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Huhn Prillan
25.02.2019, 16:49
Hallo, ihr lieben Hühnerfreunde.
Hat jemand von euch Erfahrung mit einem Hühnerhund?

Unsere Hühner sind hauptsächlich in einem Waldgrundstück zugange. Wir hatten zuletzt ganz gute Erfahrungen mit einem Elektrozaun, das Gehege war komplett übernetzt. Leider hat der Schnee alles zerstört und wir überlegen gerade, wie wir den Hühnerschutz besser lösen können. Hauptsächlich haben wir Verluste durch Angriffe aus der Luft vom Mäusebussard (ja, tatsächlich kaum zu glauben, aber mehrfach beobachtet). Auch Füchse kommen hin und wieder vorbei.

Neulich las ich von Hunden, Wolfsspitze z.B., die als Hütehunde für die Hühner eingesetzt werden. Das wäre die perfekte Lösung aller Probleme. Man bräuchte kein Gehege mehr bauen (das ist nämlich in dem Waldgelände sowieso ziemlich schwierig.), die Hühner könnten überall hin und fänden damit auch genügend zusätzliche Nahrung.
Hat jemand von euch einen Hund zum Hühnerschutz und kann mir Tipps dazu geben? Evtl. auch, woher man einen bekommt...

sil
25.02.2019, 17:12
Wie soll denn das konkret funktionieren?
Die Hühner laufen frei, der Hund auch?
Die Hühner laufen frei, der Hund ist eingesperrt oder an der Kette?
Die Hühner laufen mit Hund in einem Gehege?
Wenn überhaupt, scheint mir nur letzteres so umsetzbar, daß der Hund nicht leidet oder sich und andere in Gefahr bringt..
Grundsätzlich halte ich aber nichts davon, einen Hund alleine ohne mehrstündige Sozialkontakte zu Menschen oder anderen Hunden zu halten.
Die meisten Hunde bewachen eher ein Territorium (und, wenn sie es gelernt haben, auch die darauf lebenden sonstiigen Tiere).
Außerdem brauchst Du einen Hund, der auf die Hühner so geprägt ist, daß er sie dann auch tatsächlich beschützt. Nicht jeder Hund einer möglicherweise geeigneten Rasse zeigt auch die von dir gewünschten Anlagen in der von dir erhofften Ausprägung.
Tierhalter, die mit Herdenschutzhunden zum Schutz ihrer Tiere Erfahrung haben, rechnen mit mehreren Jahren, bis der Hund "funktioniert".eine schnelle Lösung mit Hund gibt es demnach eher nicht.

Mara1
25.02.2019, 18:25
Kein Gehege bauen und Hühner und Hund haben unbegrenzten Freilauf? Das wird nicht funktionieren. Das geht vielleicht irgendwo in der Pampa, wo der nächste Nachbar 50km weit weg ist und nur alle 10 Jahre mal ein Fremder vorbei kommt. Aber in Bayern, wo alle 100m ein Haus steht und alle 50m irgend ein Wanderer, Radler, Jogger oder sonstiger Mensch herumstolpert? Ich weiß, das ist jetzt etwas übertrieben, aber ich hoffe du verstehst was ich meine: Das wird Ärger und Probleme geben.

Wie Sil schon schreibt, eine schnelle Lösung mit Hund gibt es dafür sowieso nicht, denn dafür geeignete Hunde kann man nicht einfach so irgendwo kaufen. Wenn es überhaupt klappen kann dann nur mit Gehege, wo Hund und Hühner gemeinsam laufen können. Und dann sollte es (meiner Meinung nach) nicht ein Hund sein, sondern zwei, sonst ist der eine Hund ein armer Hund. Und selbst mit Hund auf dem Grundstück kann es Verluste geben, denn auch ein oder zwei Hunde können nicht überall gleichzeitig sein und nicht rund um die Uhr aufpassen.

Mantes
25.02.2019, 19:08
Das Thema hatten wir schon mal ! Ich hatte vor etwa 10 Jahren kleine ,,Herdenschutzhunde" zwischen Hühnern in Masuren (Ostpreußen) gesehen !
Am Rande eines Dorfes sah ich eine ,,Herde" schwarzweiße Hühner (wie unsere Lakenfelder ) zwischen denen kleine schwarzweiße Hunde liefen. Auf Nachfrage wurde berichtet, dass diese Hunde schon im Hühnerstall geboren werden und als Schutz vor Fuchs und Habicht immer in der Herde sind ! LG Mantes

Quaki
25.02.2019, 20:31
Habe einen "Hühnerhund"
Großes Grundstück eingezäunt, alle Tiere laufen gemeinsam.
Ziegen, Gänse, Enten, Hühner dazu Katzen und der Hund.
Katzen und Hund können aber jederzeit auch ins Haus.
Der Hund passt auf, (wenn er gerade wach und nicht abgelenkt ist). Streiten sich zwei Hühner stellt er sich dazwischen, läuft jemand am Zaun entlang wird gebellt, Fuchs fremde Katzen usw. die das Grundstück betreten werden gejagt. Bei Raubvögel ist er nicht zuständig meint er. Höchstens einer fliegt zu nahe bei ihm vorbei.
Es ist ein Hütehund aus dem Tierheim.

melachi
25.02.2019, 21:35
ich habe einen Wolfspitz-Großspitz-Mix, der absolut geflügellieb ist, und der auch jeden Krawall bei den Hühnern meldet. Aber ein Spitz ist ein Wachhund, kein Herdenschutzhund. Er meldet alles Ungewöhnliche, versucht jeden Eindringling zu stellen, bis der Besitzer kommt und die Sache klärt. Er ist auch kein Kämpfer, dafür bist du zuständig. Er ruft dich herbei, und er feuert dich an, das ist sein Job. Und bei schlechtem Wetter kuschelt er lieber mit dir auf dem Sofa, als im Gebüsch Wache zu schieben :roll

Widdy
25.02.2019, 23:41
Und selbst mit Hund auf dem Grundstück kann es Verluste geben, denn auch ein oder zwei Hunde können nicht überall gleichzeitig sein und nicht rund um die Uhr aufpassen.

Oh, wie wahr, wie wahr.:jaaaa: Selbst Hund mit Unterstützung von einem Menschen, omnipräsent, selbst das ist keine 100%-Sicherheit. :neee: *seufz*

zottellotte
26.02.2019, 04:54
@ Maria: "..wo alle 100 m ein Haus steht.." - hach, das wäre ein Traum. Als Städter haben wir hier alles dicht an dicht. Sowohl frei umherlaufende Hunde als auch Hühner wuerden wohl früher oder später ueberfahren werden.. Seufz*

Mara1
26.02.2019, 07:37
@ Maria: "..wo alle 100 m ein Haus steht.." - hach, das wäre ein Traum. Als Städter haben wir hier alles dicht an dicht. Sowohl frei umherlaufende Hunde als auch Hühner wuerden wohl früher oder später ueberfahren werden.. Seufz*

Damit habe ich auch "auf dem Land" gemeint und nicht in der Stadt, wo sowieso ein Haus am anderen klebt.

Ein Freund von mir hatte zwei Hunde auf einem großen Grundstück (1ha), alles schön eingezäunt. Der Fuchs fand aber immer ein Schlupfloch. Die zwei Hunde haben den Fuchs nicht abgehalten, sich täglich bei den Hühnern zu bedienen, wenn Junge zu füttern waren, und die Krähen haben regelmäßig alle Entenküken gekillt. Der Fuchs hat einfach gewartet, bis die Hunde wo anders waren, oder abgelenkt.

I

sil
26.02.2019, 08:34
Es ist eben nicht jeder Hund für die Aufgabe, die man ihm gerne aufdrücken würde, der optimale Bewerber.
Ein Hund, der andere Tiere beschützen soll, muß nicht nur mit diesen Tieren verträglich sein, er muß sie auch als beschützenswert einsortieren. Er muß gelernt haben, Gefahren einzuscätzen und darauf angemessen zu reagieren. Er muß bereit sein, quasi rund um die Uhr in Alarmbereitschaft zu sein.
Je nach Größe und Übersichtlickeit des Grundstücks ist ein Hund allein damit überfordert, abgesehen davon daß ein Hund allein niemals irgendwo abgestellt werden sollte. Also mindestens zwei, die dann beide entsprechend veranlagt und angelernt sein sollten.

Widdy
26.02.2019, 08:57
Genau, Sil.

Ich persönlich finde, mein Hund muss nicht als eine Art Roboter funktionieren, um nur dort seinen täglichen Einsatz zu leisten.

Auch bei uns sind es ein paar Hektaren, die von Räubern durchquert und überflogen werden.
Mein Hund und Freund hat gelernt, die Situationen so gut wie möglich zu überschauen. Aber auch er hat man ein Auge zu oder braucht mal seine Ruhe, dann weiss er, dass ich "seinen Part mit-übernehme". Ebenso, wenn sich seine Rückenschmerzen bemerkbar machen:).
Bei hohem Gras ist die Situation sehr schwer zu überschauen, da waren schon Fuchsangriffe ein paar Meter von meinem Tisch auf der Wiese entfernt passiert.
Und was gibt es schöneres für Huhnis, durch eine hohe, samentragende Wiese zu wuseln, wo sich am Boden doch alles Leckere und Interessante finden lässt. Die sehen dann nichts mehr um sich herum.
Das wissen die Räuber, ganz gut abzuwarten.

Oh, etwas abgeschweift.
In diesem Faden wurde auch schon erwähnt, dass das auf lange Sicht kein tolles Hundeleben sein kann, nur inmitten von Huhnis & Co. als Beschützer funktionieren.
Für mich wäre dies keine Option.

Darwin
26.02.2019, 12:41
Ich habe meinen Bordercollie auf Greifvögel und Fuchs trainiert, das geht prima. Für Deinen Zweck würde sicher auch ein Mittelspitz reichen; Wolfspitze sind keine einfach zu haltenden Hunde. Spitz wäre jedoch gut, weil extra für diesen Zweck gezüchtet, wachsam und "wetterfest" - im Haus ist es ihm meistens zu warm. Auch mein Einwand wäre: Ein Hund ist immer ein vollwertiges Familienmitglied; er braucht Ansprache, gemeinsame Unternehmungen und tägliche Spaziergänge, auch ein Spitz! Alles andere wäre keine artgerechte Haltung.

Pudding
26.02.2019, 14:24
hat hier nicht mal jemand Ziegen als Abwehrmassnahme gegen Fressfeinde bei den Hühnern genannt?
Aber auch diese brauchen ein Gehege das sie nicht überall hinlaufen können...!

Widdy
26.02.2019, 14:28
Stimmt, Ziegen wurden schon als Abwehr gegen Räuber benannt, habe ich auch gelesen gehabt.

Wir haben auch Ziegen und Schafe. Das ist aber dem Fuchs ziemlich egal, der marschiert oder rennt einfach an denen vorbei. Die reagieren gar nicht gross aufeinander.
Bis sie sich umgesehen haben, ist Fuchs schon längst vorbei.

Mantes
26.02.2019, 18:56
Das ist aber auch alles immer relativ .
Es gibt Füchse und auch Habichte die Angst vor Schafen haben und sich nicht auf den Hof trauen ! Es gibt Füchse, die berechnen-wie hoch du auf einer Leiter stehst-und wie lange du bräuchtest um wieder runter zu kommen-und sich unter der Leiter ein Huhn weg fangen ! Es gibt aber auch Hunde wo kein Fuchs den Hofbesuch überlebt !

Huhn Prillan
26.02.2019, 19:20
Vielen Dank schon mal für eure zahlreichen Antworten. Wir überlegen noch. Das Grundstück ist ja im Prinzip eingezäunt, sprich, die Grenzen sind bekannt.
Einige Antworten klingen ja recht vielversprechend. Vielleicht komme ich noch mal darauf zurück.

sil
27.02.2019, 08:57
Ich erzähle jetzt mal, wie es bei mir funktioniert. Mantes hat es ja auf den Punkt gebracht, es ist nicht überall gleich.
Vorweg: Unsere Hühner laufen frei und halten sich mit Vorliebe am Waldrand und im Wald, und zwar da wo das Unterholz am dicksten ist, auf. Der Fuchs ist regelmäßig zu Besuch, einer wohnt wenige 100 Meter entfernt, eine Fähe kommt aus etwa 2 km Entfernung regelmäßig vorbei. die ist sehr dreist und weiß mit den Gegebenheiten ganz gut umzugehen.
Ein Habichtpaar nistet seit Jahren in sichtweite des Hofes, Bussarde werden regelmäßig auf der Hauswiese beim Wühlmäusefangen gesichtet.
Das Grundstück ist nicht eingezäunt, jeder Räuber hat also, wenn er denn möchte, ungehindert Zugang.
Trotzdem habe ich seit Jahren kaum Verluste bei den erwachsenen Hühnern, die einem Räuber zuzurechnen wären.
Gegen den Habicht helfen mehrere Hähne, die den Luftraum überwachen, bei Verdacht Alarm geben und wenn es nötig ist auch einen Angreifer abwehren. Leider fühlen sie sich für die noch nicht geschlechtsreifen Junghühner nicht zuständig, aber die bleiben (instinktiv?) meistens da, wo sie nach oben dichte Deckung haben. Allerdings stromern sie auch relativ weit durchs Gelände, was wiederum einem Fuchs sehr zuarbeitet, denn er braucht bloß die Deckung des Waldes nutzen, kann sich ein Huhn schnappen und wegtragen, ohne daß es irgendwie auffällt.
Dem Fuchs das Hühnerholen trotzdem ziemlich zu verleiden, dabei helfen mir unsere Hunde.
Es sind alles Familienhunde, denen ich niemals erlauben würde, unbeaufsichtigt durch die Gegend zu stromern und deren Hauptaufgabe nicht das Bewachen der Hühner ist. Aber sie begleiten mich mehrmals täglich zu recht unregelmäßigen Zeiten auf einer Runde um den Hof, dürfen dabei stöbern und wenn sie einen Fuchs tatsächlich aufspüren, auch mal hinterher. Ausnahme ist der Jagdterrier, der geht bei diesen Gängen an der Leine. weil die Gefahr, daß der Jäger in ihm mit ihm durchgeht, immer gegeben ist. Die anderen sind zu hundert Prozent abrufbar, das ist mir wichtig.
Bis letztes Jahr gab es den dicken Sam, einen Entlebuchermix, der von sich aus verstanden hat, was der Sinn dieser Patrouliengänge ist, der dabei bewußt nach Zeichen eines Fuchses gesucht hat und ihn mehrmals auch nachdrücklich vertreiben konnte, Von ihm hat der Bordermix sich etwas abgeschaut, aber wirklich ernst wird sie nicht genommen, denn kaum gab es den dicken Sam nicht mehr, wurde der Fuchs frecher.
Im Sommer zuvor kam der Jagdterrier dazu, der einmal den Fuchs überraschte, wie er tagsüber versuchte eine Junghenne zu greifen und ihn bis in den Bau verfolgte, seitdem sind die Fronten wieder etwas klargestellt. Seit diesem Sommer verstärkt ein jetzt 8 jähriger altdeutscher Schäfer unser Team. Er ist sehr territorial, ohne jegliche Aggressivität, ohne irgendwelche Jagdambitionen, aber ständig damit beschäftigt, sein Gebiet zu markieren.
Alle drei Hunde verhalten sich gegenüber Hühnern und Enten neutral, auch der jagdlich geführte Terrier, keiner der Hunde wurde als Hühnerschutzhund angeschafft, es sind Familienhunde, die mit uns leben und trotzdem ihr Teil dazu beitragen, daß meine Hühner auch ohne Zaun überleben.

Marieeee
27.02.2019, 18:11
Grundsätzlich könnte deine Idee funktionieren. Aber du wirst wesentlich leichter und auch schneller eine Voliere, Zaun oder dergleichen bauen können, als einen Hund als Schutzhund auszubilden.
Aber ich bin ehrlich und halte von dieser Idee nicht viel.
Einen Spitz oder so ziemlich jede Hunderasse würde ich nie den ganzen Tag bei den Hühner laufen lassen. Besonders ein Spitz ist agil und braucht Bewegung und Aufgaben. Als Nebenaufgabe wäre das bestimmt klasse.
Hierfür gibt es die Herdenschutzhunde, wie Kangal oder Pyrenäenbergund. Die sind speziell für solche Aufgaben gezüchtet worden. Aber m. E. nichts für blutige Anfänger.
Sollte es ein Spitz oder dergleichen sein, hat man wieder das Problem, dass dieser nicht den ganzen Tag auf die Hühner aufpassen kann, da er ja noch anderweitig ausgelastet werden muss. Besonders solche Zeiten nutzten die "Bösewichte" voll aus. Und bist du den Hund soweit trainiert hast, dass der seine Aufgabe kennt, kann es sogar Jahre dauern. Es klingt jetzt vielleicht etwas hart, aber wenn du Anfänger in Sachen Hundehaltung bist, dann hole dir, wenn überhaupt eine "Einfache" Rasse, die wachsam und gelehrig ist, und versuche dem Hund das als Nebenaufgabe beizubringen. Aber nicht jeder Hund ist dafür fähig. Das gibt es sogar bei den Herdenschutzhunden. Also sei mir nicht böse, wenn ich dir (falls du blutiger Anfänger bist) davon abrate. Einen Rundumschutz sowie du dir in vorstellt, wirst du damit sowieso nicht haben.