|
Kurs Futtermittel für Hühner:
Teil 1: Was ist in der Tüte drin?
Brigitta
Mischfuttermittelhersteller haben bestimmte tiergerechte Auflagen für
die Inhaltsstoffe, (leider nicht für die Futtermittel, aus denen die
stammen müssen), als Landwirt bekommst Du die entsprechenden Bedarfsnormen
auch in der Lehre und / oder im Studium eingetrichtert - aber "private
Tierhalter" dürfen ihre Viecher - egal welcher Herkunft - fehlernähren
wie sie wollen, und bei keinem Huhn ist ein "Beipackzettel" vorgesehen:
Bitte Beachten!
Dass man Tierernährung studieren kann, wissen die allerwenigsten
(anwesende natürlich ausgenommen), und beim Thema "Leistungsbezogene
Fütterung" schalten leider immer noch sehr viele Leute auf stur,
weil sie meinen "das hätte etwas mit Industrie" zu tun,
wäre "unnatürlich" und z.B. Huhn wäre schliesslich
Huhn.
Die Leute, die sowas meinen, können jetzt aufhören, zu Lesen.
Für die anderen: es ist ziemlich schwierig, "so ins Blaue hinein"
zu schreiben, wenn jeder eine andere Vorbildung hat, und möglicherweise
der eine "nur mal eben" wissen will, welchen Anteil verd.Rohprot.
in der TM von Irgendwas ist, und ob das nun für Masthähnchen
oder Legehennen besser geeignet ist - der andere aber noch über der
Tüte vom Futtermittelhändler brütet. Darum dachte ich,
vielleicht machts ja Spaß, einen GROBEN Kurs einmal Quer durch die
Huhn-Ernährung zu machen. Wer dazu Lust hat, kann ja mal Rückmelden.
Wenn man "tiergerecht" Füttern will, sollte man als
erstes natürlich wissen, was in Futtermitteln (Einzelnen, oder Mischungen)
überhaupt drin ist.
Bei Mischungen steht das dran, für alles andere gibt es Tabellen.
Dann muß man "nur noch" wissen, welches Tier welches Futtermittel
wie gut verdauen kann, wieviel wovon ein Huhn zum Eierlegen oder zum Wachsen
braucht, (Micha: Geduld - kommt ja noch, aber ich dachte einfach, eine
"abgeschriebene" Mischung ist bestimmt nicht so nett, wie eine
"verstandene" ;) und kann sich seine HühnerIdealmischung
selber zusammenstellen.
Damit also jeder weiß, worum es beim Füttern eigentlich geht
und wovon auf der Packungsbeilage geredet wird, hier eine kurze Erklärung
der wichtigsten Angaben - die stehen eigentlich ÜBERALL drauf
oder dran, und man sollte sie einschätzen können.
Rohprotein:
heißt darum Roh~, weil Protein (=Eiweiß) im Futter über
ein Verfahren bestimmt wird, das sich am Stickstoffgehalt des Futters
orientiert (Nx6,25). Da dabei jeder Stickstoff erfaßt wird, setzt
sich der Wert also aus Eiweiß und einigen "NPN"-Verbindungen
(Nicht Protein Stickstoff, z.B. Betain, Nitrate, Ammoniumsalze etc) zusammen,
die z.gr.T. nur für Wiederkäuer verdaulich sind. Ist also für
Hühner nicht alles Gold, was glänzt. Besonders hohe NPN-Gehalte
haben Wurzeln, Knollen, Zwiebeln - bis zu 50% des gesamt-N, Grünfutterpflanzen
etwa 15%.
Spielregel: Nicht alles, wo "Rohprotein VIEL"
dransteht, ist auch für Hühner "viel Eiweiß".
(es kommt also darauf an, WOHER das Rohprotein stammt)
Rohfaser:
(=Lignin,Zellulose&Hemizellulose) die Angabe des Rohfasergehaltes
eines Futtermittels / einer Mischung gibt auch wieder Aufschluß
über dessen/deren anteilige Verdaulichkeit für das Tier. Für
Rinder (Pansen!) ist Rohfaser am besten verdaulich und wichtig, für
Hühner am schlechtesten und ein Hemmschuh.
Spielregel : je mehr, desto schlechter. 1% Rohfaser mehr
im Futter vermindert die Verdaulichkeit für das Huhn um 2,4%. (der
Effekt von "Ballaststofftabletten" beim Menschen, macht satt,
beschäftigt den Darm, aber man hat nix davon)
Rohasche:
Nein, es ist keine Asche im Futter. (Es nutzt auch nichts, Asche zu Füttern
;) Den Rohasche-Wert benutzt man, um abzuschätzen, wieviel "Organische
Substanzen" (= möglicherweise verdauliche Stoffe) im Futter
enthalten sind. Dazu "verbrennt" man das Futter, und errechnet
über Trockenmasse= organische Substanz -Rohasche den Gehalt. Rohasche
besteht aus Sand, Ton und den ganzen "Dreckanteilen", enthält
aber auch Mengen- und Spurenelemente.
Spielregel : (am liebsten würde ich jetzt schreiben:
"Der Wert stimmt sowieso nie" - in industriellen Mischungen
kann es Sand bis zu 10 oder mehr % haben und es kann jedem Betrieb, der
von FremdMischungen lebt, nur nutzen, das mal nachzugucken....man kann
dann VIEL besser mit dem Futtermittelhändler verhandeln.). "Für
hier" ist das aber erstmal egal.
5% Rohasche in einer Mischung bedeutet: 95% organische Substanz , und
nur die ist (möglicherweise) verdaulich.
Rohfett:
Damit das ganze nicht langweilig wird, ist auch Rohfett kein "Fett"
wie wir uns das so vorstellen. Als Rohfett wird alles bezeichnet, was
sich - wie "richtiges Fett" - in (diethyl-)Ether lösen
läßt. Dazu gehören: Wachse, Harze, Farbstoffe, und natürlich
echte Fette. Wieviel dieser Stoffe von
einzelnen Tierarten verdaut werden können, ist wieder unterschiedlich,
Hühner verdauen im wesentlichen nur "echte" Fette. Grob
gesagt haben tierische Produkte und Samen das meiste echte Fett im Rohfettanteil,
und farbstoffreiche Futtermittel wie Gras und Heu das wenigste (etwa 60%).
Es gilt also wie beim Eiweiß:
Spielregel: nicht jedes Rohfett macht auch unsere Hühner
fett - es kommt darauf an, WOHER es stammt.
Eine Angabe auf der Futtertüte steht ja noch aus - leider ist die
nicht überall gleich, aber immerhin bedeutet sie in etwa das selbe.
Energiegehalt:
Der "Energiegehalt" einer Mischung wird in MJ (MegaJoule)/kg
angegeben. Meist steht UE oder ME dabei, was dann "scheinbare Umsetzbare
Energie" nach der WPSA (world poultry science association) bedeutet,
und berechnet wird das ganze aus den Rohnährstoffen (in g/kg): ME
(MJ/kg) = (15,47 x Rohprotein + 34,24 x Rohfett + 16,7 x Rohstärke
+ 13,04 x Zucker) x 10-³ (hoch minus drei) Eine andere Möglichkeit,
wie sich der Wert zusammensetzen kann, ist ME(n-korr) (MJ/kg) = 18,3 x
"umsetzbares" Rohprotein + 38,3 x "umsetzbares" Rohfett
+ 17,3 x "umsetzbare" N-Freie Extraktstoffe (kJ) Das ist die
Berechnung, die acuh mal vom Zentralverband deutscher Geflügelzüchter
publiziert wurde. "Umsetzbar" bedeutet: (Rohnährstoff -Verlust
in Kot/Harn), also "das, was drinbleibt" , so kann man ansatzweise
die "Verdaulichkeit" mit einbeziehen.
Die Energie ist also nicht "zusätzlich" im Futter, sondern
ein Wert, der sich aus den anderen Bestandteilen errechnet (und Leute
streiten sich drum, wie man das am besten macht) Praktischen Nutzen hat
das ganze deshalb, weil es die Inhaltsstoffe einer Mischung nach ihrer
Wertigkeit für das Tier zusammenfaßt - allerdings wird das
ganze dadurch auch noch ungenauer.
Spielregel: Aufpassen! ME ist nicht gleich ME - die Faktoren
für die einzelnen Rohwerte werden pro Tierart ermittelt, ein Sack
Schweinefutter mit 12,0 MJ/kg hat diesen Wert auch nur für Schweine
(an deren Bedarf und Verdauung angepaßt, und aus anderen Formeln
errechnet) - Hühner-ME steht nur auf einer Hühner-Tüte!
Dazu gibt es meist - je nach Tierart unterschiedlich - noch Angaben zu
einigen Aminosäuren und Mineralstoffen, die erklären sich aber
später "von selbst" :)
Wenn man die Rohwerte einmal kapiert hat, ist eigentlich auch schon
klar, warum man darauf achten sollte, WAS GENAU in einer Mischung enthalten
ist, also aus welchen einzelnen Komponenten sie besteht.
Ein Legemehl, auf dem nur die Gesamt-Rohwerte angegeben sind, kann alles
mögliche enthalten, und muß darum noch lange nicht wirklich
gut verdaulich sein - und nicht für alle Anteile gibt es schon Vorschriften.
Andererseits "hält" sich auch kein wirklich schlechtes
Legemehl am Markt - siehe Beispiel. Mir sind aber immer Mischungen lieber,
bei denen ich sehe (bei "Körnermischungen") - oder bei
denen zumindest draufsteht (Komponenten in Mehl oder Pellets), was drin
ist.
Was die Hühner nun aus dem Zeugs machen, kriegen wir - wenn ihr
mögt, dann nächstes mal?
Hier geht es weiter:
Futtermittel Teil 2: Was machen die Hühner daraus?
Futtermittel Teil 3: Was braucht Huhn
für ein Ei?
|
|