Rassezüchtung
03/09/00
Katrin
Gestern war der Züchter bei mir, von dem ich die Dorking-Bruteier
im Frühjahr bekommen hatte. Jetzt hat er meine Jungtiere nachgeguckt,
welche ich zur Zucht einsetzen kann. Du meine Güte... von den 8 Hähnen
ist nur einer und von den 5 Hennen nur zwei übriggeblieben. Was die
so alles für Fehler haben können. Na ja, zur Weiterzucht reicht
es wenigstens.
Nur ist da meine Lieblingshenne leider wegen Hennensporen auch unangenehm
aufgefallen. Sie ist so zahm, daß ich sie so aufnehmen und streicheln
kann, wenn sie mir auf der Wiese begegnet. Eckhard, Du hast mal von Charakterhühnern
geschrieben - diese Hühner gehören gewiss dazu.
Stefan
Die Kriterien der Rassezüchtung geben mir eher zu denken. Wird da
nicht zuviel nach äußeren Merkmalen selektiert?
Hubertus
Genau, Stefan.
Ich war mal zu einer privaten Beratung bei einigen Rassezüchter.
Allesamt nette Leute, fast alles waren Pensionäre.
So erklärte mir der Vorsitzende, daß z.B. die Hähne seiner
Australorps nur fünf Zacken im Kamm haben dürfen, daß
der Rücken eine bestimmte Länge zu haben hat, wie die Schwanzfedern
geformt sein sollen.
Ich selber sehe das nicht so streng, denn ich halte die Hühner in
erster Linie als Eierleger und Bratenlieferanten. Allerdings sollen sich
die Hühnchen und Hähnchen wohl fühlen, solange sie leben.
Da ich im Dorf wohne, gehören sie einfach dazu.
Und ich kann sicher sein, nicht allerhand Chemie in meinem Körper
und dem meiner Kinder anzusammeln. Schon schlimm genug, daß der
Jüngste so allerhand Allergien hat.
Aber die Rassezüchter hatten natürlich allerhand Tricks auf
Lager, wie man so sagt. Erfahrung kann man halt nicht einfach anlesen,
die muß man selber machen. und wenn man solch erfahrene Züchter
in der nähe hat, sollte man die ruhig konsultieren.
Peter
Warum nicht Rassegeflügel? Es gibt auch heute noch Rassegeflügel,
das in Gesundheit und Frohwüchsigkeit, aber auch in der wünschbaren
Legeleistung kaum hinter den rasselosen Hybriden nachsteht. Es darf an
dieser Stelle auch daran erinnert werden, dass auch die ausgesprochenen
Legehybriden allesamt aus Rassegeflügel herausgezüchtet wurden.
Ein gutes Beispiel sind meiner Holländischen Weißhaubenhühner
(künftig nur mehr kurz als Holländer erwähnt), die mehr
als zutraulich sind, fast keinen Bruttrieb zeigen, was ihrer Legeleistung
gut tut (ca. 220 - 250 Eier/Jahr) und von ihrem aristokratischem Aussehen
ganz zu schweigen. Es lebe die Vielfalt.
05/09/00
Stefan
Das mit den Rassemerkmalen ist so eine Sache: Einerseits ist ein reinrassiges
Tier ein schöner Anblick. Andrerseits müsste ich z.B. mindestens
10 meiner 13 Tauben selektieren (das heisst töten) weil sie Farbfehler
haben, was ich natürlich nicht tue und deshalb wohl als Züchter
ungeeignet bin. Und du weißt ja, was die Zucht-Gurus z.B. aus dem
Deutschen Schäferhund gemacht haben.
Hubertus
Und das ist ja das Problem. Natürlich sehen viele Rassehühner
prima aus. Aber das Festhalten an einem künstlich erschaffenen Standard
birgt meiner Meinung nach die Gefahr der Gen-Verarmung in sich. Die natürlichen
Rassen sind in einem langen Entwicklungsprozeß der Anpassung an
die Umwelt entstanden. Sie sind eigentlich nichts Statisches, sondern
verändern sich stetig mit der Umwelt. Warum soll man also an einer
einmal getroffenen Standardisierung festhalten?
Siehe auch
Hühner züchten - warum?
Vererbung
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