500 Hühner halten
Welche Konsequenzen hat das?
Ist das noch artgerecht möglich?
Kann man damit Gewinn erzielen?
Iris:
Wir haben einen Stall, da passen bis zu 500 Huhnies rein. Wer kann
mir dazu was sagen?
Eckard
500 Hühner. Das ließ mich das ganze Wochenende nicht
mehr los. 500 Hühner. Ich habe das ganze Wochenende immer wieder
daran denken müssen. Vor allem, wo wir in C. bei unserem neuem Zuhause
waren und den zukünftigen Hühnerstall begonnen haben zu renovieren.
500 Hühner.
500 Hühner! Und das Artgerecht. Puh, was sind das für
Platzverhältnisse. Aber sind 500 Hühner auf zwei oder
drei Hektar überhaupt artgerecht? Wenn man sich die Urhühner
anschaut, also die Bankiva, dann wird man eine solche massive Zahl auf
einigen Hektar nicht erleben. Die gehen sich mit ihren kleinen Herden
aus dem Weg. 500 Hühner auf einem Hektar, da wäre für mich
schon die Grenze des artgerechten überschritten. Für mich wäre
das Massentierhaltung.
Im Sommer sitzen bei mir 3 Hühner auf einem Meter Sitzstange.
Denen ist nämlich echt warm. Das hieße bei 500 Hühnern
166 m Sitzstange. Mit so viel Sitzstange umzäunen andere ihren Auslauf.
Katrin schrieb mal, das man auf einem qm Stall vier Hühner halten
könnte. Ich habe das letzten Winter ausprobiert und muss sagen, das
ich es für zu eng hielt. Mit so einem Besatz können die Hühner
wohl einen Tag im Stall bleiben, aber nach meinen Erfahrungen gibt es
spätestens dann mächtig Streit. So war es bei mir jedenfalls
und die waren im letzten Winter einmal über eine Woche im Stall wegen
Schnee.
Ob so ein Besatz auch noch artgerecht ist, und das ist es ja, worum es
der Iris geht, glaube ich auch nicht. Das es aber andersherum möglich
ist, auch noch mehr Hühner auf noch weniger Fläche zu halten,
das wissen wir ja nun nicht erst seit Paul Schockemöhle dies praktiziert.
Und jeder kann ihn fragen, er wird immer bestätigen, das es artgerecht
sei.
Bei 500 Hühnern hieße das bei Katrins Angeben, das eine Stallfläche
von 125 qm vorhanden sein muss. Zuzüglich Nester, Kotbretter, Tränken
und Futtertrögen usw. Auf so einer Fläche wohnen andere Menschen
und verbringen ihr Leben. Diese Stallfläche könnte man nun auch
verteilen auf verschiedene Ställe, aber das treibt natürlich
auch die Investitionskosten in die Höhe, denn dann müssten auch
mehr Tränken usw. angeschafft werden. Auch ist die Instandhaltung
von mehreren Ställen natürlich teuerer als von einem großen
Stall. Vom Arbeitsaufwand gar nicht zu reden. Denn mehrere Ställe
anlaufen zum Füttern dauert natürlich länger. Auch die
Desinfektion der Ställe dauert bei mehreren Ställen länger.
Aber Iris schrieb, das es ein Stall sei, so dass der zeitlich Mehraufwand
nicht ins Gewicht fällt.
Zu den 125 qm Grundstallfläche für die Hühner kämen
also nochmals für Legenester und Sitzstangen nach meinen Berechnungen
ca. 35 qm dazu. Das macht dann zusammen 160 qm. Das nennen ich dann schon
einen ordentlichen Stall. Und dies ist m. E. für eine Artgerechte
Hühnerhaltung die unterste Grenze.
Bei 500 Hühnern benötigt man bei artgerechter Haltung natürlich
auch eine entsprechende Anzahl an Katzenklos, ich meine Nester.
Von einem Bioland-Hühnerhalter aus Melle weiß ich, das er pro
5 Hühner ein Nest rechnet. Das ist Bioland-Richtlinie. Dieser Wert
ist bei mir schon etwas eng gerechnet, aber legen wir das mal zu Grunde.
Das wären also 100 Nester. Ich stelle mir also gerade 100 Katzenklos
nebeneinander und übereinander vor. :-) Ein schönes Bild. Katzenklo
macht die Hühner froh. :-)) Helge Schneider wäre begeistert,
das hätte er in sein Video mit hineingeschnitten. :-)))
Aber kommen wir nun zur Auslauffläche. Auch hier nehme ich
natürlich wieder meine Erfahrungswerte, und diese können natürlich
von anderen Haltern hier in der Runde abweichen. Um eine durchgehend grüne
Grasnarbe zu behalten, reichen bei mir 15 qm pro Huhn nicht. Ich habe
es auch mit 20 qm pro Huhn versucht, aber da war es wohl schon zu spät.
Nehmen wir also mal diese 20 qm, die ja reichen sollen, als Grundlage
für den Auslauf. Das heißt also 10000 qm oder ein Hektar Auslauf
müssen also schon sein.
Gerechnet wird dieser Auslauf ja als Kreis um den Stall herum. Es nützt
ja nichts, wenn der Stall an einer Seite des Hektar liegt, denn die Hühner
würden dann den Platz davor recht schnell kaputtscharren und
es würde auch dort kaum noch Grün wachsen, während an der
anderen Seite das Grün wuchern würde. Dann wäre die Grasnarbe
sehr bald auf dem gesamten Hektar kaputt. Vergessen darf man dabei auch
nicht, das das Gras im Herbst und Winter nicht wächst, die Hühner
es aber abfressen. Daher kann man Erfahrungswerte, die auf dem Sommer
beruhen, nicht verwenden.
Bei einem Stall besteht auch die Problematik des Stickstoffes.
Die Hühner halten sich überproportional vor dem Stalleingang
auf und verlieren dort auch überproportional viel Kot. Dadurch entsteht
eine viel zu hohe Stickstoffkonzentration im Boden. Um diese irgendwann
wieder abzubauen, wäre es notwendig, dort Phacelia oder Send oder
ähnliches zu Pflanzen, aber das geht ja nicht, da dort die ganze
Zeit Hühner laufen und dieses wieder wegfressen.
Wichtig ist auch, das auf dieser Fläche Bäume und Büsche
stehen zum Schutz und für Schatten. Bei 500 Hühnern muss man
schon anfangen zu rechnen, wie viel Büsche in dem Auslauf stehen
müssen, damit die Schutzfläche für 500 Hühner ausreicht.
Wenn diese Schutzfläche nicht gegeben ist und ein Greifvogel in der
Nähe sein Zuhause hat, dann werden die Hühner ohnehin auf die
richtige Anzahl reduziert. Diese Zahlen beziehen sich übrigens nur
darauf, das ausnahmslos Hühner auf dem Auslauf gehalten werden. Bei
weiteren Tieren ist die Auslauffläche und die Schutzfläche für
die zusätzlichen Tiere hinzu zu rechnen.
Bei so vielen Hühnern ist die Möglichkeit einer Seuche bestimmt
auch viel größer, als bei einer kleineren Herde. Also muss
auch hier Vorsorge getroffen werden durch erhöhte Hygiene. Das bedeutet
auch, das man bei einer so intensiven Haltung unter Ausnutzung eines Stalles
auch viel öfter die Einstreu auswechseln muss. Da die Einstreu,
wie wir hier ja schon in früheren Diskussionen festgestellt haben,
mindestens fünf Zentimeter hoch sein sollte, damit eine ausreichende
Saugfähigkeit erhalten bleibt, kommt hier natürlich auch eine
riesige Menge Einstreu zusammen. Bei den oben festgestellten 160 qm ergeben
das pro Einstreu 8 Kubikmeter.
Wie oft wird so ein Stall ausgemistet? Also die Streu erneuert? Im Winter
denke ich mir jede Woche, da sie ja sehr viel im Stall sind. Das wären
im Winter also 32 Kubikmeter Einstreu im Monat, die verbraucht werden,
und auch anschließend auf einen Kompost müssen und bestimmt
auch angenehm riechen. Natürlich kann man das Einstreu auch seltener
wechseln, aber ob das dann noch artgerecht ist? Ob es dann noch Hygienisch
ist? Ob dann nicht zu schnell eine Krankheit um sich greift? Ich habe
da leider keine Erfahrungswerte.
Bei soviel Hühnermist ist Biogas auf jeden Fall eine
Überlegung wert. Ein Huhn produziert übrigens jeden Tag soviel
Kot, das man aus dem daraus entstehenden Biogas 14 Liter Wasser zum Kochen
bringen kann. Und das pro Tag. Bei 10 Hühnern wären das also
140 Liter Wasser, das ja auch für die Heizung genutzt werden kann.
Bei 500 Hühnern wären das dann 7000 Liter kochendes Wasser täglich,
die man aus diesem erbrauchten Einstreu erwärmen könnte. Ich
glaube, das reicht sogar noch zum Tanken eines mit Gas betrieben Fahrzeuges.
(Nein, nicht das kochende Wasser, sondern das Biogas soll getankt werden)
Aber zurück zur Hygiene. Sollte tatsächlich mal eine
Seuche ausbrechen, so hat das natürlich gleich verheerende
Ausmaße. Auch in betriebswirtschaftlicher Sicht. Um den vorzubeugen
muss viel geimpft werden, denn es ist bei Iris ja auch entsprechender
Publikumsverkehr durch die Eierkäufer, die direkt auf den Hof kommen
und bestimmt nicht alle desinfiziertes Schuhwerk haben. Da bestimmte Impfungen
ja nur durch Spritzen gegeben werden können, ist das bei 500 Hühnern
auch schon ein echtes Stück Arbeit. Bei Impfungen, die über
das Futter oder Trinkwasser gegeben werden, ist das nicht so aufwendig,
von den Kosten mal abgesehen.
Wenn die Nester dann auch noch, so wie es früher üblich war,
mit Heu bestückt sind, dann muss auch dieses regelmäßig
gewechselt werden. Bei den 100 Nester vergehen da auch schnell ein paar
Stunden. Anschließendes abspritzen und eventuelles desinfizieren
mit inbegriffen. Regelmäßiges desinfizieren/kalken der Wände
darf man dann natürlich auch nicht vergessen.
Dann kommt ja noch die Selektion hinzu. Nach 18 Monaten legt ein
Huhn für gewöhnlich nicht mehr rentabel. Und rentabel soll es
ja sein, denn die 500 Hühner werden gehalten, da man die Eier Verkaufen
will. Das heißt, das spätestens dann die alten weggeben werden
müssen und neue 500 angeschafft werden müssen, um das ganze
noch rentabel zu gestalten.
Spätestens bei diesem Punkt behaupte ich, das das ganze mit artgerecht
nichts mehr zu tun hat, sondern nur noch in eine Massentierhaltung
endet, wo das Tier auf der Strecke bleibt. Die alten verbrauchten, die
ihren Dienst getan haben, werden dann hoffentlich vor Ort geschlachtet,
damit sie nicht noch den Transportstress und Schlachtstress in einer gewerblichen
Schlachterei ausgesetzt sind.
Deswegen meine Frage direkt an Iris: Du hast vor kurzem einen eurer
Tiere mit großem Aufwand helfen wollen. Wie stellst du dir das auf
Dauer bei deinen jetzigen 120 Hühnern oder zukünftig sogar 500
Hühnern vor? Um rentabel zu bleiben, kannst du einen Tierarztbesuch
vergessen. Da hast auch gar keine Zeit zu. Also bleibt nur die Axt, wenn
ein Huhn krank ist, aber meinst du, das du bei 500 Hühnern noch die
Zeit hast, diese zu beobachten und zu sehen, ob eines krank ist? Du hast
ja auch noch die Verantwortung für weitere Tiere auf eurem Hof! Hast
du dann noch die Zeit, es zu töten oder lässt du es dann auf
sich selbst gestellt?
Hühner produzieren enorm viel Kohlenmonoxid und natürlich auch
viel Wärme. Letzteres ist vor allem im Sommer ein Problem. Das CO
aber das ganze Jahr über. Das heißt, es müssen im Stall
auch einige große Ventilatoren installiert sein, die die verbrauchte
Luft und auch die Wärme nach draußen befördert.
Um das Legepotenzial der Hühner das ganze Jahr über zu erhalten,
ist es auch notwendig, den Stall künstlich zu beleuchten im
Winter, sonst hast du bald viel zu wenig Eier. Ob das Artgerecht ist lasse
ich auch mal dahingestellt, denn meiner Ansicht nach ist es das nicht.
Ist der Stall auch gut isoliert, sonst hast du im Winter ein Tränkwasserproblem,
denn das Wasser ist dann eingefroren und du musst bei 500 Hühnern
mächtig viel Wasser, so um die 100 Liter pro Tag, zu dem Stall fahren,
damit sie genügend Wasser bekommen. Da sind die Tränkenwärmer
eine segensreiche Erfindung. Diese halten das Wasser warm und es friert
nicht ein. Es verbraucht nur Strom, sowie das Licht im Stall im Winter
auch und die Ventilatoren. Das sind auch alles Kosten, die es zu bedenken
gilt.
Futter: Meine 20 Hühner fressen im Sommer pro Tag 1,5 kg
Körnerfutter. Im Herbst und Winter natürlich erheblich mehr.
Bei 500 Hühnern sind das 37,5 kg pro Tag. Im Winter dürften
das dann auch schon mal 50 kg pro Tag werden oder schätze ich da
etwas zu hoch? Das sind 100 g pro Huhn. Bei meiner Fütterweise kommt
das hin. Bei mir bekommen die Hühner im Winter ja auch noch jede
Menge Grünzeug aus den Abfällen von diversen Supermärkten.
Auch Essensreste von uns und ab und an auch von Nachbarn. Daher brauchen
meine 20 Hühner auch nicht viel Körner.
Aber bei 500 sieht das ganz anders aus. 37,5 kg pro Tag, das macht im
Monat 1125 kg Körnerfutter. Aus den schon erwähnten Gründen
rechne ich hier besser mit 1,5 t. Aber das wird möglicherweise schon
zu wenig sein. Für diese Menge braucht man also schon einen Silo.
Und das ist auch nicht gerade billig und der benötigt auch Platz.
Dieser Silo will auch gefüllt sein, so das auch das Futter in entsprechender
Menge besorgt werden muss. Wenn man selber dafür fahren muss, ist
das neben dem Kostenfaktor auch wieder ein Zeitfaktor.
Betriebswirtschaftlich gesehen habe ich auch einige Berechnungen
aufgestellt. Bei 500 Hühnern hat man einen Umsatz von ca. 44000 DM
/ Jahr. Davon muss als erstes mal die Mehrwertsteuer abgezogen werden.
Dann wären wir bei nur noch 41100 DM. Und dann natürlich alle
weiteren Kosten, aber das hier nun auch noch aufzuführen, ich denke
das würde zu weit führen. Wenn Interesse besteht, so werde ich
bei Gelegenheit auch diese finanziellen Berechnungen veröffentlichen.
Kein Problem. Ich kann aber schon vorwegnehmen, das es sich nicht lohnen
wird, bzw. nur über einen sehr langen Zeitraum.
Ich bin mir sicher, das ich noch einige Aspekte hier vergessen habe.
Diese Überlegungen haben also keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Aber es sind bestimmt einige Punkte dabei, die interessant genug sind,
diskutiert zu werden.
Kommentare:
Mario
interessant was Du da schreibst. Ich sehe es ähnlich. Wenn man
mit Hühnchen nicht nur ein Zubrot/Futterkosten reinhaben, sondern
wirklich Gewinn erzielen will, geht das kaum artgerecht.
Bei meinen mit Nachbarfeld gerechneten 4000-5000 qm und den vorhandenen
Ställen kam ich bei eigenen Berechnungen auf eine Obergrenze von
150-200 Hennen, die noch rennen können. Damit wäre ich dann
aber auch schon halbtags beschäftigt.
Übrigens glaube ich kann man durchaus alte Hühner behalten,
bei mir legt eine Dame von 1997 auch nur noch ab und an ein Ei.
Die ist aber die einzige dieses Alters. Andere haben bereits nach 2-3
Jahren auf natürliche Weise den Löffel abgegeben. Wenn man das
langsam aufbaut, wird man immer einige junge, ein paar alte und viele
im mittleren Alter haben.
So plane ich das bei mir, denn abgesehen von den Hähnen haben die
Legehennenalle ein Bleiberecht auf Lebenszeit, nicht nur auf Legenszeit.
Bei Interesse stelle ich gerne mein "Patenhuhn-konzept" ins
Netz mit dem ich gerade die landwirtschaftliche Behörde hier unten
beglückt habe. Sie fandens sogar gut.
Dennoch, 100 gestapelte Katzenkästen vor Augen (in verschiendenen
Farben), das hat auch was :-))
Stefan
ich hatte ähnliche Gedanken wie Eckard. Ich empfehle dringend das
Buch "Bäuerliche Geflügelhaltung"
von Altrichter/ Braunsberger (Österreich). Da findest du alle
Daten zur Produktion und Vermarktung von Eiern. Ich habe gerade darin
geblättert und dabei die Zahlen, die Eckard angibt, bestätigt
gefunden. Da hast du nun einiges zu denken!
Gottfried
Bärenstarke Ausführungen. Schließe mich vorbehaltlos an.
Wäre es möglich, diese Doktorarbeit den verantwortlichen Politikern
als Entscheidungshilfe zur Verfügung zu stellen (ich meine denen,
die um den einen qcm Legeplatz streiten)? Aber bringt wahrscheinlich eh
nichts, ist alles zu logisch durchdacht.
Katja
Also, Eckard trifft in seinen Betrachtungen da so einige Nägel auf
den Kopf.
Bei 100 Katzenklos als Legenester fallen mir spontan diese Hochhaussiedlungen
mit den unterschiedlich farbigen Balkonen ein. Wenn man bedenkt, was in
diesen Wohnsilos oftmals für ein soziales Gefüge herrscht, wird
- auf die Hühner übertragen - die "Kriminalitätsrate"
der Hennen erheblich steigen. Aber, was gilt unter Hennen als Kriminell??
Nun ja, wenn man mal von den sog. Unarten wie Federpicken etc. ausgeht,
ist der Vergleich vielleicht gar nicht so verkehrt. Einziges Mittel dagegen:
Schnabel kürzen. Da sind wir auch wieder bei der Frage: Artgerecht?
Betriebswirtschaftlich sehe ich genauso schwarz. Bestenfalls geht die
Sache irgendwann +/- 0 aus. 500 Hennen sind mit Futtersäcken und
Vorratstränken nicht mehr zu bewältigen. Bestände, bei
denen mit Gewinnen gerechnet werden kann, sind erheblich größer
und Bestände, die für ein nettes Taschengeld reichen, kleiner.
Wir hatten(!) im Nachbardorf einen Biolandwirt mit Legehennen. 3 oder
4 Bestände zu je 400 Tieren. Vor ca. 3 Jahren hat ihm eine Seuche
innerhalb weniger Tage einen ganzen Bestand hinweggerafft. Einer der verbliebenen
Bestände mußte - mangels Legeleistung - erneuert werden, dann
kam noch ein wenig ungeschickte Vermarktung dazu. Pleite! Der Nachfolger
hat die Hennen zum Nebenerwerb noch behalten, kommt aber auch nicht zurecht
und versucht jetzt per Zeitungsinserat 3-jährige Legehybriden für
DM 8,00 das Stück zu verkaufen, weil sich selbst das Schlachten lassen
nicht lohnt. Wer will schon eine Uraltsuppenhuhn mit nichts dran und vor
allem, wohin mit den ganzen "Gerippen" bis man sie verkauft
hat. Lebend wird er sie auch nicht recht los, weil man 15 km weiter legereife
Junghennen für DM 11,00 bekommt.
Ulrike
das war eine klasse Abhandlung!
Katrin
Ingesamt stimme auch ich Eckhard zu, auch wenn ich das Problem mit der
Einstreu etc so nicht sehe.
Bei der Menge von Hühnern kommt man um eine Kotgube unter den Sitzstangen
nicht mehr herum und auch Nester mit Heu sind kaum machbar. Allerdings
gehen meine Hennen auch sehr gern in die Abrollnester mit "Kunstrasen"-Boden.
Sie legen die Eier jedenfalls nicht in die Einstreu, was sie ja tun könnten,
wenn ihnen die Nester nicht gefallen würden. Ob nun 4 oder 5 Henne
pro Nest - bei mir sind es im Moment 3,5, aber von den 60 Hühnchen
legen 16 (!!!!) in 1 Nest, während andere gar nicht beachtet werden.
Es kommt also mehr auf die Anordnung an.
Beim Futter kann man ruhig noch etwas großzügiger rechnen.
120g Legemehl pro Henne und Tag (500 Hühner kann man nicht mit Küchenabfällen
füttern und schon gar nicht nur mit Körnern) - das sind ca 1,8
to im Monat... ohne Silo nicht machbar. Am besten noch mit Futterkette,
automatischen Tränken... Natürlich kann man viel automatisieren,
auch ohne daß die Hühner darunter leiden. Aber das kostst alles
Geld.
Das Hauptproblem sehe ich aber in der Vermarktung der Eier. Wenn
alles gut läuft, hast Du ja rund 450 Eier am Tag, das sind 13.500
im Monat. Das geht nicht mehr im Direktverkauf, da müssen schon Lebensmittelläden,
Bäcker etc angefahren werden. Und die geben keine 30Pf, die wollen
ja selbst noch was verdienen. An Entstehungskosten mußt Du aber
schon 20-25 PF je Ei (je nach Austattung) rechnen und Deine Arbeit willst
Du ja auch nicht umsonst tun...Und der Anteil an Schmutz- und Knickeiern,
wo läßt Du die?? Wahrscheinlich brauchst Du für diese
Mengen auch schon eine eigene Packstelle mit Eiersortiergerät, geeichter
Waage, Kontrollen des Vet-Amtes etc.
Außerdem - Suppenhennen, auch von Freilaufhühnern, sind heutzutage
nicht mehr so der Hit. Die machen nämlich zu viel Arbeit beim Kochen,
da kann man Ragout lieber aus Hähnchenbrust machen. Hier und da nimmt
mal einer ein paar, aber 500 Stück loszuwerden, da kannst Du froh
sein, wenn jemand sie umsonst abholt.
Ich kann mich insgesamt nur Katjas Meinung anschließen: bis
zu 100 Hühner geht das alles noch so "nebenbei", Du wirst
die Eier noch los und hast am Ende noch 'ne Mark übrig. Darüber
wird es Streß, nicht nur für die Hühner.
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