Ich habe mal einen Versuch gemacht, Stecklinge mit Weidenwasser statt Clonex zu ziehen. Die Ergebnisse sind so interessant, dass ich sie euch nicht vorenthalten will.
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Der nächste Schritt war die Herstellung von Weidenwasser. Um Weidenwasser herzustellen benötigen wir erstmal einen Schwung Äste einer Weide. Idealerweise nehmen wir die dünnen Äste, die von diesem Jahr stammen. Das sind die peitschenartigen Dinger, die überall an dem Baum hängen. Anschließend werden alle Blätter von den Ästen entfernt.
Dann werden die Äste in 1-2 cm lange Stücke geschnitten. Diese Aststückchen werden dann in einen verschließbaren Becher (Joghurt-Becher ist sehr gut) gegeben, der schon etwa halb voll mit Wasser ist. Der Becher wird dann verschlossen 24 Stunden stehen gelassen.
So wir haben 24 Std. gewartet, jetzt gehts weiter. Das Wasser wird durch ein Sieb gegossen und die Weidenäste dadurch entfernt. Anschließend habe ich das fertige Weidenwasser wieder in den Joghurtbecher zurückgegossen, weil er als verschließbares Gefäß sehr gut zur Aufbewahrung dienen kann. Das fertige Weidenwasser ist eine etwas trübere Flüssigkeit als Wasser und weist ein paar Ölflecken auf. Dieses Weidenwasser kann so wie es ist mindestens 2 Wochen verwendet werden, länger sollte es nicht aufgehoben werden, weil es dann anfängt zu gammeln und die enthaltenen Hormone abgebaut werden.
Am 30. August habe ich vier Stecklinge von der *Pflanze genommen, indem ich ihr einfach die vier Haupttriebe (Pflanze war zweimal beschnitten) gekappt habe. Diese Stecklinge wurden einfach nur mit Wasser gemacht, ohne Zusatz von Weidenwasser. Sie wurden geschnitten, sofort danach für eine Stunde in Wasser gestellt und anschließend in Torfquelltöpfe gesetzt.
Zwei Tage später habe ich nochmal vier Steckies genommen, wieder die Spitzen der Haupttriebe, aber diesmal habe ich mit Weidenwasser gearbeitet um den Unterschied festzustellen.
Zunächst mal habe ich die vier Torfquelltöpfe im Weidenwasser quellen lassen.
Als sie fertig gequollen waren (nach ca. 10 Minuten) wurden sie beiseite gestellt und die Stecklinge geschnitten. Sofort nach jedem Schnitt (mit der Rasierklinge) wurden die Steckies in das Weidenwasser gestellt. Jedem Stecki habe ich dann noch drei kleine Stücke Rinde an der Schnittstelle entfernt - vorsichtig mit der Rasierklinge - und sie dann wieder ins Wasser gesetzt.
Nach etwa einer halben Stunde wurden die Pflanzen dann in die Torfquelltöpfe gesetzt und ihre Blätter wurden beschnitten. Danach kamen sie zusammen mit den anderen Steckies in ein Minigewächshaus, das mit feuchtem Seramis ausgelegt war. Das Mini-Gewächshaus steht auf einer Heizmatte (Thermolux) im *schrank bei 18/6 Std. Licht/Dunkelheit (nur 4 LSRs mit je 18 Watt - also kein heftiges Licht).
Während der nächsten Tage wurden die Steckies regelmäßig gelüftet, das heisst der Deckel des Zimmergewächshauses wurde einmal pro Tag kurz abgenommen und etwas Frischluft reingelassen. Alle acht Steckies sehen ziemlich gut aus, nochmal zur Erinnerung: die ersten vier wurden ohne Zusatz von Weidenwasser geschnitten, die zweiten vier mit Weidenwasser. Ansonsten war die Technik exakt identisch.
So und jetzt kommt das Ergebnis. Am 10. September (also genau 9 Tage nach dem Schneiden ) zeigte sich die erste Wurzel bei einem der Steckies die mit Weidenwasser behandelt wurden.
Einen Tag später hatten auch die anderen drei dieser mit Weidenwasser behandelten Steckies sichtbare Wurzeln.
Die Steckies der ersten Lage, also die ohne Weidenwasser haben bis heute (eine Woche später) noch keinerlei Anzeichen von Durchwurzelung gezeigt, einer ist mir heute beim Nachsehen aus dem Topf gefallen und dadurch kam ans Licht, dass der Stiel am wegfaulen ist. Keinerlei Anzeichen von Wurzelbildung!
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