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Thema: Achtwöchiges Küken getötet

  1. #1
    Avatar von Gockelmeisterin
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    Achtwöchiges Küken getötet

    Eigentlich hatte ich geplant es gar nicht ins Forum zu schreiben, sondern nur in meinem eigenen Faden in "Portraits von Menschen" kurz erzählen, dass ich es jetzt gemacht habe, bzw geschafft hab.
    Aber es war meine erste (und letzte, wenns nicht grad schnell gehen muss, wegen z.B einem Raubtierangriff) Tötung eines geliebten Tieres durch meine eigenen Hände. Und ich habe es zwar geahnt, aber es nimmt mich deutlich mehr mit, als ich mir zuvor eingeredet/erhofft hatte
    Ich hab seitdem ständig die Bilder im Kopf und ständig die Gedanken, dass ich was sehr brutales und Verwerfliches/Böses gemacht habe. Es ergibt überhaupt keinen Sinn, weil wenn ichs nicht selber mit eigenen Händen gemacht hätte, dann hätte es der Tierarzt mit der Spritze machen müssen.

    Es war ein kleiner, zwei Monate alter Zwerg-Phönix-Gockel, den ich seit dwm 26. Mai gepäppelt hab. Unter anderem jeden Abend mit in die Küche genommen und dort seperat von den anderen fressen lassen. Die letzte Zeit musste ich ihn manchmal auch ein bisschen zwangsfüttern.

    Ich hoffe es war nicht Marek und noch mehr hoffe ich, dass sich keine weiteren Küken angesteckt haben. Ich rufe den Verkäufer der Küken morgen an und frag ihn, ob er gegen Marek geimpft hat. Vor allem, damit ich dem Tierarzt in dem Falle dann die genaue Vorgeschichte schildern kann, falls noch eines krank werden sollte.

    Die letzten drei Tage wurde es dann auf einmal richtig schlimm mit dem kleinen "Wackelpeter"
    Zuerst hatte er einfach nur einen sehr wackeligen unsicher Gang und zeitweises Zittern, aber vor drei tagen konnte er dann plötzlich von einem Tag auf den anderen fast gar nicht mehr laufen. Beide Beinchen rutschten ihm seitlich weg und er bewegte sich nur noch stark flügelschlagend fort.
    Ich fand es schrecklich mit an zu sehen.
    Deshalb hatten meine Mutter und ich uns gestern dazu entschlossen ihn zu töten, was wir dann heute Abend auch gemacht haben.

    (Den nächsten Abschnitt bitte nicht lesen, wenn man anschauliche Beschreibungen nicht so gut verträgt)

    Meine Mutter stand neben mir und hat mir den Stock zur Betäubung gereicht und anschließend das Hackl. (In der Garage, damit es die anderen auch ganz sicher nicht irgendwie mitbekommen)
    Beinahe hätte ich es abgebrochen, als ich mit dem Stock ausholte.
    Habe kurz gezögert und mir gingen tausend Gedanken gleichzeitig durch den Kopf.
    Das hat dann dazu geführt, dass ich ein bisschen zittrig wurde. Ich hab ihn aber trotzdem direkt auf den Kopf getroffen. Ich war aus Angst ihm den kompletten Kopf zu zermatschen leider ein bisschen zu zaghaft weil er nach zwei Sekunden die Augen öffnete und zum zappeln anfangen wollte. Zum Glück hab ich ab da auf "Roboter" umschalten können und versetzte ihm sozusagen in der selben Sekunde einen zweiten deutlich festeren Schlag welcher sofort zu Blutungen und Wiedererschlaffung des Körpers führte. Gleich darauf holte ich mit dem Hackl aus. Ich bin normalerweise sehr treffsicher (Der Betäubungsschlag saß ja auch an der richtigen Stelle) Aber dadurch, dass der erste Betäubungsschlag ja nicht ganz optimal war, wurde ich nervös und habe ihm mit dem Hackl den Kopf halbiert, bzw nicht wirklich halbiert sondern nicht direkt am Hals durchtrennt sondern am hinteren Viertel des Kopfes wo dann der Hals anfängt. Ich denke da war er sicher tot, aber habe ihm trotzdem mit einem zweiten Schlag den Kopf noch richtig abgetrennt. Das kurze Zucken/Flattern im Eimer hatte ich erwartet, war aber trotzdem sehr grausig für meine Mutter und mich.
    Danach heulten meine Mutter und ich kurz ausgiebig und ich begrub ihn dann ein bisschen wie in Trance vermutlich unnötig tief in geschätzt 70 cm Tiefe.

    Ich mache mir (denke ich zurecht) nun vor Allem Vorwürfe, dass ich es nicht zu 100% optimal hinbekommen habe. Der zweite Betäubungschlag nagt sehr an mir. Es waren nur zwei Sekunden. Er hat nicht gepiepst, nur kurz die Augen geöffnet und gezappelt und schon kam der zweite gelungene Schlag, aber vielleicht zwei Sekunden in denen er Schmerzen hatte

    Mir war zwar vorher klar, dass ich kopfbedingt/gefühlsmäßig im Anschluss damit zu kämpfen haben werde, aber ich war mir zu 100% sicher, dass ich den Vorgang an sich ohne den kleinsten Fehler durchziehen werde.
    Ich denke jetzt weiß ich warum mir mein Gefühl seit heute Vormittag so eindringlich geraten hatte, doch lieber zu Tierarzt zu fahren Aber ich hatte dieses Gefühl auf zu viel darüber Nachdenken geschoben
    Auch deshalb schreibe ich das alles hier auf. Ich kann jetzt im Nachhinein nur raten, besonders wenn man es selber noch nie gemacht hat, bitte ganz genau in sich reinhören und dieses Gefühl dann "ganz nüchtern auswerten" und anschließend danach handeln.
    Ich denke ich habe zwar eine (für mich) sehr wichtige Erfahrung fürs Leben gemacht, aber das Gefühl was mir gesagt hatte "geh lieber zum Tierarzt" hatte wohl (auch) recht.

    Ich hatte mir auch überlegt, ob ich lieber einen Ohrscheibenstich hätte machen sollen, aber das hätte nichts am ersten halbmisslungenen Betäubungsschlag geändert, sondern hätte mich nur vor dem grausigen Bild des abgetrennten Kopfes bewahrt was aber für das Gockelchen keinen Unterschied gemacht hätte.
    Aber ich denke das ist allgemein besser bei so winzigen Tierchen, bzw sehr jungen Zwerghühnern. (Ich konnte ihn mit einer Hand ja gefühlt fast umgreifen) Aber ich war mir unsicher ob ich den Ohrscheibenstich schaffe "Kopf ab" erschien mir einfacher in der Hinsicht, dass es mir zwar brutaler/grausiger vorkam, aber ich es sicherer hinbekomme.

    Ich wollte mir das einfach nur von der Seele schreiben.
    Geändert von Gockelmeisterin (19.06.2024 um 00:40 Uhr)
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  2. #2

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    "Wir sind mehr!"

  3. #3
    Avatar von Sulmtaler forever
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    Ich finde du hast das doch ganz gut gemeistert. Man ist sich halt auch unsicher wie stark man da zuschlagen soll. Und du hast ja nicht gewartet sondern gleich wieder zugeschlagen. Das war doch richtig gut so.
    Bei meinen ersten Hähnen ist es auch nicht optimal gelaufen. Ändern kann man das nicht... nur davon lernen damit es beim nächsten mal nicht so verläuft.

    Ich bin der Meinung, besser wissen und können wie man erlöst, denn es kann auch Situationen geben wo so ein Tier unheimlich leidet und dann warten bis der Tierarzt auf hat und eventuell auf einen Termin. Das Tier eventuell noch hinbringen... dann lieber wissen was man macht.

    Die Gefühle gehen dir natürlich durch.. und es wäre auch schlecht wenn es dir nichts ausgemacht hätte besonders nach der Pflege die du dem Küken hast zukommen lassen. Die hättest du aber auch gehabt wenn alles gut geangen wäre. Du hast das Richtige für das Küken getan!
    LG
    Astrid

  4. #4
    genannt Kokido Avatar von Huhn von den Hühnern
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    Ich drück dich.

    In diesen Augenblicken bleibt die Zeit rasenden stehen.

    Du hast Verantwortung übernommen und dem Hahn einen langsamen Tod erspart. Er hätte nie ein langes würdiges Leben haben können. Jetzt ist er frei, ohne Schmerzen und rennt über die grüne Wiese, im Land jenseits des Regenbogens.
    Das ist Tierliebe.

    Sei nicht so streng mit dir. Der erste Schlag hat ja schon für eine Betäubung gesorgt. Der zweite Schlag hat diese dann nochmals erweitert. Für den Hahn ist es "wichtiger" gewesen, dass du es zumEnde geführt hast. Er konnte in Würde und mit Respekt sterben.
    Es ist für dich eine Ausnahmesituation gewesen und diese hast du aus Liebe zum ihm und für ihn gemeistert.
    Es war ein schneller Tod in vertrauter Umgebung. Die Fahrt zum ta und das Warten hätten mehr Stress für den kleinen Kerl bedeutet.
    Du würdest u. U. Dich jetzt fragen, ob das richtige Entscheidung war....

    Er bleibt in deinem Herzen
    Kokido von den Hühnern
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  5. #5
    Moderator Avatar von zfranky
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    Du hast dir nichts vorzuwerfen. Du hast ein Tier von seinem Leid erlöst.

    Ich glaube auch nicht, dass er wirklich bei Bewusstsein war, als er vor dem 2. Schlag wieder rumgezappelt ist, ich denke, das waren größtenteils Reflexe.
    Auch das Durchtrennen im Hirnstamm führt zum sofortigen Tod bzw. sofortiger Bewusstlosigkeit.
    Das Zappeln nach der Tötung finde ich bei Hühnern auch immer sehr grausig, obwohl ich weiß, dass das Hirn schon tod ist. Aber die haben eben ihr 2. "Kleinhirn" für Bewegung hinten in der Wirbelsäule und die Nerven werden aufgrund des Sauerstoffmangels aktiv.

    Es ehrt dich sehr, dass dir das so nahe geht, und zeigt, was du für ein sensibler und mitfühlender Mensch bist.
    Dir gebührt jeder Respekt, das dennoch durchgezogen zu haben!

    Liebe Grüße

    Frank

  6. #6
    Avatar von hirsch
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    Dem, was alle zuvor geschrieben haben, kann ich mich nur anschließen.
    Gruss Rainer
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    "Das Glück unserer Hühner hängt vom Mensch ab der darüber bestimmt"

  7. #7
    Avatar von Tibi
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    Ich musste auch schon mal sowas machen um das Leiden zu beenden. Die Vernunft siegt dann und ermöglicht die Überwindung einfach zu tun was richtig ist. Ohne Gedöns ist glaub ich bei sowas am besten. Was will man das Tier noch zum Tierarzt fahren. Das ist doch nur Stress für das Tier. Lieber in der täglichen Routine belassen und dann kurz und schnell.

    Nachdem ich es auch geschafft hatte das Tier durch einen Schlag zu betäuben und den Kopf vom Körper zu trennen, habe ich den Karton schnell verschlossen und erst mal stehen lassen. Ich musste da erst mal weg. Ich kann Dich gut verstehen. Du hast viel drüber nachgedacht, die Entscheidung nach bestem Wissen und Gewissen getroffen und jetzt kannst du damit aufhören drüber nachzudenken. Es ist vorbei.
    Geändert von Tibi (19.06.2024 um 10:28 Uhr)
    Grüße Tina


  8. #8
    Moderator Avatar von Lisa R.
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    Das ist der schwierigste und schwerste Teil der Hühnerhaltung. Auch meine Hochachtung, dass Du zum Wohl des Tieres gehandelt hast.
    Leider hilft das nicht die Gefühle zu ändern. Aber das Wissen, dass man das Tier nicht leichtfertig getötet sondern ihm sein Leid genommen hat, das kann helfen den Schmerz zu lindern. Ich hoffe, Du kommst bald darüber hinweg und kannst Dich wieder uneingeschränkt an Deinen gesunden Tieren erfreuen.
    ....... Die Frau Werwolf sagt: "Des g'höööööööööört so !".......

  9. #9
    Avatar von Gockelmeisterin
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    Vielen lieben Dank für eure Worte!
    Ich konnte erst um vier Uhr morgens einschlafen, aber jetzt gehts mir wieder besser. Zum Glück hab ich heute nichts anstrengendes und wichtiges zu tun.
    Gestern konnte ich nicht Mal mehr zu den anderen Küken reingehen. heute gehts wieder so weit. Sie haben sich über ein paar Kirschen, die ich aufgesammelt hatte gefreut (gestern Abend hatte ich tatsächlich den Eindruck, ich werde durch Stallfenster ganz vorwurfsvoll angeschaut... natürlich Schmarrn, ich weiß haben ja alle nichts mitbekommen davon)

    @Tibi: ich hab ihn nicht in einen Karton getan, sondern erst mal in einen Eimer, der schon bereit stand. Aber ich hab dann gleich alles fallen lassen, bin anschließend sofort aus der Garage gerannt, hab zusammen mit meiner Mutter eine Runde geheult und dann gings soweit, dass wir alles sauber gemacht haben und ihn eingegraben haben.

    Ich kam mir ja echt dämlich vor, aber ich hab den Hackstock danach auch abgewaschen, jetzt lasse ich ihn trocknen und morgen drehe ich ihn dann um, damit ich auch die restlichen Blutspuren (man sieht fast nichts) nicht mehr sehen muss

    Nicht dass ich es nicht eh wüsste, aber ich finde so eine Aktion verdeutlicht noch Mal sehr, was Leben/Tod wirklich bedeutet.

    Jetzt geh ich raus nach draußen und werde mich heute nur mit sehr schönen Dingen beschäftigen. Natürlich auch mit den Huhnies und den anderen vier kleinen
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  10. #10
    Avatar von Tibi
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    Ja, ich war auch sehr sehr ergriffen. Musste mehrfach tief Luft holen und mir kamen auch die Tränen hoch.
    Grüße Tina


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