Agressive Junghähne

**Ernst** · 29.07.2011, 19:14

unter "normalen Tret- und Balzverhalten" verstehe ich, wenn sich ein Hahn vernünftig um seine Hennen bemüht, diesen auch z.B. Leckerbissen jeglicher Art anbietet, statt sie selbst zu verputzen und bei dem die Hennen aus vorgenannten Gründen nicht erst 500 m über die Weise gescheucht werden müssen, bevor sie wegen Kurzatmigkeit automatisch sitzenbleiben, um "es" dann über sich ergehen zu lassen, sondern die sich sofort bereitwillig hinhocken, um sich besteigen zu lassen.

Hallo Andi,

auch wenn der Hahn sich um die Hennen bemüht, ihnen Leckerbissen anbietet, sie beschützt, usw. bedeutet das noch lange nicht, dass die Hennen sich immer bereitwillig hinhocken um sich besteigen zu lassen. Dafür ist auch kein Garant, dass der Hahn in der Lage ist die Damen um sich zu versammeln. Es ist völlig normal, dass sich ein Hahn mit eventueller "Unlust" der Hennen nicht abfindet.
Was tiefe Fleischwunden auf dem Rücken anbelangt, ist nach meinen Erfahrungen, die Gefahr bei Althähnen, mit ihren oft sehr grossen Sporen, wesentlich grösser.

MfG

Ernst Niemann

**Ernst** · 29.07.2011, 19:34

Jetzt habe ich einen Lachshahn, der nicht weitermacht, wenn die Hennen "Nein" sagen. Das ist normal, finde ich, so sollte es sein.

Hallo Waldfrau2,

wenn man das ganze vermenschlicht, hast Du sicher Recht. Ich glaube aber nicht, dass es unbedingt sinnvoll ist, tierisches Verhalten aus unserer Sichtweise zu beurteilen.
Wenn das Ganze von uns in einem Hühnerhof gesteuert wird, mag es wohl sein dass "Gentleman Hähne", die nicht weitermachen wenn die Henne nein sagt, auf Dauer bestehen können. In der freien Natur, wo der Mensch keinen Einfluss hat, wäre das sicher ganz anders. Da hätte der Hahn, der seinen "Forderungen" etwas mehr Nachdruck verleit sicher mehr Chancen seine Gene weiterzugeben. Sicher werden nun etliche sagen, dass die Tiere nicht in freier Natur leben. Aber gerade hier im Forum wird doch ständig gefordert, die Tiere möglichst artgerecht zu halten. Ich bin der Meinung, dass das Selektieren von "Weicheiern" sicher kein Beitrag zur natürlichen Haltung von Hühnern ist.

MfG

Ernst Niemann

**Waldfrau2** · 29.07.2011, 21:49

Naja, aus menschlicher Sicht finde ich auch den neuen Hahn Max nicht so wirklich gentlemanlike. Aber was für ein krasser Gegensatz zu dem Charlie. Ich denke, ein bißchen Nachdruck ist schon ganz gut, das sieht man bei Max schon, aber z. B. sollte ein Hahn wissen, daß Küken und Glucken nicht das Richtige sind, und wenn die um Hilfe schreien, sollte er spätestens ablassen. Und dieses wüste Umhergezerre am Kopf, was der Charlie gemacht hat, nee, das fand ich nicht gut. Wahrscheinlich habe ich (bzw. die Hühner) Glück gehabt, daß es keine Verletzungen gab.

**Laura** · 29.07.2011, 22:21

Meine Junghähne selektiere ich auch nach Verhalten aus. Die ersten für die Truhe sind immer diese hormongesteuerten Vergewaltiger. Ich brauche im Winter Verstärkung für den Althahn,d.h. sie müssen ihre Hennen beschützen können. Sie müssen die Herde warnen vor Luft oder Bodenangriffen. Sie müssen Interesse an ihrer Umgebung zeigen und nicht nur den Hennen hinterherrennen. Diese überdrehten Hähne sind auch nicht teamfähig, sie dulden keine anderen Mithähne, auch wenn die Herde noch so groß ist. Außerdem legen Hühner,die ständig auf der Flucht sein müssen viel weniger Eier.
Zum Glück habe ich jedes Jahr genügend Hähne zur Auswahl.
Gruß, Laura

**hühnerling** · 30.07.2011, 01:02

Meiner Erfahrung nach sind gerade solch hormongestörte Rüpel oft totale Weicheier, wenn es darum geht, die Hennen vor Greifern etc. zu verteidigen.
Durch ihre ständigen Überfälle aus dem Hinterhalt machen sie die gesamte Herde nervös und es gibt häufiger Verletzungen bei Hennen und Jungtieren. Auch ist es wenig zielführend wenn die Hennen aus den Nestern getrieben und in ihrer Legetätigkeit und Nahrungsaufnahme etc. ständig gestört werden. Es kommt dann auch vor, dass einige Tiere sich abends nicht mehr in den Stall trauen und Draussen aufbaumen.

Wirklich gute Hähne werden ohne weiteres von den Hennen akzeptiert und sogar "umworben", man kann dann häufig sehen, wie sie solchen Hähnen nachlaufen und sich ihnen ständig anbieten - und das sogar ganz freiwillig

Mit guten Hähnen sind die Eier allesamt zu 100% befruchtet, bei brutal-hektischen Grobianen darf man froh sein, wenn es 30% Befruchtung gibt.

Meine Beobachtungen beziehen sich allerdings auf Freilandhaltung, bei Zuchtstämmen bzw. kleinen Zuchtgruppen in kleinen Einzelgehegen ohne Ausweich- und Versteckmöglichkeiten mag das anders aussehen.

LG Hühnerling

**Andi Faltner** · 30.07.2011, 09:16

Diese Erfahrungen habe ich bei Freilandhaltung mit recht großen Ausläufen auch gemacht. Da sind bei solch rüpelhaften Hähnen dann immer total panische Hennen dabei, die nach dem morgendlichen rauslassen sofort flüchten und sich den ganzen Tag nicht mehr blicken lassen, entsprechend sieht es mit der Befruchtung aus. Zudem sind solche Hähne meist sehr mißtrauisch, sowohl ihren Hennen, ihrem Halter und ich glaube auch sich selbst gegenüber, die trauen sich nämlich oft selbst nix zu.

Es ist leider nicht immer ganz einfach, den passenden Junghahn auszuwählen. Nicht jeder Frühentwickler ist ein hormongesteuertes Monster und nur von der Hoden- bzw. Kammgröße kann man nicht unbedingt auf das Verhalten schließen.

Es empfielt sich daher immer, ein paar (nicht zur Zucht geeignete) Junghennen bei den Junghähnen mitlaufen zu lassen, da sieht man recht schnell, wen die Hennen mögen und wen nicht.

**Jersey** · 01.08.2011, 08:46

Zitat von Andi Faltner

Es empfielt sich daher immer, ein paar (nicht zur Zucht geeignete) Junghennen bei den Junghähnen mitlaufen zu lassen, da sieht man recht schnell, wen die Hennen mögen und wen nicht.

Klasse, jetzt wird der künftige Zuchthahn nach dem Kriterium "Beliebtheit bei den Hennen" ausgewählt -