Pyrethrum (Dalmatinische Insektenblume, Chrysanthemum cinerariifolium):
Familie: Asteraceae, Compositae (Korbblütler);
Botanik: ein ausdauerndes Gewächs, 20 bis 60 cm hoch, mit aufrechtem Stengel und wechselständigen, grob gesägten bis fiederspaltigen, auf der Unterseite filzig behaarten Blättern. An langen Stielen befinden sich einzelne Blütenköpfchen, die aus weißen Zungen- und gelben Röhrenblüten zusammengesetzt sind. Verbreitung: Balkan, wird auch z. B. in Kalifornien angebaut.
Das staubförmige Insektizid wird aus den getrockneten Blütenköpfen der Pflanze gewonnen.
Inhaltsstoffe: Pyrethrine (Ester von Monoterpensäuren mit Alkylcyclopentenolonen, ca. 0,3 bis 2 %): Hauptkomponenten Pyrethrine I (0,7 bis 1,4 %) und Pyrethrin II (0,3 bis 0,6 %), daneben Cinerine I und II, Jasmoline I und II, Flavonoide: u.a. Apigenin-, Luteolin- und Quercetin-7-O-glucoside und -glucuronide, Sesquiterpene: Sesquiterpenlactone, u.a. Pyrethrosin, Cyclopyrethrosin, Lignane: Sesamin, Polyine: Thiophene, u.a. 5-(4-Hydroxy-1-butenyl)-2,2‘-bithienyl.
Pharmakologie:
Hauptwirkstoffe: Pyrethrine, Zinerine, ätherisches Öl und Glykoside.
Pyrethrine und Zinerine sind Kontaktinsektizide, die das Nervensystem niederer Lebewesen lähmen; ein neurotoxischer Effekt am Natriumkanal von Insekten ist belegt. Eine Immunität tritt bei ihnen nicht ein.
Anwendungsgebiete:
Äußere Anwendung: in der Humanmedizin gegen Kopf-, Filz- und Kleiderläuse und ihre Nissen (Goldgeist forte Lösung).
Pyrethrine sind für den Menschen und andere Warmblütler angeblich nur wenig giftig (Mengen bis zu 2 g der Droge gelten als nicht humantoxisch). Selten kann es zu lokalen Hautreizungen, Juckreiz, Rötung und sehr selten zu einer Kontaktsensibilisierung kommen. Bei wiederholtem täglichen Auftragen wurden Hauttrockenheit, Juckreiz, Rötung und Schuppenbildung beobachtet.
Pyrethrumextrakt wird in der Regel mit dem Wirkungsverstärker Piperonylbutoxid eingesetzt, einem Polyethylenglykol, das die Haut durchlässiger für Schadstoffe macht und das ebenfalls verdächtigt wird, hormonell wirksam zu sein. Außerdem blockiert die Substanz diverse Enzyme, die unter anderem für den Abbau anderer Chemikalien wichtig sind, so daß eine Verstärkung der Giftigkeit möglich ist.
Pyrethroide dagegen, wie z.B. Allethrin, wurden in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts erstmals synthetisiert. Weltweit wurden bisher ca. 1000 unterschiedliche Pyrethroide chemisch hergestellt. Allethrin, Bioallethrin, Cyfluthrin, Cypermethrin, Deltamethrin, Fenvalerat und Permethrin werden am häufigsten angewendet. Pyrethroide sind fettlöslich und sowohl im menschlichen Körper als auch in der Umwelt schwer abbaubar. Die Halbwertszeiten für Cypermethrin, Fenpropathrin und Fenvalerat betragen 2 bis 4 Wochen, bei
Deltamethrin sind es mehr als 8 Wochen und bei Permethrin bis zu 15 Wochen.
Deltamethrin: Im September 2004 brachte Bayer ein Insektizid auf Deltamethrin-Basis auf den Markt, das zur Imprägnierung von Moskitonetzen Verwendung findet. Es soll dabei helfen, die Zahl der Malariatoten zu verringern. Deltamethrin wurde von der Weltgesundheitsorganisation offiziell als Moskitomittel bestätigt. Durch ein spezielles Bindemittel ist der Wirkstoff länger an der Netzfaser fixiert. Sogar nach mehr als 25 Wäschen soll der Mückenschutz noch gegeben sein. 1974 wurde Deltamethrin erstmals synthetisiert. Laut Bayer ist der Wirkstoff im Gegensatz zu einigen älteren Substanzen bei sachgemäßer Anwendung für den Nutzer, den Verbraucher und die Umwelt risikolos (Quelle: Unternehmensbroschüre 2004/2005, Bayer CropScience AG, Ihr Partner für gesundes Wachstum).
Auch Schurwollteppiche (Permethrin) und Wollteppichböden, Holzschutzmittel, Elektroverdampfer, Insektensprays sowie Floh- und Zeckenmittel für Haustiere enthalten häufig Pyrethroide.
Permethrin, Allethrin und Bioallethrin finden sich auch in antiparasitären Mitteln zur äußerlichen Anwendung gegen Kopflaus- und Krätzemilbenbefall beim Menschen. In den Beipackzetteln werden folgende Nebenwirkungen aufgeführt: selten Hautirritationen (Rötungen), Juckreiz, Prickeln, Brennen oder Stechen, Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Atembeschwerden, allergische Hautreaktionen, Mißempfindungen wie Kribbeln oder taube, schmerzhaft brennende Gefühle.
Pyrethroide zählen zu den am häufigsten eingesetzten Insektiziden, die man zuerst für relativ harmlos hielt und die die gesundheitsschädlichen Stoffe wie Lindan und DDT ersetzen sollten. Dann fand man heraus, daß die synthetischen Verbindungen Nervengifte sind, die beim Menschen Krämpfe, Lähmungen oder Übererregbarkeit hervorrufen können. Gereizte Schleimhäute, Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Atemlähmung, Koordinationsstörungen, Allergien, Nervenschädigungen bis hin zu Konzentrationsstörungen, Abgeschlagenheit, Hautunreinheiten, erhöhte Blutungsneigung, Herzbeklemmung, Herzjagen, Herzrhythmusstörungen, Ohrge- räusche, Schwächegefühl und Zuckungen der Körpermuskulatur, Muskelkrämpfe, Schwindel, Taubheitsgefühle in Armen, Beinen und Füßen, Gangunsicherheit, Gelenkschmerzen, zeitweiliges Zittern der Hände in Ruhe, Gewichtsverlust, Schlaf- und Sehstörungen, Unruhe, Multiple Sklerose-ähnliche Störungen, Depression und extreme Müdigkeit deuten ebenfalls auf eine Pyrethroidbelastung hin.
Pyrethroide im Innenbereich lassen sich am besten durch die Analyse einer Hausstaubprobe feststellen.
Das Bremer Umweltinstitut hat zum Thema Pyrethroide eine Broschüre herausgegeben und seit 1994 mehrere tausend Stück versendet. Hier Zitate daraus:
„Wirkung von Pyrethroiden auf den Menschen: Für Warmblütler, also auch den Menschen, werden Pyrethrum und Pyrethroide häufig als wenig giftig dargestellt. Diese Einschätzung leitet sich aus Fütterungsversuchen von Tieren ab. Als Grund für die geringe Toxizität wird die schlechte Resorbierbarkeit dieser Wirkstoffe im Magendarmtrakt angegeben. Erfolgt die Aufnahme jedoch direkt in das Blut, dann sind Pyrethrum und Pyrethroide auch für den Menschen sehr giftig, da sie ihren Wirkort offenbar ohne vorherige Entgiftung erreichen. Von der gesunden Haut werden Pyrethroide nur schlecht aufgenommen, doch ist das Resorptionsverhalten stark von etwaigen Vorschäden der Haut (Verletzung, bestehende Allergien) abhängig und von der Formulierung des Wirkstoffes.“
Eine epidemiologische Studie von Prof. Greiser, durchgeführt im Februar 1995, deutet darauf hin, daß Pyrethroide möglicherweise Leukämien und Lymphdrüsenkrebs verursachen.
Über die Atemluft können die Stoffe offensichtlich viel einfacher in den Organismus gelangen. Als besonders kritisch gilt eine Exposition um den Geburtszeitpunkt herum.
Permethrin wird in Zukunft keine Verwendung mehr in der Landwirtschaft finden, da die Substanz nicht in der Positivliste der EU-Richtlinie 91/414 berücksichtigt wurde, während sie jedoch noch in ca. 80 % aller Holzschutzmittel enthalten ist.
Viele Pyrethroide treten mit Androgen-Bindungsorten in Wechselwirkung, in absteigender Reihenfolge:
Pyrethrine, Bioallethrin, Fenvalerat, Fenothrin, Fluvalinat, Permethrin und Resmethrin. Androgene sind Sexualhormone, die u.a. die Ausbildung der sekundären männlichen Geschlechtsmerkmale bestimmen. Fenvalerat hemmte bei männlichen Mäusen die Funktion des Schilddrüsenhormons.
Während z.B. Deltamethrin, Cyfluthrin oder Cypermethrin ein Syndrom auslösen, das durch einen motorischen Reizzustand des Körpers mit veitstanzähnlichen, unaufhörlichen und ungewollten langsamen Bewegungen sowie durch abnorm vermehrte Speichelbildung auffällt, führen z.B. Permethrin, Bioallethrin und Resmethrin hauptsächlich zu Muskelzittern.
Auch Textilien weisen oft Pestizidrückstände auf. Wolle oder Seide können mit Mottenschutzmitteln wie z.B. Permethrin belastet sein, sichtbar an Etiketten wie „mottenecht“, „Eulan“ oder „eulanisiert“.
Die Hersteller versprechen jedoch gesundheitliche Unbedenklichkeit. Baumwolle wird in tropischem und subtropischem Klima meist in Monokulturen kultiviert. Die Sträucher sind außerordentlich anspruchsvoll in der Pflege. Sie brauchen viel Wasser und sind sehr anfällig für Schädlinge. Deshalb werden die Pflanzen bis zur Ernte rund 25 mal gespritzt. Ein Fünftel der weltweit versprühten Pestizide entfallen auf den Baumwollanbau. Insgesamt kommt es jährlich zu rund 1,5 Millionen Vergiftungsunfällen durch Pestizide, von denen 28.000 tödlich ausgehen (Quelle: Margit Mertens, Vorsicht: Textilien, Westdeutsche Zeitung vom 17.07.2004);
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