Mir scheint, dass hier verschiedene Rabenvogelarten oft in "einen Topf" geworfen werden.
Wenn jemand davon spricht, dass er ganze Kolonien in den Bäumen hat, dann handelt es sich nicht
um Kolkraben, sondern um Saatkrähen (das sind die mit dn grauen Schnäbeln).
Diese wiederum sind primär keine Räuber, da sie sich hauptsächlich von Sämereien (und unserem
Wohlstandsmüll) ernähren. Nur bei Gelegenheit nehmen Sie auch mal Weichteile (Augen, Maulfleisch,
After/Innereien) von frischem Aas mit auf.
Ihre Schnäbel sind am ungeeignetsten dafür, irgendein Tier - tot oder lebendig - aufzubrechen, weshalb sie
auch den Zugang über weiche Stellen (z.B. Augen) suchen.
Rabenkrähen (oder deren Pendant die Nebelkrähen in anderen Teilen Deutschlands), sind Einzelbrüter.
Ein Brutpaar beansprucht ca 1 - 1,5 ha Revier.
In diesem Revier werden keine anderen Brutpaare geduldet.
Trotzdem sieht man oft mehrere Nester, was daran liegt, dass Rabenkrähen neben dem
Brutnest mehrere Spielnester anlegen.
Am Rande des Reviers vagabundieren jedoch Junggesellengruppen, die darauf warten, das Revier
übernehmen zu können – vertreibt man also das Revierpaar, rückt sofort ein Paar aus der Wartereihe
nach – nachdem es um das Revier erstmal heftige und lautstarke Kämpfe gegeben hat.
Rabenkrähen sind genau wie Kolkraben Allesfresser und ernähren sich auch von Aas.
Im Vergleich zu anderen Singvögeln (ja, auch alle Rabenvögel gehören zu den Singvögeln!)
räubern sie allerdings sehr selten andere Vogelnester oder Jungvögel.
Sie bevorzugen bereits tote Tiere.
Ein sehr viel größerer Räuber von z.B. Meisennestern sind, man mag es kaum glauben, Feldsperlinge!
Und auch Eichhörnchen sind sehr große Nesträuber (sowohl Eier, als auch Brut).
Kolkraben kommen in Städten selten vor - sie bevorzugen Waldflächen oder freie Landschaft.
Sie sind quasi der große Bruder der Rabenkrähe und ihr Verhalten (auch was die Brut anbelangt) ist
vergleichbar.
Beide – Rabenkrähe und Kolkrabe unterscheiden sich am auffälligsten hinsichtlich der Größe.
Beide Arten haben schwarze Schnäbel.
Alle Rabenvögel ernähren ihre Brut genau wie alle anderen heimischen Singvögel
nahezu ausschließlich mit Insekten - bevorzugt Würmer. Maden, Engerlinge und alles andere, was sie im
Boden finden.
Zwei Gründe sind hauptsächlich dafür verantwortlich, warum Rabenvögel und vor allem Saatkrähen
zunehmend in die Städte umziehen:
1. Die Auslichtung der freien Landschaft was sehr hohe Bäume anbelangt, ist in den letzten
Jahrzehnten gewaltig vorangeschritten.
Heute findet man fast nur noch „Grabenalleen“ oder Einzelbäume inmitten riesiger, freier Flächen, die
sich als Koloniebäume eignen.
Diese ungeschützten Standorte sorgen regelmäßig dafür, dass bei Stürmen sämtliche Nester aus den
Bäumen gefegt werden – zumal der Wind und vor allem Stürme in den letzten Jahren stetig zunehmen.
Schaut man sich an, wo jeweils Koloniebäume in den Städten sind, wird man feststellen, dass es nahezu immer
Bäume sind, die bei Sturm durch hohe Häuser Deckung haben.
2. Sie finden auf den kurz gemähten Grasflächen in den Städten sehr leicht haufenweise Würmer und andre
Insekten für ihre Brut, während auf den landwirtschaftlichen Flächen durch Spritzen und Co. die Nahrung für die Brut
vielerorts nahezu „ausgerottet“ ist.
Ungespritzte Flächen sind fast nur noch Brachflächen, die so hoch bewachsen sind, dass die Rabenvögel dort nur
schwer an die Bodeninsekten (Würmer, Maden, Engerlinge etc.) herankommen und Weideland ist stetig am
zurückgehen zu Gunsten von Maisäckern und Co.
Die Rabenvögel finden also schlicht auf dem Land kein geeignetes Futter mehr für ihre Kinder.
Zum Jagen lebender Beute sind Rabenvögel vom Bau ihrer Schnäbel und Füsse eher ungeeignet, weshalb
dies die Ausnahme ist und meist nur geschieht, wenn ein leicht zu erbeutendes Tier sehr geschwächt oder
sonstwie hilflos ist.
Rabenvögel sind zwar schlau, aber auch sehr, sehr vorsichtig - und bevor sie ein Risiko eingehen,
verzichten sie eher auf die Beute - es sei denn, die Not ist sehr gross.
Ein Grund, warum sogar meine verhältnismäßig kleinen Hühner die Kraahs beeindrucken können
Ich persönlich schätze die Rabenvögel sehr.
Meine Saatkrähenkolonie, die ich Anfangs hier hatte, ist leider mittlerweile in die Stadt abgewandert, weil
ihnen die Stürme 2 x die Nester aus den Bäumen gefegt haben und meine Nachpflanzungen, die den
Brutbäumen Schutz geben sollen, brauchen wohl noch ein paar Jahre
Ein Rabenkrähenpärchen habe ich seit einigen Jahren – und ich füttere sie täglich – sie kommen
mittlerweile auf Zuruf.
Im Gegenzug halten sie mir in der Brutsaison den Himmel über dem Hof absolut frei von Bussard,
Habicht, Sperber, Milan und Falke, die ich hier alle zu Hauf habe.
Während der Brutsaison dürfen die Kandidaten allenfalls über den Koppeln kreisen.
Wagt sich auch nur einer in Hofnähe, hat er meine zwei schon an den Hacken.
So mutig die zwei mit den Greifvögeln in der Luft sind – vor meinen Hühnern haben sie Angst.
Wenn ich die zwei Kraahs füttere und die Hühner das mitbekommen, dann brauchen meine Hühner
die Krahs nur scharf anzuschauen und schon gehen sie auf Abstand und lassen sich ihr Essen klauen.
Wenn eine Henne führt, dann läuft sie mitsamt ihren Küken völlig unbeirrt direkt an den Kraahs vorbei.
Ich habe hier noch nicht einmal erlebt, dass irgendeine Krähe versucht hätte, ein Küken oder einen
meiner jungen Wildvögel bei ihren ersten Flugversuchen draußen, anzugehen.
Das sind die zwei Rabenkrähen, die bei mir ihr Revier besetzt halten und meine
Tiere zuverlässig „beschützen“ vor Angreifern aus der Luft:
Rabenkrähe IMG_1233.JPG
Rabenkrähe IMG_0650.JPG
Rabenkrähe IMG_0259.JPG
LG
Kirstin
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