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Thema: Geschwister verpaaren

  1. #1
    Mad Scientist Avatar von Batakie
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    Geschwister verpaaren

    Ich hab mal eine Frage an die Leute, die schon seid längerer Zeit Hühner züchten:

    Dieses Jahr habe ich Hühner miteinander verpaart, die den selben Vater und die selbe Mutter hatten.
    Die Eltern waren nicht miteinander verwandt.
    Jetzt habe ich bei den Nachkommen wieder Tiere, die ich am liebsten miteinander verpaaren würde, das wäre also Innzucht in der 2ten Generation. Kann man das machen?
    Und falls Ja, wieviel Generationen kann man so weiterzüchten, ( also immer wieder Geschwister verpaaren), bis man Probleme kriegt?

    viele Grüße

    Klaus

  2. #2
    Avatar von ahoeh
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    Hallo Klaus,
    damit ruinierst du dir deine Zucht innerhalb kürzester Zeit. Geschwisterverpaarung sollte man tunlichst vermeiden. Das ist Inzestverpaarung. Wenn du Probleme bekommst kannst du wahrscheinlich komplett austauschen.
    Wenn du Glück hättest und deine Rasse nicht gerade Letalfaktoren hat würdest du vielleicht 2-3 Jahre nichts großartiges merken, allerdings werden diese Nachwuchstiere meist kleiner, krankheitsanfälliger, die Schlupfrate geht zurück.....

    Kontrolierte Inzucht kann man jedoch betreiben. Man kreuzt dann geeignete Tiere an Elterntiere oder Verwandte 2. Grades zurück. Da ist die Angleichung des Erbgutes und die Varianz der Erbanlagen etwas größer. Wenn man den Platz hat bietet es sich an 2 Linien aufzubauen. Dann kann man nach einigen Jahren Tiere der je anderen Linie verpaaren.

    Viele Grüße
    Andrea
    Italiener rebhuhnhalsig - La Flèche schwarz, blau-gesäumt - Houdan - Pommerngänse gescheckt

  3. #3
    Avatar von kniende Backmischung
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    Schließe mich da Andrea an. Für die Zucht und die Gesundheit der Tiere zu gefährlich.
    Obwohl ich hier auch grad Jungtiere hab, die Geschwister als Eltern haben, wo der Vater der gleiche, die Mütter aber verschieden waren.
    Es sind besonders schöne, große und vitale Tiere - aber nochmal würde ich die nicht aneinander verpaaren!
    Da suche ich mir lieber gute Hennen aus einer anderen Zucht und behalten den tollen Göckel zur Verpaarung. Ich möchte ja versuchen, die tollen Eigenschaften zu behalten und nicht durch Inzucht zu zerstören.

    LG Silvia
    Das sind die Weisen, die über den Irrtum zur Wahrheit reisen.
    Die im Irrtum verharren, das sind die Narren.
    F. Rückert
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  4. #4
    Avatar von nocturne
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    Geschwisterverpaarung ist aus verschiedenen Gründen züchterisch nicht sinnvoll: Bei der Geschwisterverpaarung ist die Wahrscheinlichkeit für einen "Schritt zurück" in der Merkmalsfestigung ähnlich hoch wie der für einen "Schritt voran", da sich die Allelkombination für bestimmte Merkmale wieder der der Elterntiere annähern kann.
    Das liegt daran, dass in der Meiose kein wilder Coctail an Genen entsteht, die zufällig gemischt in eine neue Form gegossen werden, sondern sich die Allelpaare trennen und nach bestimmten Häufigkeiten rekombinieren. Es gibt also nichts völlig neues, da die Geschwister die Allele von den Eltern übernommen haben, diese werden nach bestimmten Wahrscheinlichkeiten rekombiniert. Ein bestimmter Teil des Nachwuches wird bei Geschwisterverpaarungen also nahezu wieder die Merkmale der Eltern zeigen, ein anderer Teil weitere Kombinationen, die Du nicht unbedingt brauchen kannst, und nur ein kleiner Teil die erwünschten Merkmale.
    (Es gibt sehr gute Literatur zu diesem Thema, zB. von Six/Müller : http://www.amazon.de/Vererbung-bei-H...der_3886275248) .

    Das wäre bei einer sehr großen Anzahl von Küken ja noch zu verkraften, man könnte sagen: "Naja, solange es für den Zuchtstamm reicht, ist doch alles in Butter?" Leider ist das aber meist viel zu kurzfristig gedacht. Denn durch die Inzucht reichern sich auch rezessive unerwünschte Merkmale, Krankheitsanfälligkeiten und Letalfaktoren an, während andere, kompensatorisch wirksame Allele für immer verloren gehen, da Du sie ausselektiert hast. Ausselektierte Allele kann man nicht wieder "erzeugen" sie bleiben verschwunden, so dass verursachte Probleme später nur noch durch Einkreuzungen entschärft werden können. Generell sollte man deshalb auf Inzucht verzichten, wenn es möglich ist. Wenn man nicht darauf verzichten kann, weil man ein gewonnenes Merkmal unbedingt stabilisieren möchte, gilt die Rückverpaarung an die Elterntiere als das kleinere Übel.

    Es ist allerdings festzuhalten, dass für die meisten Rassezuchten keine der beiden Maßnahmen wirklich notwendig ist, da die Merkmale bereits sehr weit stabilisiert sind. Tatsächlich besteht eher die Gefahr einer immer weiteren genetischen Verarmung der Zuchtstämme, die in Leistungseinbußen und Krankkheitsanfälligkeit mündet. Ich bin nicht der Meinung, dass die Jagd nach dem perfekten Ausstellungshuhn immer weitere Vitalitätseinbußen bei den Tieren rechtfertigt.

    Es zählt meiner Meinung nach am Ende nicht nur das perfekte, lebende, erwachsene Huhn, sondern auch all die anderen, die auf dem Weg dahin "verloren" gingen: Unbefruchtete Eier, Entwicklungsstörungen, Schlupftode, krankheitsanfällige Küken, Jungtiere mit Skelettdeformationen - das ist nicht "unvermeidlicher Ausschuss" sondern spätestens ab Schlupf sind das Lebewesen, deren Leiden wir als Menschen verhindern können.

    Ich wünsche Dir viel Glück mit Deiner Zucht, und dass Du für Dich persönlich (und Deine Hühner) die beste Entscheidung triffst
    Geändert von nocturne (25.06.2015 um 09:09 Uhr) Grund: typo
    Grüße
    Nocturne

  5. #5
    Moderator Avatar von Kleinfastenrather
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    Hallo Batakie,
    in deinem Fall kannst du es problemlos machen, man kann es wohl so 5 Generationen ohne Probleme machen.

    LG Thorben
    Ein komplexes Problem hat keine einfache Lösung.

  6. #6
    (geschmacklos) Avatar von Kamillentee
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    Oh je, jetzt bist du so schlau wie vorher...

    Ich finde, 1 bis 2 Generationen kann man es machen,
    dann würde ich es nicht mehr machen.
    Futter macht Freunde.

  7. #7

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    Und warum wird - im Falle einer Fremdeinkreuzung - die Geschwisterverpaarung in der Fachliteratur immer noch empfohlen?
    Wenn ich beispielsweise in meine orangefarbigen Zwerg-Welsumer zur Auffrischung rost-rebhuhnfarbige einkreuze, so wird empfohlen, mit diesen Nachkommen, die daraus entstehen, eine Geschwisterpaarung zu machen, damit sich die Farben wieder aufspalten. Mit denen, die dann aus dieser Verpaarung die korrekten Farben haben, kann/soll man dann weiterzüchten.
    Das wäre ja dann auch kontraproduktiv (oder hab ich jetzt was falsch verstanden?)

    LG Birli
    Zwerg-Welsumer orangefarbig u. rost-rebhuhnfarbig
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  8. #8
    Mad Scientist Avatar von Batakie
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    Hallo,

    Danke für alle eure Antworten. Ich finde es sehr interessant, eure Meinungen und Erfahrungen zu lesen.
    Ich bin nicht darauf angewiesen, weiterhin Geschwister miteinander zu verpaaren, es kam nur jetzt so raus, das 2 mal ideale Partner unter den Jungtieren sind, deshalb die Frage.
    Anfällige und kränkliche Tiere möchte ich natürlich nicht erhalten.

    Ich hab aber auch noch 2 blutsfremde Hähne zu diesen Jungtieren, die ich auch einsetzen kann.

  9. #9
    Avatar von nocturne
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    @Birli: Nach einer Fremdeinkreuzung hast Du 50% "neues" Genmaterial in jedem einzelnen Tier der F1 Generation, und 50% Material deiner ursprünglichen Zuchttiere. Wenn Du diese F1 Tiere miteinander verpaarst, bleibt in der F2 Generation der Fremdblutanteil im Durchschnitt konstant bei 50%.

    Du weisst aber natürlich nicht, wie sich das konkret auf die einzelnen Merkmale beim einzelnen Tier verteilt. Es kann also sein, dass Du zwar die richtige Farbe selektierst, aber auch verdeckt alle möglichen anderen Merkmale mitschleppst, die z.T. erst nach mehreren Generationen wieder auftauchen und dann viel später selektiert werden müssen. Wenn Du die F1 Tiere direkt an ein Elterntier, oder - eigentlich für die genetische Vielfalt besser - ein verwandtes korrektes Tier in der von Dir gewünschten Farbe zurückkreuzt, hast Du in der F2 Generation direkt wieder 75% des Genmaterials der Ausgangspopulation und damit eine deutlich höhere Erfolgsquote bei der Merkmalsselektion = weniger unerwünschte Tiere im Nachwuchs.

    Warum das zum Teil in der Literatur nicht so beschrieben wird? Ich denke, dass dies vielfach mehr mit Praktikabilität und Gewohnheit, als mit sachbezogenen Gründen zu tun hat. In vielen Haltungen/Zuchten werden die Tiere grundsätzlich nur generationsweise gehalten, damit man weniger Tiere durch den Winter bringen muss. Dann stehen eben keine Elterntiere, bzw. deren Verwandten in der nächsten Brutsaison zur Verfügung. Außerdem ist Inzucht immer noch ein sehr schnell wirksames Mittel, wenn es um die Selektion von äußeren Merkmalen geht, und viele Züchter wollen einen schnellen Erfolg in wenigen Generationen. Man nennt das auch "Zucht mit der Brechstange" Wobei man auch sagen muss, dass man durch Rückkreuzung an ein Elterntier, bzw. ein anderes Tier der Ausgangspopulation eher Zeit gewinnt, als verliert, so dass ich denke, die Praktikabilität ist hier eher der ausschlaggebende Faktor.

    Ein weiterer Grund ist, dass die Zuchtprinzipien der In- und Engzucht dann wirksam sind und relativ wenig Schaden anrichten, wenn es um die Etablierung neuer Rassen (oder auch Farben) geht. In der Etablierungsphase einer Rasse/eines Typs befindet man sich in der Selektionsphase aus großen, genetisch variablen Populationen, während man sich während der jahrzehntelangen Erhaltungsphase von Rassen in einem sogenannten "genetischen Flaschenhals" befindet, in dem die genetische Basis schon sehr verarmt ist und wo nicht weiter verengt werden sollte.

    Viele Autoren sind zwar ziemlich fit in Vererbungslehre, aber die Populationsgenetik ist in der Haustierzucht leider immer noch ein Stiefkind - ich denke deshalb findest Du diese Hinweise nicht in allen Büchern. Im oben angegebenen Buch wird das allerdings sehr schön erläutert, kann ich wirklich weiterempfehlen.
    Geändert von nocturne (25.06.2015 um 14:35 Uhr)
    Grüße
    Nocturne

  10. #10

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    Vielen Dank für die Erklärung. Das o.g. Buch hab ich schon länger im Auge, ich denke, ich werde es mal kaufen ;-)

    LG Birli
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