Hallo Zusammen.
Ich bin kein ausgewiesener Hühnerexperte und musste mir seeeeehr viel selber aneignen. Für mich war es erschreckend, wie wenig Tierärzte und Hühnerzuchtvereine eigentlich wissen.
Und genauso scheint es bei der Marek‘schen Krankheit zu sein…
Wir haben im letzten Winter einige Hühner aus Bruteiern künstlich ausgebrütet. Ein schwerer Fehler, muss ich im Nachhinein sagen… Aber das ist ein anderes Thema.
Nach ca. 9 Monaten fanden wir eine Araucana Henne, die schlagartig nicht mehr laufen konnte, Futter verweigert hat, und grell grünen Kot hatte. Sie ist noch in der gleichen Nacht gestorben. Es ging rasend schnell.
Wir denken, dass es MK war, die Thumor Form.
Einige Zeit später begann eine kleine Serama Henne zu humpeln. Auch sie nahmen wir mit nach Hause um sie zu pflegen. Als es nach ein paar Tagen nicht besser wurde hat ein Tierarzt geröngt und mechanisch alles für gut befunden. Also ein Nervenproblem. Erst arangierte die Kleine sich mit einem Bein und machte leichte Forschritte. Dann wurde es schlimmer. Beide Beine versagten den Dienst und sie stellte das Fressen ein. Ein Geflügeltierarzt stellte die Diagnose MK und schläferte sie ein. Offensichtlich hatte sie die Nerven-Variante der Krankeit bekommen. Daher der unterschiedliche Verlauf.
In der Zwischenzeit hatte ich schon viel recherchiert und tausend Internetseiten gelesen. MK ist unheilbar. Also keine Chance wenn sie ausbricht. MK verbreitet sich sofort und infiziert ALLE in der Umgebung. Alle sind Träger und geben den Virus weiter. Die Kernfrage ist also, ob die Krankheit ausbricht. In dem, scheinbar aussichtslosen, Kampf gegen das Virus wird empfohlen alle Hühner zu töten und den Stall min. ein Jahr leer stehen zu lassen.
Das einzige Werkzeug ist eine Impfung. Sie schützt aber nicht vor Infektion und Weitergabe, sondern trainiert „nur“ das Imunsystem und schützt so vor dem Ausbruch der Krankheit. Die Impfung macht ausschließlich Sinn, wenn die Küken künstlich ausgebrütet werden, so schnell wie möglich die Spritze bekommen und dann für Wochen in einer sterilen Atmosphäre gehalten werden. Nachteil: Laut Studien sorgt die Impfung dafür, dass das Virus immer agressiver wird. Außerdem wird das Imunsystem nicht auf andere Krankheiten trainiert (da sterile Umgebung) und es schützt auch nicht vor Infektion und Weitergabe. Und den Virus damit in der Natur auszurotten scheint utopisch. Private Hühner sind eben ganz viel in der Natur unterwegs. Sprich, mir scheint die Impfung hervorragen für die Industrie, da sie Sterilität und Kontrolle leisten können und das ganze sowieso nichts mit Natur zu tun hat. Marktwirtschaftliche Interessen...
Bei einer natürlichen Brut entfällt das alles, da die Küken sowieso direkt dem Virus in Kontakt kommen, wenn er in der Umgebung ist. Allerdings gibt es die Theorie, dass die Küken bereits im Ei minimalste Dosen von Viren und Erregern mitbekommen, die quasi wie eine natürliche Impfung wirken. Sollte der Virus im Stall sein, überleben die widerstandsfähigsten und es bildet sich langfristig eine resistente Rasse. So die Theorie.
Es lässt sich also trefflich und lange darüber streiten, was der richtige Weg ist…
Das wir den Virus hatten war schon schlimm genug. Aber dann erwischte es Chimera, unser Chabo Haushuhn.
Wir haben 2 Haushühner, Mighty Mouse (Serama Hahn), der einfach super winzig geraten ist und eher Angst vor seinen Kameraden hatte. Und Chimera, (Chabo Henne), die als Küken ihre Zunge verloren hat. Beide sind komplett handzahm und kommen überall hin mit. Die Sichtung zweier, zahmer Zwerghühner an allen möglichen Kletterfelsen der Republik, hat schon für viel Begeisterung gesorgt :-) Also die beiden sind unser ein und alles!
Und nun hatte es Chimera erwischt… Sie humpelte, wirkte kraftlos und ließ sich oft zu boden plumpsen. Ihre letzten Eier hatten eine hauchdünne Schale. Nach zwei Tagen stellte sie das laufen ein. Das fressen fiel ihr schwer. Allerdings war der Apetit noch vorhanden. Im Wissen, dass sie mit 99 prozentiger Sicherheit eingeschläfert werden müsste, nahm ich den Kampf auf.
Mein Schlachtplan:
-Henne separiern. Hennen wollen gegenüber ihren Artgenossen immer ihre ihre Frau stehen, was viel Kraft kostet. Ein eigener Platz erlaubt es ihnen Krank zu sein und Kraft zu sparen.
-Trotzdem war sie immer in Sichtweite von ihrem Hahn. Hühner sind doch auch soziale Wesen.
-Gaaaannnnz viel Liebe, Pflege und Körperkontakt. Sie war teils nachts neben mir, mit mir auf der Arbeit und Abends eigentlich immer auf meinem Arm. Liebe als Heilmittel…
-Nutribird! Eine Aufzuchtnahrung in Pulverform, die sich sehr leicht fressen lässt, viel Wasser und mit allerlei Suplementen verrührt werden kann. Und sie hat es geliebt!! Und gefressen wie ein Scheunendrescher.
-Vitamin B. Heilt nicht, aber wenn der Virus das Nervensystem angreift kann es garantiert nicht schaden!
-Wärme. Kälte kostet auch viel Kraft!
-Als letztes: Nicht zu schnell aufgeben!
Dazu folgender Tip: www.privatetierhilfefederglueck.de
Als ich sah, wie sie sich nach ca. 4 Tagen zum ersten Mal für Sekunden auf die Beine quälte standen mir die Tränen in den Augen. Hoffnung verbot ich mir trotzdem.
Nach zwei weiteren Tagen lief sie wieder und schlief neben dem Hahn auf der Stange.
Nun, zwei Wochen später kann ich sagen, dass sie sich vollumpfänglich erholt hat.
Vielleicht hilft meine Erfahrung dem einen oder anderen. Die Überlebenschance liegt gegen Null, aber gebt die Hoffnung nicht zu früh auf!
P.S.: Unsere Hühner sind Haustiere. Keine Nutztiere. Jedenfalls für uns. Das darf ja jeder selbst entscheiden. Daher haben wir den Rat: „Kopp ab und wech“ nicht befolgt ;-)
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