Vorbemerkung von Eckard:
09/12/2001: Die Diskussion, die ich damals mit Katrin hatte, hätte
ich heute nicht mehr, da die Gesetzeslage eine andere geworden ist
durch BSE und so weiter.
Legemehl in der damaligen Zusammensetzung findet man heute eigentlich
nicht mehr. Damals habe ich keine Legemehl gefüttert. Heute
ist es anders. Ich füttere zwar immer noch kein Mehl, aber
gepresstes Mehl in Pellets, da Deuka und auch ein paar andere es
geschafft haben, ein Legemehl zu entwickeln, das auch meinen Ansprüchen
gerecht wird. Dies haben aber nur wegen der neuen Gesetzeslage gemacht.
Aktuelle Links:
Brigittas Kurs über Tierernährung
Herbst 2000
Katrin
Hallo alle Hühnerfreunde!
Gestern habe ich nun an der Führung durch das Deuka-Futtermittelwerk
in Bramsche teilgenommen, die vom neuen Vorsitzenden des Zuchtbuchs
im Kreis Osnabrück organisiert worden war.
Ich hatte natürlich alle Eure Vorbehalte gegen Legemehl im
Kopf und habe denen ein bißchen auf den Zahn gefühlt.
Aber von Anfang: Deuka ist der größte Futtermttelproduzent
Deutschlands mit 9 Werken, allein in Bramsche werden 250000 to Schweine-
und Geflügelfutter im Jahr hergestellt. Es war sehr beeindruckend,
die Ausmaße und den Stand der Technik zu sehen.
Alles geht vollautomatisch, es ist schon ein bißchen gespenstisch.
In der Schaltzentrale sitzen 2 Leute vor 10 Bildschirmen mit einer
riesigen Tafel an der Wand, auf der das ganze Werk mit allen Futtersilos,
Verbindungrohren, Waagen etc abgebildet ist und die Gewichte angezeigt
werden. Die Rezepturen kommen aus der Forschungsstation im Zentralwerk,
hier wird nur gemahlen, gemischt und uU zu Pelletts gepresst.
Ich habe natürlich nach der Kontrolle der Rohstoffe gefragt
(Altöl, Klärschlamm, Fette etc). In diesem Werk ist es
so, daß alle Rohstoffe noch vor dem Abladen beprobt und im
eigenen Labor untersucht werden. Nicht nur auf Nährstoffzusammensetzung,
sondern auch zB bei Fetten auf Fettsäuremuster, so daß
man Verunreinigungen oder ranziges Ftt sofort erkennt.Das Fritierfett
wird vor dem Einsatz gereinigt und gefiltert (vom Lieferanten, der
auch der amtlichen Kontrolle unterliegt). Das fertige Futter wird
dann nochmals untersucht und zwar vom Werk selbst, vom Veterinäramt
(mit unvorangemeldeten Stichproben) und dann lassen sie es noch
freiwillig vom Deutschen Institut für Lebensmittel untersuchen,
also nach dem Standart, der für menschliche Lebensmittel gilt.
Ich glaube, daß es schon sehr unwahrscheinlich ist, daß
da irgendwelche Schweinereien übersehen werden.
In punkto Einsatz von Tiermehlen ist es so, daß speziell
im All-mash L Legemehl keine tierischen Eiweiße eingesetzt
werden, sondern das Protein nur aus Sojaschrot und dem Getreide
kommt. Bei dem Mastfutter ist das wohl anders, aber da ist kein
Tiermehl, sondern Fleisch-Knochenmehl drin. Angeblich ein großer
Unterschied ;o)).
Ich hatte jedenfalls das Gefühl, daß ich dieses Legemehl
ohne schlechtes Gewissen auch weiterhin füttern kann, solange
ich mangels anderer Tiere gezwungen bin, Hybriden zur Eierzeugung
zu halten.
Dann bin ich heute noch bei unserem Raiffeisenmarkt gewesen und
habe mir da die Zusammensetzung des Legemehls angeschaut und die
haben auch nur pflanzliches Eiweiß, also keine toten Tiere
in ihren Futter.
Wenn Du Deine Hühner "ÖKO" füttern möchtest
- da gibt's auch Legemehl. Bei uns zB ist ein Betrieb, der Futtermittel
nach BIOLAND- Richtlinien herstellt, darunter auch Legemehl. Das
ist natürlich wesentlich teurer als normales, aber wenn Du
nur wenige Hühner hast, macht das ja nichts. Erkundige Dich
doch mal bei einem Biohof in Deiner Nähe.
Katrin: Was hast Du (Eckard) bloß gegen Legemehl?? Und was
meinst Du, daß Du den Hühnern damit "antust"??
Daß im Hühnerfutter außer Mais und Sojamehl auch
Ausgangsprodukte sind, die für die menschliche Ernährung
nicht geeignet sind, finde ich wohl selbverständlich, denn
sie sollen ja gerade diese Dinge zu Eiern "verarbeiten".
Auf die Idee, Ihnen außer Küchenresten noch Lebensmittel
zu füttern, können ja wohl nur wir in unserer Überflußgesellschaft
kommen.
Außerdem werden diese Proteine von den Hühnern zu körpereigenen
umgebaut und dann erst im Ei eingelagert, Du findest ja dort nicht
die Futterinhaltsstoffe unverändert wieder!
Als zweiten Punkt meine ich: man muß wissen,was man will.
Wenn man Hochleistungshühner hält, die im Jahr 300 Eier
legen können (und das könner die Hybridhühner inzwischen),
dann muß man sie auch entsprechend ausgewogen und ihren Ansprüchen
entsprechend füttern. Dann ist das Legemehl einfach optimal
von der Zusammensetzung, das kriegst Du mit Deiner Eigenmischung
nie hin. Die Hühner brauchen dazu nur noch Muschelkalk für
feste Schalen und fertig. Schon wenn meine im Sommer den ganzen
Tag draußen Gras und Würmchen fressen, geht die Leistung
'runter, weil einfach einige Nährstoffe in der Gesamtration
fehlen.
Es ist natürlich anders,wenn Du Rassehühner hast, die
nicht für so hohe Leistung angelegt sind oder Du legst sowieso
keinen Wert auf Rentabilität. Meine Orpington zB verfetten
sofort, wenn ich Ihnen zu viel Legemehl gebe, die müssen fast
hungern, um zu legen. Klar, dafür legen sie auch länger
(wenn ich die Althennen nach der Mauser wieder ans Legen kriege),
aber die Zahl der Eier im Gesamtleben ist auch nicht höher
und sie fressen ja pro Ei wesentlich mehr.
Für meine Legehennen gilt eben sie sollen ein schönes
Leben haben und mich mit möglichst viele Eiern erfreuen und
der Tod kommt dann schnell und schmerzlos für ein Ende als
Ragout.
Aber schreib doch mal, was Dich eigentlich am Legemehl stört.
Eckard
Da habe ich ja was mit dem Legemehl angezettelt.
Nun aber zu meinem "Warum":
Grundsätzlich sage ich nochmals, das jeder für sich selbst
entscheiden muss, was er füttert. Für mich bedeutet dies
ein klares NEIN zu Legemehl. Im "normalem" Legemehl sind
sogenannte Tierische Nebenstoffe, dies sind verendete Tiere aus
der Kadaveranstalt. Darunter auch die Tiere, die z. B. vom Tierarzt
die Giftspritze bekommen haben, oder auch die ganzen Schweine, die
von der Schweinepest befallen waren, von den BSE-Rindern in England
mal ganz zu schweigen. Wie vor gar nicht so langer Zeit bekannt
wurde, wurde in Belgien ja
auch menschliche Fäkalien und Fettreste aus Imbissstuben ins
Futter gemischt. Dieses stand nicht auf den Verpackungen. Man kann
es aber dem Legemehl auch nicht ansehen, da es ja Mehl ist und da
fällt das nicht auf. Ich denke aber auch an den Futtermittelskandal
im Sauerland, wo Motoröl ins Futtermittel gemischt wurde, da
dies die billigere Entsorgung ist. Vor fünf Jahren wurde bei
Bayer aus Leverkusen die Arzneimittelüberschüße
ins Futtermittel einer Bayertochterfirma ins Legemehl gehrührt.
Ich könnte mit solchen Beispielen
noch weiter machen, aber ihr versteht schon was ich meine.
All das fressen die Hühner durch das Legemehl, verarbeiten
es im Körper und kommt in Form von Eiern und Fleisch wieder
auf unserem Tisch. Ich will so etwas nicht essen und auch nicht
die Verantwortung übernehmen, das andere so etwas essen.
Zum Bioland-Legemehl: Von den BIOLAND-Bauern aus Mettingen und
Melle, die beide sehr viele Hühner haben, kommt eine Fütterung
mit dem von Katrin angesprochenen Bioland-Legemehl nicht in Frage.
Sie sind nicht vom Inhalt überzeugt und sind auch der Meinung,
das dies keine Artgerechte Fütterung ist.
Und damit sind wir beim nächsten Punkt, warum ich gegen Legemehl
bin. Wie der NAme schon sagt, handelt es sich um Mehl. Mehl deswegen,
damit die Hühner eine verlängerte Futteraufnahme haben,
um in Legebatterien das Federpicken zu vermeiden, bzw allgemeine
Langeweile. In der Natur finden die Hühner auch kein Mehl vor,
sonder sie müssen scharren und picken zur Futteraufnahme. Nun
kann man mir vorwerfen, das die Hühner in der Natur auch keine
Garnelen oder Brötchen finden. Dies stimmt natürlich,
aber für die Futteraufnahme müssen die Hühner immer
noch mit dem Schnabel hacken und scharren.
Zum nächsten Punkt, dem Geschmack: Hühner, die einseitig
Ernährt werden, legen auch Eier mit einseitigem laschem Geschmack.
Wer es mag, der soll es essen, aber bisher hat jeder, der Eier von
meinen Hühner gegessen hat, nie wieder die Eier aus der Legebatterie,
bzw. die Eier von mit Legemehl gefütterten Hühnern gegessen.
Über Geschmack läßt sich aber lange streiten.
Hybrid-Hühner, die auf große Legeleistung gezüchtet
sind, in kurzer Zeit, benötigen Legemehl, alleine schon wegen
dem tierischen Eiweiß. Diese werden aber vornehmlich in einer
Legebatterie gehalten. Ich habe auch zwei solcher Hybridhühner
gehabt. Diese haben bei meiner Fütterung und Haltung 252 bzw.
261 Eier pro Jahr gelegt. Dies als Beweis, das eine ausgewogene
Fütterung den gleichen Effekt erzielt, wie Legemehl. Ich habe
aber keine Hybridhühner mehr, da sie meistens keinen Charakter
haben. Dies ist aber wieder eine persönliche Geschichte mit
meiner individuellen Vorliebe nach robusten, charakterstarken und
cleveren Hühnern und nicht nach Hühnern, die sofort alle
Federn auf dem Rücken verlieren, nur weil der Hahn sie mal
bestiegen hat, die nach über einer Woche erst begreifen, das
sie durch das kleine Loch in der Mauer in den Stall kommen usw.
Ich könnte hier noch eine ganze Zeit weiter Argumentieren,
doch ich denke, das das wesenlichste hier schon rübergekommen
ist.
Ich denke, diese Meinungsverschiedenheiten sind nur äußerlich
und wir können sie so stehen lassen, ohne uns persönlich
davon betroffen zu fühlen, oder?
Katrin
Deine Meinung zum Legemehl kann ich zwar nicht ganz teilen, denn
auch meine Hühner, die Legemehl bekommen und außerdem
draußen ihr Futter suchen legen Eier, die vom Geschmack deutlich
besser sind als Batterieeier. Ich meine auch immer noch, daß
man mit einer uneinheitlich zusammengesetzten Mischung aus Küchenabfällen
etc den Bedarf der Hühner nicht optimal decken kann.
Friedrich
Zum Legemehl möchte ich noch sagen - ich verwende es nicht
da meine Hühner sowie alle meine Tiere meinen kompletten Garten
(600 m2) zur Verfügung (Freiauslauf) haben; und mit Mischungen
aus Weizen, Gerste, Mais und Erbse sowie manchmal als Leckerbissen
Raps und Sonnenblume sowie mit dem immer vorhandenen Grün durchaus
sehr gut legen - und außerdem finde ich daß "meine"
Eier nicht schal und nicht nach Fischmehl(wie bei Legemehl) schmecken
sondern sehr gut vielleicht sogar ein bißchen würzig.
Katrin
Ja -das mit dem Selbstmischen haben wir auch mal angefangen, weil
wir unser Schweinefutter ja auch selbst malen und mischen. Es war
uA Getreide, Soja, ein spezielles Ergänzungsmehl mit Mineralstoffen
und Öl. Also -alle Komponenten (bis auf Getreide) auf den Rücken
die Treppe zum Mischboden hoch, der Mischer verklebte dauernd vom
Öl, dann alles absacken und wieder zurück zum Hühnerstall.
Das ging auf die Dauer einfach nicht, wir brauchen immerhin (mit
Hilfe von hühnerhaltenden Freunden) alle 3 Monate eine Tonne
Hühnerfutter.
Aber für die Rassehühner kann ich mir das gut vorstellen.
Woher bekommst Du denn die Erbsen?
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