Physiologische Eigenschaften und Metabolismus
Schaubild Fettverdauung
MCT-Fette sind aufgrund ihrer kürzeren Fettsäurenkettenlänge im wässrigen Milieu relativ gut löslich und darum ohne
Gallensäuren verstoffwechselbar. Ihre Struktur bedarf auch keiner Spaltung durch die
Pankreaslipase (Enzym der Bauchspeicheldrüse). Sie werden, ohne Umgehung über das
Lymphsystem, direkt im Blut zur Leber transportiert, wo sie im Vergleich zu herkömmlichen Fetten bevorzugt oxidiert und vermehrt
Ketonkörper gebildet werden.
[8] Der Transport der mittelkettigen Fettsäuren (MCFA = medium chain fatty acids) in die
Mitochondrien, dem Ort der Fettsäuren-Oxidation, läuft unabhängig vom Transportprotein
Carnitin ab. Die tolerable Tageszufuhr ist individuell verschieden und liegt bei 50–100 g und mehr MCT-Fette. Um Nebenwirkungen wie Durchfall, Krämpfe und Kopfschmerzen zu vermeiden sollte mit ca. 20 g MCT-Fett am Tag begonnen werden. Diese Menge kann stufenweise um 5–10 g am Tag gesteigert werden. Bei einer Kost mit MCT-Fetten ist die Sicherstellung der Versorgung mit
fettlöslichen Vitaminen und
essentiellen Fettsäuren (Omega 3 und 6) unerlässlich. Fettlösliche Vitamine werden beim Einsatz von MCT-Fetten ausreichend resorbiert.
Bedeutung in der Diätetik Durch ihre metabolischen Charakteristika sind MCT-Fette in der
Diätetik von diversen Krankheitsbildern ein wertvoller Bestandteil der Ernährungstherapie.
Klassische Einsatzfelder Mittelkettige Triglyceride wurden erstmals in den 1950er Jahren in der klinischen Ernährung zur diätetischen Behandlung des
Malabsorptionssyndroms eingesetzt, da sie eine leichte Löslichkeit im wässrigen Milieu aufweisen und schneller als herkömmliche langkettige Fette vom Organismus aufgenommen werden.
[8] Bei
Lymphangiektasien (Erweiterungen der Lymphgefäße),
Morbus Whipple (seltene Infektionskrankheit) sowie
Chylothorax (Ansammlung von Lymphflüssigkeit in Pleurahöhle) können MCT-Fette zur Entlastung der gestauten Lymphgefäße beitragen.
[9][10][11] Bei
Frühgeburten werden mittelkettige Fette aufgrund des noch nicht vollständig ausgebildeten Verdauungssystems eingesetzt um eine Gewichtssteigerung zu erzielen.
[12]
Da MCT-Fette unabhängig von Enzymen der Bauchspeicheldrüse verstoffwechselt werden können und nur durch die gastrische Lipase aufgespaltet werden müssen, ist ihr Einsatz bei einer bestehenden
exokrinen Pankreasinsuffizienz mit ausgeprägter Steatorrhoe (Fettstuhl), sofern eine Enzymsupplementierung nicht die gewünschte Wirkung bringt, angezeigt.
[13][14] Eine exokrine Pankreasinsuffizienz tritt etwa bei der
chronischen Pankreatitis und bei der
zystischen Fibrose (Mukoviszidose) auf. Inwiefern ihr Einsatz auch in Kombination mit den Supplementen der Bauchspeicheldrüse sinnvoll ist, müsste in klinischen Studien untersucht werden. Ein weiteres klassisches Einsatzfeld der MCT-Fette ist das
Kurzdarmsyndrom, bei welchem es, je nach Ausmaß und entferntem Darmabschnitt, zu Verdauungsstörungen vor allem der Speisefette kommt. Bei erhaltenem Dickdarm können mittelkettige Fettsäuren ausreichend aufgenommen werden und eine geeignete Alternative zu herkömmlichen Fetten darstellen.
[15] Bei seltenen
angeborenen Stoffwechselerkrankungen wie dem
Defekt der ß-Oxidation von langkettigen (LCHAD) und sehr langkettigen Fettsäuren (VLCAD) sind mittelkettige Fettsäuren eine essentielle Energiequelle.
[16][17] Auch in der
künstlichen Ernährung (enteral und parenteral) kommen MCT-Fette bei diversen Erkrankungen, vorwiegend des Magen-Darmtrakts, sowie bei Frühchen zum Einsatz.
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