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Thema: Barbarisch oder nicht?

  1. #1

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    Barbarisch oder nicht?

    Hallo.
    Ich habe eine Frage und bin mir nicht einmal wirklich sicher, ob es eine Frage ist, über die man überhaupt nachdenken darf ...

    Zuerst: Ich habe überhaupt keine Ahnung von der Haltung von Hühnern, Enten o.ä., dieses Forum bei meiner Suche im Internet nach der Antwort auf meine Frage entdeckt und hoffe, dass ich die Antwort hier vielleicht bekomme.

    In unserer Nähe ist ein Teich, an dem ich eigentlich jeden Tag mindestens einmal vorbeilaufe. Seit Jahren tauchen dort im Fürhling immer Enten mit ihren Jungtieren auf. Mal sind es zwei Mütter (tut mir leid, wenn ich die richtigen Fachbezeichnunen nicht kenne ) mit drei bis zehn Küken. Leider überleben immer weniger. Vorletztes Jahr schwamm auf dem Teich eine Mutter mit acht Küken, von denen eines sehr schwach aussah und nicht einmal über einen kleinen Stock im Wasser schwimmen konnte, den die anderen scheinbar nicht einmal bemerkt hatten.
    In einem Anflug von purer Dummheit habe ich das Kleine mitgenommen und wollte es aufpäppeln - es konnte nicht einmal stehen, nicht gehen, nur ganz leise fiepsen - und ich hatte doch überhaupt keine Ahnung von soetwas! Habe mich im Internet versucht schlau zu machen. Leider vergebens, denn das Tier starb noch am selben Tag nur wenige Stunden, nachdem ich es mitgenommen hatte neben einem Teddy ... seitdem fühle ich mich schrecklich.
    Letztes Jahr erschien wieder eine Mutter, mit zwölf Küken, der es scheinbar völlig egal war, wie nah die vorbeilaufenden Menschen ihren Kleinen kamen. Einige Zeit blieben es alle zwälf. Dann waren es elf, es wurden von Tag zu Tag weniger. Am Ende hat kein einziges überlebt, obwohl eigentlich keine Hunde in die Nähe des Teiches kommen.
    Im Grunde haben noch nie alle überlebt - bis auf einmal, als eine Mutter nur drei Küken hatte.

    Jetzt frage ich mich, wenn es dieses Jahr schon wieder so viele Küken sind, ob es barbarisch wäre sich darüber Gedanken zu machen ein solches mitzunehmen. Oder zwei (ich habe in der Suchfunktion geschaut, aber nichts dergleichen gefunden - jedoch, dass Enten alleine nicht glücklich sind). Ich würde, wenn das überhaupt moralisch denkbar ist, die Küken groß ziehen und dann wieder auf dem Teich aussetzten, wenn ich mir sicher sein kann, dass sie überleben.

    Aber andererseits habe ich einfach sehr große Angst, dass ich vielleicht gerade das Küken "rette", das auch so überlebt hätte - oder das die Enten bei mir sterben. Ist es besser der Natur ihren eigenen Weg zu lassen oder darf man eingreifen?

    Bitte antwortet mir wenn ihr wollt auch einfach mit "Ja" oder "Nein" zu der Frage, ob ich darüber nachdenken sollte soetwas zu tun. Ich gebe zu, dass ich mir noch nicht viele Gedanken gemacht habe, da ich auch denke, dass es verboten ist. Ich möchte einfach nur Gewissheit haben, da ich mich auch schlecht fühle, wenn ich zusehe, wie diese Entchen jedes Jahr sterben und dann tot im Teich liegen ... von mir aus könnt ich mich auch gerne darauf hinweisen, dass es natürlich verboten ist und auch barbarisch, dann habe ich jedenfalls Gewissheit, dass ich nichts in dieser Richtung tun kann und mich daher nicht schlecht fühlen muss.

    LG,
    Kayli

  2. #2
    Moderator Avatar von sil
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    Ich weiß nicht, ob es verboten ist (ich glaube aber: ja. Man darf, sinngemäß, keine wildtiere einfach so aus der Natur nehmen) - abgesehen davon gibt es viele Gründe, warum kleine Entchen nicht groß werden.

    Evtl ist der Infektionsdruck zu hoch und sie haben noch zu wenig Abwehrkräfte.
    Evtl ist ein Räuber im oder am Teich.
    Evtl ist das Wasser verschmutzt, das Futter das sie finden, zu sehr mit irgendwas giftigem belastet, evtl finden sie auch nicht genug Futter? Oder sie werden von wohlmeinenden Leuten gefüttert, aber mit etwas, das ihnen schadet?
    Evtl ist das Wetter zu kalt, zu nass, zu windig, zu trocken....

    So oder so wäre ich ohne die Gründe für das Entenkükensterben zu kennen sehr zurückhaltend mit dem Einmischen in irgendeiner Form.
    Wie du selbst erlebt hast, kann so ein kleines Tier trotz oder vielleicht auch grade wegen der Hilfe, die man da leistet, sterben.
    Für den nächsten akuten Notfall, den du vielleicht entdeckst, solltest du dich auf jeden Fall schon jetzt sehr genau über die Bedürfnisse von Entenküken informieren. (Ich habe z.B. mal eines halb tot aus einem Brunnen gefischt, weil die, die es gefunden und mitgenommen hatten, um es zu retten, ganz sicher waren, dass es um glücklich zu sein nur Wasser unter dem Bauch braucht. Dass es sich ohne Mutter nicht warmhalten kann und dass seine Daunen mit der Zeit durchweichen, auf die Idee kamen die gar nicht - hatten es ja nur gut gemeint....)

    Wenn du unbedingt meinst, etwas tun zu müssen um dein Gewissen zu beruhigen, wäre es vielleicht eine Idee, Starterfutter für Enten zu besorgen und in Maßen zuzufüttern?
    "alles zuwider dem Menschen. auf den Äckern wächst das Gras und auf den Wiesen steht nichts." (sagte ein alter Bauer mal)

  3. #3
    Rassegeflügelzüchter Avatar von Günter Droste
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    Für die Erhaltung der Art ist es ausreichend, wenn beim Tod der "Elterntiere" nur zwei von vielen vielen Jungtieren überlebt haben - das ist nichts babarisches, das ist die Norm.
    Es gibt 3 Wege um zu Überleben: Betteln, stehlen oder etwas leisten.

  4. #4

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    Hallo,

    kannst du nicht heimlich ein Häuschen am Teich setzen. Und morgens und abends heimlich auf bzw. zu machen.:-)

    Ich finde es ganz toll zu lesen, dass Menschen sich über solche Sachen Gedanken machen.
    Bei die richtige Entscheidung kann ich dir nicht helfen.

    Die Idee vom Sil mit dem Starterfutter gefällt mir aber auch.

    Grüße

    Pixo

  5. #5
    Avatar von Tobi1992
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    Ich würde nicht eingreifen...das ist eben natürliche Auslese, die Mutter Natur wohl nicht ohne Grund so eingerichtet hat.
    Wie du wohl gemerkt hast, ist es nicht einfach, Küken ohne die Notwendige Vorkenntnis und Ausrüstung aufzuziehen. Ein Küken einfach neben einen Teddy zu setzen reicht leider nicht aus...leider wissen das die Wenigsten...
    Lg Tobias

    Das Leben ist wie eine Hühnerleiter, meistens zu kurz und oftmals beschissen

  6. #6

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    Vielen Dank für eure Antworten!!!

    Ich denke - als Unwissender Beobachter - es liegt wohl am ehesten daran, dass die Enten und ihre Küken mit Brot gefüttert werden. Dir Küken vor allem, weiß sie so niedlich sind. Wenn es an an verschmutztem Wasser liegen würde, würden die Enten nicht jedes Jahr an derselben Stelle ihre Küken großziehen, glaube ich.
    Soll ich den Menschen die vorbeikommen und Brot ins Wasser werfen sagen, dass sie das wenn möglich lieber lassen sollten - oder kann es sein, dass die Enten gerade wegen dem Brot jedes Jahr wiederkommen?

    Ja, das habe ich mir auch schon gedacht, daher habe ich mich auch schon hier durch das Forum gelesen.
    Das mit dem Brunnen klint schrecklich - wie sollte das Küken denn da wieder heraus kommen? ...

    Sollte ich das Starterfutter den Enten dann einfach "zuwerfen" oder an einen Ort am Ufer ausstreuen/in ein Schälchen tun?



    Barbarisch meinte ich eher den Gedanken ein eigentlich völlig gesundes Jungtier seiner Mutter wezunehmen. Wenn ich ein Kind wäre und meiner Mutter weggenommen werden würde "um mich zu retten" würde mir das nicht gefallen. Wenn ich überleben würde, würde ich mich später damit abfinden, einsehen, dass es wahrscheinlich das richtie war - aber ich weiß ja nicht, wie Entenküken denken ...



    Das Problem ist, dass sich wirklich sehr viele Menschen um dem Teich aufhalten - ein Häuschen würde z.B. von unwissenden Kindern wohl geöffnet/geschlossen oder zerstört werden.



    Ich hatte das Küken auf eine Decke gesetzt, da ich keine Rotlichtlampe besitze, ihm Wasser hingestellt und nach einiger Recherche im Internet habe ich ihm Gras und aufgeweichte Haferflocken angeboten - es hat nichts angenommen ...

    Nicht eingreifen? In Ordnung ... in wie weit zählt "Starterfutter anbieten" als eingreifen?


    LG,
    Kayli

  7. #7
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    Mann, lasst doch die Natur einfach Natur sein...
    Von unserem menschlichen Standpunkt aus gesehen mag es Shite sein, wenn die Enten dauerhaft keine Jungen aufgezogen kriegen, und auch den Entenmüttern mag das vorübergehend nahe gehen...
    Aber die Natur hat es eben aufgrund der hohen Jungenverluste so eingerichtet, dass Stockenten viele Eier legen. Legte sie statt 8- 12 nur 4- 6, würde am Ende nie ein Junges durchkommen, bei mehr sind es halt 2- 3, und das langt völlig, die Art zu erhalten.

    Hast Du denn mal die Ursachen analysiert, warum die Kükensterblichkeit so hoch ist? Hechte im Teich, viele Erpel, wie hoch ist die Population am wie großen Teich?
    Alles in allem sind die Kükenverluste der entscheidende Populationsregulator, so dass es nur schwerlich zu viele Enten werden können. Überlege mal, was wäre, wenn jede Ente im Jahr ihre 8- 12 Küken hoch bekäme? Das wären im Spätsommer/ Herbst 20 neue Enten, die ihren Platz finden und behaupten müssen, bzw, die mit den Ressourcen des Lebensraumes klar kommen müssen, welche aber bereits von den Altvögeln erschöpfend ausgenutzt werden...
    Wohin also mit potentiell 20 zusätzlichen Enten... Verstehst, was ich meine ?
    Das es immer weniger Überlebende pro Gelege gibt, zeigt schon, dass die lokale Population ihrem Limit recht nahe ist, jede Förderung wäre daher eher kontraproduktiv für alle Enten und den Lebensraum.

    Daher greife nicht ein, auch nicht mit Starterfutter, was wahrscheinlich ohnehin nix bringen wird, denn was die Altente nicht kennt, wird sie auch ihren Küken nicht zeigen/ schmackhaft machen.

  8. #8
    Avatar von K1rin
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    Ich würde die Entenfamilie nicht trennen. Deine Beobachtungen sind klar erschreckend, auch für mich. Ich rate dir, nimm Kontakt zum Tierschutz auf und erzähle denen von dem jährlichen Entensterben. Die können sich dann an das Ufer setzen und selbst einige Zeit sich von den Enten ein Bild machen. Es gibt sogar Freiwillige, die nichts davon abhält von morgens bis abends so eine Aufgabe zu übernehmen.
    Lieben Gruß
    Karin

  9. #9
    Rassegeflügelzüchter Avatar von Ernst
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    Deine Beobachtungen sind klar erschreckend, auch für mich. Ich rate dir, nimm Kontakt zum Tierschutz auf und erzähle denen von dem jährlichen Entensterben. Die können sich dann an das Ufer setzen und selbst einige Zeit sich von den Enten ein Bild machen. Es gibt sogar Freiwillige, die nichts davon abhält von morgens bis abends so eine Aufgabe zu übernehmen.
    Auf diese Zeitgenossen wartet der "Tierschutz" gerade. Die haben mit ihrem wenigen Personal genug zu tun, die wirklichen Probleme zu lösen. Wenn die mit so einem Blödsinn noch mehr Probleme aufgehalst bekommen, dann sind die immer begeistert. Ich sehe das bei uns in der Biologischen Station. Da werden jedes Jahr neben unzähligen jungen Vögeln auch Entenküken abgegeben. In ihrem Unverstand sammeln die Leute die Tiere ein, weil sie glauben, dass sich da jemand drum kümmern müßte. Wie sagte Karin das so nett? " Es gibt sogar Freiwillige, die nichts davon abhält von morgens bis abends so eine Aufgabe zu übernehmen". Natürlich gibt es solche Freiwilligen. Die sind aber mit wichtigeren Aufgaben voll ausgelastet.
    Wenn Ihr wirklich etwas für die Natur sinnvolles tun wollt dann schließt euch einer Naturschutztruppe in Eurer Nähe an. Da könnt Ihr dann einen vernünftigen Beitrag für den Erhalt von Natur und Umwelt leisten.. Ganz nebenbei bekommt ihr auch noch einen Einblick von den ganzen Zusammenhängen in der Natur. Mit diesem Wissen kämt ihr dann auch nicht auf so einen Unfug. Denn es ist genau wie Günter schon sagte. Es werden nicht alle 12 Entenküken für den Erhalt der Art gebraucht. Die Natur arbeitet mit Überschuß, um alle zu versorgen. Die Frösche z. B. brauchen auch nicht alle 300 Jungtiere eines Laichklumpens. Einige wenige Frösche von den 300 Kaulquappen reichen zur Arterhaltung. Alle anderen dienen als Futter für viele Tiere. Angefangen bei den Libellenlarven, bis hin zum Storch. So ist es überall in der Flora und Fauna eingerichtet.
    Diese Form der Gefühlsduselei braucht die Natur nicht.

    MfG

    Ernst Niemann

    Ein Haus ohne Bücher ist arm,
    auch wenn schöne Teppiche seinen Böden und kostbare Tapeten und Bilder die Wände bedecken.
    Hermann Hesse

  10. #10

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    @Okina75: Natürlich reichen 2 um die Art zu erhalten, es ist sicher, dass ich die Natur einfach Natur sein lassen kann - wenn es allerdings Menschen wären, würde ich versuchen die Kinder zu retten - egal, ob es reicht, dass zwei überleben. Genau das geschieht auch auf der Welt: Menschen versuchen Menschen zu retten. Menschen nehmen verwaiste Tiere auf und versuchen sie zu retten - auch, wenn diese, wenn es nach der Natur ginge, gestorben wären. Meine Frage war lediglich, in wie weit ich eingfreien darf. Die Antwort habe ich jetzt: Ich werde kein Küken versuchen zu "retten", indem ich es mitnehme.

    Hechte sind nicht dort, Erpel schon. Sehr viele eigentlich. Letztes Jahr waren fünf Erpel an dem (eher kleinen) Teich, zwei Entenmütter mit einmal zwölf und einmal zwei Küken (nur eines von den zwei der einen Mutter hat überlebt). Ja, das verstehe ich und es leuchtet mir auch ein. Es ist trotzdem schwer einfach tatenlos zuzusehen - was ich aber wohl tun werde.

    @K1rin: In Ordnung, ich lasse die Enten ihre Ruhe haben.

    @Ernst: Die Idee mit der Naturschutzgruppe finde ich gut, danke.
    Ja, es stimmt, es ist einleuchtend und klingt logisch. Nur der letzte Satz verwirrt mich jetzt: Wenn die Natur diese Gefühlsduselei nicht braucht, darum ist dann der Mensch entstanden, der sie empfindet?

    LG,
    Kayli

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