Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Hühnerhaltung wie früher - möglich?
Moin ihr Hühnerliebhaber,
bis zu einem Alter von ca. 7 Jahren gehörte neben Ziegen, Schwein, Kuh auch Hühner zu meinem Umfeld. Meine Aufgabe war es den Hühnern täglich ein paar Körner zu füttern, abends den Stall zu schließen und wöchentlich den Stall auszumisten.
Die Hühner liefen frei im Hof, auf der Wiese herum, pickten hier, pickten da, scharrten auf dem Mist und waren total unkompliziert. Es wurden lediglich täglich die Eier abgesammelt und ab und an ein Huhn geschlachtet.
Auch hierbei musste ich schon als Kind helfen, sodass mir Schlachten nicht fremd ist.
Seit diesem Jahr kann ich, nach 55 Jahren ohne Federvieh, endlich wieder Hühner halten.
Ich wohne im "freien Feld" und hier können die Hühner, wie ich es von früher kenne, frei herumlaufen und sich völlig ungestört des Lebens freuen.
Ich möchte gesunde Eier und gelegentlich leckeres Fleisch von meinen eigenen Hühnern genießen. Meine Hühner sollen sich in ihrer Natürlichkeit entwickeln können und das Leben genießen.
Nun scheint sich aber die Hühnerhaltung im Gegensatz zu früher radikal geändert zu haben. Es gibt scheinbar nicht mehr viele Hühnerrassen (Rasse ist eh ein blöder Begriff für mich) die noch so unbeschwert gehalten werden können.
Bei meiner Suche im Netz lese ich so viel Sachen, welche früher garnicht in Beachtung kamen.
- spezielles Futter
- spezielle Impfungen
- spezielle Einstreu
- speziellen Auslauf usw.
Hier scheint die ursprünglichen Vorgehensweise bei der Hühnerhaltung völlig abhanden gekommen zu sein.
Es gibt viele Regeln, Vorschriften, "Zuchtziele" usw.
Die Hühner und Hähne dürfen sich kaum natürlich vermehren und frei leben. Natürlich will ich nicht eine absolut unkontrollierte Vermehrung betreiben. Darauf hat man früher auch schon geachtet.
Aber ich sehe so viele Eingriffe in die ursprüngliche, natürliche Hühnerhaltung.
Seit Februar habe ich mir Küken ausgebrütet und diese nun schon seit 2 Wochen draußen laufen. Ich würde gerne so gut wie möglich die Hühner wie früher halten.
Einen Stall (habe ich bereits fertig) zur Verfügung stellen.
Täglich Eier sammeln, Wasser auffrischen, Stall abends schließen, nachmittags eine Handvoll Körner vom Bauern nebenan geben, ab und an Küchenabfälle (Salat, Schalen von Gemüse usw.) und ansonsten die Hühner einfach ungestört leben lassen.
Wenn es an der Zeit ist, wandert der ein oder andere Hahn oder Huhn in den Topf. Mehr sollte es nicht sein.
Wie seht ihr das?
Ist Hühnerhaltung so heute noch möglich?
Betreibt eventuell jemand von euch genau so seine Hühnerhaltung?
Ich freue mich auf Eure Meinung, Ratschläge und Unterstüzung.
Gackernde Grüße von der Nordsee.
Ich glaube eher, dass die Hühner mittlerweile nicht mehr "nur für Eier" gehalten werden, sondern auch einfach aus Freude am Huhn. Als Hobby und dementsprechend auch durch artgerechte und bedarfsorientierte Fütterung und Haltung hühnergerechter. Dadurch haben die einzelnen Hühner einen höheren Stellenwert, werden lieber fuchs-, marder- und habichtsicher gehalten, damit sie nicht erlegt werden können.
Warum sollte das heute nicht mehr gehen? Wenn du den Platz hast und gelegentliche (oder auch, wenn’s blöd läuft, häufige) Verluste durch Luft- und Bodentruppen in Kauf nimmst, spricht doch da nichts gegen. Allerdings würde ich schon gucken, dass die Tiere nährstofftechnisch ausreichend versorgt sind (wichtig vor allem für Zeiten, wo in Feld und Wiesen nicht mehr viel zu finden ist).
Ansonsten, warum nicht?
Möglich ist alles. Ob es sinnvoll ist, ist die andere Frage.
Eine Hühnerhaltung, so wie Du sie beschreibst, funktionierte "früher" aus mehreren Gründen. Zum einen hatte jeder Landstrich seinen eigenen, an Klimazone und sonstige Gegebenheiten angepassten Schlag, entstanden mehr oder weniger durch "Survival of the fittest", bzw indem relativ gnadenlos alles, was mickerte, zuwenig legte, zuviel gluckte, zu unzuverlässig brütete, zu schwer oder zu leicht wurde, nur vor der Tür herumlungerte und auf Körner wartete, zu trottelig oder auch zu scheu war etc, also jedes Individuum, das nicht zur Vorstellung des idealen Huhnes passte, frühzeitig der Küche zugeführt wurde und nur die, die wirklich mit den Haltungsbedingungen und dem Futterangebot klarkamen, sich vermehren durften.
Nebenbei wurden Fuchs, Habicht oder Marder ziemlich rigoros kurzgehalten, auch indem gerissene Hühner gleich mal als Köder für eine Schlagfalle dienten. Um Jagdrecht und Tierschutz machte man sich in diesem Zusammenhang wenig Gedanken. Es gehörte zu fast jedem Hof ein Hund, der, oft freilaufend und unbeaufsichtigt, ebenfalls dafür sorgte, daß Füchse vorsichtig und zurückhaltend agierten.
Heutzutage gibt es kaum noch regionale Schläge, auch Du startest ja mit einer Rasse, von der Du nicht weißt, wie sie mit Deinen Gegebenheiten überhaupt klar kommt, ob die Tiere irgendwann imstande sind, sich weitgehend selbst zu versorgen, ob das, was sie finden, ausreicht, um gesund erwachsen zu werden und die erwartete Leistung zu bringen, ob sie imstande sind, sich vor Fuchs und Habicht in Acht zu nehmen - die Liste liese sich beliebig fortsetzen.
Du hast möglicheweise auch nur sehr eingeschränkte Möglichkeiten, Füchse und andere Hühnerräuber nachhaltig aus dem Lebensraum Deiner Hühner herauszuhalten.
Grundsätzlich kannst Du Deine Hühner natürlich laufen lassen wie es Dir und ihnen gefällt, kannst lediglich ein paar Hände Weizen täglich anbieten und was in der Küche übrigbleibt. Es ist nicht ausgeschlossen, daß Deine Hühner damit gut klarkommen, daß die Eierzahl, die die Hennen legen, absolut ausreichend ist und das Schlachtgewicht der Hähne ebenfalls passt. Es kann aber genausogut sein, daß eine hungrige Fähe Dir an einem Nachmittag sämtliche Hühner tötet und ihrem Nachwuchs kredenzt, daß sich ein Habicht häuslich niederläßt und sich solange satt isst, bis Du irgendwann sagst: Jetzt reichts! Es kann sein, daß Deine Hennen so wenig legen, daß Du ein halbes Jahr auf eigene Eier verzichten mußt und die Hähne mit einem halben Jahr nur Haut und Knochen sind.
Wie es letztendlich ausgeht, kann Dir keiner sagen, da wirst Du wohl einfach ausprobieren und gegebenenfalls Lehrgeld zahlen müssen.
Schwanzfeder
28.03.2023, 14:53
Hi Lirex,
so wie du es beschreibst, war es hier auch mal. Meine Großeltern hatten einen Bauernhof mit allem möglichen Viehzeug (Rinder, Schweine, Ziege, Gänse, Enten, Pferde, Hund und Katze ... evtl was vergessen), und das Futter für die selber angebaut. Leider war ich noch sehr klein, als der Hof aufgelöst werden musste, aber vieles kenne ich oder mir wurde es erzählt und Fotos gezeigt.
In der Mitte des Hofes war ein riesiger Misthaufen, der als Nahrungsreservoir für die Hühner diente, und in der Scheune haben sie wild ihre Küken ausgebrütet. Die Hühner waren so groß, dass man von einer Henne (!) einen großen Topf Frikassee rausgekriegt hat, dazu braucht man von der heutigen "Standardgröße" ja mindestens 2... . Ja, die Hühner haben sich mehr oder weniger selbst versorgt, ein Traum, und es wurden keine dazu gekauft. Leider wird es genauso sein, wie Sil sagt ... , mit all den beschriebenen Umständen.
Das Fehlen eines Misthaufens oder größerer Tiere (mit Parasiten) würde ich nicht unterschätzen, das fehlt den "Gartenhühnern" vielleicht schon, um ausreichend versorgt zu sein, wenn es sonst bloß ein paar Körner gibt. Insekten gab es früher auch viel mehr, und die Sommer waren nicht so trocken. Ausserdem hast du auf einem großen Bauernhof verschiedene Unterschlüpfe, Stallgebäude etc, die Deckung vor Feinden usw bieten; bei nur einem kleinen Stall ist die "Infrastruktur" dann schon schwieriger.
Naja, ich schätze mal, wo ein Wille, da ein Weg ... . Ich muss schon sagen, dass mich der Gedanke auch reizt, die halbwild leben zu lassen. Aber das könnte tatsächlich ein heiden Aufwand werden, bis dahin zu kommen. Und weniger handzahm bedeutet letztlich auch, schwer zu handeln (besonders die Hähne); evtl entwickelt sich deine Hühnerpopulation derart, dass sich diejenigen besser fortpflanzen, die am besten vor dir ausreißen können ... ^.^
giggerl07
28.03.2023, 15:00
bei uns auf dem Dorf halten die Bauern ihre Hühner auch noch wie früher -
da möchte ich kein Huhn sein und auch kein Hase
Danke euch allen für die bisherigen Antworten. Ich fasse es mal kurz zusammen.
Möglich ist es weites gehend immer noch, wenn man:
- keine Modehühner, Zwergrassen, auf Leistung getrimmte Schönheiten, sondern robuste Hühner, die so etwas abkönnen findet und hält (Empfehlungen?)
- sich um viele Eier, fettes Gewicht usw. Gedanken keine macht
- den Hühnern genug Freiheit, viele Verstecke, viel Abwechslung in der Futtersuche bietet (großer Bauernhof, großer Misthaufen, viel Weidefläche rundherum sind vorhanden)
- sich nicht unbedingt um eventuelle Verluste durch Fuchs, Marder, Habicht sorgt
Jahrhunderte hat es Menschen gegeben, die Hühner zur Selbstversorgung hatten, ohne einen riesigen Aufwand zu betreiben. Ein Versuch es einigermaßen in der heutigen Zeit zu adaptieren ist es sicher wert.
Schwanzfeder
28.03.2023, 15:50
Würde ich unter diesen Umständen auch probieren. Wichtig ist vermutlich 2-3 potentielle Glucken durchzukriegen, die im nächsten Jahr den Küken alles zeigen, wie man sich bei Gefahr verhält usw, wie man wachsam ist. Und lieber ein paar mehr ausbrüten ... .
Trotzdem würde ich schauen, wie sie über die Monate ernährt sind und ggf Mangel ausgleichen. Oder dann mit anderer Rasse "experimentieren".
Dorintia
28.03.2023, 17:15
Experimentieren auf Kosten der Tiere?
Bielefelder als gute Leger und eher schwere Rasse sollen sich größtenteils ihr Futter selber suchen?
Gallo Blanco
28.03.2023, 17:16
Wie seht ihr das?
Ist Hühnerhaltung so heute noch möglich?
Betreibt eventuell jemand von euch genau so seine Hühnerhaltung?
Klar ist sie das, das entscheidet doch jeder für sich selbst wie er seine Tiere halten möchte.
Manche machen Kult ums Huhn, andere wieder nicht.
Ein Jeder nach seiner Façon!
LG Stefan
Experimentieren auf Kosten der Tiere?
Bielefelder als gute Leger und eher schwere Rasse sollen sich größtenteils ihr Futter selber suchen?
Vielleicht sollte man den Versuch etwas weniger Hardcore starten, indem man zusätzlich zum Freilauf eine hochwertige Futtermischung zur Verfügung stellt. Im Laufe der Zeit wird sich ein Gefühl für den Bedarf, der ja durchaus im Jahreslauf schwanken kann, einspielen.
Meine Hühner hatten über jahrzehnte unbegrenzten Freilauf, und die besten Erfahrungen habe ich mit mittelschweren, eher agilen Rassen und Mixen gemacht. Weil ich vor allem Wert auf eine gute Legeleistung lege, gibt es bei mir immer ein gutes Mischfutter nach Bedarf, weil nach meiner Beobachtung viele Hennen (Ausnahme Legehybriden) in der Lage sind, ihre Eierleistung an das vorhandene Futterangebot anzupassen (im Sinne von: Knappes Futterangebot - gedrosselte Legeleistung, ausreichendes Angebot - gute Leistung). Zum Schutz vor dem Fuchs gab es immer einen Hund, der selbständig das Hofgelände sicherte, zum Schutz vor dem Habicht laufen immer mehrere Hähne mit. Der derzeitige Hund darf leider nicht ohne Leine laufen (Ihre Jagdambitionen beschränken sich weder aufs Hofgelände noch auf Tiere bis Fuchsgröße). Der ortsansäßige Fuchs brauchte keine zwei Wochen nach Hundewechsel, um meine Hennen als Nahrungsquelle zu erkennen und zu nutzen, deswegen gibt es jetzt im Sommerhalbjahr begrenzten Auslauf hinter Elektrozaun.
Selbstverständlich will ich keine Experimente auf Kosten der Tiere machen. Aber es heisst ja auch nicht, das ich Bielefelder dafür verwende. Ich kann mir durchaus auch einen Landschlag, der eben schon viele der Bedingungen gewohnt ist, vorstellen. Und es ist auch nicht so, dass die Tiere nichts an Futter bekommen sollen. Ich möchte nur so natürlich wie möglich halten und nicht unbedingt das teuerste, beste, gehypteste Futter kaufen um das letzte Quentchen Legeleistung aus den Tieren zu pressen, oder diese in 2 Monaten schlachtreif haben.
Das ist absolut nicht mein Ansinnen. Meiner Meinung nach haben auch früher genau soviele Hühner trotz der unkomplizierten Haltung ein gesundes Leben geführt. Dieses ganze mehr, besser, schneller, größer ... diese Gier der Menschen macht doch viel mehr kaputt. Ich betrachte Hühner nicht als Kuscheltiere, denn das sind sie nicht. Auch die ach scho Hippen Rassen, diese Plüschbällchen, Nackthälse, kaum laufen könnenden Federfüßer haben bestimmt kein besseres Leben, als Hühner, welche sich frei bewegen dürfen und nur ein Minimum an "Betreuung" erfahren.
Hexenkräuterin
28.03.2023, 19:31
Ich kann mir durchaus auch einen Landschlag, der eben schon viele der Bedingungen gewohnt ist, vorstellen.
Ich denke, für dein Vorhaben kommen auch nur Landhühner in Frage, von typisch einheimischen wie Westfälischen Totlegern bishin zum Isländischen Landnahmehuhn. Ich habe meine Schwedischen Blumenhühner als höchst intelligente und robuste Tiere kennengelernt, also solltest du dich auch nicht davon täuschen lassen, dass die gerade eine "Moderasse" sind. Es gibt ja heutzutage genug leicht erreichbare Informationen über alle Rassen, in die du dich in Ruhe einlesen kannst, bevor du entscheidest und die ersten Versuche und Erfahrungen machst.
Persönlich sehe ich das größte Problem auch im immer dreister werdenden Raubwild, da ihm im menschlichen Lebensraum heutzutage kaum noch Gefahr droht - ich behaupte mal, vor 50 Jahren war das noch deutlich anders auf dem Land und die Dichte vom Raubwild war geringer. Da hat der Bauer, wenn er ein Geheck mit Füchsen auf seinem Land entdeckt hat, das Problem mit Hund und Spaten unkompliziert und konsequent gelöst, jeder Jäger hat alles, das ihm vor die Flinte kam, selbstverständlich abgeschossen. Heute muss man dagegen Alles erdulden, es gibt keine Grenzen mehr für das Raubwild. Viele hier im Forum berichten davon, wahre Hochsicherheitstrakte aufbauen zu müssen, um überhaupt noch Hühner halten und sie auch schützen zu können. Darin sehe ich die größte Herausforderung.
PS: Hühner neigen dazu, dass man sie liebgewinnt, auch wenn man sie nicht als "Kuscheltiere" sieht und hält, was auch völlig in Ordnung ist. Es muss auch nicht das Ziel sein, zahme Hühner zum Spaß zu haben. Es kann dir aber trotzdem passieren, dass du ein halb erfrorenes oder zurückgelassenes Küken, das du auf deinem Hof findest, nicht seinem natürlichen Schicksal überlässt und dann hast du plötzlich doch doch einen kuscheligen Schatten, der dir in Zukunft überall hin folgt und auch deine Zuwendung genießt. Ich versichere dir, Hühner sind schneller in deinem Herzen, als du dir bis jetzt vorstellen kannst.
Für deine Pläne finde ich agile kleinere Rassen eher geeignet, also die großen, schweren Bielefelder. Ansonsten kann dein Plan natürlich klappen - wenn die Hühner allerdings zu wenig zum fressen finden, werden sie beim Nachbarn nach Futter suchen. Vorzugsweise in dessen Garten.
Ich halte mir eine bunte Schar an Mixen, die jeden Nachmittag den Misthaufen auf links graben. Dort finden sie wirklich vieles, was sie für äußerst nahrhaft halten.
Auch wir hatten früher einen Bauernhof und Hühner, die einen großen Freilauf hatten. Ich merke aber deutlich, dass die Insektenzahl deutlich geringer ist als früher. Von daher solltest du bei der Anzahl der Hühner darauf achten, dass es nicht zu viele werden. Wo früher viellecht 15 Hühner leben konnten, reicht das natürliche Futterangebot unter Umständen nur noch für 3 Hennen. Und: Hast du einen sehr großen Misthaufen für die Tiere zur Verfügung? Weil: Den werden sie brauchen, wenn sie am Abend nur eine Handvoll Körner bekommen sollen.
Ich finde jetzt nicht, dass sich bei der Hühnerhaltung im Gegensatz zu früher so enorm viel geändert hat. Vielleicht ist die Schere weiter auseinander gegangen. Die Massentierhaltung wird immer schlimmer und extremer, nur noch mit Tonnen von Antibiotika überleben die Tiere. Die "Kuschelhuhnhalter" hingegen verwöhnen ihre Tiere mit Hingabe und teuerem Futter. Da hat das Huhn einfach einen ganz anderen Stellenwert als die Tiere in der Massentierhaltung oder in den Legebatterien. Und solche Leute teilen sich halt auch gerne im Netz mit. Warum nicht.
Aber es gibt noch genug Hühnerhalter, die so dazwischen agieren. Nicht zuviel Aufwand, aber trotzdem tierfreundlich. Ich schätze, das war dein Plan? Musst du ausprobieren. Das mit dem Freilauf wird sich rausstellen. Habicht und Fuchs sind sehr schnell über ein zusätzliches Futterangebot erfreut.
Außenstelle Puttis
28.03.2023, 20:46
Also ich kenne auch noch die "alte" Hühnerhaltung.
Unsere Familie hatte Sussex u. Italiener u. noch andere.Die waren den ganzen Tag draußen,sind über die Straße in die Wälder u. Wiesen,abends wieder im Stall.
Der Fuchst hat ab u. an mal was geholt,aber Opa war gnadenlos...mit dem Fuchs.Habicht war ne andere Sache.Im Dorf denken einige ans Aufgeben,wg. zu hoher Verluste.Das war früher nicht so massiv (?).
Damals ging das noch.Flinte.
Ich kenne hier Familien die halten Sussex,die legen im Winter u. Sommer bis auf Mauser fast täglich.
Sie kommen nach 2 Jahren immer in den Topf u. es komme neue.Od. werden neu gebrütet.
Ich kann mich den Meinungen v. Hexenkräuterin u. Dylan nur anschließen.
In der heutigen Zeit musst du trotz sehr großen Freigangs zufüttern.
Ich habe eine Bekannte die ihre ausschliesslich Marans so ähnlich hält wie du beschreibst.
Die Hühner laufen den ganzen Tag frei, bekommen 2x täglich eine eher geringe Menge
"Zentrakorn" und versorgen sich ansonsten selber unter anderem auf dem großen
(Pferde)Misthaufen und in der eher wilden Umgebung.
Hätte nicht gedacht dass das als Futter so reicht aber scheinbar geht es.
Quarkkuchen
28.03.2023, 21:50
Bei meiner Suche im Netz lese ich so viel Sachen, welche früher garnicht in Beachtung kamen. ...
ich sehe so viele Eingriffe in die ursprüngliche, natürliche Hühnerhaltung. ...
Täglich Eier sammeln, Wasser auffrischen, Stall abends schließen, nachmittags eine Handvoll Körner vom Bauern nebenan geben, ab und an Küchenabfälle (Salat, Schalen von Gemüse usw.) und ansonsten die Hühner einfach ungestört leben lassen.
Moin!
Als wir anfingen, 100+ Jahre alte Rassen zu halten, habe ich mir eben solche Fragen gestellt. Und dachte: Das muß doch "früher" einfach und übersichtlich, auch beschaulich gewesen sein. Leider ließ sich GENAUES nur mühsam ausgraben, weswegen ich mir dann bei günstiger Gelegenheit ein Büchlein aus ungefähr jener Zeit beschaffte:
251565
Das Buch oben links ist von 1939, und der Autor (von Beruf Veterinär) wettert gleich auf den ersten Seiten über den ungenügenden Ernährungszustand des deutschen Dorfhuhns.
Sein immer noch erstaunlich praktisches Buch zu den Krankheiten des Geflügels trägt die Botschaft, daß sich die meisten Maladen durch angemessene Fütterung und Haltungsbedingungen vermeiden lassen.
Das Buch rechts oben (von 1946-50) führt aus: "Von reiner Körnerfütterung ist also unbeding abzusehen. Im übrigen hat Kohlbach nachgewiesen, daß reine Körnerfütterung vom Huhn nicht vertragen wird...."
Kulturschock:
Begriffe wie "Legemehl" und "Eiweißmischfutter" waren da schon etabliert, man fing gerade an, die Vitamine richtig zu verstehen. In den detaillierten Rezeptlisten findet sich u.a. der Name "Deuka".
Pülverchen und Kniffe zur Verbesserung der Kondition (z.B. Vitaminkalk) erwähnt noch früher der Erzüchter der Orpingtons:
William Cook, Practical Poultry Feeder (English, kostenlos): https://ia800205.us.archive.org/6/items/cu31924003167412/cu31924003167412.pdf
William Cook, The history and development of the Orpington fowl (English):
https://www.forgottenbooks.com/en/books/FowlsfortheTimes_10523551
So einfach war es "damals" also schon nicht (denn selbst die Henne mit der dann vergleichsweise moderaten Legeleistung war eine Hochleistungsathletin, die die menschlichen Stoffwechselleistungen völlig in den Schatten stellte).
Zur Zeit des Erscheinens der Bücher der zweiten Reihe löste sich (in Deutschland) die professionelle Geflügel"produktion" völlig von den Kleinhaltungsmethoden. Die Schriften der ersten Reihe sind inzwischen (Ökologie, Ersatzfuttermittel für knappe Importgüter, Freilandhaltung in überschaubaren Gruppengrößen) wieder fantastisch interessant.
Ich habe schon mehrfach darauf verwiesen - was Dir vorschwebt (das selbstsuffiziente Huhn in natürlicher Hofumgebung) wurde in jüngerer Zeit am Sulmtaler wieder untersucht: https://www.oekotierzucht.de/wp-content/uploads/2020/03/Masterarbeit.pdf
Im Sommer würde das bei uns im Garten funktionieren, aber die graue Zeit des Jahres ist leider lang.
Ein ähnlicher Ansatz mit Unterstützung durch moderne Futtermittel: "Vergleich der Mast- und Legeleistung von sechs Zweinutzungs Hühnerherkünften zur Abschätzung ihrer Eignung für eine privatwirtschaftlich unabhängige Geflügelzucht für die ökologische Landwirtschaft"
https://www.oekotierzucht.de/wp-content/uploads/2020/09/Endbericht-Zweinutzungshuhn-TI_OL-O%CC%88TZ.pdf
Ich bin mir selbst zu dem Schluß gekommen, daß unsere Hühner das frischluftige Leben der "guten alten Zeit" UND die Versorgungssicherheit des 21.Jahrhunderts genießen können.
Schäfchenzähler
28.03.2023, 21:50
Ich denke, so ungefähr, wie du dir das vorstellst könnte es schon klappen -mit den nötigen Kompromissen. Bei uns sieht es so aus: wir haben eine größere Fläche landwirtschaftlichen Grund, darauf ein alter Stall, zwei Hütten (für landwirtschaftliche Geräte), rechts ein kleiner Bach (Grundstücksgrenze), links ein Weiher (Wasserrückhaltebecken, wird gelegentlich vom Wasserwirtschaftsamt wieder ausgebaggert), vieles davon am Waldrand, ein Teil steiler Hang, alles am äußersten Stadtrand gelegen. Eigene Quellen, teils von uns vom Berg hinunter geleitet, von mir noch ein größeres Gemüsebeet.
Wir haben mit Schafen angefangen, als wir dann umgezogen sind (wir wohnen jetzt so ca. 300m entfernt) kamen ein paar Enten, ein Jahr später dann noch Hühner dazu. Die Schafe sind fest eingezäunt, die Weide ist abtrennbar, und sie können jederzeit nach Lust und Laune in den Stall.
Die Hühner haben wir fest eingezäunt (etwa 800qm), und mit Schlafställen begonnen. Leider hat der Habicht innerhalb kürzester Zeit meinen Hühnerbestand auf annähernd Null dezimiert. Nachdem sonst nichts geholfen hat, haben wir dann alles übernetzt... den Enten, die wir im gleichen Gehege halten, haben wir noch einen größeren Weiher mit fließendem Wasser gebaggert. Der Hühnerstall ist deutlich
größer geworden (Mobilstall). Mittlerweile klappt es ganz gut, wenn ich die Hühner im Zweifelsfall im übernetzten Bereich halte (also bei Nebel, schlechtem Wetter und Schnee), ansonsten dürfen alle Geflügelten draußen frei herumlaufen. Abends kommen alle brav zur Sperrstunde zurück, zur Not durch Futter geködert ;) Es sind keine Streicheltiere, aber sie lassen sich alle aus der Hand füttern und kommen meistens begeistert angelaufen, wenn sie uns kommen hören. Verluste (durch Beutegreifer) habe ich etwa zwei pro Jahr.
Futter gibt es Weizen, Mais (beides wegen den Schafen sowieso vorhanden), ein gutes Legefutter (das bis zu 1/3 mit Körnermischung gestreckt werden darf) und "Küchenabfälle" in Maßen (Möhrenschalen, Apfel- oder Gurkenstückchen etc., die in der Brotzeitdose unserer Kids übriggeblieben sind, gelegentlich Nudeln, Reis, gekochte Kartoffeln oder Brotreste). Mit der Legeleistung bin ich sehr zufrieden. Hier laufen im Moment überwiegend Mixe, für dieses Jahr wollte ich mir noch ein paar Sundheimer Hennen (zu den beiden Hähnen) ausbrüten. Mir fällt auf, dass die Hühner, wenn sie unbegrenzten Freilauf haben, nur etwa die Hälfte ihrer Futterration fressen. Ich denke, durch die Schafe, den Waldrand und den Bachlauf finden sie schon einiges -Füttern ist allerdings trotzdem wichtig. Entwurmen auch, sofern du nicht regelmäßig Wechselausläufe einrichtest.
Jede Hühnerhaltung ist anders, und auch du wirst dich einfinden müssen, gut beobachten und ggf. schnell reagieren (gerade dann, wenn Fuchs, Habicht und Co zugeschlagen haben). Vielleicht kommt dir das Prinzip Auswahlfütterung entgegen? Ich denke, mit robusten Zwiehuhnrassen könntest du gut zurecht kommen.
Hexenkräuterin
28.03.2023, 21:50
(...) und in der eher wilden Umgebung.
Hätte nicht gedacht dass das als Futter so reicht aber scheinbar geht es.
Ich glaube, was wir völlig unterschätzen, ist der Anteil an Sämereien, den die Hühner in dieser "Wildnis" aufnehmen bzw. finden können. Zumindest weiß ich von erlegten Fasanen, dass auch verschiedenste Pflanzensamen, Traubenkerne vom Tresterhaufen, Robiniensamen, Mohnkapseln bishin zu ganzen Eicheln im Kropf zu finden waren. Wo verfügbar, natürlich auch Getreide und Mais, aber wenn es das nicht gibt, verhungern Fasane ja trotzdem nicht.
Freilich geht es da nicht um Legeleistung, aber ich kann mir einfach gut vorstellen, dass halb wild gehaltene Hühner durchaus auch mehr "Körner" finden, als wir uns bewusst sind und nicht nur Proteine selbst suchen.
Hallo Lirex,
wir haben die Viecher so laufen wie Du - und haben sie alle schrecklich liebgewonnen, da kann man gar nix gegen tun, wenn sie einem zwischen den Beinen rumwuseln und das Butterbrot aus der Hand stibitzen, das man gerade selber essen wollte.
Ich wohne am Waldrand und habe keinen Hund, nur zwei Nachbarn haben einen.
Und ich merke, dass es einen riesigen Unterschied macht, ob ich zuhause bin oder nicht - sehr oft höre ich den Alarm, renne raus und schreie und verjage damit den Raubvogel.
Aber dazu muss ich halt zuhause sein.
Der Fuchs kommt jahreszeitabhängig manchmal täglich…
Da hilft das Zuhausesein wenig, der erlegt die Hühner auf der Wiese wie eine Katze die Maus, gerne mehrere auf einen Streich.
Ich würde es mit Isländ. Landnahmehühnern und Dt. Buschhühnern versuchen, oder Steinpiperln, irgendwas jedenfalls, was weniger Eier legt als vielmehr prima fliegen kann, und dann den Mixen daraus. Oder den spannenden Kampfhuhnmixen aus den verschiedenen Fäden hier…
Unser Cemani-Hahn hat erfolgreich gegen den Fuchs bestanden: er hatte dafür eine Weile einen ganz federlos nackichen Po [emoji2960]
Falls Du Mix-Zwerg-BE von uns haben magst - sag‘ Bescheid.
Ich wünsche Dir viel Freude und Erfolg [emoji239]
Selbstverständlich will ich keine Experimente auf Kosten der Tiere machen. Aber es heisst ja auch nicht, das ich Bielefelder dafür verwende. Ich kann mir durchaus auch einen Landschlag, der eben schon viele der Bedingungen gewohnt ist, vorstellen. Und es ist auch nicht so, dass die Tiere nichts an Futter bekommen sollen. Ich möchte nur so natürlich wie möglich halten und nicht unbedingt das teuerste, beste, gehypteste Futter kaufen um das letzte Quentchen Legeleistung aus den Tieren zu pressen, oder diese in 2 Monaten schlachtreif haben.
Das ist absolut nicht mein Ansinnen. Meiner Meinung nach haben auch früher genau soviele Hühner trotz der unkomplizierten Haltung ein gesundes Leben geführt.
Je nachdem, wie weit nach "früher" man zurückgeht, darf man nicht aus den Augen verlieren, daß zum einen die Beziehung zum Huhn sich seitdem stark verändert hat, und zum anderen die gezielte Zucht nach Rassen, und da vor allem nach optischen Merkmalen, seitdem einen weiten Weg zurückgelegt hat. "Früher" gab es sicher auch bereits geschützte Haltungen und eine Selektion weniger nach Robustheit und Leistungsfähigkeit, sondern nach ganz anderen Merkmalen, aber was in den Haltungen, die Du wohl meinst, zählte, war unkomplizierte Wirtschaftlichkeit. Um diese zu erreichen und zu erhalten, war man sicher nicht zimperlich bei der Selektion, und wie schon mehrfach erwähnt, der Prädatorendruck wurde rigoros kleingehalten. Außerdem möchte ich mal behaupten, daß "früher" die Umwelt noch eine ganz andere, weitaus vielfältigere und belebtere war. Wo keine Herbizide, Insektizide, etc verwendet wurden, gab es noch reichlich Sämereien und Krabbelgetier für Hühner zu finden. Heutzutage muß man vielleicht schon darüber nachdenken, ob man dem eigenen, kleinteiligen Biotop eine gefiederte Aufräumtruppe überhaupt zumuten sollte.
Dieses ganze mehr, besser, schneller, größer ... diese Gier der Menschen macht doch viel mehr kaputt. Ich betrachte Hühner nicht als Kuscheltiere, denn das sind sie nicht. Auch die ach scho Hippen Rassen, diese Plüschbällchen, Nackthälse, kaum laufen könnenden Federfüßer haben bestimmt kein besseres Leben, als Hühner, welche sich frei bewegen dürfen und nur ein Minimum an "Betreuung" erfahren.
Darüber will ich nicht streiten, aber aus eigener, schmerzlicher Erfahrung kann ich Dir sagen, daß dieses freie, bessere Leben ein sehr, sehr kurzes sein kann, und selbst die fatalistischte Einstellung zu Hühnerleben und Hühnertod an Grenzen kommt.
Naja, ich schätze mal, wo ein Wille, da ein Weg ... . Ich muss schon sagen, dass mich der Gedanke auch reizt, die halbwild leben zu lassen. Aber das könnte tatsächlich ein heiden Aufwand werden, bis dahin zu kommen. Und weniger handzahm bedeutet letztlich auch, schwer zu handeln (besonders die Hähne); evtl entwickelt sich deine Hühnerpopulation derart, dass sich diejenigen besser fortpflanzen, die am besten vor dir ausreißen können ... ^.^
Dann würde ich das gewünschte Huhn abends im dunkeln von der Stange oder Baum pflücken. Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg.
Quarkkuchen
29.03.2023, 06:12
Ich glaube, was wir völlig unterschätzen, ist der Anteil an Sämereien, den die Hühner in dieser "Wildnis" aufnehmen bzw. finden können.
Ja, siehe:
https://www.bild.de/regional/stuttgart/tierschuetzer-fangen-hahn-auf-friedhof-42072040.bild.html
https://www.huehner-info.de/forum/showthread.php/116156-Kropfanalysen-zur-Auslauf-Futter-Analyse?p=2115141&viewfull=1#post2115141
Stoppelweide kann bis zu 4/5 der Gesamtfuttermenge einsparen, unsere Hühner fressen im Sommer im Garten nur ca. 80g Hühnerfutter pro Tag statt etwa 150g im Winter.
Man muß aber irgendwie durch die mageren Zeiten kommen, die dauern bei uns in diesem Winter schon 6 Monate (und die Wildvögel leiden im naßkalten Wetter, obwohl sie bei uns bedacht werden).
die ach scho Hippen Rassen, diese Plüschbällchen, Nackthälse, kaum laufen könnenden Federfüßer
... sind übrigens oftmals entstanden, weil sie in der landwirtschaftlichen Haltung ihrer Zeit in der jeweiligen Region Vorteile boten bzw. hatten. Bart und Kragen beim Faverolles / Lachshuhn z.B. waren keine Hipsterverirrung, sondern bieten echten Winterschutz (ich war beim Eigenversuch selbst erstaunt, und lasse die Zivilisationsschere nur noch ab Frühjahr ran :) ).
Diese schön anzuschauende Dokumentation ist vielleicht interessant für Dich:
https://www.br.de/mediathek/video/unter-unserem-himmel-dokumentation-von-sulmtalern-und-spitzhauben-alte-huehnerrassen-in-den-alpen-av:5efc70ca70463d001bfd9e0e
Moin!
...
Ich bin mir selbst zu dem Schluß gekommen, daß unsere Hühner das frischluftige Leben der "guten alten Zeit" UND die Versorgungssicherheit des 21.Jahrhunderts genießen können.
Sehr interessant! Danke, für deine Informationen aus den vielen Büchern.
Wäre für mich sehr interessant eine kleine Zusammenfassung der Weisheiten von dir aus den alten und neuen Büchern zu lesen.
lg
Bei Freunden auf dem Bauernhof leben ein paar Appenzeller Spitzhauben und viele Lohmann weiß genau so. Sie haben allerdings einen richtigen Stall, wo sie einen Mineralpickstein, Legefutter und eingeweichtes Brot bekommen. Sie bekommen auch alle Küchenabfälle. Ansonsten können sie über den ganzen Hof laufen. Die haben aber auch 2 Hunde, Gänse und Ziegen. Verluste durch Raubwild haben die kaum, aber es kommt vor. Sogar der Fuchs im Hühnerstall. Die einzigen die nie einen Verlust hatten, waren die Appenzeller Spitzhauben, die schlafen meistens draußen und sind ganz allgemein eine wilde Rasse. Man sieht die, wenn ich da bin, fast nie, die halten sich den ganzen Tag in Deckung, sind immer in der Nähe von Sträuchern oder anderen Verstecken. Die Weißen dagegen laufen auch ganz ins freie Feld, wenn da mal der Hund abwesend ist und die Ziegen auf der anderen Seite der Weide schnallt das der Habicht sofort. Erst kürzlich wieder.
Ich hatte zu Beginn 2 Apennzeller Spitzhauben aus deren Brut bekommen, solange die frei waren lief das wirklich gut, aber nachdem einzäunen waren die nicht mehr glücklich, trotz großem Auslauf, die schliefen auch draußen im Zwetschgenbaum. Die hatten immer Angst auch vor mir und sind in den Zaun gerannt, letztlich wurden auch die mir vom Waschbär geholt, hätten sie frei laufen können, so schätze ich, wären sie sicher erhalten geblieben.
Wie dem auch sei, ich denke so eine Haltung ist problemlos möglich, aber wie einige vor mir bereits sagten, das Raubwild ist heute viel präsenter, weniger scheu und wird auch nicht so sehr (privat gar nicht) bejagt. Vorallem der Waschbär und der ist klug. Also Verluste wird man mehr haben, sicherlich auch mal Komplettverlust. Heute hat man ja auch keinen Hof mehr, wo man ganztägig zu tun hat, keine Hunde die frei laufen, andere Tiere. Es ist einfach anders und dann kommt der Raubwilddruck dazu. Das muss man einfach einkalkulieren.
Bei mir im Ort ist es auch einfach tagsüber so ruhig, dass die Tiere auch tagsüber ganz einfach kommen. Daher ist bei mir Strom einfach das Mittel der Wahl, mit dem Mobilzaun kann ich auch recht einfach die "Weide" wechseln und kann ihnen so doch möglichst viel Grün bieten und natürlich ein bisschen Abwechslung.
Das einzige was ich mich Frage ist, warum man nur Körner füttern sollte. Man kann doch einfach ein Komplettfutter nehmen? Grün zufüttern braucht man ja nicht, wenn genug davon zugänglich ist.
Das andere ist, wenn man keinen Hof hat, wo genug Zeug abfällt und der sowieso bewirtschaftet wird, können Hühner ja recht ordentlich die Flora und Fauna belasten. Die gehen ja überall hin. Ich weiß noch im Sommer, als meine Hühner frei waren, haben die mir mein angelegtes Sumpfbeet gepflügt und die jungen Frösche so stark dezimiert...also das sollte man auch bedenken, vorallem wenn man mehr Hühner hat als nur 5 Stück.
Vielen Dank für die zahlreichen Antworten. Ich bin erstaunt, wie viele von euch doch sehr sehr praktisches Wissen teilen können. Aus all dem kann man ja deutlich erkennen, das es möglich ist Hühner ursprünglich zu halten, wenngleich man es an die heutigen Zeit anpassen muss. Ich werde mich also in aller Ruhe auf die Suche nach geeigneten Hühnern machen. Im nächsten Jahr werde ich, so Gott will Rentner und habe dann auch die volle Zeit zur Beobachtung und Anpassung der Bedingungen zur Verfügung. Meinen Hühnern geht es nicht schlecht. Meine jetzigen Küken ernähre ich sehr gut mit hochwertigem Futter. Das wird auch so bleiben, wenn diese nicht für das Vorhaben geeignet sind, dann bekommen sie natürlich was sie brauchen. Trotzdem werde ich weiter suchen und "nebenher" die etwas freieren Hühner aufbauen ;)
Viele gute Vorschläge kamen ja schon von euch. Da finde ich sicher etwas passendes. Selbst wenn man im Gegensatz zu früher Abstriche machen muss, so wird es doch möglich ein klein wenig "Idylle" zu erhalten. Ich habe hier weit und breit keine Nachbarn (außer 75 Milchkühen die den Misthaufen gut wachsen lassen) sodass ich von dieser Seite keine Befürchtung haben muss. Die Weiden und Felder rund herum werden alle Bio bewirtschaftet, sodass auch ein relativ ausgewogenes, pestizidfreies Futter zur Verfügung steht. Also ganz so schlecht sind die Bedingungen nicht. Ich sehe dem als positiv entgegen.
Vielen Dank an alle Beteiligten für die vielen, vielen interessanten Gedanken, Tips, Hinweise.
Gackernde Grüße von der Nordsee
Lirex
Quarkkuchen
29.03.2023, 09:56
Wäre für mich sehr interessant eine kleine Zusammenfassung der Weisheiten von dir aus den alten und neuen Büchern zu lesen.
Hui, das sind (die neueren Bücher und gesammelten Dokumente, die nicht im Bild erscheinen) 5000-10000 Seiten Wissenschaftsliteratur - ich lese vieles unter dem Gesichtspunkt mehr eigener praktischer Erfahrung wieder und wieder als Abendlektüre (während mein Weib sich mit bebendem Busen durch die romantische Literatur pflügt :) ).
Aaber, so eine klitzekleine Zusammenfassung der historischen Entwicklung hatte ich schonmal hier zusammengetippt:
https://www.huehner-info.de/forum/showthread.php/115707-Wei%C3%9Fnases-Auswahlfutter-plan/page11?p=2125185&viewfull=1#post2125185
Oft lauern die Tücken im Detail - Beispiel: Auf einem in günstiger, sonniger Höhenlage plazierten Hof in (Süd-) Tirol ist die Vitamin-D Versorgung im Winter trotz der generell unwirtlichen Verhältnisse bei geringer Legeleistung vielleicht noch kein Problem, im Norden Deutschlands sieht das anders aus, was sich mit Fischprodukten / Lebertran kompensieren läßt, aber am Ende macht man doch wieder mit Vitaminen (und den damit verbundenen Dosierungsfragen) herum. Ich vermute, daß die alte, lokale Rassenvielfalt auch hier ganz unterschiedliche Anpassungsfähigkeiten hervorgebracht hat.
In diesen Fragen sind wir, mit unseren eher naturnahen Haltungen, von der heutigen Forschung ziemlich alleingelassen, denn die fokusierte sich lange Zeit zwangsläufig auf weitere Intensivierung, höhere Produktivität und insb. die Minimierung des Futterbedarfs gemessen an der erzeugten Eimasse (was in mancher Hinsicht sogar ökologisch und klimafreundlich ist) - ich bin froh, daß ich den neuen (2019) und den alten (1987) Jeroch besitze, ersterer stellt den aktuellen Stand des modernen Hühnerbedarfs und der Futtermittelbasis dar, letzterer enthielt noch in jedem Kapitel extra-Anweisungen für die Verhältnisse des (DDR-) Kleinerzeugers.
Die heute erhältlichen Futtermischungen sind generell auf die Anforderungen der modernen Hybridhühner ausgelegt (was nicht unbedingt ein Nachteil sein muß), Haltungsempfehlungen dagegen für uns oft kaum nützlich - wer hier kann etwa das Problem der Fußballenabszesse einfach auf "feuchte Einstreu" reduzieren, denn unsere Hühner verbringen den Tag ja oft ganz anders.
Ein bißchen ändert sich das alles gerade wieder (heimische Eiweißfuttermittel, Zweinutzungshuhn, Verringerung der Phosphat- und Stickstoffausscheidungen, Tierwohl, Freilandhaltung).
Deswegen ist das gut und wichtig, daß wir hier unsere Erfahrungen und Beobachtungen austauschen, und auch die Fackel sozusagen weitertragen.
Schäfchenzähler
29.03.2023, 11:30
Ich denke, es ist so ziemlich alles gesagt worden. Was mir noch einfällt:
- ich würde zumindest einen Teil des Geländes/ Auslaufs wirklich raubtiersicher machen. Vorteile: Nach erfolgtem Angriff kannst du die Hühner mal für eine Woche sicher wegsperren. Macht man dies nicht, muss man mit einem Dauergast rechnen, der sich jeden Tag aufs Neue ein Huhn holt (ich hatte die Möglichkeit am Anfang nicht und habe es schmerzlichst bereut). Auch wenn man Küken hat, finde ich einen größeren sicheren Bereich sinnvoll, weil gerade bei den kleinen Hühnchen bereits Krähen eine Gefahr sind. Und auch wenn man mal später heim kommt oder im Urlaub ist, hat man einfach ein besseres Gefühl (wir sind bald für ein paar Tage weg, und wenn die Tiere im übernetzten Bereich bleiben, muss unsere Vertretung sich nicht darum kümmern, alle rein zu treiben).
- bei den Rassen findest du sicher etwas passendes ;) oder du stellst dir im Laufe der Jahre selbst eine bunte Truppe zusammen. Da du die Hühner ja auch für deinen Fleischbedarf halten möchtest, würde ich mich zumindest schon für Zwiehühner entscheiden. Vielleicht kommen ja auch Sundheimer, Mechelner oder Sulmtaler in Frage (sollen einen guten Braten abgeben, leider kann ich nicht aus Erfahrung sprechen). Meiner Meinung nach müssen Hühner für dein Vorhaben gar nicht sooo naturnah und schüchtern sein. Meine beiden Sundheimer Hähne sind sehr zutraulich und warnen trotzdem sehr zuverlässig, selbst wenn nur eine Krähe über die Truppe fliegt. Ich persönlich finde es vorteilhaft, wenn die Tiere zumindest futterzahm sind - gerade wenn man die Hühner (auch mal) alleine versorgen muss, gelegentlich eine Vertretung braucht, oder man (aus welchen Gründen auch immer) nicht mehr hinterhersprinten oder auf Bäume kraxeln kann.
- aus der Fütterung kann man schon eine Wissenschaft machen (stimmts, Quarkkuchen ;) ?). Wenn man nicht auf Optimierung der Legeleistung aus ist, geht's auch pragmatischer. Ich stelle Körnermix, ein gutes Zufütter-Legefutter und Austernschalen zur unbegrenzten Verfügung (ich habe allerdings auch keine Rassen, die zu Verfettung neigen), Weichfutter je nachdem wie es anfällt, und vertraue da auf den Instinkt meiner Tiere. Ich möchte noch anmerken, dass seit dem zweiten Jahr meiner Geflügelhaltung deutlich (!) weniger Schnecken auf dem Grundstück sind -vermutlich betrifft das auch andere Insekten. Welchen Anteil des Proteinbedarfs ein Huhn so noch decken kann, hängt von Besatzdichhte und Auslaufgröße ab. Ggf musst du halt in der Fütterung auf proteinreichere Futtermittel umstellen.
Vielen Dank für die zahlreichen Antworten. Ich bin erstaunt, wie viele von euch doch sehr sehr praktisches Wissen teilen können. Aus all dem kann man ja deutlich erkennen, das es möglich ist Hühner ursprünglich zu halten, wenngleich man es an die heutigen Zeit anpassen muss. Ich werde mich also in aller Ruhe auf die Suche nach geeigneten Hühnern machen.
Schau Dir mal die Altsteirer an, die haben eine gute Legeleistung, ein vernünftiges Gewicht und gelten als sehr instinktsicher, ohne die Tendenz zur Hektik und Extremscheuheit, wie Appenzeller Spitzhauben oder Buschhühner, die auch oft für "wilde" Haltung empfohlen werden, sie oft zeigen.
Übrigens ist die gefährlichste Lebensphase für Hühner jeglicher Rassen die Zeit zwischen der Abnabelung von der Glucke und der Geschlechtsreife. In dieser Zeit sind sie völlig auf sich allein gestellt, oft noch sehr unbedarft gegenüber Gefahren und zum einen aufgrund der geringen Größe, zum anderen aufgrund fehlender Lebenserfahrung, leichte Beute für Vierbeinige und auch geflügelte Räuber, und das können auch Katzen, Krähen und sogar Ratten sein.
Ich würde auch Altsteirer empfehlen, die kommen mit Freilauf sehr gut zurecht. Bielefelder nicht! Es gingen sicher auch Appenzeller Spitzhauben* oder die hier im Forum gerade gehypten Steinpiperl.
Weitere Tipps:
- mehrere Hähne halten (abgestufter Altersaufbau, sonst gibt's Streit...)
- den Hund auf Greifvögel trainieren (geht super mit einem Mittelspitz!)
- eine bodennahe Stromlitze ums Grundstück führen
So sähe das dann aus: https://www.huehner-info.de/forum/showthread.php/102919-Bilder-von-Kampfhuhnverwandten-Rassen-und-Mixen-)/page119?p=2112849&viewfull=1#post2112849
(Hier bei mir sind die Hühner allerdings Kämpfermixe und der Hund ist ein BC)
*Oops, sehe gerade Sils Beitrag...
Quarkkuchen
29.03.2023, 15:11
- aus der Fütterung kann man schon eine Wissenschaft machen (stimmts, Quarkkuchen ;) ?).
Du wirst lachen, ich hatte jahrelang unsere Hybriden völlig unwissenschaftlich nach der Methode "Was möchtet Ihr denn noch, Ihr Lieben?" ernährt, und sie dabei zu Legeleistungen angehalten, nach denen sich die Eierindustrie durchaus die Finger lecken würde (500 bis über 700 Eier Lebensleistung pro Huhn). Ganz ohne Fertig-Legefutter, weil sie es nie fressen wollten, sondern lieber in den wurm-, insekten- und pflanzenreichen Garten scharren gingen. Ob ich ihnen damit in ihrem zu kurzen, aber aufregenden Leben einen Gefallen getan habe, da bin ich mir nicht sicher. Zur Nachahmung möchte ich es nicht empfehlen. Die erste Vogelgrippe-Stallpflicht hat mir jedenfalls vor Augen geführt, wie empfindlich so eine Herangehensweise ist. (Sonderlich ökonomisch wars natürlich auch nicht, mit all den Kleinmengen-Extras, wenn auch sehr lehrreich). Ich bin jedenfalls froh, daß unsere Hühner heute (als Grundlage) ein Fertigfutter zuverlässig fressen. Damit kann ich meine Anstrengungen darauf konzentrieren, das Selberpflück-Buffet rund ums Jahr zu verbessern. Und wenn sie doch einmal nicht rauskönnen, geht es in der Voliere immer noch luftig, aber ohne große Umstellungen weiter.
Schäfchenzähler
29.03.2023, 15:24
Naja, so unwissenschaftlich finde ich das nicht :) Du hast dir vorher was dabei gedacht, es ausprobiert, beobachtet und deine Schlüsse daraus gezogen. Machen Experimentalphysiker auch nicht anders ;)
Alte Landhuhnrassen werden das richtige für dich sein.
Ich möchte dir hier welche Vorstellen, die einem nicht dazu einfallen, aber genau das ist.
Und zwar das Araucana-Huhn. Es entstand durch die halbwilde Haltung der Hühner durch die Maputsche-Indigenen in den Hochlagen Südamerikas. Es sind absolut robuste, reich befiederte, anspruchlose Hühner u. sehr gute Futtersucher. Und bei all dem ist die Legeleistung auch noch sehr gut. Zudem zahm und freundlich. Allerdings haben sie kein hohes Schlachtgewicht.
Auch die Hühnerrassen des Schwedischen Pastors, die dieser vor ca. 100 Jahren schuf, finde ich sehr interessant. Blumenhühner u. Silverruds Blä sind im Grunde auch alte Landhuhnrassen.
Sie haben eine exelente Legeleistung u. sind etwas schwerer/größer als die Araucana.
Schau dir die Rassen mal an und lies dich ein.
Weiß ich nicht, ob ich das wollen würde. Ich war als Kind oft beim Bauern. Die sind mit ihren Hühnern auch sehr rustikal umgegangen. Und die Hühner sahen auch immer ungepflegt aus. Auf den Arm nehmen und länger anschauen konnte man sich die nicht.
Wenn eine Henne gluckte kam sie in einen Sack und wurde im Dunkeln aufgehängt für ein paar Tage und wenn eine krank war kam der Kopf ab. Vorher schleppe sie sich aber bis man es sich nicht mehr mit angucken konnte. Der Habicht und der Fuchs wurden einfach erschossen. Verlegte Eier wurden den Hühnern zum Fressen vorgeworfen, weil ja niemand wissen konnte wie alt das Ei war.
Alle Essensreste flogen aus dem küchenfenster zu den Hühnern.
Und auch Gerätschaften in der Scheune, alles war schon vollgeschissen. Uns Kinder hat das nicht gestört beim Spielen. Das wurde mit der Hand runtergeschubst und hinterher das Wurstbrot verspeist, ohne Händewaschen! Alle bis heute Allergiefrei!
Hat alles seine Vor- und Nachteile. Wenn ne bestimmte Anzahl an Hühnern da ist, kann man nicht mehr son Geschiss machen wie ich hier mit meinen fünf Hanseln.
Dafür sehen meine Hühner auch aus wie geleckt.
Damals haben die Hühner auch Geld verdient. Dafür, was mich meine schon gekostet haben, kann ich mir Bioeier einfliegen lassen. :laugh. Ordentlicher Stall, ordentliche Voliere, ordentlicher Zaun um den Auslauf inkl. Tiefborde etc. Da kommen schon ein paar Tausend zusammen. Allerdings künftig dann für bis 20 Hühner.
Beide Haltungsformen kann man nicht miteinander vergleichen. Ich hänge an jedem Huhn, zwar verhältnismäßig aber sie haben eben alle eine Persönlichkeit und einen Namen.
Und dann diese Gazen Auflagen….da hat sich keiner drum geschert. Vogelgrippe und Aufstallungspflicht habe ich jedenfalls nie erlebt, dass das gemacht wurde.
Gubbelgubbel
30.03.2023, 11:34
Ich habe eine Gruppe Zwerge von 7 Tieren, ein alter Hahn und ein sehr zurückhaltender junger. Die laufen hier frei auf unserem Grundstück, am Ufer des Baches, auf der "Straße" und in den Vorgärten der Nachbarn. Alle lieben sie, wirklich! Ich füttere sie genau wie die großen im Garten mit Auswahlfutter, allerdings interessieren sie sich nur wenig dafür. Das meiste holen sie sich auf ihren Wanderungen. Ich habe bisher noch kein Tier verloren (2 Jahre gibt es die Gruppe). Es sind ein Chabo Hahn, 2 bartzwerg-javanesermixe, 2 Töchter aus dieser Mischung und 2 Steinpiperl. Sie können fliegen wir die Täubchen und kratzen jedem größeren Vogel und jeder übergriffigen Katze die Augen aus. Ich sage immer es sind die Terrier unter den Hühnern. Ich finde das kommt der Haltung von früher ziemlich nahe, nur dass sie alle Namen haben, im Notfall auch medizinisch versorgt werden würde, brauchte ich aber noch nie bei denen
So war das hier auch….bis der Habicht kam. Da konnte ich das dann nicht mehr. Da er die Hühner nicht mitnehmen kann, wegen der Größe, hab ich sie immer zerfetzt gefunden. Das konnte ich nicht ertragen.
Was für unsere Bäuerin damals nur den Satz nötig machte: „Heinrich, der Habicht hat wieder eines der Hühner geholt!“ und Heinrich dann dafür sorgte, dass der „umzog“ ! Bedeutete für mich, Netze, Netze, Netze und somit Raumbegrenzung.
Wenn wir uns auch draußen aufhalten laufen die Hühner wieder frei.
Heute ist das verboten den Habicht zu beseitigen, ob das damals erlaubt war weiß ich nicht. Wo kein Kläger, auch kein Richter, ist ja 40 Jahre her.
Ich kenn mich damit nicht aus und es gibt auch andere Möglichkeiten die Hühner zu schützen. Bei uns ist das leider nötig. Aber, einmal richtig gebaut und man ist auch für die Aufstallungspflicht gewappnet.
Ich denke wirklich auch, dass viel mit der Anzahl der Hühner zusammenhängt. Ich habe mal einen Dokumentation über einen Silmtaler Züchter gesehen der bestimmt weit über 100 Tiere hatte. Die durften auch überall laufen. Ich war entsetzt wie schlimm die aussahen.
Ich denke wirklich auch, dass viel mit der Anzahl der Hühner zusammenhängt. Ich habe mal einen Dokumentation über einen Silmtaler Züchter gesehen der bestimmt weit über 100 Tiere hatte. Die durften auch überall laufen. Ich war entsetzt wie schlimm die aussahen.
Nach dieser Theorie müssten meine Hühner noch schlimmer als schlimm aussehen.
Nach dieser Theorie müssten meine Hühner noch schlimmer als schlimm aussehen.
Ja, keine Ahnung was der gemacht hat. Vielleicht ist da meine Schlussfolgerung auch einfach falsch.
@Bea65
Du weißt aber schon, dass Araucana (und andere kaulschwänzige Rassen) durch das Fehlen der Bürzeldrüse in ihrem Vitamin D Kreislauf gestört sind? Sie können es nicht "herstellen" wie andere Hühner, die eine Bürzeldrüse haben.
Da sie in ihrem Ursprungsgebiet viele Pflanzen mit "fertigem Vitamin D" finden (z.B. die Araucarie) konnten sie dort überleben.
In unseren Breiten können sie nicht ohne Zufütterung von Vit.D gesund existieren und Eier legen.
Also immer Vorsicht bei vorschnellen Rasse-Empfehlungen.
Vitamin D wird in der Haut mit Hilfe des Sonnenlichtes gebildet. Und das dürfte nicht nur uns Menschen betreffen, sondern auch die Hühner.
Warum sollten also Araucana-Hühner, welche einen Auslauf ohne Dach haben und diesen frei nutzen können, mehr Probleme mit VitaminD-Bildung haben als andere Hühnerrassen?
Problematisch dürfte demnach die reine Stallhaltung sein, für alle Hühnerrassen.
Setzen 6.
Hühner haben Federn. Menschen nicht. Hühner können nur am Kopf und an den Beinen Vit.D über die Haut bilden - das reicht nicht.
Vielleicht solltest Du Dich mal in die Hühneranatomie, die Funktion der Bürzeldrüse beim Vit.D Stoffwechsel etc. einlesen.
Hühner bilden ihr Vitamin D eben nicht über die Haut.
Blindenhuhn
30.03.2023, 17:43
Danke, Lisa!
OK. Danke Lisa.
Dann muss man das eben bei den Araucana-Hühner berücksichtigen. Ändert aber nichts an meiner Meinung zu diesen Tieren.
Schwanzfeder
30.03.2023, 19:02
Danke Lisa, sehr erhellend (was du alles weisst:blink). Macht eigentlich auch Sinn, wenn der Körper mit Federn bedeckt ist, wo kein Licht hinkommt.
Also, die Araucana finde ich auch aus anderen Gründen nicht für Lirex` Projekt geeignet, zB wegen dem Letalfaktor. Und besonders gute Fleischlieferanten sind sie auch nicht.
Hinsichtlich des VitD: Weiß jemand zufällig, wie sich da mglw die einzelnen Rassen unterscheiden? Und wie wird D in der Bürzeldrüse gebildet (vielleicht aus im Blut zirkulierenden Mikronährstoffen)? Können "nördliche Rassen" das besser, weil die im Süden mehr über ihren Kamm oder die Beine bilden? Oder solche mit großer Bürzeldrüse (falls es da Unterschiede gibt)? Tja, für Lirex` Projekt wären die dann vielleicht empfehlenswerter ... weil resistenter.
Hüfo bildet. Wir hatten das Thema hier schon öfter
Soweit ich das noch im Kopf habe wird die Vorstufe des sogenannten Vitamin D3 vom Körper selbst hergestellt, wie schon in den vorherigen Beiträgen beschrieben. Auf dieses Provitamin (Provitamin 7 / Dehydrocholesterol) muss dann allerdings noch Sonnenlicht drauf scheinen.
Jetzt kommt Hardcore Bio aus dem Studium:
Wird dieses Provitamin mit Licht in den Wellenlängen im Bereich von 290–315 nm (UV-B-Strahlung) bestrahlt, kann im 7-Dehydrocholesterol durch eine fotochemisch angeregte "6-Elektronen-konrotatorische elektrocyclische Reaktion" der B-Ring im Provitamin aufgebrochen werden. Dann nennt man das "fertiges Vitamin D3".
Auf das Huhn bezogen, ein Huhn kann nicht seine Haut in die Sonne legen und "Sonne tanken", wie wir Menschen, da sind Federn im Weg. Das Provitamin D3 (Dehydrocholesterol) ist fettlöslich und wird über die Bürzeldrüse mit ausgeschieden. Die Tiere fetten damit ihr Gefieder ein. Die Sonne scheint auf die Federn und wandelt das Provitamin in das Prävitamin ("fertiges Vitamin D3) um. Die Tiere putzen dann wieder ihr Gefieder und nehmen dabei das "fertige Vitamin D3" wieder in den Körper auf.
Da kaulschwänzige Tiere aber keine Bürzeldrüse haben, kann dieser Kreislauf nicht stattfinden. Da füttert man halt Vitamin D3 zu. In ihrer natürlichen Heimat gibt es einige Pflanzen, die den Araucanas eine natürliche hochdosierte Vitamin D3 Quelle bieten. Die Samen der Araucria Araucana sollen angeblich dazu gehören. Deshalb wird sich in ihrer natürlichen Heimat dieses Problem bei den wilden Araucanahühnern wohl nie ergeben haben. Wahrscheinlich wurde deshalb die natürliche Selektion gegen Kaulschwänzigkeit in diesen Gegenden unterdrückt, bzw. die Kaulschwänzigkeit "gefördert".
Blindenhuhn
30.03.2023, 19:11
Aus: https://www.lachshuhnzucht-herne.com/2017/07/30/die-b%C3%BCrzeldr%C3%BCse-beim-huhn/
Möglicherweise hat das Bürzeldrüsensekret auch eine Funktion für den Vitaminhaushalt, da es Vitamin-D-Vorstufen enthält, und die Bürzeldrüse somit als Speicherorgan für Vitamin D fungiert, und die Tiere beim Putzen Vitamin D aufnehmen. Die Sekrete der Bürzeldrüse bestehen primär aus Esterwachsen (Lipiden), die aus Fettäuren und Alkoholen zusammengesetzt sind, sowie fungiziden und bakteriziden Bestandteilen.
Was bei dem ganzen "früher" vergessen wird - man war entweder zu klein, zu wenig geübt in Tierhaltung oder gar beides und hat vieles einfach nicht gesehen bzw wahrgenommen: die irgendwann total verkalkten Beine der "guten" Hühner, die so manchesmal wegen ihrer Legeleistung oder ihrer Eigenschaften als Glucke dem Kochtopf entkommen sind. Die von Milben geplagten Tiere, verdreckte Ställe, Federfresser oder auch einfach diffus kranke Tiere....tbc.
Ich will nicht behaupten, daß "früher" alle Hühnerhalter kein Auge für die Bedürfnisse der Tiere hatten - aber leider war es gang und gäbe, daß viele Tiere nur max 2 Jahre alt wurden und oft auch fehlernährt waren - Stichwort Küchenabfälle und ein paar Körner. Mittlerweile weiß man halt ganz sicher, daß Hühner u.a. genug Proteine brauchen......
Zum artgerechten Leben gehört aber nicht nur unbegrenzter Freilauf und gerne noch ein Misthaufen sondern auch ein Halter, der um die Bedürfnisse weiß, Schutz vor Räubern bietet, ein Auge auf jedes einzelne Tier hat und sich entsprechend kümmert. Ansonsten ist das so tolle freie Leben vielleicht doch nicht so toll.....
Was bei dem ganzen "früher" vergessen wird - man war entweder zu klein, zu wenig geübt in Tierhaltung oder gar beides und hat vieles einfach nicht gesehen bzw wahrgenommen: die irgendwann total verkalkten Beine der "guten" Hühner, die so manchesmal wegen ihrer Legeleistung oder ihrer Eigenschaften als Glucke dem Kochtopf entkommen sind. Die von Milben geplagten Tiere, verdreckte Ställe, Federfresser oder auch einfach diffus kranke Tiere....tbc.
Ich will nicht behaupten, daß "früher" alle Hühnerhalter kein Auge für die Bedürfnisse der Tiere hatten - aber leider war es gang und gäbe, daß viele Tiere nur max 2 Jahre alt wurden und oft auch fehlernährt waren - Stichwort Küchenabfälle und ein paar Körner. Mittlerweile weiß man halt ganz sicher, daß Hühner u.a. genug Proteine brauchen......
Zum artgerechten Leben gehört aber nicht nur unbegrenzter Freilauf und gerne noch ein Misthaufen sondern auch ein Halter, der um die Bedürfnisse weiß, Schutz vor Räubern bietet, ein Auge auf jedes einzelne Tier hat und sich entsprechend kümmert. Ansonsten ist das so tolle freie Leben vielleicht doch nicht so toll.....
Ja, so hab ich das auch empfunden. Bäuerin Liesel sagte zwar, sie liebt die Hühner...aber eher als Gruppe, eben DIE Hühner.
Ich habe aber sehr tolle Erinnerungen an die Zeit, die ich dort auf dem Bauernhof verbringen konnte. Das war so 1982.
Naja, das möchte ich mal relativieren.
(Also den Beitrag von Gitti).
Auch ich hatte meine Hühner einige Jahre „frei“ in der Gegend rumsausen, „um die Häuser ziehen“ lassen.
Sie hatten aber – wie wohl die Hühner in früheren Zeiten auch – einen Stall.
Somit sprach/spricht doch nichts dagegen, sie auch in Augenschein zu nehmen bzgl. Kalkbeine oder was auch immer.
Futtertechnisch kamen mir meine damals Bestens versorgt vor.
Tagsüber suchten sie sich was, abends gab‘ ‚ne Handvoll Körnermischung.
Proteinmangel? Wieso?
Sie fanden bestimmt mehr und abwechslungsreichere Insekten und Getier als jetzt im abgesteckten Gehege.
Das kann ich vermutlich jetzt mit Futterinsekten ad lib nicht wett machen.
Sooo von Raubwild wurde ihnen auch nicht nachgestellt, bzw. sie wussten sich wohl zu verstecken.
Den „Hals gebrochen“ hat Ihnen regelmäßig das nach Hause kommen bzw. das Verlassen des Stalls.
Zum Einen zum Eier legen, zum Anderen halt um sich zur Nacht – über freies Gelände zu bestimmten Zeiten – in den Stall zu begeben.
Daher (und natürlich auch weil nicht jeder Nachbar scharrende Hühner auf seinem Grundstück mag), habe ich diese Haltungsform zähneknirschend aufgegeben und ein Gehege gebaut.
Schwanzfeder
01.04.2023, 08:57
Die Hühner früher auf unserem Hof waren auch nicht verdreckt, mangelernährt oder kalkbeinig, sondern tlw in besserem Zustand und lebendiger als gewisse heutige Exemplare, die umsorgt und völlig überzüchtet sind und mit Industriefutter gepäppelt werden. Es hätte ja auch gar keinen Sinn ergeben, ein halbtotes, ausgemergeltes Huhn in den Topf zu hauen (wie heute bei den so ausgeklügelt ernährten Supermarkthühnern leider üblich); wovon hätte man da leben sollen!? Ich denke auch, irgendwie, dass ein echter Regenwurm (trotz Verwurmung) tausendmal mehr Nährwert bietet, als Sojaschrot oder unter sterilen Bedingungen aufgezogene Trockeninsekten. Sich selber seine Nahrung suchen und wachsam sein müssen fördert, bei geeignetem Angebot, mE nach die Gesundheit von Tieren, die dazu genetisch in der Lage sind. Füchse und Habichte wurden bei uns übrigens auch vor 80 Jahren nicht einfach abgeknallt, aber es gab natürlich mehr wildes Feldgetier und Rebhühner u.a., durch die sich die wilden Raubtiere ganz gut ernähren konnten, sodass der Bauernhof nicht der ständige Magnet war.
Schwanzfeder
01.04.2023, 09:09
Vielen Dank für die Info zu VitD! Gut, dass die sich oft putzen ... heisst im Umkehrschluss ja auch, dass ein krankes Huhn, dass sich nicht putzt, auch kaum VitD aufnimmt (ohne Futterzusatz) und sich das Immunsystem noch weiter verschlechtert. Dann sollte man in dem Fall vielleicht auch VitD geben...?
Naja, die Kaulschwänze finde ich dann für unsere Breiten schon ziemlich unsinnig, wenn die nur mit chemischen Futterzusätzen überleben können (sorry für Araucana-Liebhaber), in Mexico passt das dann. Dh auf dem Hof meiner Großeltern wäre jedes Araucana eingegangen (oder enthalten Regenwürmer auch VitD?). Das ist ja ein schönes Bsp für die Vorteile von standortspezifisch angepassten Rassen.
Habe mal gehört, dass auch bei manchen europäischen Rassen bei einzelnen Tieren die Bürzeldrüse uU fehlt (bei mir kam das aber nie vor). Dann hätten die vor der Industriefutter-Ära auch nciht überlebt, oder? Und es wären das doch Tiere, die bei der Zucht rausfallen sollten.
Ich denke auch, irgendwie, dass ein echter Regenwurm (trotz Verwurmung) tausendmal mehr Nährwert bietet, als Sojaschrot oder unter sterilen Bedingungen aufgezogene Trockeninsekten.
"Irgendwie" überkommt mich da der Eindruck romantischer Verklärung :roll Das "früher" ist nur toll, weil man es heute nicht erleben muss.
Quarkkuchen
01.04.2023, 10:26
Die Komposthaufen müssen nur groß genug sein, so daß sie auch im Winter Schnee und Eis mittels Eigenwärme wegschmelzen. Karl Hammer (!) hat das hier schon mal vorbereitet (ab 30s): https://www.youtube.com/watch?v=8f0FGSwHtWY
Leider können sich die reaktionären Kräfte in unserem Haushalt weder für den dampfenden-Hügel-Look noch für einen Bagger in unserem Garten begeistern. :(
Setzen 6.
Hühner haben Federn. Menschen nicht. Hühner können nur am Kopf und an den Beinen Vit.D über die Haut bilden - das reicht nicht.
Vielleicht solltest Du Dich mal in die Hühneranatomie, die Funktion der Bürzeldrüse beim Vit.D Stoffwechsel etc. einlesen.
Hühner bilden ihr Vitamin D eben nicht über die Haut.
Das stimmt so nicht ganz, um es so absolut in Abrede zu stellen und es mit "setzen 6" abzutun. Schon mal bemerkt, welche Affinität die Hühner zum Sonnenbaden haben und insbes. wie sie es machen (Körperhaltung)? Und das auch an sonnigen Tagen im Winter in windstillen Ecken oder direkt an der Stallmauer (sofern die Sonne den Bereich bescheint).
Hexenkräuterin
01.04.2023, 13:28
Füchse und Habichte wurden bei uns übrigens auch vor 80 Jahren nicht einfach abgeknallt, aber es gab natürlich mehr wildes Feldgetier und Rebhühner u.a., durch die sich die wilden Raubtiere ganz gut ernähren konnten, sodass der Bauernhof nicht der ständige Magnet war.
Nein, nicht "abgeknallt", dafür gehörten Habichtskörbe und Fangeisen zur Ausstattung jedes Jagdreviers und Gehöftes. Das Bundesnaturschutzgesetz, das z.B. Greifvögel unter Schutz stellte, gibt es übrigens erst seit 1976 und davor war es normal, dass in Feld und Flur eine selbstverständliche "Schädlingsbekämpfung" zum Schutze von Nutztieren und Niederwild betrieben wurde, wovon auch unzählige alte Fotografien zeugen, z.B. zu damaliger Zeit "stolze" Erleger mit 50 abgeschossenen Bussarden, säuberlich am Zaun aufgehängt.
Die vielen Übergriffe auf Geflügelhaltungen gab es allein deswegen vor 80 Jahren nicht, weil es die hohen Dichten von Beutegreifern, wie wir sie heute haben, nicht gab und die wenigen, die überlebt haben, waren entweder weit genug entfernt in geschlossenen Waldgebieten oder haben gelernt, dass man sich von Menschen tunlichst fernhält. Anders als heutige "Kulturfolger".
Zur "Hühnerapotheke" meiner Schwiegermutter gehörten mehrere Fangeisen - und ich habe noch erlebt, wie sie mit den Überresten von getöteten Hühnern bestückt und scharf gestellt wurden - und eine besondere Axt mit geradem, immer scharf gehaltenem Blatt. Das ist gut 40 Jahre her, die Hühner wurden morgens aus dem Stall gelassen, bekamen ein paar Handvoll Weizen oder Gerste hingestreut und suchten sich ansonsten in Feld, Wald Wiese, im Stall und auf dem Misthaufen ihr Futter selbst. Ein Huhn galt spätestens nach der zweiten Legeperiode als "alt" und landete ohne Gewissensbisse in der Suppe.
Was irgendwie mickerte oder kränkelte, wurde auch sehr kurzerhand vom Leben zum Tod befördert, und dann entweder dem Hund kredenzt oder als Köder für ein Tellereisen genutzt - schon mal vorsorglich schadete es anscheinend nicht, ein bißchen Prädatorenausdünnung zu betreiben.
Während ich hier lese und schreibe, stelle ich übrigens ganz für mich alleine fest, daß ich nicht dazu tauge, meine Hühner "wie früher" halten zu wollen.
Die Komposthaufen müssen nur groß genug sein, so daß sie auch im Winter Schnee und Eis mittels Eigenwärme wegschmelzen. Karl Hammer (!) hat das hier schon mal vorbereitet (ab 30s): https://www.youtube.com/watch?v=8f0FGSwHtWY
Leider können sich die reaktionären Kräfte in unserem Haushalt weder für den dampfenden-Hügel-Look noch für einen Bagger in unserem Garten begeistern. :(
Ich schließe mich der reaktionären Kraft in deinem Haushalt an! :laugh
Wie hatten den "dampfenden Hügel Look" jahrhundertelang im Hof (natürlich habe ich davon nicht so viele Jahre mitbekommen) und - das stinkt schon gewaltig.
Allerding beherbergte der in Kombination mit der Güllegrube wirklich eine beeindruckende Anzahl von Insekten in seinem Umfeld. Ein besonderes Exemplar, das heutzutage so gut wie nicht mehr existiert, war die Mistbiene. Als Kind war das schon merkwürdig, wenn man auf der Toilette saß (Plumpsklo) und aus der Tiefe der Toilette lauter Würmer mit einem merkwürdigen Schwanz von unten heraufkrochen, um Gesellschaft zu leisten. Damals wußte ich nicht, dass es im Grund schützenswerte Tiere sind.
Und ich meine auch nicht, dass unsere Hühner in einem schlechten Zustand waren. Ein riesiger Stall, reichlich Auslauf auf einer Wiese, ausreichend Futter. Die sahen gut aus.
https://up.picr.de/45427637kl.jpg
Das Bild ist so 70 oder 80 Jahre alt.
Soll ich dir ein paar Mistbienen vorbeibringen? Wir haben massenhaft davon. Ist medium-eklig wenn da Horden von Maden rumkriechen muss ich zugeben. Aber die tun ja nix ausser bissl nerven...
Als Maden sind die wirklich eklig. Aber immerhin tust du was gegen das Insektensterben :jaaaa:
Bei uns sind die halt mit dem Ende der Landwirtschaft verschwunden.
Nah, wir "tun" ja nix explizites, wir lassen die Viecher halt in Ruhe. Die Hühner haben zwar mittlerweile geschnallt dass sie die Katzen problemlos von deren Futter vertreiben können aber die Rattenschwanzlarven haben sie noch nicht gefunden :laugh sonst hätten die auch ein Problem.
"Irgendwie" überkommt mich da der Eindruck romantischer Verklärung :roll Das "früher" ist nur toll, weil man es heute nicht erleben muss.
Ich verstehe nicht ganz, wie jemand über früher so hehre Worte sprechen kann, der „seinerzeit“ noch in Abrahams Wurstkessel auf seine Zeugung wartete ;).
KerstinU
01.04.2023, 22:10
Elli, you made my Day...:knuddel
wolfswinkel7
01.04.2023, 22:25
Ich hab mal einen Satz gehört den fand ich klasse!
"Früher war nicht alles besser, aber anderst!"
Viele arbeiten sind leichter geworden, vieles im Leben gestaltet sich mittlerweile abwechslungsreicher, interessanter, aber auch rasend schneller.
Ich wollte in dem "Früher" (vor 40-50 Jahren) nicht mehr leben!
Zu den Mistbienen, ich könnte jetzt nicht behaupten das sie ekelig sind, sie sind da und ernähren zig Jungvögel im Jahr, Amseln, Kohlmeisen, Blaumeisen, Spatzen und letztes Jahr zum ersten Mal gesehen, kommen auch Rotschwänzchen und laben sich an den Larven!
Zum eigentlichen Thema:
Meine Hühner dürfen ab mittags, zwischen zwölf und eins raus in die Freiheit, zuvor sind sie in der Voliere, die ist aber mit ihren ca 12qm nicht sehr groß, ich hatte immer nur Besuch vom Greif am Vormittag, als sie noch früher raus durften.
Sie fressen am Vormittag brav ihre Pellets und mittags wird der Kompost oder jeder Maulwurfshügel auf links gedreht.
Zwei Hühner hab ich seit 2019 an den Greif verloren, aber auch wenn jetzt einige mit mir schimpfen, sie dürfen weiterhin raus. Auch wenn es pro Jahr einen Verlust gibt, sie durften ihre Freiheit voll und ganz genießen!
Wenn es zu mehr Übergriffen kommen würde, dann müsste ich doch meine Haltung überdenken.
Bollenfeld
01.04.2023, 22:36
Man kann die Hühner heute nicht mehr wie früher halten, weil wir im heute leben. Das Leben, das Umfeld und auch die Tierhaltung haben sich geändert. Man kann aber viele positive Dinge von früher und heute kombinieren. Ich versuche das mit meiner Hühnerhaltung ein wenig. Ich halte darum Lakenfelder, eine alte Landhuhnrasse. Meine Hühner haben als Auslauf eine 1,5 ha große Schaf/Obstwiese. Sie dürfen ab 10 Uhr bis zur Dämmerung draußen Futter suchen und andere Hühnerdinge machen. Gefüttert werden sie halbe halbe mit Zentrakorn (Getreidemischung) und Hennenkorn (Eiweißergänzer). Davon fressen sie ca. 80 g / Tag, den Rest Futter suchen sie sich draußen. In der kurzen Zeit wo sie in Stämmen zur Bruteigewinnung sitzen, fressen sie 120 g Futter. Meine Lakenfelder legen ca. 180 Eier / Jahr. Die Hähne passen sehr gut in Sachen Habicht auf. Raubwild halten wir kurz, in dem hier während der Jagdzeit intensiv Fangjagd betrieben wird. Meine Hennen dürfen 2 Legeperioden legen. Jedes Jahr wird darum die Hälfte meiner Hühner ersetzt. Ein entscheidener Vorteil ist, daß die Herde immer jung bleibt. Junge Herden machen einfach weniger Probleme. Ich impfe, entwurme und behandle regelmäßig gegen Milben. Meine Haltung ist zwar nicht ganz wie früher, aber meine Hühner hätten es schlechter treffen können.
https://up.picr.de/44409631ld.jpg?rand=1680380985
RasPeterson
02.04.2023, 00:42
Als ich vor 5Jahren wieder mit Hühnern angefangen habe war mir klar daß ich es wie meine Großeltern in den 60er und 70ern gemacht haben. Morgens paar Körner, den ganzen Tag Freilauf(bei mir 2500qm) und Abends Fütterung im Stall. Meine Hühnerwarenfit,gesund,bei jedem Wetter unterwegs,mit guter Legeleistung.Im Oktober 22 habe ich die Fütterung geändert.10kg Biokörnerschrot im Futterautomat,Röhren mit Hanf,Sonnenblumenkernen,Mehlwürmern,Bachflohkrebse n und Muschelgrit zur freien Verfügung.Ergebnis: Bei schönem Wetter gammelte die ganze Truppe vor der Haustür rum, bei Regen unterm Schuppendach, einmal am tag ins Staubbad schlurfen Von Anfang März bis Anfang Mai hat sich die Truppe halbiert, ein Hahn, 9 Hennen und 2 Glucken mit 30 Küken durfte sich der Fuchs einfach pflücken.KeinWarnen, kein Geschrei, kein Spektakel.Mein Freund und Nachbar ( 94 Jahre ,sein ganzes Leben Klein-Nebenerwerbs-Bauer) hat sich kaputt gelacht: " und was scließt du daraus ?" Zurück auf Anfang, die Röhre mit Muschelgrit ist geblieben. Die Hühner sind wieder, bei Wind und Wetter, auf Achse.Kein Verlust mehr ! Also ich bin für "früher".
Darf ich raten?
Seitdem kommen jeden Abend ausgemergelte, kalkbeinige, ballenabzessbehaftete, verschmutzte, null umsorgte Kreaturen zu dir und heulen dir die Ohren voll, wie bah ein Insekt in freier Widbahn schmeckt, wie widerlich so ein Samen von Wiese ist.
Stimmt ja, sorry, so jemand wie Du hört ja seinen Hühnern nicht zu.
Und wenn nicht jedes Kilojoule Nahrung exakt auf den jeweiligen Tierkörper abgestimmt ist, das Lebewesen auch noch seine „Haxn“ gebrauchen muss, um von A nach B zu wandern, nicht in geschlossenen, industrial houses wohnt – das kann nix werden.
Ich verstehe nicht ganz, wie jemand über früher so hehre Worte sprechen kann, der „seinerzeit“ noch in Abrahams Wurstkessel auf seine Zeugung wartete ;).
Oh, das ist ganz einfach, durch intensive Beschäftigung mit der lokalen Geschichte des oft beschworenen "früher" z.B. ;)
Ich empfehle https://www.amazon.de/Bauernleben-Ochsenjoch-Dieselross-niederbayerischen-Landlebens/dp/3875533968 für einen ersten Eindruck.
Alternativ den Schwiegervater der noch in einem Haus mit Plumpsklo, Zinkbadewanne und Misthaufen vor der Tür aufwuchs.
Ich finde dieses Argument:
"Von Anfang März bis Anfang Mai hat sich die Truppe halbiert, ein Hahn, 9 Hennen und 2 Glucken mit 30 Küken durfte sich der Fuchs einfach pflücken"
sehr schlüssig
und hätte an RasPertersons Stelle genau so gehandelt.
Gubbelgubbel
02.04.2023, 17:20
Als ich vor 5Jahren wieder mit Hühnern angefangen habe war mir klar daß ich es wie meine Großeltern in den 60er und 70ern gemacht haben. Morgens paar Körner, den ganzen Tag Freilauf(bei mir 2500qm) und Abends Fütterung im Stall. Meine Hühnerwarenfit,gesund,bei jedem Wetter unterwegs,mit guter Legeleistung.Im Oktober 22 habe ich die Fütterung geändert.10kg Biokörnerschrot im Futterautomat,Röhren mit Hanf,Sonnenblumenkernen,Mehlwürmern,Bachflohkrebse n und Muschelgrit zur freien Verfügung.Ergebnis: Bei schönem Wetter gammelte die ganze Truppe vor der Haustür rum, bei Regen unterm Schuppendach, einmal am tag ins Staubbad schlurfen Von Anfang März bis Anfang Mai hat sich die Truppe halbiert, ein Hahn, 9 Hennen und 2 Glucken mit 30 Küken durfte sich der Fuchs einfach pflücken.KeinWarnen, kein Geschrei, kein Spektakel.Mein Freund und Nachbar ( 94 Jahre ,sein ganzes Leben Klein-Nebenerwerbs-Bauer) hat sich kaputt gelacht: " und was scließt du daraus ?" Zurück auf Anfang, die Röhre mit Muschelgrit ist geblieben. Die Hühner sind wieder, bei Wind und Wetter, auf Achse.Kein Verlust mehr ! Also ich bin für "früher".
Gut aber die Fütterung kann es nicht alleine sein. Wie gesagt meine Zwerge vorne haben auch Auswahl Futter mit deinen Bestandteilen, die gammeln nie rum! Und auch die großen Hühner hinten haben Auswahlfutter und sind den ganzen Tag unterwegs. Ja okay, bei Regen suchen sie sich schon Mal ein Dach aber faul rumstehen und sich pflücken lassen, neee.
Als ich vor 5Jahren wieder mit Hühnern angefangen habe war mir klar daß ich es wie meine Großeltern in den 60er und 70ern gemacht haben. Morgens paar Körner, den ganzen Tag Freilauf(bei mir 2500qm) und Abends Fütterung im Stall. Meine Hühnerwarenfit,gesund,bei jedem Wetter unterwegs,mit guter Legeleistung.Im Oktober 22 habe ich die Fütterung geändert.10kg Biokörnerschrot im Futterautomat,Röhren mit Hanf,Sonnenblumenkernen,Mehlwürmern,Bachflohkrebse n und Muschelgrit zur freien Verfügung.Ergebnis: Bei schönem Wetter gammelte die ganze Truppe vor der Haustür rum, bei Regen unterm Schuppendach, einmal am tag ins Staubbad schlurfen Von Anfang März bis Anfang Mai hat sich die Truppe halbiert, ein Hahn, 9 Hennen und 2 Glucken mit 30 Küken durfte sich der Fuchs einfach pflücken.KeinWarnen, kein Geschrei, kein Spektakel.Mein Freund und Nachbar ( 94 Jahre ,sein ganzes Leben Klein-Nebenerwerbs-Bauer) hat sich kaputt gelacht: " und was scließt du daraus ?" Zurück auf Anfang, die Röhre mit Muschelgrit ist geblieben. Die Hühner sind wieder, bei Wind und Wetter, auf Achse.Kein Verlust mehr ! Also ich bin für "früher".
Tja, manchmal ist weniger mehr. Ich habe das auch festgestellt, die werden lecker und träge. Gut dass Du das mal klar sagst, weil man anfängt an Problemen zu docktern, die man eigentlich gar nicht hätte. Ich denke mir immer, wie würden sie es ohne Dich machen? Auch wenn die Hühner sich sicherlich in ihren Bedürfnissen unterscheiden: ein Huhn ist in erster Linie ein Huhn. Aber….wir beeinflussen und müssen uns deshalb auf die Bedürfnisse einstellen. Mit einfach laufen lassen habe ich keine guten Erfahrungen gemacht.
Manche Rassen sind schlicht Freilaufgeeigneter als andere. Manche Rassen sind agil und bewegungsfreudig, manche sind eher gemütlich und träge. Manchen Rassen liegen Wachsamkleit und eine sehr niedrige Reizschwelle quasi im Blut, manche sind einfach treudoof und ein bißchen überlebensuntüchtig.
Manche Haltungen bieten den Hühnern ein perfektes, an ihre Bedürfnisse und ihre Instinkte angepasstes Umfeld, manche Haltungen bieten dagegen Fuchs und Habicht und Co ideale Bedingungen. Manche Halter hängen an jedem einzelnen Huhn und leiden extrem unter jedem Verlust, manche nehmen mit einem Schulterzucken hin, wenn abends nur noch die Hälfte der Hennen in den Stall findet. Es ist einfach nicht möglich, pauschal zu einer möglichst freien Haltung zu-oder abzuraten.
Im Endeffekt muß jeder seine eigenen Erfahrungen machen und seinen eigenen Weg finden.
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