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Hühner aus der Legebatterie aufnehmen: Was muss man wissen?

Eckard

in diesem Beitrag geht es nun ausschließlich um Batteriehühner, das heißt, Hühner, die schon eine Weile in einer Batterie gelebt haben, bevor sie dort weggekauft oder geklaut wurden.

Diese Batteriehühner bei sich aufzunehmen, das ist eine schwierige Aufgabe und ich bin der Meinung, das dies auch keine Aufgabe für einen Anfänger in der Hühnerhaltung ist.

Wenn die Hühner zu einem kommen, egal auf welchem Wege, dann sind sie optisch in einem sehr miserablen Zustand. An vielen Stellen nackt und zerzaust und leiden am Federpicken. Diese Hühner erregen einfach Mitleid, das weiß ich. Aber was ist dann zu tun?

Als erstes müssen sie in einen Stall und sollten die ersten Tagen keinen Freigang bekommen. Danach nur eine halbe Stunde am Tag maximal und auch nur wenn es draußen warm ist, also über 14 - 16 Grad. Diese Tiere sind es nicht gewohnt, draußen herum zu laufen. Das müssen die erst noch lernen.

Auch müssen die erst noch lernen, wie sie sich draußen verhalten müssen. Dabei ist auch hier wieder ein erfahrener Hahn, der sich durchsetzen kann, von Vorteil. Er zeigt den Mädels sehr viel, auch ihre Grenzen was das Federpicken angeht, was der Halter den Mädels unmöglich zeigen oder beibringen kann. Natürlich, es geht auch ohne Hahn, aber mit Hahn viel schnell, einfacher und besser. Wichtig bei dem Hahn ist es, das er Erfahrung im Umgang mit einer Herde hat. Ein junger Hahn ist mit der Aufgabe hoffnungslos überfordert. Er hat noch nicht das Gespür eines erfahrenen Hahnes.

Stellt euch in Bezug auf die Batteriehühner folgendes für euch selbst vor: Ihr seid euer Leben lang nur in einer Großstadt gewesen. Seit dort geboren und aufgewachsen. Lebt dort, habt dort eine Familie gegründet und so weiter. Plötzlich, von einem Tag auf den anderen kommt ihr in die Lüneburger Heide, mitten auf einem Heidefeld. Bienen habt ihr noch nie gesehen und das komische Grün unter euren Füßen ist euch völlig fremd. Wind? Kanntet ihr bisher nur aus dem TV. Stunden ohne Heizung und Wärme? Habt ihr mal bei Robinson Crusoe gesehen. Wo gibt es was zu fressen, was zu trinken? Was ist Gefahr und was nicht? Und was die Psyche des Huhnes sehr belastet: Es herrscht Ruhe! Das kennen die Hühner nicht. Bei Dunkelheit kann es zu Angstzuständen der Hühner kommen, denn auch Dunkelheit kennen etliche der Batteriehühner nicht. Und in Angstzuständen geraten die Mädels leicht in Panik, was zu schweren Verletzungen führen kann. Auch zu Verletzungen der Psyche.

Der nächste wichtige Punkt: Wärme! Die KZ-Hühner sind es gewohnt, das es warm ist und gerade um diese Jahreszeit im Februar ist es draußen nun einmal kalt. Das können die Hühner nicht vertragen. Die müssen schließlich eine konstante Körpertemperatur von 40 Grad aufrecht erhalten und dazu sind sie an den meisten Körperstellen unbefiedert. Das zieht reichlich Energie von den Hühnern und verlangt sehr viel von ihnen ab. Und kaltes Wetter kennen die nicht. Also muss der Stall gewärmt werden. Eine Heizung ist in dieser Jahreszeit Pflicht! Ihr müsst euch das so vorstellen, als wenn ihr selbst von einem Tag auf den anderen vom Strand auf Mallorca nach Sibirien kommt, aber keine Kleidung mitnehmen konntet. So ergeht es den Hühnern!

Nächster Punkt: Futter! Die Batteriehühner kennen nur Legemehl. Dies müssen sie zumindest für eine Übergangszeit von sechs Monaten weiter bekommen. Diese Zeit ist aber abhängig von der Jahreszeit, in der die Hühner zu einem kommen. Wenn sie im Winter zu einem kommen, dann reichen die sechs Monate oft aus, kommen sie aber im Sommer, dann muss den darauf folgenden Winter das Legemehl durchgefüttert werden! Und das ohne wenn und aber zu dem Legemehl. Es ist nicht mehr so wie vor ein paar Jahren und es geht hier um Lebewesen, um die Hühner und nicht um das Gewissen der Halter! Wenn ihnen das Legemehl versagt bleibt, dann müssen die Hühner sich auf ein anderes Futter einstellen. Das kann sehr schnell zu Stoffwechselstörungen und Schäden an den inneren Organen führen, da die Mädels in der Umstellungszeit erst mal ihr Gefieder neu aufbauen müssen und sich selber den neuen Gegebenheiten anpassen müssen. Auch kennen sie kein anderes Futter und haben Hemmungen, es zu fressen.

Ist ein erfahrener Hahn dabei, dann geht es schneller, da er ihnen das Futter zeigt. Aber die Hühner müssen Fressen, den sie müssen Eier legen. Sie können nicht anders. Sie sind genetisch dazu verdammt! Und wenn man denen nicht das richtige Futter gibt, dann müssen sie sich die Bestandteile des Eies woanders aus ihrem Körper herholen, Knochen, Gefieder usw., was die Hühner wieder kränker macht. Aber das sieht man nicht so ohne weiteres, dazu Bedarf es Erfahrung mit Hühnern, um das zu sehen. Das alles zu beschreiben, das würde hier viel zu weit führen. Also unbedingt weiter Legemehl füttern, am besten bis zu dem Ende der Tage der Batteriehühner. Nur dann können sie sich regenerieren.

Und Sätze vom Halter wie z. B.: Die Eier sind mir egal, das funktioniert nicht! Da hatten sie es dann in der Legebatterie besser. Auch auf die Gefahr hin, das ich mich wiederhole: Die Hühner müssen legen und wenn sie nicht legen, dann sind die Krank! Und das liegt nun einmal meistens am Futter und das bekommen sie vom Halter. Empfehlenswert ist Federmehl dem Futter bei zu mischen. Das sorgt für eine schnellere Befiederung der nackten Hühner. Hat sich bei mir gut bewährt. (Dank an Brigitta)

Nächster Punkt: Wasser: Die Batteriehühner kennen in den meisten Fällen nur Nippeltränken. Das haben aber die wenigsten Hühnerhalter. Meistens haben sie Stülptränken. Das kennen die Mädels aber nicht! Ist ein erfahrener Hahn dabei, dann lernen sie es rasch kennen. Ist er aber nicht dabei, dann kann es Tage dauern, bis die Hühner das begriffen haben und in der Zeit trinken sie nicht. Was das bedeutet, brauche ich wohl nicht näher erläutern. Sie trockenen einfach von innen heraus aus. Der Halter muss sich also Nippeltränken besorgen oder den Hühnern gleich am Anfang selbst zeigen, wo es Wasser gibt. Und das erfordert sehr viel Geduld und sorgt nur für eine vermeidbare Unruhe der Mädels. Denkt dran: Die Hühner kennen im Prinzip kein Wasser, sondern nur die möchtegern Pfütze einer Nippeltränke. Das können die nicht so schnell zusammen bringen, wie man es gerne hätte.

Nächster Punkt: Gesundheit! Meistens haben die Batteriehühner durch die große Anzahl der Hühner ihres Herkunftsortes, etliche Keime und Krankheitserreger in und an sich. Die Batteriehühner haben Resistenzen für sich selbst dagegen gebildet. Sie können deswegen etliche Krankheiterreger mit sich herum schleppen, ohne daran selber zu erkranken. Deswegen ist eine Quarantäne, wenn ihr noch andere Hühner haltet, Pflicht. Sonst kann es durchaus sein, das eure anderen Hühner die Batteriehühner nicht lange überleben. Ich habe leider schon ganze Bestände durch Batteriehühner zu Grunde gehen sehen. Sie dürfen für eine lange Zeit nicht mit den anderen Hühnern in Kontakt kommen. Und wenn die Herden zusammengeführt werden, ist für die nächste Zeit erhöhte Aufmerksamkeit der alten Herde angebracht.

Batteriehühner neigen zu Federpicken. Ihnen das ab zu gewöhnen, daran scheitern viele Hühnerhalter. Der erste wichtige Ansatzpunkt ist auch hier ein erfahrener Hahn. Interessanter Weise kann ein erfahrener Hahn einer eingespielten Herde das Federpicken nicht abgewöhnen oder nur sehr selten. Bei den Batteriehühnern ist der Erfolg dabei größer. Mit etwas Glück schafft es der Hahn, den Mädels das Federpicken ab zu gewöhnen. Eine Garantie ist das nicht. Ich glaube, das hängt damit zusammen, das die Mädels sehr viele neue Eindrücke bekommen und diese erst verarbeiten müssen, so dass sie vom Federpicken abgelenkt werden.

Und da sind wir schon beim nächsten: Um vom Federpicken ablenken zu können, Bedarf es neuer Herausforderungen, wie z. B. das Futter auf einem kleinen Eimer stellen oder das Futter in Stroh streuen. Das kann natürlich erst nach einigen Tagen erfolgen. Erst mal müssen die Hühner sich eingelebt haben. Vorher darf man mit einem solchen Programm nicht starten. Das es Erfolg bringt, dafür gibt es keine Garantie. Manchmal kann man es den Batteriehühnern nie abgewöhnen. Und wenn das nicht geht, dann darf man sie auch nicht zu anderen Hühnern lassen, da die anderen es sich sofort abschauen und dann hat man ein Riesenproblem!

Ich habe hier noch nicht alles geschildert, was zu beachten ist, aber die wesentlichen Punkte habe ich angesprochen.

Überlegt es euch also mehrfach und dann nochmals lange, ob ihr dieser Herausforderung, Batteriehühner auf zu nehmen gewachsen seid. Denkt nicht an euer Gewissen oder an einen Tierschutzorden, den man euch anheftet, denkt an die Hühner! Und im Zweifel, lasst sie dort, wo sie sind, denn so schlecht haben sie es dort nicht. Sie werden so gehalten, wie man Legehybriden halten muss, um sie gesund zu erhalten.

 

 

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