Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Tote Masthähnchen
Augustenmama
19.08.2008, 13:18
Hallo!
Jeden Sommer mäste ich ca. 20 Masthähnchen, um sie im Alter von 11-12 Wochen zu schlachten. Ich bekomme sie im Alter von ca. 3 Wochen. In den ersten beiden Wochen (d.h. also 4.-5. Lebenswoche) füttere ich wg. Coccidiose Kükenmast, danach steige ich um auf Mais. Die Hähnchen haben ein überdachtes Gehege, z.T. sonnig, z.T. im Schatten liegend; auf dem natürlichen Gartenboden liegt als Einstreu Stroh, das ich wegen der Hygiene und wegen des Geruches jeden Tag wechsle. Zum Schlafen haben sie im Hühnerhaus einen abgetrennten Bereich von ca. 2,5 m Länge, 1 m Breite und ca. 60 cm Höhe (mit ausreichend Luftzufuhr durch halb geöffnete Deckelklappen). Hier liegt auf dem Boden dickes Papier (wie die Ärtze in ihrer Praxis auf den Patientenliegen haben), das auch jeden Tag gewechselt wird. Futter und Wasser stehen den ganzen Tag frei zur Verfügung, Wassergefäße werden jeden Abend gesäubert. Das hat bisher immer gut funktioniert.
In diesem Jahr habe ich folgendes Problem:
Bis zum Alter von ca. 9 Wochen haben die Hähnchen sich die Bäuche vollgeschlagen und schön zugenommen. Da die Hähnchen in diesem Jahr abends nicht freiwillig "ins Bett" (also ins Haus) gehen wollten, musste ich sie jeden Abend einzeln reinsetzen. So hatte ich direkt eine Gewichtskontrolle. Dann plötzlich fraßen und tranken sie nicht mehr, die Futter- und Wasserampeln blieben voll, alle magerten wieder ab. Dazu kam wässriger Kot (besonders gut zu sehen auf dem durchnässten Papier im Schlaflager). Äußerliche Anzeichen für irgendetwas Verdächtiges kann ich keine finden. Die Hähnchen sitzen oder stehen im Auslauf, scharren oder dösen. In den letzten beiden Tagen finde ich dann morgens jedes Mal ein oder zwei tote Hähnchen, die am Abend vorher noch munter waren. Wir haben ein totes dann mal aufgemacht - keine Anzeichen für Parasiten, keine unnormal aussehenden Organe, kein Stroh o.ä. im Kropf, aber total mager (die Schenkel sind nicht dicker als mein Daumenballen!). Gestern abend dann wieder zwei Tote, die bei meinem Kontrollgang zwei Stunden vorher noch fidel waren. Eigentlich ist diese Woche Schlachttermin, und ich weiß, dass Masthähnchen, wenn sie schlachtreif sind, wegen Herzversagen schon mal tot umfallen, aber meine sind ja noch gar nicht so fett, dass das Herz versagen müsste!
Wer hat eine Idee, was hier falsch gelaufen ist? Woher kommt dieser plötzliche Hungerstreik? Bin völlig ratlos. ???
Den Legehennen im Nachbargehege gehts übrigens prima, die haben keine Ausfallerscheinungen.
MonaLisa
19.08.2008, 14:28
Reine Maisfütterung ist bei Jungtieren nicht gut laut Uni Berlin. Es kommt zu Verdauungsstörungen durch ein im Mais enthaltenes Protein und Futterverweigerung. Die Tiere bekommen Durchfall und magern ab. Das gleiche passiert bei einem zu hohen Triticale-Anteil bei der Jungtierfütterung.
Vielleicht hast du dieses Problem und die Masthähnchen sind dieses Jahr empfindlicher auf den schädlichen Stoff, weil noch Hitze etc dazu kommen?
Gruß Petra
Augustenmama
19.08.2008, 15:54
Vielen, vielen Dank für die schnelle Antwort!!
Jetzt ist mir alles klar! In den Vorjahren haben meine Masthähnchen immer noch zusätzlich Weizen, Grünzeug, sogar mal Bachflohkrebse bekommen. In diesem Jahr gab's keine Extras (das haben alles die Legehennen gefordert, denn durch deren Gehege muss ich durch, um zu den Hähnchen zu kommen). Für die nächsten Jahre weiß ich nun Bescheid. Prima, dass es das Hühner-info-Forum gibt!!
Gruß, Adelheid
vogthahn
19.08.2008, 20:42
Hallo, Augustenmama!
Ich empfehle auch eine ausgewogene Ernährung!
Meine MH (letzte Woche geschlachtet) waren kerngesund mit Kükenstarter, dann Junghennenpellets plus Körnermischung und Kartoffeln.
Auch Hitzetage haben ihnen nichts ausgemacht (natürlich waren sie im Schatten).
MfG
Augustenmama
21.08.2008, 12:36
Hallo!
Gestern war Schlachttag. Drei Masthähnchen waren nur Haut und Knochen, die werde ich wahrscheinlich dem Fuchs schenken. Die übrigen Masthähnchen haben ein durchschnittliches küchenfertiges Gewicht von 1,3 kg; sie sind teilweise so fett wie Suppenhühner. Ich hab irgendwo in diesem Forum mal gelesen, dass Maisfütterung fett macht, aber so extrem (wenig Gewicht, wenig Fleisch, aber viel Fett) hatte ich das noch nie.
Wie kann ich denn vernünftige Maishähnchen produzieren? War der Erfolg meiner Fütterung der vergangenen Jahre immer nur Zufall? ???
Der Heini, der mir das Futter verkauft, erzählt mir über Hühnerernährung und Hühnermast auch jedesmal was anderes; ich glaub, der hat gar keine Ahnung.
vogthahn
21.08.2008, 12:45
Hallo!
Meine kleinste Henne hatte küchenfertig 1,9 kg!
Wenn Du so extrem zu wenig Eiweiß fütterst, werden die Kohlenhydrate in Fett umgewandelt und abgespeichert.
Versuche es das nächste mal mit meiner Fütterung und Du bekommst schöne große und gesunde Tiere. (Meine Kunden haben gedacht, ich will ihnen Gänse verkaufen :laugh).
Wie waren denn die Gewichte in den letzten Jahren?
Hast Du evtl. anderes Futter gefüttert?
MfG
Augustenmama
21.08.2008, 13:09
Hallo!
Durchschnittsgewicht in den letzten Jahren war 1,8 bis 2 kg. Wie Gänse sahen meine MH leider nie aus (Neid ...!! ;))
Ich hab bisher im Anschluss an die Kükenmast 2/3 Maisschrot, 1/3 Weizen und noch aus dem Garten bzw. der Küche anfallendes Grünzeug gegeben. Dieses Jahr hat mein Mann den Maisschrot (das Maisschrot?) zu Maismehl gemahlen, weil er meinte, die Bresse-Hühner würden das auch in dieser Form bekommen - mein Mann ist das also alles schuld!!! :pfeif
Was in diesem Jahr auch noch schiefgelaufen ist:
Mein Futtermittellieferant hat meinem Mann anstelle Kükenmast Mast für Wildvogelküken verkauft. Ich hab das erst gemerkt, als alles verfüttert war und ich den Sack wegwerfen wollte! Einen sichtbaren Schaden konnte ich damals nicht feststellen, aber wer weiß, vielleicht wurde da schon der Grundstein für die "versaute" Entwicklung gelegt?
Gruß, Adelheid
vogthahn
21.08.2008, 20:22
Hallo!
Ich denke auch, das die ganze Fütterung von Anfang an "versaut" war, die Gewichte Deiner Hühner der letzten Jahre lassen darauf schließen.
Mein größtes Hähnchen hatte 3,5kg.
Ich hatte ja gleichzeitig gleichaltrige Bresse- und Vogtländer-Küken bei den MH; mit der gleichen Fütterung, und kann somit gut einschätzen und vergleichen.
Die MH fraßen natürlich mehr und waren aggressiver, wenn es Futter gab. Die Wachstumsunterschiede kamen aber erst mit ca.6-8 Wochen richtig zum Tragen. Zumindest bis zu diesem Zeitpunkt sollten die MH also ganz normal mit JH-Futter gefüttert werden (ersten Wochen Kükenstarter).
Jetzt habe ich noch die Bresse und Vogtländer und kann erkennen, das die Bresse fleischiger und "breiter" gebaut sind.
Mach also nächstes Jahr mal eine andere Fütterung und Du wirst mehr "ernten" ;)
MfG
Augustenmama
22.08.2008, 12:34
Hallo!
Kükenstarter und Junghennenpellets - ist das nicht die Chemie, mit der alle handelsüblichen Masthähnchen gemästet werden? Wir möchten aber chemiefreie Sonntagsbraten! Wie macht man denn aus Hähnchen Maishähnchen?
Gibst Du die Kartoffeln roh oder gekocht?
Gruß, Adelheid
P.S: wo bekommst Du die Bresse-Küken her? Gibt's bei uns in der Gegend nirgendwo, habe schon überlegt, beim nächsten Frankreich-Urlaub das Wohnmobil mit Bresse-Hühnern vollzuladen.
hühnerling
22.08.2008, 13:00
Hallo,
Kartoffeln müsssen immer gekocht verfüttert werden, ungekochte sind giftig!
Am besten vermischt Du sie gestampft mit Milch oder Quark, Haferflocken, Mais- und Weizenschrot, das fressen die Hähnchen wie verrückt und bilden gutes Muskelfleisch.
LG Hühnerling
vogthahn
22.08.2008, 14:08
Hallo!
Kükenstarter und Junghennenpellets - ist das nicht die Chemie, mit der alle handelsüblichen Masthähnchen gemästet werden?
Naja, das Industriefutter ist wenigstens ausgewogen und damit gesünder für die Tiere als das, was Du gefüttert hast ;). Ansonsten ist das die selbe Diskussion wie beim Legemehl für die Hybriden.....
Bei 20 Legehennen und 20-30 Masthühnern das Futter selbst zu mischen und die dazu benötigten Zutaten (die es oft hier gar nicht gibt) richtig zu dosieren dürfte dann schon ein paar Stunden am Tag in Anspruch nehmen; da kaufe ich lieber Fertigfutter ;) und strecke es ein wenig mit dem, was noch so zu haben ist.
Kartoffeln und Getreide bekomme ich im Bio-Betrieb, nur mit den Eiweißträgern sieht es schlecht aus, baut hier keiner mehr an. Auch fetthaltige Früchte (Sonnenblumen o.ä.) wird hier nicht angebaut. Schon deswegen muß ich Fertigfutter kaufen.
Ich denke, im Interesse der Tiere muß man da Kompromisse machen, wenn man kein 100%es Bio-Mastfutter bekommen kann.
Die Bresse waren aus gekauften Bruteiern, leider sind fast alle vor dem Schlüpfen gestorben, deswegen bin ich auf die MH ausgewichen.
Hier ist ein ausführlicher Thread: Bresse Gauloise (http://www.huehner-info.de/huefo/thread.php?threadid=204)
Das mit den Maishähnchen habe ich so verstanden, das sie in den letzten 4 Wochen vor dem Schlachten eine Milch-Mais-Mischung vorgesetzt bekommen.
was ist eine Milch-Mais-Mast? (http://www.huehner-info.de/huefo/thread.php?postid=267931)
Aber ehrlich gesagt, finde ich es nicht so gut, Unmengen an Milch an Hühner zu verfüttern, damit das Fleisch einen Hauch besser schmeckt.
Wenn man Milch umsonst bekommt, dann ja, aber kaufen ???
MfG
Original von MonaLisa
Reine Maisfütterung ist bei Jungtieren nicht gut laut Uni Berlin. Es kommt zu Verdauungsstörungen durch ein im Mais enthaltenes Protein und Futterverweigerung. Die Tiere bekommen Durchfall und magern ab. Das gleiche passiert bei einem zu hohen Triticale-Anteil bei der Jungtierfütterung.
Vielleicht hast du dieses Problem und die Masthähnchen sind dieses Jahr empfindlicher auf den schädlichen Stoff, weil noch Hitze etc dazu kommen?
Gruß Petra
Hi Petra,
ist es vergleichbar mit dem Fettlebersyndrom?
MonaLisa
25.08.2008, 12:13
Kann ich so nicht sagen. Fettleber infolge zu energiereicher Ernährung hat nichts mit der Fütterung eines zu hohen Maisanteils zu tun. Dabei geht es nicht um die hohe Energie, die im Mais steckt, sondern um einen anderen Stoff (muss ich erst zu Hause in meinen Unterlagen nachsehen), der unverträglich ist für Jungtiere.
Gruß Petra
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