Hallo,

nachdem an uns aus der "Wissenschaftlichen Ecke" in Bezug auf unsere Aktion "Eine Feder für Mettenleiter" die Frage gerichtet wurde, warum wir nicht beim FLI nach Antworten ersuchen: Tun wir doch!
Allerdings bislang ergebnislos.

Vielleicht können uns ja die Bewohner der hiesigen "Wissenschaftlichen Ecke" antworten auf unsere aktuellen Fragen im Bezug auf Bayern geben?

1. Die tiefgefrorenen Enten:
Es heißt, in 18 tiefgefrorenen Enten aus dem Betrieb in Wachenroth (Rückstellproben beim Schlachthof) sei H5N1 nachgewiesen worden:
• Von welchem Datum sind die Rückstellproben?
• Sind überhaupt Viren gefunden worden, oder Antikörper?
• Sind in allen Rückstellproben (100%) von dieser Charge Viren gefunden worden?
• Welcher %-Anteil der geschlachteten Enten wurde als Rückstellprobe aufbewahrt?
• Waren alle Enten symptomfrei, oder warum ist die Krankheit nicht vorher aufgefallen?
• Die Aufstallungsverordnung schreibt eine tierärztliche und virologische Untersuchung wenige Tage vor der Schlachtung vor. Wieso wurden die Viren dabei nicht entdeckt?
• Wurden statt den eigentlich vorgeschriebenen Untersuchungen nur Rückstellproben gebildet? Ist das legal?
• Wie viele Enten aus der infizierten Charge sind verkauft worden? In welchem Raum sind die Enten verkauft worden? Sind Enten exportiert worden? Wohin?
• Wie groß war der Anteil der infizierten Enten unter den verkauften Enten?
• Welcher Prozentsatz der ausgelieferten Enten konnte zurückgerufen werden? Wurden sie untersucht? Warum wissen die Behörden nicht, ob infizierte Enten bei den Verbrauchern gelandet sind? Und woher wissen sie andererseits, dass alle Enten ausreichend lange gekocht wurden??
• Warum ist die Bevölkerung bis heute nicht offiziell informiert worden?

2. Weitere Überlegungen dazu:
Die Enten, bei denen die Krankheit am 25.08.07 in Wachenroth entdeckt wurde, waren erst wenige Wochen alt. Die geschlachteten Enten müssen aber - logischerweise - älter gewesen sein. Die Behörden gehen jetzt davon aus, dass die Infektion frühestens 3 Wochen vor Beginn des Ausbruchs bei den Jungenten begonnen haben kann (Ende Juli / Anfang August). Ein klarer logischer Fehler: die Küken waren ja bereits mindestens die zweite infizierte "Generation". Wann die Infektion begonnen hat ist also völlig offen - mit Sicherheit aber erheblich früher als die Behörden jetzt annehmen. Damit rückt der Ausbruch in Wachenroth zeitlich näher an die Ausbrüche bei Tisova, Nürnberg, usw..

3. Was ist bei den anderen Beständen tatsächlich nachgewiesen worden?
Bei den übrigen gekeulten Beständen geht aus den Berichten nicht klar hervor, was genau nachgewiesen wurde. Teilweise wohl nur Antikörper, teilweise (Oberbayern) ist von "niedrigpathogener Vogelgrippe" die Rede.
• Welche "niedrigpathogenen" Viren sind gemeint? LPAI H5N1? LPAI H5N2?
• Oder ist das ein Mißverständnis, und es wurde der vorläufige Nachweis von "H5"-Viren ohne "N"-Bestimmung falsch interpretiert?
• Antikörper ohne Erkrankung und der gleichzeitige Nachweis niedrigpathogener Grippeviren, insbesondere von H5N2, wären ein glasklarer Hinweis auf illegale Impfungen.

4. Weitere Fragen und Spekulationen zu Impfungen:
• Ist die Vogelgrippe in Wachenroth durch mißlungene Impfungen ausgelöst worden (nicht ausreichend inaktivierter Impfstoff)?
• Oder sind die Impfungen nach, und wegen, dem Ausbruch in Wachenroth durchgeführt worden?
• Oder sind die Impfungen Routine, und nur durch den Ausbruch bei Küken (weniger resistent!) in Wachenroth aufgeflogen?
• Wissen die Behörden, dass die gekeulten Bestände nicht infiziert, sondern nur geimpft sind? (Das wäre nach Rechtslage ein Grund für Keulungen, allerdings nur aus handelsrechtlichen, nicht aus seuchenhygienischen Gründen!)

5. Räumliche Verzeilung der Betriebe
Übrigens liegen alle jetzt betroffenen Bestände in Regionen, in denen schon im Winter/Frühjahr 2006 tote Wildvögel gefunden wurden. Die bisher ziemlich rätselhafte Streuung der damaligen Funde über Bayern (mit einem Schwerpunkt in Mittelfranken) scheint dadurch plötzlich eine Struktur zu bekommen.

6. Starke Zunahme der Stallentenbestände in Bayern
Nach Agrarstatistik gab es im Jahr 2003 in Bayern 182.000 Hausenten, 2005 nur noch 92.000. In diesem Jahr wurden aber schon 420.000 Enten gekeult, und das sind nicht alle Bestände in Bayern. Ich glaube Katinka hat neulich mal gefragt, was sich seit 2005 in der Geflügelwirtschaft geändert hat. Die Zahl der Enten in Massen¬haltungen also auf jeden Fall - vielleicht weil die Nachfrage nach asiatischen Enten derzeit schwächelt?

LG
Crissi