Hallo Horst, grundsätzlich hast Du damit recht.
Nur stammt der Westfälische Totleger nicht direkt von der wilden Stammform ab
... da waren schon noch ein paar Stufen - sprich "Zwischen-Typen" dazwischen ,) . Die Westfälischen Totleger wurden aus dem in sehr großer Vielfalt vorkommenden sogen. "Deutschen Landhuhn" selektiert; hier waren u.a. sowohl Gold- als auch Silber-Faktor bereits vorhanden. Ich würde jetzt nicht behaupten wollen, daß der goldene Farbschlag der Ältere ist, ich war bei der Erzüchtung dieser wunderschönen Rasse leider nicht dabei
.
Die heutige Situation der beiden Farbschläge gold und silber stellt sich etwas anders dar; ich hatte es früher schon geschrieben, die Silbernen hatten die starken Bestandreduzierungen in den 1950er bis 1970er Jahre überstanden. Es war in Westdeutschland lediglich ein Bestand mit Goldenen bekannt, der relativ reinrassig übrig geblieben war. Dieser stand bei Werner Nowatzki in Bad Oeynhausen. Dort wurde der Bestand reduziert und nur die Silbernen verblieben vor Ort - aus diesem Bestand hat übrigens auch Willi Dercks aus Telgte im Jahr 1977 seine Zucht aufgebaut. Aus dem goldenen Bestand - sie sahen damals etwas anders aus als die heutigen Goldenen - von Werner Nowatzki ging ein kleiner Stamm ins Freilichtmuseum Detmold; dort wurde leider nicht sehr erfolgreich nachgezüchtet. Die letzte dort verbliebene Gold-Henne - sie bekam damals den Namen "Golda-Meir"
- holte ich 1984 zu meinem Zuchtbeginn um hier dem goldenen Farbschlag doch noch einen Anschub geben zu können. Das gelang aufgrund des Alters - und der besonderen Verhaltensweisen - der Henne leider nicht mehr. Alle anderen heute vorhandenen goldenen Totleger gehen im wesentlichen auf eine Henne und einen Hahn zurück, die 1986 in Bielefeld-Jöllenbeck bei Martin Siekmann in die Zucht eingestellt wurden; zusätzlich erfolgte die "Aufpeppung" dieses Farbschlages mit verschiedenen Einkreuzungen, u.a. auch mit Brakel.
Genetische Differenzuntersuchungen zeigen uns heute - ich hatte die Auswertung dazu noch im November 2014 im ehemaligen Institut für Tierzucht und Haustiergenetik in Mariensee, heute Friedrich-Löffler-Institut, gesehen - , daß die heute vorhandenen silbernen und goldenen Westfälischen Totleger nicht als zwei Farbschläge einer Rasse, sondern als zwei unterschiedliche Rassen betrachtet werden müssen. Dafür sprechen auch die Unterschiede im Temperament und Verhalten, sowie die unterschiedlichen Zeichnungsmuster, sowohl in der Kükenfärbung(!), als auch in dem etwas anderen Muster der Sprenkelung zwischen Gold und Silber.
Nach dem Stand der Zuchtgeschichte aus den letzten rund 50 Jahren und den vorhandenen wissenschaftlichen Untersuchungen ist zu schlußfolgern, daß der silberne Farbschlag der Westfälischen Totleger sicherlich den deutlich größeren Anteil ursprünglicher Genetik in sich trägt.
Das war jetzt lang, aber ich hoffe ergiebig
!
Viele Grüße von Mathias
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