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Thema: Klara Nyfiken- die Fortsetzung

  1. #1
    Avatar von walaskjalf
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    Klara Nyfiken- die Fortsetzung


    13.September 2006
    Heute hat Michael ein Gehege für Klara gebaut, das wir in den großen Hühnerauslauf gestellt haben. Während er am Bauen war, bestand Klara darauf, auf dem Gras herumzuhüpfen, und zwar ohne einengenden Käfig über sich. Ich gab dem Gedränge nach, und dann sah ich etwas Merkwürdiges: Klara legte sich ins Gras, plusterte sich auf und rollte mit ihrem ganzen Körper hin und her; ihre Flügelchen flatterten und sie rollte sich trällernd von einer Seite auf die andere. Es hat eine Weile gedauert, bis ich begriffen habe, was da vor sich ging: Sie badete in imaginärem Sand!




    Das Gehege selbst ist ihr etwas suspekt; wir haben sie hineingesetzt und uns entfernt, als sie sofort mit einem energischen Gepiepe loslegt. Wir bleiben hart und belassen sie in ihrem neuen Auslauf. Die Hühner sind sehr interessiert und versammeln sich neugierig, um Klara zu begutachten. Nach einer Stunde lassen wir uns erweichen und holen die zutiefst erleichterte Klara zu uns ins Haus.

    Als sie abends wieder ein riesen Spektakel veranstaltet, verfrachte ich sie in den Stall zu den bereits auf den Stangen sitzenden Hühnern. Und wieder vernehme ich das Schnurren, das von einer der größeren Hennen kommen muss. Ich wusste gar nicht, dass Hennen schnurren können!

    14.September 2006
    Ich habe eine Verabredung mit einer Hühnerzüchterin, die vier Brahmaküken im Alter von fünf Wochen zu verkaufen hat. Freunde für Klara? Bevor ich mich auf den Weg mache, stelle ich den Vogelkäfig mit Klara in das neue Gehege und öffne ihn.

    Die Züchterin ist eine absolute Katastrophe! Sie hat ihre erwachsenen Hühner in einem kleinen Gehege, obwohl sie jede Menge Wiese frei hat. Im Wohnwagen befinden sich die Küken in einer kleinen Kiste ohne Sitzstange; ängstlich pressen sie sich an die Wand, als wir den Wagen betreten. Sie sind etwas größer als Klara und grau statt braun.

    Das schlimmste aber ist der kleine Vogelkäfig mit neun Wachteln! Sie sollen brüten, erklärt mir die Züchterin. Schockiert sehe ich, dass eine der Wachteln blutig am Kopf istund weise die Züchterin darauf hin. Ja, das sei das eine Männchen, das würde immer hacken. Nimmt die Wachtel und stopft sie in einen anderen kleinen Käfig, in dem bereits eine einsame Wachtel sitzt, die früher von dem Männchen gehackt wurde. Auch diese Vögel pressen sich ängstlich and die Wand und versuchen, zu fliehen. Mir wird fast schlecht vor Wut und Mitleid mit diesen armen Kreaturen, die in der freien Wildbahn endlose Kilometer zurücklegen und hier in einem kleinen Käfig vor sich hinvegetieren. Die Züchterin bemerkt nichts von dem, was in mir vorgeht, und schwärmt mir von den gutschmeckenden Wachteleiern vor. Das Bild der gequälten Vögel verfolgt mich noch einige Stunden und ich stelle meine Entscheidung, die vier Brahmaküken zu kaufen, infrage. Sonntag oder Montag holen wir sie ab. Dann lernen sie, wie es ist, ein glückliches Leben zu führen.

    Als ich nach Hause komme, sitzt Klara in dem Vogelkäfig und piept traurig. Als sie meiner Gewahr wird, springt sie aus dem Käfig und rennt am Gehegegitter auf und ab, bis ich sie in ihren Käfig setze und zu mir ins Haus hole. Das geht mir ans Herz; sie zeigt keine Angst vor mir, im Gegenteil!

    15.September 2006
    Das Wetter ist nicht so schön, es ist kühl und bedeckt. Klara bleibt den ganzen Tag im Haus und verputzt enorme Portionen Körner und Kartoffelbrei. Abends hat sie schlechte Laune (oder ist sie nur müde?) und kreischt mir ihren Unmut ins Ohr. Zum Glück ist es Zeit, sie in den Stall zu bringen, so dass ich jetzt meine Ruhe habe.






    18.September 2006
    Bevor wir Klaras Kollegen bei der Züchterin abholen, kaufen wir noch einen größeren transportablen Stall, in den fünf Küken gut hineinpassen. Dann fahren wir auf direktem Wege zur Züchterin, um die vier Küken abzuholen. Sie sind erheblich größer als Klara, und wir bezweifeln, dass wirklich nur eine Woche Altersunterschied zwischen ihnen liegt. Es sind zwei graue Küken und zwei braune, und die braunen sind nocheinmal größer als die grauen; eines der braunen ist sicherlich vier bis fünf Wochen älter als Klara.

    Den neuen Stall streuen wir mit Torf aus und setzen Klara hinein; nach etwa einer Viertelstunde wird es spannend: die vier neuen Küken kommen auch in den Stall. Oh, was tat mir Klara leid! Sie war völlig überfordert von der Situation und wusste gar nicht, was sie machen sollte. Sie warf sich auf den Boden und wühlte sich im Torf ein, als ob sie sich verstecken wollte. Das ging etwa eine halbe Stunde so, dann drängte sie sich in eine Ecke und piepte kläglich. Für mich war das sicherlich schlimmer als für sie, ich litt richtig mit ihr. Und dann fing das große braune Küken auch noch an, auf Klara herumzuhacken! Und da der Käfig nicht sehr groß war, konnte Klara ihr noch nicht einmal aus dem Wege gehen! Michael und ich beraten uns und beschließen dann, dass das große Küken von den anderen getrennt werden muß. Und da es sowieso schon abends war, setzten wir es kurz entschlossen in die ehemalige Munitionskiste im Hühnerstall. Durch den Eingang passt sie gut durch, und da die Hennen bereits auf den Sitzstangen sitzen, dürfte es auch kein Gerangel geben.

    Die anderen Küken behalten wir über Nacht im Haus, sicher ist sicher. Ich lege ein großes Handtuch über den Käfig und kann bald Klara beim Einschlafen zuhören.

    ...Fortsetzung folgt...

  2. #2
    Avatar von walaskjalf
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    Themenstarter
    19.September 2006
    Das Wetter ist gut, die vier Küken, die bei uns im Haus übernachtet haben, werden in Klaras Gehege verfrachtet. Das braune Küken wird in dem größeren Stall daneben gestellt; so haben alle Sichtkontakt miteinander und Klara kann nicht gepickt werden.

    Neugierig kommen unsere anderen Hühner an und bestaunen die Neuzugänge. Als wir abends die Küken in den Stall packen wollen, kuschelt Klara mit ihren neuen Freunden. Und von jetzt an piept sie erheblich weniger. Sie war halt einsam gewesen.

    20.September 2006
    Über Nacht hatten wir alle fünf Küken gemeinsam in den Stall gepackt, und auch über Tag lassen wir Eva, so haben wir das große braune Küken genannt, bei den anderen, damit sie auch im Gras picken kann. Nachmittags wird sie wieder übermütig; ich höre Klaras Kreischen bis zu dem Gemüsebeet, an dem ich arbeite. Eva pickt wieder! Also wird sie wieder von den anderen getrennt.

    Das hier ist Eva. Hübsch ist sie!

    Abends tragen wir Eva wieder in den Stall. Sie hat Trennungsangst und piept massiv. Sobald die anderen vier auch im Hühnerstall sind, ist wieder Ruhe.

    Nach einigen Trennungstagen können wir alle Küken gemeinsam im Gehege belassen, Eva pickt nicht mehr.

    Allmählich werden die Küken zutraulicher, aber die grauen mögen es immer noch nicht, wenn man sie hoch nimmt.

    Von morgens bis Abend sind sie draußen. Ihr Federkleid entwickelt sich prächtig, und auch Klara verändert sich sehr. Man erkennt sie kaum wieder!


    Inzwischen haben wir auch Futter- und Wasserschalen gekauft, die man an der Seite des Geheges befestigen kann. Jetzt füllen wir zweimal täglich Wasser nach, das mehrfache Reinigen der Behältnisse fällt aus, da kein Torf und kein Stroh hineingescharrt werden können. Auch das Futter reicht jetzt länger, da nicht soviel verscharrt wird.


    Von links nach rechts: Michael, Klara, Eva

    Anfang Oktober wird das Wetter schlechter, es regnet häufig. Ich decke das Kükengehege mit einer Plane ab. Trotzdem wird der Boden im Gehege feucht.

    07. Oktober 2006
    Michael hat gestern ein Türchen in das Gehege gebaut, durch das nur die Küken reinpassen. Heute ist also der große Tag: Das Gehege bleibt offen!
    Um es den Küken zu erleichtern, haben wir das Gehege gegenüber der Tür zum Hühnerstall aufgestellt, dann ist der Weg nicht so weit.
    Wir trinken unseren Kaffee im Hühnergehege, um das Geschehen verfolgen zu können. Zuerst ist es die kleine Klara, die das Gehege verlässt, nach einigen Minuten folgt ein graues Küken, dann die restlichen drei. Die Hennen und Hähne kommen angerannt. Das Schauspiel geht los. Gejagt werden die Kleinen, sie rennen um das Gehege herum, finden in ihrer Aufregung die Tür nicht. Gut, dass wir anwesend sind und nachhelfen können. Rein ins Gehege. Raus. Gejagt werden. Um das Gehege rennen, erschreckt abbremsen, da man den nächsten Hennen in die Flügel läuft. Umdrehen. Aufgeregt piepen. Und Klara sucht ab und zu Schutz bei uns.

    Als wir sicher sind, dass die Küken das Prinzip der Kükentür begriffen haben, lassen wir sie allein. Im laufe des Tages kehrt Ruhe im Gehege ein. Die Küken erweitern ihren Wirkungskreis nach und nach, die anderen Hühner sind am anderen Ende des Geheges.

    Abends bin ich furchtbar entzückt, als ich feststelle, dass unsere kleinen Schützlinge von selbst in den Hühnerstall gegangen sind. Nur Klara sitzt vor der Schwelle und pickt vergnügt vor sich hin. Ich nehme mir die Kükenschar, die sich an die Wand drängt, und stopfe eines nach dem anderen durch die Tür in den Munitionskasten. Tür zu, schlafen!

    08. Oktober 2006
    Ich öffne die Stalltür und das Türchen an der Stiege. Die ersten Hühner und der Junghahn verlassen den Stall. Unsere Küken begeben sich auch ans Tageslicht. Und werden natürlich von den Hennen vom Futternapf weggejagt. Bevor sie sich verirren, sammele ich sie ein und packe sie in ihr Gehege. Dort können sie in Ruhe futtern und trinken und selbst entscheiden, wann sie sich ihren Mitbewohnern stellen wollen.

    Der Tag im Hühnergehege verläuft ruhig. Einmal verirrt sich eine der kleineren Hennen in das Kükengehege und versucht panisch, einen Ausweg zu finden. Wir helfen nach. Die wird sich nie wieder durch die kleine Tür quetschen.

    Jetzt ist es fast dunkel. Ich muß schauen, ob unsere Küken den Weg in den Stall gefunden haben. Es ist ein merkwürdiges Gefühl, aber auch schön: Klara ist flügge geworden.

    Ende.

  3. #3
    Heinrich
    Gast
    Hallo.

    Weiter so.

    Allein das Titelbild ist Spitzenmäßig.

    Heinrich

  4. #4
    Avatar von geidi
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    Das ist einfach nur schöööööööööööööööööön zu lesen.
    Ich glaube ich lege meine Psycho Triller weg und lese nur noch Hühner- Geschichten

  5. #5
    Avatar von Cassandra
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    tina
    *Märchen erzählen Kindern nicht, dass Drachen existieren. Kinder wissen um deren Existenz. Märchen erzählen Kinder, dass man Drachen töten kann.*
    Gilbert Keith Chesterton

  6. #6
    Avatar von Klausemann
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    Ein süsses Tagebuch ,..... macht appetit auf mehr


    Original von walaskjalf
    Die ersten Hühner und der Junghahn verlassen den Stall.
    Na wenn das nicht der Grundstein für die Fortsetzung ist
    Zitat: " wir müssen die Kurve der Dummheit flachhalten "

  7. #7
    Avatar von WILDFLOh
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    Und wieder 100 von 100 Punkten

  8. #8
    Avatar von Ruth
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    Hola,

    klasse geschrieben. So werden aus kleinen Küken "große" Hühner, echt süß

  9. #9
    Avatar von chook
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    Mehr! Mehr!
    Barnevelder dgs. 3,23,7; Orpington porz. 2,8,1; Croad Langshans 0,1 andersfarbige Orps und Mixe (vorw. in Rtg. Braun-blau dgs Barnevelder und BarnevelderXCroad Langshan) 1,13,24

  10. #10
    Avatar von Pucky
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    Der Teil mit der Züchterin treibt einem ja die Tränen in die Augen,das ist echt zum

    .....wenn man dann weiter liest,ist alles wieder gut

    seufz

    Wie Wildfloh schon geschrieben hat 100 von 100 Punkten.

    .....und wir freuen uns auf das dritte Kapitel


    LG Pucky
    Es gibt zwei Arten von Freunden: die einen sind käuflich, die anderen unbezahlbar

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