Hier geht es zur Hühner-Info-Startseite

Startseite Inhaltsverzeichnis Suchen Links Forum
 

Kapaune

21.05.02
Hallo,
in einem alten Kochbuch steht fast nix über Hähnchen, aber eine Menge über Kapaune. Daher stellt sich mir die Frage: Warum gibt es keine Kapaune mehr?
Mag keiner mehr die Hähnchen kastrieren oder kann es keiner mehr? Oder ist es vielleicht in Deutschland verboten?

In Frankreich habe ich noch vor Jahren Kapaun gegessen und es war köstlich. Ich stelle mir auch vor, dass es im Hühnerhof viel ruhiger zugehen würde, wenn es einen oder zwei Hähne gäbe und der Rest wären Kapaune und könnten friedlich vor sich hinleben und zu einem stattlichen Braten werden. Ja, ich oute mich: Ich esse Hähnchen! Aber sie haben bei mir ein schönes Leben und einen schnellen Tod.
Bei uns wird doch alles kastriert: Hund, Katze, Pferd, Rind und Ferkel. Warum nicht auch Hühner?
Wer kann mir weiterhelfen? Danke, schon jetzt,
Ciao Gerlinde


Elisabeth
21.05.02
Hallo Gerlinde,
die anderen Tiere, die du aufgezählt hast, sind Säugetiere und deren Männchen haben die Hoden außerhalb des Körpers. Das ist biologisch gesehen notwendig, damit die Samen nicht "überhitzt" werden und absterben. Die Kastration ist dann natürlich relativ einfach.
Bei Vögeln sitzen die Hoden innerhalb des Bauchraums. Ich stelle mir die Operation deshalb schwieriger und gefährlicher für die Tiere vor.
Nur wegen des Geschmackes würde ich deshalb keine Kapaune produzieren! Hähnchen, die zusammen groß werden, vertragen sich normalerweise bis zur Schlachtreife. Für die Haltung wäre es also auch nicht notwendig.
Wozu dann also?
Schöne Grüße von Elisabeth

SHierling
21.05.02
Hallo,
ich denke, nur mit dem friedlichen Leben hat/hatte das kapaunisieren nicht so viel zu tun - das Fleisch der Tiere wächst eben anders und schmeckt dementsprechend anders, oder für einige immerhin anders genug, um die bei Vögeln umständlichere Prozedur vorzunehmen.
Beim Schwein ist der Unterschied noch viel größer - kein Mensch ißt Eberfleisch, oder jedenfalls nicht in diesem Kulturkreis.
Grüße
Brigitta

Katrin
21.05.02
Hallo!
Man hat das früher gemacht, ehe es die Masthybriden gab, damit Hähnchen der Legerassen überhaupt etwas Fleisch angesetzt haben. Die Futterverwertung ist wesentlich günstiger als bei Hähnen und die Kapaune werden in ca 8 Monaten etwa 1,5 x so groß wie unkastrierte Hähne. Allerdings setzen sie später auch viel Fett an, was früher ja erwünscht war.
In Deutschland ist die OP angeblich verboten, wenn das aus dem Tierschutzgesetz auch nicht eindeutig hervorgeht. Wenn jemand einen entsprechenden Kommentar findet, wäre es schön, wenn er ihn hier mal veröffentlichen würde.
Ansonsten ist die OP auch nicht komplizierter als Katzenkastrieren. Zumal bei Geflügel die Wundheilung meist unproblematisch ist.
VG Katrin

Gerlinde
22.05.02
Danke, Elisabeth, Brigitta und Katrin,
für euere Antworten bezüglich "Kapaun". Es wird wohl schon so sein, dass es keine Notwendigkeit mehr gibt Kapaune zu "machen", da es genügend frohwüchsige Fleischrassen gibt. In einem alten Büchlein vom Flohmarkt habe ich gelesen, dass die kluge Landfrau den Kapaun auch zur Aufzucht von Junggeflügel eingesetzt hat. Also, wenn die Glucke nicht mehr mag. Aber das kann doch nicht sein?
Unsere kastrierten Kater würden weder mit jungen Kätzchen spielen noch sie aufziehen.
Alles Gute und viel Freude mit den Hühnern,
Ciao
Gerlinde


MonaLisa
28.05.02
Hallo Gerlinde,
die Sache mit dem Kapaun und dem Gluckenersatz ist in mehreren älteren Büchern erwähnt. Er soll sehr gut brüten, die Küken wunderbar betreuen und sie auch nicht verstossen, wie es die Glucke nach ein paar Wochen tut. Vor allem ist er wohl jederzeit zum Brüten bereit, im Gegensatz zu unseren Hennen. Bei Puten soll das auch gehen.
Gruß Petra


walter
28.05.02
Moin Gerlinde ,
sollte der Wunsch nach Kapaun ( ital. Cappone ) mal übermächtig werden, besuche doch mal die Speisekarte von s.michele /Hamburg
http://www.san-michele.de/speisekarte.asp
http://www.mare.de/hefte/mare_10/10_kombuese.html
http://www.wielandshoehe.com/kreationen/kreationen.htm
http://members.vienna.at/michlk/gefluegel.htm
Bei
www.janosh.de/preise.html
kannst Du auch an das Leckerchen rankommen, wenn ein Gastronom bereit ist für Dich zu bestellen.
Oder lass Dir mal einen Kapaun aus Österreich schicken, die werden dort noch in den Verkaufslisten geführt. Aber billig sind die nicht, da sind dann schon mal locker 150 Euro fällig, je nach Angebot.
Gruß
Walter

SHierling
28.05.02
sagtest Du 150 (einhundertundfünfzig) Euro ? ?
Man könnte mit 4 Kapaunen pro Monat ein Haus abbezahlen? Sag noch einer, Hühnerhaltung lohnt sich nicht ... also wenn das SO ist ... "römischer Kapaun" statt "übergebliebener Dorking-Hahn".... hm ...
Hat nun schon jemand die wuslige Gesetzeslage erkundet? Mein Amtstieramt wußte jedenfalls auch nix dafür oder dagegen zu sagen...
völlig baff
Brigitta

admin
28.05.02
Hallo,
ich habe gerade mal ein bisschen auf französischen Seiten rumgestöbert. Die Preise sind tatsächlich sehr hoch, allerdings sind das dann Tiere mit einem bestimmten (kontrollierten) Qualitätslabel, und auch nur aus bestimmten Gegenden (z.B. Bresse).
Grüße von Antje


Gaby
28.05.02
Was man hier alles so erfährt! Es ist unglaublich. Kapaun ... ewig nicht gehört. Ehrlich gesagt ich wußte nicht mal mehr genau was Kapaun war. Klar schöne Geldquelle, aber soll man das wirklich einem Hahn antun? Wenn ich darüber nachdenke glaube ich schon, dass das in den Tierschutz gehört. Ehrlich gesagt halte ich eh nicht viel davon Tiere für einen bestimmten Zweck zu ... machen...! Ich selber esse Fleisch, auch von eigenen Tieren, aber ich bin der Meinung jeder Fleischfresser sollte wenigstens einmal selbst geschlachtet haben um zu sehen was für einen Weg das da auf dem Teller hat. Das es vorher eben was Lebendiges war. LG Gaby


Katrin
29.05.02
Hallo Gaby!
Nun ja - sämtliche männlichen Mastferkel in Deutschland werden kastriert, wenn Du also Schweinefleisch ißt, ist die Chance 50:50, daß es ein Kastrat war.Die meisten Hengste werden kastriert, weil Menschen, die gern in ihrer Freizeit reiten, das lieber auf händelbaren Tieren tun.
Wer Kater in der Wohneng hält, läßt ihn kastrieren, wegen des Gestanks etc.
Es ist also nichts Besonderes, und deshalb auch nicht recht verständlich, warum das verboten sein sollte, Hähne, die ansonsten als Küken getötet würden, zu kastrieren und deshalb noch sinnvoll verwerten zu können.
VG Katrin


Franz
30.05.02
Mir geht gerade, ganz wertfrei, durch den Kopf, was das wohl für ein Geschrei wäre, würde die Genforschung ein "geschlechtloses" Geflügel "herstellen", das äußerlich einem Hahn gleicht und den Zweck hat, Fleisch zu produzieren.


Katrin
30.05.02
Hallo Hühnerdieb!
Gibts schon...es wächst so schnell, daß man noch von "geschlechtslos" sprechen kann, wenn es geschlachtet wird. Ist von der Größe dann aber auch schon Hahnenähnlich.
Nachteil: Man muß es töten, ehe es zu groß wird.
Ein Hahn ohne Stimmbänder, das wärs.
VG Katrin


TomTom
10.06.02
Habe in einem Buch etwas dazu gefunden, werde es wörtlich wiedergeben und möchte betonen das es sich nicht mit meiner Meinung deckt.
DIE PRODUKTION VON BRATHÄHNCHEN
Das ist eine Angelegenheit des Geschlechts. Während die Junghennen schon mit drei Monaten mastfähig sind, müssen die Hähnchen erst zu Kapaunen gemacht (kastriert) werden. Das kann durch einen chirugischen Eingriff auch in einer Kleinzucht vorgenommen werden: Man bringt, nachdem man die Körperstelle von Federn gesäubert hat, einen Einschnitt von 4-5 cm auf der Höhe der untersten Rippe an und sucht in der Bauchhöhle die Hoden, die man behutsam entfernt. Das Kapaunisieren läßt sich auch auf chemischem Weg durchführen: mit Hilfe einer Einspritzung von weiblichen Geschlechtshormonen in den Hals im Alter von 6 bis 8 Wochen. Schlachtreif sind die Hähnchen vom dritten Monat an.
Entnommen: Jean Pommery Geld verdienen mit Tieren
Tom


Katrin
10.06.02
Hi Tom!
Jaja, so war das früher, vor der "Entwicklung" der Masthybriden. als man die Hähne der Legehennen auch noch nutzen wollte.
Da gabs auch diese Hormonboli, die man den Hähnen unter die Haut im Nackenbereich implantierte, um sie chemisch zu Kastrieren.
Zu der Zeit hat man auch noch ein Antibiotikum ins Kühlwasser in den Hähnchenschlachtereien getan, damit sich die Schlachtkörper besser halten. Das sollte sich beim Erhitzen (Braten) zersetzen, so daß der Verbraucher nicht belastet wurde.
So ändern sich die Zeiten
VG Katrin

10.06.02
Also,
ich weiß ja nicht, ob sich:
a. der Aufwand lohnt und
b. wer macht so etwas heute noch im Zeitalter von Brutmaschinen.
Ich stelle mir vor wie sich Männer fühlen müßten, würde man sie solch einer Tortour unterziehen. Ich würde es nicht machen.
Und ob Kapaune tatsächlich die besseren Glucken sind, lassen wir mal dahingestellt. Denn die Natur denkt sich ja was dabei Mann und Frau zu erfinden und sich fortpflanzen zu lassen.
Heike

Interessanter Link: Der Weg des Mantuanischen Kapauns

 

© huehner-info.de 2000-2018
Kontakt Impressum Datenschutz