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4.29.31 Altsteirer
"Alles, was gegen die Natur ist, hat auf Dauer keinen Bestand." Charles Darwin
nach 20 Jahren endlich wieder Hühner, spontaner Bruteier-Kauf bei Ebay, geliefert in die Packstation, Oktober 2014 erste Naturbrut... ein bisschen Natur in der Stadt..
Aktuell 3,35 New Hampshire, 3,7 Gänse, dazu Pferd, Hund, 3 Katzen und Bienen ...
Ich habe DEN Traumhahn! Michel.
Er stammt aus Kunstbrut und ist ein Blumenhahn aus einem Bruteier von "unserer" Penni :-)
Michel wird vier Jahre alt und ich habe ihn quasi ab Ei total verhätschelt. Eigentlich habe ich
all das gemacht, was man auf keinen Fall tun soll. Und Michel ist ein Traum - trotzdem oder gerade
deswegen. Er passt auf seine Mädels auf und hält sie zusammen, schlichtet Zänkereien, zeigt ihnen
die besten Leckerbissen und er ist total devot und super lieb, wenn er mich sieht. Da wird der Lütte
regelrecht zum Küken und lässt sich streicheln und kraulen...
Gut: ich lasse ihm (wie jedem Huhn) immer eine Rückzugsmöglichkeit; ich füttere seine Hennen nicht,
wenn er zuguckt, weils viel schöner ist, ihm die Leckerbissen zu geben und zu sehen, wie er seine Mädels
lockt und auf die tollsten Sachen verzichtet, seinem Harem zuliebe.Wenn wir alleine und unbeobachtet sind, steck ich ihm immer mal wieder etwas besonderes Leckeres zu, das er dann selber verdrückt. Ist ein Ritual zwischen uns.
Wenn ich seine Mädels hochnehmen muss, toleriert er das problemlos. Ich vermeide es trotzdem, ihn dabei zusehen zu lassen, wenn es geht.
Ringsum liefern sich die jungen Hähne Krähduelle. Michel steckt morgens kurz sein Revier akustisch ab und denn ist gut. Er hat eine tiefe, angenehme Stimme und die nutzt er nicht grundlos.
Michel hatte einen Bruder, der bei einem befreundeten Hühnerzüchter auf dem Hof läuft und ähnlich gestrickt ist. Der ist auch total begeistert vom angenehmen Wesen seines Blümchenhahnes, weswegen er denn auch weiterhin in der Truppe laufen lässt.
Irgendwie schiebe ich es doch auf Pennys Zuchtstamm. Ich weiss ja nicht, wie ihre Hähne mit zunehmendem Alter so sind, aber unsere sind auffallend angenehm im Handling.
Das sind echt ganz schöne Brocken mittlerweile. Ich bin wirklich froh, dass Michel so extrem umgänglich ist.
Ich gebs zu: ich bin total verschossen in meinen Dicken :-)
In 2018 hatte ich jede Menge Hähne und viel zu wenige Hennen. Alle sind absolut friedlich geblieben, nur einer war so ein Früchtchen mit Warnleuchte. Der Bursche war einfach überall, egal wo man hin sah, man sah ihn. Ich fand das unglaublich, wie er das gesamte Gelände immer und immer wieder sorgfältig inspekzierte. Sah ich ihn oben am Zaun und füllte dann sofort Futter auf, frass er urplötzlich aus dem Eimer neben mir. Nahm ich eine Henne und ging mit ihr etwas abseits um sie zu prüfen, flatterte er auch schon neben mir auf den Anhänger und schaute was da los ist. Er hat mich nicht ein einziges Mal angegriffen, er lief aber ab und an merkwürdig hinter mir her. Das war Grund genug ihn mal hoch zu nehmen um ihm zu zeigen, dir passiert bei mir nichts, genauso wenig wie den Hennen. Dieser Hahn war im Prinzip das was sich jeder normale Hühnerhalter wohl wünschen würde, ein extrem wachsamer Hahn. Nach der ersten Streicheleinheit von mir lief er auch nie wieder auffällig hinter mir her. Ich musste ihn leider weg tun, er wanderte also nach Sibirien, weil ich auch ihn nicht behalten konnte. Aber er wird mir zumindest in Erinnerung bleiben. Sein Rang in der Truppe war zudem eher niedrig, er schaffte es dennoch wie verrückt wohl jede Henne mindestens einmal täglich zu treten. Es gibt Hähne die ganz besonders agil sind, die ihre Hennen beobachten und auch verteidigen und alles im Blickfeld behalten. Es gibt aber auch Hähne denen vieles egal ist. Es gibt kein Patentrezept wie man mit Hähnen umzugehen hat, es ist aber wichtig ein gewisses Vertrauen aufzubauen. Wie man das schafft, das ist egal, wichtig ist nur, dass es am Ende passt.
Was das Wissen anbelangt, da hilft nur beobachten und zwar akribisch ! Ich habe Hähne dabei die sofort zu mir kommen, egal was an Futter da im Geläde liegt. Die wollen das Futter nicht, die wollen erst ihre Streicheleinheit haben und dann wenn es geht noch ein schönes Leckerlie aus meiner Hand. Dann erst rennen sie zur Futterstelle. Meine Hennen kann ich alle hoch nehmen und beliebig aus dem Stall raus tragen. Keiner meiner vielen Hähne würde mich jemals deswegen angreifen oder verfolgen. Meine Puten sind noch zahmer, die fressen mir auch alle aus der Hand, ich kann jede meiner sehr vielen Putenhennen so hoch nehmen, die zappeln nicht einmal dabei. Die rennen mir genauso wie die Hühner als riesige Herde hinterher. Klopfe ich auf die hinteren Hosentaschen der Jeanshose, kommen sehr viele angedüst wieder Blitz. Der Rest folgt dann dem Herdentrieb. Manche flattern mir auf den Arm oder die Schulter. Sitze ich mal im Garten, kommt immer mal eine Putenhenne an, springt mir auf das Bein, kriecht ganz langsam näher zu mir und legt sich hin, sie will gekrault werden und schlummert dabei fast ein.
In 2017 hatte ich einen super schönen Hahn dabei, zuchtmässig war der ne Wucht. Als Küken rannte der wie der Blitz, der war immer sofort am Futternapf wenn man mit der Hand da war. Später wurde er noch wilder, er kam an wie der Blitz, pickte einfach in die Hand und war sofort wieder weg. Er meinte auch immer alle Eier verteigen zu müssen, nahm man an Ei in die Hand griff er heftigst an ! Ich glaube so ein hinterhältiges Mistvieh hätten viele sehr schnell einen Kopf kürzer gemacht. Ich habe ihn 3 mal therapiert, den Hahn habe ich heute noch, der tut mir absolut nichts mehr, den kann ich streicheln oder sonst was mit ihm machen, ist egal ! Aber wehe dem kommen Puten zu nahe, da hat er diese Hinterhältigkeit immer noch, er rennt hin, pickt zu und weg ist er. Man kann als Mensch also Hähne oder Tiere ganz allgemein recht schnell umerziehen, das gelingt mit Sanftmut aber 10 mal besser als mit Härte ! Wenn ich einem Hahn aus dem Weg gehe, dann zeige ich ihm auch Respekt, eben weil er da gerade steht. Viele meiner Hähne gehen mir nicht sofort aus dem Weg, ich gehe eben drum herum. Aber wenn es sein muss, dann flattern sie mit den Flügeln 3 mal und gehen sofort zur Seite.
Wenn du einen Hahn haben willst, musst du lernen ihn die zurecht zu biegen. Auch wenn da schon einiges falsch gelaufen ist, so kannst du jeden Hahn umerziehen. Klar, man kann kapitulieren und sagen ich will keinen Hahn mehr, nur wer beschützt dann im Ernstfall die Hennen ?
"Das Niveau eines Landes und dessen moralische Werte
können an der Weise, wie ihre Tiere behandelt werden,
gemessen werden.“
( Mahatma Gandhi )
Aus all den Aussagen entnehme ich, daß eben tatsächlich mehrere Faktoren beteiligt sind. Rasse, Gene - unterschiedlich genetische Prägung auch innerhalb einer Rasse - Art der Aufzucht, etc., etc., Verhalten des/der Menschen, so wie auch Wesen und persönliche Situationen der beteiligten Menschen, woraus sich auch das Verhalten ergibt.
Auch entnehme ich aus den Beiträgen, daß wenn ein Mensch durch sein Wesen grundsätzlich schonmal hühnerkonform ist, das vielleicht schon die halbe Miete ist. Ich bin eher der Typ der nicht schlendert, sondern schreitet. Ich habs meist eilig und bin zielgerichtet. Wenn ich allerdings wegen der Hühner draußen bin, verhalte ich mich eher ruhig. Aber wenn ich wegen anderer Tätigkeiten draußen bin, begegnen mir die Hühner auch dort. Da ist es dann schon mal so, daß ich sehr eilig an ihnen vorbei 'muß' und sie ein wenig das Weite suchen. Ich gehe Hühnern aber grundsätzlich auch aus dem Weg. Eigentlich begegne ich ihnen, was das betrifft, gleichberechtigt. Es ist genug Platz da. Also mache ich kleine Bögen um sie herum. Bin ich eilig unterwegs, sehen sie mich schon ankommen und gehen von sich aus weg. Aber nicht alle Hühner verhalten sich gleich. Manche gehen zeitig aus dem Weg, andere erst unmittelbar und manche gar nicht.
Alle hier Geschlüpften wurden von Glucken ausgebrütet und ins Leben geführt. Ich könnte an meinen zehn Fingern abzählen, wie oft/selten ich in diesen zwanzig Jahren mal ein Küken in der Hand hatte - egal wie groß der Anreiz für mich warNur in den Jahren wo ich mir viel Zeit nehmen konnte, habe ich mit Glucke und Küken in der Wiese gesessen und das Volk auf mir herumkrabbeln lassen können.
Und öfter muß ich meine Hühner auch mal ein wenig antreiben in den gesicherten Auslauf zurück zu gehen, da ich wegen der Hähne der jeweiligen Gruppen nicht alle zur selben Zeit im Freilauf lassen kann. (Was ich langfristig ändern will - Thema: Verträglichkeit der Hähne untereinander). Aber noch ist es nicht so und manchmal muß ich sie halt ein wenig treiben - achte aber darauf, daß ich den jeweiligen Hahn nicht treibe, sondern beteilige, was meist gut funktioniert.
Ansonsten denke ich, daß trotz gegenteiliger Aussagen, es schon richtig ist, darauf zu achten - auch im Kleinen - wie man den Tieren begegnet, sich verhält... entsprechend ihrer Art. Denke, man muß daraus keine Wissenschaft machen (sprichwörtlich gesehen), aber es tut beiden Seiten gut, sich ggf. auch ein wenig von den Hühnern 'erziehen' zu lassen. Bei mir war es jedenfalls so. Ich habe mich schon recht beachtlich durch die Hühner verändert im Laufe der Zeit. Das wird nun sicher nicht bei jedem nötig sein; aber falls, ist es nicht verkehrt![]()
Ich vertrete also quasi beide Teile der Gruppenaussagen hier. Ich mache weder 'Gedöns', noch bin ich Elefant im Porzellan-Laden. Die meisten Hennen vertrauen mir, die Hähne mehr oder weniger auch. Ich hatte die letzten Jahre halt sehr wenig Zeit für die Hühner. Das hat mehr Diztanz der Tiere mir gegenüber geschaffen. Habe ich mal ZEit für sie, sind sie sofort wieder sehr zutraulich. Es gibt also viele Gründe, warum es mal so und mal anders läuft. Es ist auch ein nicht zu unterschätzender Unterschied, ob man nur zehn oder fünfzig Hühner hat.
Btw - wir hatten ja in letzter Zeit in mehreren Fäden das Thema Hähne. Und auch dieser Faden hier ist wirklich brilliant !! Mir ist so manches tiefgreifend bewußt geworden, was mich selbst betrifft und mein Verstehen der Hähne. Das Zusammenspiel des Ganzen. Kann es nicht besser erklären. Ich bin Euch allen auf jeden Fall sehr dankbar - auch für Eure exellenten Beschreibungen. Ich blicke jetzt, gerade was die Hähne betrifft, sehr hoffnungsfroh in die Zukunft![]()
LG, Saatkrähe
@ die Kükenkuschler: Ich wollte nicht behaupten, dass gehätschelte Küken aggressive Hähne werden. Da kenn ich mich ja garnicht aus. Ich wollte nur darauf hinweisen, dass das als möglicher Risikoaspekt bei mir wegfällt.
Liebe Grüße Markus (der sich in vielen Punkten von @Saatkrähes' Beitrag wiederfindet)
4.29.31 Altsteirer
"Alles, was gegen die Natur ist, hat auf Dauer keinen Bestand." Charles Darwin
Ab und an muss ich meine Tiere mal früher in den Stall bringen, das geht bei 10 oder 20 Tieren ja recht schnell, anders sieht es aber aus, wenn du da um einiges mehr rein haben musst.Aktuell habe ich noch um die 90 Puten, die ja allgemein deutlich später rein marschieren als die Huhnis. Wenn ich sie also frühzeitig rein haben will, hebe ich die Hände in waagerechte Position wie ein Kreuz und treibe sie so recht langsam in den Stall. Dazu sage ich ihnen, geht rein, das muss jetzt sein. Ja und sie tun es, egal wie alt sie sind. Die Huhnis rennen dabei sofort in den Stall, da sind die echt flink.
Wenn ich Hähne zusammen setzen muss, die verschiedenen Alters sind, sollte man annehmen die bekämpfen sich arg, das tun sie aber nicht. Dem ältesten Hahn sage ich dann immer, pass auf den / die auf, du bist der Boss. Dabei gehe ich vor dem Hahn in die Hocke, um ebenbürtig mit ihm zu sein, nehme meine Hände und streichel ihn an den Seiten, quasi so wie man einem Hund die Ohren kraulen würde. Was soll ich sagen, es funktioniert ! Interessant ist dann immer das, was ein Hahn dabei an Lauten von sich abgibt, so als würde er sagen wollen ich habe verstanden. Dann gibt es für ihn noch ein Leckerlie und das war es.
Bei den Altputern lege ich die warme Handinnenfläche auf den Kopf, bei denen klappt das so auch.
Ich gebe meinen Hähnen auch immer mal ein Leckerlie, nicht jeden Tag, aber eben ab und an. Wenn ich merke die Distanz wird grösser, dann gibt es wieder mal was. Gibt er das dann lockend an eine Henne weiter, bekommt er noch ein Leckerlie, das gibt es so lange bis er es selbst frisst, danach ist Schluss. Es gibt dabei aber auch immer mal Hähne die einem dann so nahe kommen, das sie förmlich nach einem Leckerlie suchen, gibt es keines picken sie leicht zu, um zu sagen "hehe ich bin doch da und nun gib mir was". Wer das macht, der bekommt einige Tage nichts mehr. Erst wenn der betreffende Hahn sich das abgewöhnt hat, gibt es mal wieder was.
Es kommt immer mal vor, dass übereifrige Jungputer sich zusammen schliessen und einem Hahn an die Federn wollen. Wenn ich das sehe gehe ich sofort dazwischen und oftmals steht betreffender Hahn dann sofort neben mir, gibt seine schimpfenden Laute ab und weicht mir nicht mehr von der Pelle. Er lernt dabei, er ist bei mir immer in Sicherheit ! Kam es zum Kampf, also wo er einen oder auch mehrere Puter angesprungen hat, bekommt er zudem sofort 2-3 Leckerlies zur Stärkung. Das alles sind nur kleine Geesten, aber ich glaube ganz fest daran, dass ich deswegen wahre Kuschelhähne habe, die aber dennoch äusserst rabiat an Feinde heran treten können. Bei meinen Tieren gehöre ich einfach zur Herde, so sieht es wohl aus und ich kann nur sagen, so macht Hühnerhaltung oder auch Putenhaltung einfach nur richtig Spass.
Ich habe zB. einen Brahmahahn aus 2018 der als Nachzügler oft gemobbt wurde. Er hatte ständig Stress mit der Futteraufnahme, weil 2 Cou Nu Hähne ihn immer angegriffen hatten und auch andere Hähne gingen ihn oft an. Er bekam dann eine Zeit lang von mir immer Futter aus der Hand, damit er nicht mit leerem Kropf in die Nacht musste. Der Hahn wurde nicht einmal beringt, er sollte auch an sich nicht bleiben, das war so gar nicht geplant aber er wird bleiben. Dieser Hahn steht heute ganz oben in der Rangliste, er hat alle die ihn mal geärgert haben in harten Hahnenkämpfen unterworfen. Mein ältester Hahn in der Gruppe lässt ihn in Ruhe, das tat er schon immer und da gab es nie einen Versuch, aber der Rest rennt weg bzw. geht ihm nun schnell aus dem Weg. Die Sanftmütigkeit dieses Hahnes, so wie die von seinem Vater ist unglaublich gut und daher bleiben auch beide zur Weiterzucht. Durch Selektion kann man schon eine Menge erreichen, aber das Wesen des Halters spielt dabei eben auch eine grosse Rolle. Und so wie jedes Tier zwar anders ist, so denke ich durchaus, dass es einzig und alleine am Halter liegt, wie sich ein Hahn am Ende verhält. Wenn ich da an meine eigenen Anfänge denke, man was waren das heftig aggressive Hähne und ich hätte mich durchaus mit dem Themenstarter identifizieren können. Heute eben gar nicht mehr, es sind aber die gleichen Gene ! Ich glaube die Kunst für sehr zahme Hähne besteht einzig und alleine darin zu verstehen wie sie ticken und dann so zu handeln, dass man eben auch passend integriert funktioniert.
Wenn ich da aber einen Arm hebe und einen grossen Hahn immitieren will, dann mache ich mich eben automatisch zum Feind. Ziehe ich bei Straussen eine dunkle Hose und ein weisses Hemd an, dann sollte ich besser niemals in das Gehege gehen, es könnte tötlich enden. Und so wie diese Hähne auf Farben reagieren, so reagieren eben alle Hühnervögel auf irgendetwas. Ich glaube Rocco schrieb einmal, er drückt die Hähne runter. Ich habe das auch mal versucht, das Ergebnis gefiel mir nicht. Hoch nehmen kommt da eindeutig besser, oder eben in einer Höhe mit den Hähnen zu sein. Aber letztendlich ist das auch egal, wichtig ist nur das Endergebnis. Man kann das auch schön daran erkennen wie ein Hahn aus der Hand frisst, je vorsichtiger er zulangt, desto grösser ist das Vertrauen !
Was man auch versuchen kann, einen Hahn mal 2 Tage ohne Hennen zu separieren. Das macht aus so manchen sehr angriffslustigen Hähnen plötzlich wieder sehr fromme Hähne. Und wenn man die mal erst hat, sieht der Nachwuchs das und schaut sich das einfach ab, dann glaube ich ist man am Ziel. Bevor man ihn aber wieder frei lässt, auch hier etwas besonderes Futter aus der Hand, um Vertrauen aufzubauen.
"Das Niveau eines Landes und dessen moralische Werte
können an der Weise, wie ihre Tiere behandelt werden,
gemessen werden.“
( Mahatma Gandhi )
Anders als @Stallknecht suche ich nicht bewußt die Nähe zu meinen Hähnen. Ich habe auch nicht vor, sie irgendwie zu erziehen.
Mein Umgang mit ihnen, mit den Hühnern überhaupt, ist ein sehr sachlicher. Die Freude und die Entspannung, die sie mir geben, ensteht eben dadurch, daß ich sie so annehme, wie sie sind.
Ich habe mal versucht, mein Verhalten ihnen gegenüber zu reflektieren.
Meine Bewegungen sind ruhig, aufs nötige beschränkt. Grade in der Ene des Stalles, wo wenig Platz zum ausweichen ist und alle Hennen mir vor den Füßen herumlungern in der Hoffnung auf was Feines zum Futtern, werde ich extrem bedächtig bei allem, was ich tue. Ob das Füttern, Wasser hinstellen, saubermachen ist. Auch wenn ich mal ein Huhn herausfangen muß vermeide ich jede wilde Jagd.
Kaum jemals suche ich Blickkontakt Auge zu Auge zu den Hähnen. Ich weiß wo sie sind und was sie grade tun, aber das registriere ich nebenbei.
Auch zu den Hennen gibt es nur Blickkontakt Auge zu Auge, wenn sie selber in suchen. Wenn ich z.b. irgendwo sitze zum Hühner gucken, eine Henne oder ein Hahn kommt und sucht meinen Bick, dann geb ich ihn zurück, und es wird sich auch unterhalten, aber der Wille dazu muß vom Huhn ausgehen.
Wenn meine Borderhündin meint, ein Huhn irgendwohin treiben zu dürfen, fixiert sie das Huhn, das sie bewegen möchte, auf eine ganz eigene Art. Dieser Blickkontakt löst beim jeweilige Huhn zumindest Unbehagen aus. Dabei kennen sie unsere Hunde und lassen sich von ihnen nicht in ihren Geschäften stören.
Alle drei Hunde dürfen mit in den Hühnerstall ohne eine Panik auszulösen, es wird ihnen genau so vor der Nase und zwischen den Füßen herumgewuselt wie mir. Kein Hahn fühlt sich verpflichtet, die Hunde anzudrohen nur weil sie mitten zwischen den Hennen herumlaufen. Sie werden genau beobachtet, so wie alles, was geschieht, genau beobachtet wird, aber mehr nicht. Mir ist, beim reflektieren dieser Situationen, nun auch bewußt geworden, daß alle drei Hunde mit gesenktem Kopf und jeden direkten Augenkontakt vermeidend sich bewegen.
Ebenso gelassen spazieren die Hühner zwischen den Pferden herum, kein Hahn meint, ein Pferd angreifen zu müssen, nur weil es da ist.
Andererseits werden die Hühner von mir auch schon mal verscheucht. Sie werden auch schon mal von den Hunden gescheucht, wenn sie zum Beispiel meinen, in der Küche den Hundefutternapf zu inspizieren ...
"alles zuwider dem Menschen. auf den Äckern wächst das Gras und auf den Wiesen steht nichts." (sagte ein alter Bauer mal)
Mag schon sein dass man Hähne (und Hennen) "erziehen" kann, aber eigentlich will ich meine Zeit nicht damit verbringen. Mein Hahn, der leider nicht mehr bei uns wohnt, war zum Glück sehr unkompliziert - einfangen, anfassen, streicheln nein Danke, aber dafür wusste er dass es was leckeres gibt wenn er seine Hennen zu mir bringt wenn ich rufe. Keinerlei aggressives Verhalten, keine Probleme mit ausweichen o.ä. und zum anfassen musste ich ihn halt abends von der Stange nehmen. War für mich so völlig in Ordnung.
Ich bin so froh, dass ich mich noch nie mit aggressiven Hähnen ärgern musste.
Mit schwachen Charakteren ja, aber die werden unter den Junghähnen sowieso aussortiert.
Meinen jetzigen Hahn habe ich nie verhätschelt oder ihm Leckereien zugesteckt.
Er lockt seine Mädels aber schon an, wenn ich in Sicht komme, auch wenn ich noch lange nicht beim Hühnergehege bin.
Er weiß, wenn ich komme gibt es leckeres Futter.
Das kann ich dann verteilen wie ich will, weil er seine Mädels ja schon lange vorher angelockt hat.
Ich finde das Verhalten zu nett.
Sonst lassen wir uns gegenseitig in Ruhe, ich gehe dahin wo ich muss, lasse ihm, wenn nötig Zeit auszuweichen.
Seine Mädels nehme ich auch nur wenn nötig.
Da schimpft er nur aufgeregt mit, bei denen die etwas mehr meckern und schaut zu und gut ist.
Einziges Manko ist, dass er nicht sehr tolerant ist was Heranwachsende Junghähne betrifft.
Er verjagt sie zwar nur, das aber sehr konsequent.
Ein Zweithahn ist bei ihm aktuell leider nicht möglich.
Forever Sumatras
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