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Kurs Futtermittel für Hühner
Teil 3: Wieviel frißt denn nun so ein Huhn überhaupt?
Und was braucht es für ein Ei?
Für die, die den Anfang verpasst haben:
Kurs Futtermittel Teil 1: Was ist in
der Futtertüte drin?
Kurs Futtermittel Teil 2: Was machen
die Hühner draus? Welches Futter für welches Huhn?
Masthähnchen - 20g/Tag bis zu 160g/Tag
wachsende Junghennen - 20-120g/Tag
mittlere Futteraufnahme einer Legehenne - 110g (zu Beginn) bis 130g
Futterbedarf für ein Ei -150 bis160g brutto bei optimaler Futterzusammensetzung
Das wird nicht zusätzlich gefressen (paßt nicht rein), sondern
bedeutet, da halt nicht genau jeden Tag ein Ei "fertig" werden
kann, es "fehlt" sozusagen Futter dafür, oder die entsprechenden
Stoffe werden dem sogenannten "Erhaltungsbedarf" (für das
normale Leben) vorenthalten. Darum nimmt die Legeleistung kontinuierlich
ab, und ein Hochleistungshuhn "hält (sich)" nicht lange.
(Remember: es MUSS Eier legen, es kann es sich nicht aussuchen!)
Im aufgenommenen Futter sollte dann folgendes je Tier und Tag drin sein:
Masthähnchen: 6,3 -33g (verdauliches) Rohprotein , 0,37-2,11 MJ ME
Junghennen: 4-8g (verdauliches) Rohprotein, 0,6-1,1 MJ ME (je nach Körpergewicht)
Legehennen: 20-17g (verdauliches) Rohprotein, 1,5-1,3 MJ ME (je nach Legeleistung)
Ein Ei "verbraucht" davon bis zu18g Rohprotein und 0,6MJ ME,
wobei für die Bildung von 1g Eiereiweiß etwa 1,7g Rohprotein
benötigt werden. Zum "verdaulichen" Rohprotein: das ist
der Anteil, der "im Huhn bleibt" , oder umgekehrt: so viel Proteine/AS
muß das Huhn aus dem gesamten Rohprotein im Futter wirklich aufnehmen
können. Beträgt im ganz groben Durchschnitt 80% des RP, und
ist abhängig vom Einzelfuttermittel.
Wer sich also eine Tabelle zur Hand nimmt, muß drauf achten, ob
"Rohprotein" angegeben ist (meist bei Futtermitteln, bestimmt
nach dem N-Gehalt), oder verdauliches Rohprotein (meist in Futterwerttabellen
(die Werte für die "Verdaulichkeit" werden in Tierversuchen
ermittelt))
Bitte dran denken: selbst im Käfig, wo sich ein Huhn nicht viel
bewegen und kaum Energie verbrauchen kann, reicht die physikalisch mögliche
Futteraufnahme kaum aus, um jeden Tag ein Ei zu legen und dabei auch noch
langfristig gesund zu bleiben. Bei freilaufenden Hühnern, die zusätzlich
Energie und Nährstoffe zum Bewegen, Scharren, Picken und für
die Thermoregulation (zum heizen) brauchen, fehlt entsprechend mehr.
Natürlich reicht es dann nicht aus, einfach nur nach den Rohnährstoffen
zu entscheiden, was man nun Füttern will, leider sind das aber meist
die einzigen Angaben, die man über ein (Einzel-)Futtermittel bekommt
- zumindest beim Händler. Für den Rest gibts die schon erwähnten
"Futterbedarfs- und -Futterwerttabellen", die auch wieder pro
Tierart erstellt werden, und zusätzliche Angaben zu z.B. "hühnerwichtigen"
Aminosäuren oder den Ca-Gehalt der Komponenten auflisten (sollten!).
Da wir die Hühner schon haben,
bauen wir nun mal ein Ei:
Dazu braucht man:
Eiweißstoffe/essenzielle AS: Arginin, Histidin, Isoleucin,
Leucin, Lysin, Methionin, Methionin plus Cystin, Phenylalanin, Tyrosin,
Threonin, Tryptophan und Valin zur Bildung von so schönklingenden
Sachen wie Ovalbumin, Ovoconalbumin, Ovoglobulin oder Ovomucoid (das eßt
ihr alles mit! *g*)
Fett: Neutralfette, komplexe Lipide (für z.B Ovolezithin, Ovokephalin,
Ovosphingomyelin)
Mineralstoffe: Calzium, Phosphor, Natrium, Magnesium, Mangan, Zink,
Eisen, Jod Selen
Vitamine: A, D3, E, K, B1, B2, B6, B12, Niazin, Pantothensäure,
Folsäure, Biotin und Cholin
und ein paar Kohlehydrate. Wenige! (0.9%). z.B. aus Brot.
Dazu noch etliche Spurenelemente, die zwar nicht im Ei vorhanden
sind, aber für die "Eierstoffsynthese" unbedingt benötigt
werden (die Stricknadeln sind ja hinterher auch nicht im fertigen Pullover).
Und das ganze bitte im richtigen Verhältnis (dafür gibts auch
Tabellen), sonst wird das nix - fehlt z.B. nur eine einzige ess. Aminosäure
oder ein Vitamin (oder ist im Mangel), so werden auch die anderen EiweißStoffe
nicht zusammengebaut, es gibt sozusagen ein "(dna)Baustein-Rezept"
für Eiereiweiß, das genetisch festgelegt ist. Darum können
Hühner auch nur "ganze" Eier legen. Ei oder nicht Ei. Ein
bißchen schwanger gibt es nicht.***
Beim Fett im Ei (Fettsäuremuster im Eigelb) ist es dafür umgekehrt.
Da gibt es einen Mengenplan, aber keine fixen Bausteine. Viel Linolsäure
im Futter >> viel Linolsäure im Ei (gut, weil essentielle Fettsäure).
Geht mit Mais oder Sonnenblumenkernen in der Mischung. Raps dagegen enthält
unter Umständen Stoffe (Erucasäure), die die Schlupffähigkeit
der Küken beeinträchtigen. Da viele Geschmacksstoffe an Fette
gebunden sind oder fettlöslich, ist die leichte Übertragbarkeit
der Futterfette ins Ei problematisch, so kann z.B. der "Fischgeschmack"
bei Eiern nicht nur von
Fischmehl kommen (gibts ja nicht mehr), sondern auch von einem Anteil
Baumwollextraktionsschrot oder Rapsschrot in der Mischung. Zyklische Fettsäuren
werden beschuldigt, Dotterflecken zu verursachen. Andere Stoffe, wie z.B
Tannin aus Ackerbohnen, bewirken eine grünfärbung im Dotter,
wenn sie in höheren Konzentrationen gefüttert werden, wohingegen
Lutein und Zeaxanthin (aus z.B. Grünmehl) ein hübsches Goldgelb
bauen.
(In den Tüten vom Landhandel ist auch alles drin, was ein EI
braucht. *anmerk*)
Nochmal bitte dran denken: ein "normales, nichteierlegendes Naturhuhn"
würde (eine Junghenne vor dem Legen tut das) ca 100g normales Futter
am Tag verzehren, und davon gut Leben können. Da könnte es auch
ruhig Gras fressen, (Samen-)Körner und n paar Würmchen, meinetwegen
auch ne Scheibe Wurstbrot dazu, und von den aufgenommenen Nährstoffen
kann man dann herumflattern, Federchen bilden, ein bißchen Knochen
auf- und wieder Abbauen, ein paar Muskeln aufbauen und bewegen, alles
Erhaltungsbedarf - alles bestens, null Problemo.
Eine Legehenne hat NICHT MEHR PLATZ IM KROPF als ein "normales
Huhn", sie muß aber (genetisch bedingt) schon rein gewichtsmäßig
fast die Hälfte des täglich aufnehmbaren Futters als Ei wieder
ausspucken, (darin 75% des aufgenommenen Proteins!), und vom Rest
so gut Leben, wie andere Hühner von der ganzen Menge.
Man muß sich das wirklich mal so ausführlich vor Augen halten,
um zu begreifen, was für HOCHLEISTUNGTIERE Legehennen geworden
sind. Andere Vögel machen das ein oder zweimal im Jahr und sind nach
4 Eiern fix und foxi.
Bleiben wir mal beim Ei, unseres von oben hat ja noch gar keine Schale:
Grob gesehen sieht die Sache so aus: Aufnahme von Ca je Tier und Tag (soll)
3,5g sein. Davon werden dann ca +-2g mit dem Ei wieder abgegeben. Dazwischen
liegt "Stoffwechsel".
Nur mal als Bespiel, wie genial so ein Huhn das macht:
Vor Legebeginn (da sagt ein Hormon bescheid, wann es soweit ist) erhöht
sich die Ca-Aufnahmefähigkeit im Darm von ca30% auf 60-70%. Dann
werden alle Knochen umgebaut, so das ein Viertel des gesamten Skelett-Ca
(3-4g) als "Speicher-Ca" schnell verfügbar gemacht werden
kann. Die Leber bildet jede Menge Phosphoprotein als Transport"behälter"
für das Ca im Blut. Der Ca-Gehalt im Blut steigt auf das doppelte
(20-25 mg/100mlPlasma) an, es wird Magnesium, Eisen und Phosphor im Blut
"vorgehalten". Alles , damit eine Eischale dann in 20 Stunden
"wachsen" kann.
Damit geht es los, wenn das Ei seine Haut hat: zuerst 5-6 Stunden "Rohbau",
und danach (5. bis 15te Stunde) werden jede Stunde ca 200-300mg Ca (als
CaCo3) um das Ei gebaut, also die 10-fache Menge des gesamten Ca-Gehaltes
im Blut pro Stunde(!!!), es muß also ständig(!!!) auf Hochtouren
"gearbeitet" werden. Unpraktischerweise schläft so ein
Huhn aber auch mal, und die Bereitstellung von NahrungsCa im Blut ist
Licht-Dunkelabhängig. Bei normaler Ca-Versorgung stammt dann die
Eierschale zu 2/3 aus dem Futter-Ca, 1/3 wird aus dem Knochenspeicher
genommen, und später wird wieder (im Hellen) Futter-Ca im Skelett
eingelagert.
Für diese Stoffwechselprozesse sind als "Werkzeuge" außerdem
nötig: Vitamin D3, Zink, Mangan und ein passendes Natrium : Chlorid-Verhältnis
im Futter.(1:0,5 -1:1,25)
Wird kein Ca mit der Nahrung zugeführt, oder(!) fehlt Vitamin D3,
oder(!) Licht, oder Zink, oder Mangan, oder gerät das Na:Cl-Verhältnis
durcheinander (zum Beispiel durch salzige Essensreste), reicht das Knochen-Ca
noch für ca 2-3 Eischalen, dann gibts vielleicht noch ein Windei
- und dann ist Schicht. Kein Kalk - Kein Ei. Auch Überschüsse
können den Ca-Stoffwechsel stören. Zuviel Phosphat z.B. "bindet"
das Ca, so daß es zwar aufgenommen wird, aber dann nicht für
das Ei verfügbar gemacht werden kann. Bei suboptimaler Versorgung
läuft das ganze langsamer ab (die Knochen "halten länger
vor", die Schalen werden dünner) - aber das Prinzip bleibt das
selbe. Dünne Eierschalen = brüchige Knochen.
So oder so ähnlich unkompliziert laufen die Stoffwechselprozesse
für alle Zutaten eines Eies ab, und dabei wird so ziemlich jedes
Organ einer Legehenne "in Mitleidenschaft gezogen". Fast jeden
Tag. Und jede Nacht. Durchgehend.
(Die Tüten stehen übrigens immer noch beim Landhandel. Bauern
bekommen Geld, wenn man sie kauft. Auch keine Untat.)
Und einmal noch, weils so schön war: Für einen Menschen von
60kg hieße das: jeden Tag 3,6 kg Futteraufnahme, davon jeweils 2,5
kg in einen angemessenen Zwischenspeicher damit jederzeit (auch im Schlaf)
hochleistungsverdaut werden kann, und jeden Tag einen Arm ab und bis übermorgen
bitte wieder vollständig nachwachsen lassen. Morgen nehmen wir dann
den anderen Arm. ZUSÄTZLICH zum "normalen Leben" bitte.
Oder ca jede Woche ein Kind bekommen, für die Damen. Es ist ein Wunder,
daß es überhaupt noch Hühner mit guter Laune gibt, und
sie sollten uns alles, was nicht superhochkonzentrierteste und schnell-
und leichtverdauliche Nährstoffe enthält, empört vor die
Füße spucken oder uns in die Finger hacken. Nur haben sie diesen
Instinkt leider nicht mit über die jahrelange Zuchtauslese nehmen
können - denn dabei wurden sie durchgehend leistungsgerecht gefüttert.
Mit allen nur möglichen Tricks. Und auf Legeleistung selektiert,
nicht auf "Futterauswahlverhalten".
Bevor jetzt wieder jemand blaue Flecke auf den Zehen bekommt, ein kleiner
Exkurs: Ich habe die Hühner nicht so gezüchtet, ich stelle nur
fest, daß sie so sind. Nahezu alle, bis auf ein paar eben deshalb,
weil sie weniger Eier legen, aussterbende Rassen. Von denen muß
man halt mehr halten (und mehr füttern) um die selbe Anzahl Eier
zu erhalten.
Halbe Legeleistung=doppelte Tier / Futterkosten. Doppelte Arbeit. Doppelter
Eierpreis.
Aber: gesundere Physiologie. Eier, die nur jede Woche gelegt werden, klauen
weniger Futter/Tag.
Jede Woche ein Ei läßt schon fast wieder Wiese zu. Bei 7-fachem
Eierpreis. Und 7-fachem Tier- und Flächenverbrauch. Wie gesagt: das
ist VORHER festgelegt. Vor dem Huhn und vor dem ersten Ei - Rassebedingt.
"Normale" Legehennen leisten physiologische Schwerstarbeit
beim Eierlegen, und das "gibt sich" auch nicht nach ein paar
Generationen Naturbrut oder Kreuzen, davon wird weder der Kropf größer,
noch "lernen sie", halbe (kleinere oder anders zusammengesetzte)
Eier zu legen. Wie lange es dauert, ein oder mehrere physiologische (!)
Merkmale innerhalb einer Rasse dauerhaft zu verändern, kann man (natürlich)
auch ausrechnen, aber "das ist eine andere Geschichte und soll ein
anderes Mal erzählt werden".
Ob es überhaupt möglich ist, "alte Instinkte" wieder
zu beleben, ist fraglich, und ganz sicher leben wir hier nicht ein einer
Umwelt, in der ein Huhn "alles findet, was es braucht". Und
solange das so ist, muß man die Verantwortung dafür übernehmen,
daß das, was die Tiere brauchen, auch hineingefüttert wird.
Es kommt hier auch nicht auf den Unterschied zwischen Hühnern mit
120 oder 250 Eiern im Jahr an, sondern darauf, daß bei allen Vögeln
das Eierlegen zu den Reproduktionsprozessen gehört, und darum vom
Stoffwechsel bevorzugt behandelt wird. Wenn nicht alle Närhstoffe
da sind, geht das nicht nur "auf die Knochen" des Huhns, es
werden auch andere Organe langfristig geschädigt. Übertroffen
wird die "Wichtigkeit" des Eierlegens nur noch von der Mauser,
bei der immerhin 15-30% des gesamten N (Stickstoff) im Tier "ausgetauscht"
werden müssen, und da Federn zu 94% aus Eiweiß bestehen (in
der Trockenmasse) bleibt da nichts über zum Eierlegen.
(Übrigens gibt es Leute, die sich ganz genau mit Tierernährung
beschäftigen, jahrelang. Die sagen dann, was in so eine Tüte
hineingehört, die beim Landhandel steht. Ist auch wichtig!)
*Antje muss jetzt auch mal was dazu sagen: zusätzlich kann
man auch weniger Eier kaufen bzw. kosumieren und/oder mehr dafür
bezahlen* (schaut mal bei "Wo sind
überall Eier drin?")*
Wer jetzt noch nicht überzeugt ist, für den steht noch ein
bißchen Futtermittelkunde an, ein bißchen Tabellenlesen, und
dann kann man schon mal ein Huhn füttern :)
*** GANZ schrecklich genau genommen kann man dem Huhn
da "mit Trick" ein paar Stoffe unterjubeln - der Aufbauprozeß
eines Eis (Eies?) bleibt aber immer der selbe. Schwankungen im Choesteringehalt,
die immer gerne mal angegeben werden, sind eindeutig genetisch bedingt,
also über die Zucht, nicht über das Futter zu verändern.
Eigröße und -gewicht werden (in sehr engen Grenzen) vom Gehalt
an Linolsäure und Methionin und vom Wassergehalt abhängig gemacht,
die Unterschiede liegen aber im Bereich von 1,5-2g/Ei, darüberhinaus
sinkt nicht das Eigewicht, sondern die Legeleistung.
Hier geht es weiter:
Futtermittel Teil 4: Und wenn ich mein
Futter selber mischen will? Bedarfswertetabellen
Siehe auch
Futtermittel Teil 1: Was ist in der
Futtertüte drin?
Futtermittel Teil 2: Was machen die
Hühner draus? Welches Futter für welches Huhn?
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