Hallo!!!
Am letzten Mittwochabend hatten wir Schlupftermin, die ersten Küken waren schon Mittwochmorgen aus dem Ei, die letzten am Donnerstagnachmittag. Nur ein Ei machte mir Sorgen: das Küken schrie ganz laut im Ei, die Eierschale war angepickt, und viel Stückchenweise zu Boden, nur die Eihaut öffnete sich nicht. Am späten Donnerstag Abend überlegte ich, was ich wohl tun solle.
AbwartenHelfen
Das Geschrei im Ei wurde immer lauter und eindringlicher. Ich hatte das Gefühl, das Küken ruft um sein Leben. Also habe ich beschlossen, mal nachzusehen, was los ist. Hände waschen, desinfizieren, und moralisch auf das schlimmste vorbereiten.
Ich hatte mir ein Handtuch zurechtgelegt und Küchenpapier. Dann habe ich vorsichtig die Eihaut an der Stelle geöffnet, hinter der sich der Schnabel befand. Und schon kam mir Blut entgegen. Nun hieß es schnell handeln. Innerhalb von 2 Sekunden hatte ich das Küken aus dem Ei geholt, und war erst mal geschockt: das halbe Ei stand voller Blut, wo der Nabel war, klaffte ein riesiges Loch, und, noch schlimmer, das Küken war auf den ersten Blick mißgebildet. Es lag auf der Seite, mit einem riesigen Buckel. Bei näherer Betrachtung zeigte sich, daß der Buckel eine riesige Hautausbuchtung war, eine Beule, ein Blase, gefüllt mit einer klaren, gelben Flüssigkeit. So groß wie ein Eidotter.Als allererstes dachte ich, die Blutung muß stoppen, sonst verblutet das Küken, also drückte ich mit einem gefalteten Küchentuch auf den Nabel. Nach 10 Sekunden stand die Blutung. Dennoch: die Eierschale stand halb voll mit Blut. Und 3 Blätter Küchenrolle waren auch blutdurchtränkt.
Von der Anstrengung der schweren Geburt und dem hohen Blutverlust erschöpft, legte ich das Küken auf ein Stück Küchentuch zurück in den Brüter. Und überlegte. Ich war alleine, und räumte dem Küken keine große Überlebenschance ein. Es konnte sich nicht auf den Bauch drehen, dazu war die Beule auf dem Rücken zu groß. Ich wollte nicht, daß das Küken Schmerzen leidet, oder sich quält. Aber ein Küken töten: niemals. Nein, so etwas kann ich nicht, und will ich nicht.
Welche Überlebenschance hättet ihr diesem Küken gegeben? Ich dachte, wenn ihm die Kraft zum Leben fehlt, dann schläft es eben ein.
Aber ich töte es nicht.
Töten kann ich ein Küken zwar nicht, aber helfen schon. Alleine schon von Berufs wegen. Also holte ich mir eine sterile Nadel und Kanüle.
Als sich das Küken ein wenig erholt hatte, und verzweifelt versuchte, auf den Bauch zu drehen, holte ich es aus dem Brüter, und punktierte die Blase. 7 ml Exsudat einer klaren, gelblichen, geruchlosen Flüssigkeit zog ich aus der Beule. Zurück blieb eine Hautfalte ohne Flaum.
Ich legte das Küken zurück in den Brüter. Es drehte sich sofort auf den Bauch, und eine Stunde später war es flauschig und machte seine ersten Schritte. Ich war sprachlos. Ich ließ es über Nacht noch im Brüter und am nächsten Morgen setzte ich es zu seinen Geschwistern in das Kükenheim. Ich machte mir Sorgen aufgrund der großen Hautfalte, daß es gepickt werden könnte und verletzt. Aber das erwies sich als unbegründet. Den ersten Tag verschlief es. Ich machte mir Sorgen, ob es frißt und trinkt. Ich hielt es ans Wasser - und es trank.
Und es frißt natürlich auch.
Und so sieht das Küken heute aus, am Montag, mit 4 Tagen: flauschig und süß. Es ist flink, und hat seine kleine Welt erobert.
Ich hätte dem Küken am Schlupftag so gut wie keine Überlebenschance eingeräumt, ich war mich sicher, daß es sterben wird.
So kann man sich täuschen.
Die Ursache der Blase ist mir unbekannt, gerne wüßte ich die Ursache.
Vielleicht hat jemand von Euch auch schon solche Erfahrungen gemacht, und kennt die Ursache.
Mir hat es jedenfalls wieder bewiesen: jedes Leben zählt, und ein Küken ist äußerst zäh.
Es lohnt sich immer der Versuch, einem Küken aus dem Ei zu helfen.
Im Nachhinein weiß ich: allein wäre es aus dem Ei nicht herausgekommen und gestorben.
So hat es wenigstens eine Chance zu leben. Und die Chance stehen in meinen Augen im Moment äußerst gut.
Es würde mich freuen, wenn jemand etwas dazu schreiben könnte, bez. der Ursachen der Blase.Ich hatte als Vermutung schon eine Entzündung beim Embryo.
Allerdings hat mich die enorme Größe der Blase mitsamt der Flüssigkeit und die Menge des Blutes, das im Ei war sehr ratlos gemacht. Wie kann sich ein Küken dennoch gesund entwickeln, wenn so viel Platz durch die Blase eingenommen wird, und so viel Flüssigkeit enthalten ist, die dem Embryo evt. bei der Entwicklung fehlt. Oder gibt es auch die Möglichkeit, daß der Embryo durch die Eischale und Eihaut Feuchtigkeit aus dem Brüter aufgenommen hat?!?
LG, Melani
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