridge heißt übersetzt rebhuhnfarbig, allerdings sind die rebhuhnfarbigen in Deutschland alle e+, also NICHT partridge (e^b), außer den rebhuhnfarbig gebänderten, die zum e^b aber in jedem Fall noch das Pattern-Gen brauchen für die Bänderung. Und goldhalsig/goldfarbig hast du noch gar nicht in der Liste, um den Nomenklatur-Kuddelmuddel endgültig perfekt zu machen. In anderen Ländern ist das allerdings auch nicht besser, und wenn man dann auch noch über die Grenzen arbeitet, wird das Chaos perfekt. Das niederländische goldhalsig ist bei uns z.B. schwarz-gold, zwei völlig unterschiedliche Farbschläge.
Deshalb ist es meiner Meinung nach auch so wichtig, dem Standard die Genetik beizufügen, soweit sie bekannt ist. Und zumindestens für die Allele der E-Reihe ist das ja schon mal recht gut möglich (außer vielleicht bei E und E^R), da sind die Kükendaunen recht aufschlußreich. Im Zweifel kann auch der Wissenschaftliche Geflügelhof des BDRG mit Hilfe der Vereine gerne mal ein Kreuzungsprogramm auflegen, wo durch Kreuzung z.b. mit Bankivas recht schnell ein guter Teil der Farbgenetik dingfest gemacht werden kann. Immer noch besser als sinnlose Projekte, z.B. wann und wie oft die Hähne verschiedener Rassen krähen, wenn man von jeder Rasse nur EINEN Hahn hat
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