Hier geht es zur Hühner-Info-Startseite  
Startseite InhaltsverzeichnisSuchen Links ForumChatShops
 

 

Pressemitteilung des Präsidenten des BDRG, Wilhelm Riebninger, zur Besprechung mit dem Bundesministerium für Ernährung, Verbraucherschutz und Landwirtschaft in Bonn am 13.01.06

"Ob wir jemals ein Fazit ziehen können in absehbarer Zeit über die hoffentlich dann erfolgreiche Bekämpfung der Vogelgrippe ist sicherlich zweifelhaft. Aber trotz aller Unwägbarkeiten und leider immer wieder neuen Meldungen über Verdachtsfälle oder auch nachgewiesener Fälle bei Tieren und in einigen Gebieten der Welt auch bei Menschen, möchte ich die Gelegenheit dieses Gesprächs nutzen um ein vorsichtiges Zwischenfazit aus der Sicht der Rassegeflügelzucht zu ziehen.
Ich weiß aus ungezählten Gesprächen und vielen Zuschriften wie sehr dieses Thema unsere Züchter beschäftigt - nur eines ist auch klar: ein Patentrezept gibt es nicht, auch wenn das hin und wieder behauptet wird.
Das Gespräch mit den Herren Dr. Bätza und Dr. Weinandy vom Tierseuchenreferat war natürlich nicht der erste Kontakt mit dem Ministerium, wie offensichtlich einige Züchter glaubten und es, aus welchen Gründen auch immer, auch von Teilen der Fachpresse fälschlicherweise dargestellt wurde. Der ständige Kontakt mit den notwendigen Informationen gehört einfach zum Tagesgeschäft des BDRG, seit mehr als zwei Jahren sind wir im Verteiler des Bundesministeriums enthalten und erhalten dementsprechend die Informationen, die wir dann nach Möglichkeit auch umgehend über das Internet weiter verbreiten, so dass sich unsere Züchter und andere Interessierte jederzeit informieren können.
Für viele ist es offensichtlich aber ein Problem zwischen den vielen Nachrichten aus den allgemeinen Medien, den leider nicht immer identischen Meldungen der Landesministerien, noch weiter voneinander abweichenden Meinungsäußerungen örtlicher Veterinärbehörden und den Mitteilungen des Bundesministeriums zu unterscheiden. Und in diesem Punkt, das hat Dr. Bätza noch einmal deutlich zum Ausdruck gebracht, kann er uns natürlich auch nicht helfen, das liegt nicht in seinen Einflussmöglichkeiten.
Der Termin 13. Januar war langfristig geplant, wie der ganz aktuelle Stand der Gefahrenabschätzung sein würde konnte dabei keiner vorher sagen, und vielleicht haben wir wenn sie diese Zeilen lesen ja schon wieder eine ganz neue Lage. Er war insofern dann zufällig günstig, dass die Zuspitzung der Situation für die Gefährdung in Europa speziell in Deutschland durch die Meldungen aus der Türkei neue Brisanz bekommen hatte und, dass andererseits gerade am Tag vorher eine Besprechung der zuständigen Länderminister mit dem Bundesminister Seehofer in Berlin stattgefunden hatte und somit die unterschiedlichen Auffassungen der politisch Verantwortlichen gerade nach dem neuesten Stand bekannt waren.
Nach der ausführlichen Darstellung durch die Vertreter des Ministeriums wie die jeweiligen Gefährdungsabschätzungen auch mit Hilfe wissenschaftlicher Institute wie dem Friedrich-Löffler-Institut, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, hatten wir als Verantwortliche im BDRG nachhaltig die Gelegenheit unsere Probleme zu schildern und unsere Vorstellungen darzulegen.
Ich hatte jedenfalls den Eindruck, dass die Probleme durch die ständigen Kontakte durchaus wahrgenommen worden sind - was bei der Vielzahl von "Lobby-Vertretern" mit denen sich ein Ministerium mit dieser Aufgabenstellung auseinander zu setzen hat - und auch angemessene Berücksichtigung finden. Bei meinem Grußwort anlässlich der Nationalen in Dortmund in Anwesenheit des Nordrhein-Westfälischen Landwirtschaftsminister Uhlenberg hatte ich darauf hingewiesen, dass wir als Rassegeflügelzüchter einen Sonderstatus brauchen in Abgrenzung zur Wirtschaftgeflügelzucht, die natürlich bei allen Diskussionen ein erhebliches Gewicht hat. Unsere Rolle wäre etwa vergleichbar mit der für Zootiere. Minister Uhlenberg hatte in Dortmund erklärt, dass er sich im Kreis der Länderkollegen dafür einsetzen würde, dass uns dieser Status auch im Hinblick der Möglichkeiten des Impfens zugestanden werden soll. Vor seiner Fahrt nach Berlin, am 11. Januar, hatte ich noch die Gelegenheit ihn im persönlichen Gespräch nachdrücklich daran zu erinnern. Dies wird jetzt im Februar zunächst noch wieder Hauptthema einer Konferenz der Fachleute aus den Landesministerien sein, um es dann erneut im Kreis der Minister zu erörtern. Und dann kommt noch die Hürde Europa. Auch hier werden wir durch persönliche Gespräche, die uns Dr. Heinrich aus Leipzig aufgrund seiner beruflichen Beziehung vermitteln wird, vorstellig werden.
Entsprechenden Forderungen des Europa-Verbandes der Kleintierzüchter haben wir uns angeschlossen, aber persönliche Gespräche bringen erfahrungsgemäß eher Erfolg.

Unsere Hauptforderung gegenüber dem Ministerium war und bleibt der Erhalt aller Rassen zur Sicherung lebendigen Kulturgutes und der Genvielfalt. Da wo dieses Ziel bedroht wird müssen Politik und Verwaltung und Züchterschaft eng zusammen arbeiten. Wir begrüßen alle Maßnahmen wie Handelsbeschränkungen, Verhinderung illegaler Importe von Geflügel, Geflügelprodukten etc. aus Ländern in denen akute Fälle aufgetreten sind. Die Wirksamkeit bestimmter Kontrollen und notwendigen Verbesserungen im einzelnen sind angesprochen worden und z.T. auch schon in der Umsetzung. Mit all diesen Maßnahmen sind wir nicht nur einverstanden, sondern wir fordern sie auch in unserem Interesse ein. Erhalt der Rassen bedeutet für uns aber auch art- und rassegerechte Haltung unter Berücksichtigung des Tierschutzes und Möglichkeiten zur jährlichen Nachzucht. Weil die Aufstallungspflicht in ihrer Wirksamkeit ohnehin stark angezweifelt wird und diese bei manchen Arten, insbesondere Ziergeflügel und Wassergeflügel, Nachzucht unmöglich macht, sind wir mit unseren Forderungen durchaus auf Verständnis gestoßen. Das heißt, dass wir von der Politik erwarten, dass wenn die vorangekündigte eventuelle Stallpflicht verordnet werden sollte, die Gefährdungsabschätzung ganz gewissenhaft vorgenommen werden muss. Gegebenenfalls kann sie regional sinnvoll sein für Bereiche in denen erfahrungsgemäß Zugvögel in großen Mengen Rast machen unter Berücksichtigung der Gebiete wo sie herkommen. Darüber hinaus müssen für Wassergeflügel Ausnahmen möglich sein, evtl. unter tierärztlicher Kontrolle.
Auch die Zahl der Tiere (unter 100) könnte ein Ausnahmekriterium sein, weil solche Ausläufe kaum das Ziel von Zugvögeln sind und das Einschleppungsrisiko auch wissenschaftlich gering eingestuft wird.
In der Frage der Impfung besteht im Augenblick keine Chance, dass vorbeugend eine Schutzimpfung wie wir sie bisher von der Geflügelpest her kennen genehmigt wird. Aber es besteht Einvernehmen, dass bei einer gravierenden Verschärfung der Situation Notimpfungen möglich sein müssen. Es besteht Einvernehmen, dass es selbst bei einem Ausbruch der Seuche nicht flächenmäßig zur Tötung allen Geflügels kommt (wobei man die Wildvögel ohnehin nicht erfassen würde) sondern sicher zur Tötung des einzelnen betroffenen Bestandes, aber darüber hinaus zu bestimmten Schutzzonen, in denen je nach Gefährdung entsprechende Einschränkungen zu beachten und Maßnahmen durchzuführen sind. Selbst im Falle einer Notimpfung ist die Zustimmung der EU-Behörde erforderlich, die aber wohl erteilt würde. Die Forderung müssen wir gegenüber Brüssel immer wieder deutlich machen.

In den vergangene Monaten sind wir durch die laufenden Änderung der Gefahrenabschätzung immer wieder von neuen Eilverordnungen überrascht worden. Natürlich erfordern neue Lagen auch evtl. neue Maßnahmen, aber es muss deutlich sein, dass diese Maßnahmen auch auf nachvollziehbare Wirkung hin erfolgen und nicht nur als Aktionismus, damit man sagen kann, dass man "ja was getan hat". Deshalb haben wir nochmals betont, dass wir noch stärker im Vorfeld von Entscheidungen einbezogen werden möchten, um spezielle Angelegenheiten der von uns betreuten Arten dabei einbringen zu können.

Bezüglich der Behandlung unserer Rasse- und Ziertauben hat Dr. Bätza erklärt, dass es hier bei
der bisherigen Praxis bleibt und Tauben von allen Maßnahmen nicht betroffen sind .Es ist unglücklich, dass in allen Papieren (Gutachten etc.) immer von Brieftauben die Rede ist. Wir haben darauf hingewiesen, dass es sinnvoller ist zumindest bei allen amtlichen Texten den Begriff "Tauben" zu verwenden.
Welche Auswirkungen sich für die nächste Schausaison ergeben für alle Schauen und für die geplante Europa-Schau in Leipzig kann im Augenblick noch nicht eingeschätzt werden. Wir haben noch einmal darauf hingewiesen - wie ich es in meinem Schreiben an mehrere Länderministerien im Frühherbst 2005 bereits getan habe - dass die Berührung mit Wildvögeln durch unsere Schauen völlig ausgeschlossen ist. Die Tiere werden in geschlossenen Behältern transportiert und in geschlossenen Räumen ausgestellt, im Gegensatz zu manchen Geflügelmärkten. Auch besteht Einigkeit, dass es sinnvoller ist eine Einlasskontrolle gewissenhaft durchzuführen als eine teilweise sehr kostenintensive Begutachtung des ganzen Bestandes. Bei Verdacht von Erkrankungen besteht ohnehin eine Meldepflicht.
Wir werden versuchen rechtzeitig möglichst klare Verhältnisse zu schaffen, denn neben der erfolgreichen Zucht sind die Ausstellungen ein wesentlicher Bestandteil unserer Tätigkeit. Das Gespräch fand nicht nur in angenehmer Atmosphäre statt, sondern war auch getragen von gegenseitigem Bemühen, die Zukunft unserer Rassegeflügelzucht zu sichern und sie bei allen Interessenabwägungen angemessen zu berücksichtigen.
Natürlich wissen wir, dass letztlich die Politiker die Entscheidungen treffen, aber es ist schon nicht
unwichtig, wie die entsprechenden Vorlagen erarbeitet werden. Wir bauen auf weitere guten Kontakte zu dieser Arbeitsebene und werden uns auch um den Ausbau der Kontakte zu den entscheidenden politisch Verantwortlichen bemühen. Hier hatte es, wie viele wissen, seinerzeit nach der letzten Nationalen in Frankfurt einen gewissen Bruch gegeben. Meine im Glückwunschschreiben an Minister Seehofer ausgesprochen Bitte um einen Gespräch mit ihm persönlich ist nach Angaben aus dem Umfeld des Ministers positiv aufgenommen und es soll in Kürze einen Termin geben.
Allen Verantwortlichen in den Landesverbänden kann ich nur die Empfehlung geben, auch auf dieser Ebene die teilweise sehr guten Verbindungen zu pflegen oder - wo nötig - entsprechende aufzubauen.

Ich bedanke mich bei allen Zuchtfreunden, die in den vergangenen Wochen durch persönliche Kontakte zu
unterschiedlichsten Stellen unsere Bemühungen unterstützt haben.

Allen Züchterinnen und Züchtern wünsche ich trotz vieler Sorgen das nötige Durchhaltevermögen und hoffentlich
Freude an einer gesunden und vitalen Nachzucht 2006!"

Wilhelm Riebniger
- Präsident des BDRG -

Aviäre Influenza - Pressemitteilung BDRG Januar 2006

© huehner-info.de 2000-2008
Kontakt Impressum