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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Sind Hühner wirklich solche Kannibalen?



Lara44
05.05.2014, 20:23
Hallo@all,
wir haben bislang weder Füchse, Marder, Greifvögel oder sonstiges zu beklagen, was den Bestand dezimiert.
Heute sah ich meinen Nachbarn eins seiner Hühner beerdigen, welches wirklich übel aussah. Auf einer Seite waren nur noch die Rippen zu sehen, mehr konnte ich nicht sehen.
Er hat schon ab und zu unter seinen 30-40 Hähnen mal einen Toten, aber so sahen die nie aus. Es ist ein großes Gelände, ausschließlich für Hühner und Enten. Am WE kommt der Besitzer, welcher auch unser Vermieter ist, eher selten. Von daher könnte es auch sein, dass der Hahn, aus welchen Gründen auch immer, vllt schon gestern tot war und von den anderen Hühnern angenagt wurde? Nagen die dann echt bis aufs Gerippe ab, oder könnte da ein anderer Räuber eine Rolle spielen?
Den Vermieter kann ich leider nicht fragen, da er aufgrund eines bösen Motorradunfalls nahezu sprachgelähmt ist.

Hat jemand ne Idee?

Höckergans
05.05.2014, 20:44
Doch die knabbern da schon ordentlich dran rum, wenn sie es gewohnt sind, kann aber genau so gut ein Raubtier gewesen sein.

sandi03
05.05.2014, 20:49
Ja, sind sie.

Das merkst du spätestens, wenn du ein Huhn mit einer offenen, blutigen Verletzung hast. Und bei dieser Menge an Hühnern ist das erst recht wahrscheinlich.

saile1000
05.05.2014, 20:58
wenn man die Hühner nicht rechtzeitig stoppt, findet man nur noch knochenüberreste

HähnchenHirte
05.05.2014, 21:03
Oh ja das sind sie. Wir hatten ein Huhn letztes Jahr das hat sich mal wieder der Milan ,könnte aber auch eine Kornweihe gewesen sein, im Hühnerstall ausgetobt.
Und als ich die Leiche beerdigen wollte und ich am Hühnerstall vorbei musste haben sich alle sehr für das Fleisch interessiert. Auch wenn und mal ein Huhn verendet weil es zu alt war finde ich immer wieder ausgerupfte Federn und öfter "Schnabelbissquerstrichhackspuren" (geiles Wort). Deshalb gibt es bei uns jetzt öfter etwas Fleisch.

LG Moritz

Kleinfastenrather
05.05.2014, 21:11
Hallo,
Ich würde Hühner weniger als Kannibalen, mehr als "Fleischgeil" bezeichnen, sie stürzen sich auf alles, was nach Fleisch aussieht, und sich bewegt. Sie mögen das Blutige und picken deshalb drauf rum. Also wenn sie Gedärme oder das rohe Fleisch essen, essen sie meiner Meinung nach nicht bewusst das Huhn, sondern halt das blutige Fleisch, man könnte genauso gut ein totes Kanninchen in den Auslauf legen, welches offene Wunden hat. Wenn man natürlich große Massen an Tieren hält, und dann eins verletzt ist und Blut zu sehen ist, pickt jedes Huhn mal dran rum, so könnten bis auf die Rippen abgefressene Tiere entstehen.

LG Thorben

Lara44
05.05.2014, 21:15
Alles logische Antworten, danke. Aber, wie gesagt, das kam bisher noch nie vor und ich habe gerade 'mühsam' aus von D mitgebrachten Bruteiern 4 rappelschwarze, 2 Wochen alte, Zwerg-Australorps hier und bin jetzt etwas in Sorge, ob sich da ein bislang unbekannter Räuber zu schaffen macht, oder es sich wirklich um einen Todesfall mit kaniballischen Folgen handelt.

Sorry, aber ich gehör halt auch zu den Hühnerverrückten...;)

Laura
05.05.2014, 22:30
Ich habe heute meinen 2 Wochen alten Küken ihre Fleischrationen gebracht. Vielleicht lassen jetzt die Angriffe auf rot lackierte Zehen nach. Eigentlich sollten die gekochte Eier ihre Lust auf tierisches Protein befriedigen, aber es reicht nicht.
Bei einer normalen Haltung würden Hühner sich nie an einem verstorbenen Artgenossen vergreifen. Wurde das Huhn aber gerissen und hat große Wunden, legen sie alle Hemmungen ab. Anscheinend erkennen sie es nicht mehr und sehen nur noch das Fleisch.
Gruß, Laura

Flaemchen
06.05.2014, 00:52
Tja die Erfahrung musste ich letze Nacht auch machen, ungewollt, ich wollte unseren Kükis etwas gutes tun, und habe ihnen vom mittag/Abendbrot auch ein paar Hühnerbeine gegeben, mit hier und dort Fleischresten, das war in etwa gegen 20 Uhr...tja was soll ich sagen ich habe die halbe Nacht nicht geschlafen, weil immer ein küki der Meinung war mit dem Knöchelchen wild piepsend durch das Gehege zu rennen und eine runde Küken Staffellauf zu spielen. Fazit, fleisch lieben sie, bekommen sie auch aber nur noch tags, und abends werden die vorhandenen Reste rausgesammelt. Bzw in einer Woche geht es eh in den Stall!

Okina75
06.05.2014, 02:30
Hy!

Hühner (auch Nicht- Hybriden!) brauchen ständig (!) 18, besser noch aber 20 % Protein im Futter (tierisches ist hierbei hochwertiger als pflanzliches!), vor allem Jungtiere.
Mischt man Körner mit 17%igem Legemehl oder Alleinfutter, hat das Gesamtfutter nur noch 13,5 % Protein, was sich weiter verringert, wenn die Hühner jeden Tag denselben Auslauf nutzen und da viel Grün aufnehmen, aber nur noch wenige Insekten finden.
Eier pur oder Fleisch haben im Schnitt nur 12 % Protein. Auch das befriedigt also nicht völlig, und so ergibt sich auch, warum eine Handvoll Mehlwürmer auf x Hühner in der Woche eigentlich nur rausgeworfenes Geld sind.
Daher der Heißhunger auf Fleisch, bzw. alles weiche, tierische, was sich ihnen bietet. Mein unvergesslichster Anblick in der Hinsicht waren unsere Hühner vor zwei Jahren, als wir noch die Hirsche hatten und den Brustkorb einer alten Hirschkuh zu liegen hatten, in dem die Hühner drin rumkraxelten und sich abpickten, was lose war...

Aber auch die bis ausnähmlich des Kopfes komplett blank skelettierte braune Legehybride im Zivi werde ich nie vergessen, die erst der Habicht in der Mangel hatte, und an dem die Schargenossen das Werk dann vollendeten. Die hätte man wirklich so als Skelett ins Museum stellen können, wie gesagt aber noch mit unangetastetem Kopf...

Haben Hühner also in der Gesamtbilanz zu wenig Protein, dann nehmen sie, was sie kriegen können.

Hornet
06.05.2014, 08:53
Habe noch nie erlebt das sich meine Hühner an einem toten UNVERSEHRTEN Artgenossen zu schaffen machen!
Nur wenns gerissen wurde,dann wird bis aufs Gerippe abgenagt!

cimicifuga
06.05.2014, 09:22
hühner sind da wie krähen - sie können nur kadaver verwerten, wenn die irgendwo schon offen sind. unversehrte körper können kaum aufgerissen werden (ausser an den augen)

ich hab eine henne, die frisst jedoch total gerne tote mäuse, die die katze nicht gefressen hat. zumindest ist sie die einzige die sich den kadaver schnappt und damit davonläuft, während die andere hühnerschar nur schimpfend da steht und nix mit dem fellklumpen anzufangen weiß :laugh

hühner sind opportunisten. bietet sich eine tolle eiweißquelle, so wird diese genutzt, völlig egal was das ist. find ich auch nix verwerfliches dran.
nur der mensch macht sich da einen "ethischen kopf" drum :roll

Flaemchen
06.05.2014, 09:34
Meine große Tochter war auch leicht erschrocken, wie sie sah, das ich den Hühnern die Knochen gegeben hatte, ist ja Kannibalismus. Nunja die Kükis hat es nicht interessiert, Hauptsache Futter ;). Ich werde auch weiterhin Fleisch verfüttern, da es ihnen gut tut. Auch ich hatte das erste ml wie ich las das Hühner durchaus auch ihr eigenes Fleisch futtern ein Stirnrunzeln, naja Kopfsache eben.

Wellnesshuhn
06.05.2014, 12:38
Eine von meinen Araucana-Hennen ist eine prima Jägerin: ich habe schon zweimal selbst erlebt, dass sie eine Maus gefangen hat. Die wird dann gemeinschaftlich zerrissen und vertilgt. Die kleine Blindschleiche, die sie letztens erwischt hat, hat sie allerdings wirklich am Stück verschluckt, wie einen übergroßen Wurm. Auch Frösche und Kröten werden selbst erlegt und zerteilt.

Höckergans
06.05.2014, 14:32
Meine Hühner haben Weihnachten auch das Gerippe der Gans bekommen und konnten das letzte Pulfleisch abpicken, die Knochen waren blank. Auch bekommen meine immer das Blut, wenn ich schlachte. Da stehen die total drauf und gesund ist es auch noch.

eierdieb65
06.05.2014, 14:41
Grüß euch
Hühner sind in der Regel passive Kannibalen (tote Tiere werden gefressen), aber normalerweise keine aktiven Kannibalen.(Tiere werden gezielt zur Nahrung getötet.)

Meine Erfahrung:
Noch kein totes Huhn, das nicht geblutet hat, wurde jemals auch nur angepickt.
Da ich Kannibalismus aber ablehne, werde ich den Versuch mit Hühnerteilen, oder Blut nicht durchführen.

Und das Ergebnis wurde ja auch schon x-mal hier gepostet.

lg
Willi

Nur zur Klarstellung: Gerne darf jeder Hühner an Hühner verfüttern.
Hab ich nix gegen diesen Menschen.
Aber für meine kleinen Gedanken wäre es das Selbe, als würde ich Herbstigeln, Igel und Hunden, Hunde zum Fressen geben.

Wer gibt schon seiner Katze, "Katzen"futter?

Kleinfastenrather
06.05.2014, 16:24
Grüß euch
Hühner sind in der Regel passive Kannibalen (tote Tiere werden gefressen), aber normalerweise keine aktiven Kannibalen.(Tiere werden gezielt zur Nahrung getötet.)

Meine Erfahrung:
Noch kein totes Huhn, das nicht geblutet hat, wurde jemals auch nur angepickt.
Da ich Kannibalismus aber ablehne, werde ich den Versuch mit Hühnerteilen, oder Blut nicht durchführen.

Und das Ergebnis wurde ja auch schon x-mal hier gepostet.

lg
Willi

Nur zur Klarstellung: Gerne darf jeder Hühner an Hühner verfüttern.
Hab ich nix gegen diesen Menschen.
Aber für meine kleinen Gedanken wäre es das Selbe, als würde ich Herbstigeln, Igel und Hunden, Hunde zum Fressen geben.

Wer gibt schon seiner Katze, "Katzen"futter?

Ich habe die gleichen Erfahrungen gemacht, in denke genauso übe Kannibalismus, für mich ist Kannibalismus einfach irgendwie falsch.

LG Thorben

sandi03
06.05.2014, 16:47
Naja, bevor ich die Überreste wegschmeiße.... :grueb

piaf
06.05.2014, 17:35
Ich habe Kannibalismus bei Legehühner mehr als 2 Jahre untersucht, Tag- und Nachtkontrolle per Video, Verläufe aus allen Futtersituationen, Haltungsbedingungen, saisonalen Grundbedingungen etc. . Es gibt auch einen Kannibalismus ohne Vorverletzungen, bis hin zur kompletten Aushöhlung innerhalb weniger Stunden in optimierter dreidimensionaler Haltung. Kannibalismus ist in der Tierwelt zum Teil völlig normal, z.B. bekannt als Kainismus bei verschiedenen Greifvögeln. Bei Hühnern kann zum einen eine Wunde zum Auslöser werden. Aber eben auch bei völlig intaktem Federkleid und ohne Vorverletzung kommt es an charakteristischen Stellen im Gefieder zu verstärktem Bepicken mit hin zur regelrechten Eröffnung der Körperhöhle. Manchmal sind schiebende Federn ein Anreiz, sogenannte Blutkiele, manchmal ein vorquellender Legedarm bei Eiablage, manchmal wird einfach die Bürzelregion stetig bepickt bis Wunden entstehen.

Ich füttere Hühnern trotzdem nie Hühnerfleisch, denn der Kannibalismus ist hier erstrangig eine Mangelsymptomatik bzw. hormonbedingt, was eben derart eskaliert, dass es den Artgenossen an den Kragen gehen kann. Es ist nicht ganz vergleichbar mit der Intention des Kannibalismus in der übrigen Tierwelt, wo es regelrecht im Programmablauf verankert ist. Dass die Opfer bei Hühnern so gut wie nie flüchten ergibt sich aus dem Sozialverhalten, das ein kommunikatives Bepicken, wie das Groomen bei Primaten, umfasst.

@lara
es ist durchaus möglich, dass die Artgenossen das abgepickt haben, wenn ihnen ein Kadaver hingelegt wurde, das ist dann aber eher ein verordneter Kannibalismus.....

Eifelbrahma
11.05.2014, 18:17
Hallo Piaf,

ich habe das Problem zur Zeit bei meinen Küken. Eins ist gestern gestorben, weil die anderen es zu "Tode" gepickt haben. Was liegt denn Deiner Meinung nach für ein Mangel vor oder wie kann ich das Picken verhindern?

Gruß
Britta

piaf
11.05.2014, 18:42
Hi

bei Küken ist das eigentlich untypisch, wenn, dann beschäftigen die sich eher mit Zehenpicken. Kannst Du ausschliessen, dass das getötete Tierchen irgendwelche Probleme/Verletzungen hatte? Wie alt genau sind die Tiere?
Was fütterst Du?
Vorab, weil ich erst sehr viel später wieder hier bin, gib ihnen erstmal etwas Beschäftigungsfutter, manchmal führt Langeweile dazu.

piaf
12.05.2014, 14:20
Schade, hast nicht mehr geantwortet, mich würde der weitere Verlauf schon interessieren. Ich bin mir recht sicher, dass das Küken nicht allein durch Kannibalismus gestorben ist, vielleicht war es bereits krank bzw. starb von alleine und wurde dann erst bepickt.