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Kurs Futtermittel für Hühner
Teil 4: Und wenn ich mein Futter selber mischen will?
Für die, die den Anfang verpasst haben:
Kurs Futtermittel Teil 1: Was ist in
der Futtertüte drin?
Kurs Futtermittel Teil 2: Was machen
die Hühner draus? Welches Futter für welches Huhn?
Kurs Futtermittel Teil 3: Wieviel
frißt denn nun so ein Huhn überhaupt? Und was braucht es für
ein Ei?
Wer also selber Mischen will, kommt mit den Angaben für Rohnährstoffe
nicht aus, zumindest nicht bei Legehennen. Um sich den Bedarf seiner Tiere
herauszusuchen, müssen die unterschiedlichsten Werte beachtet und zusammengefaßt
werden. Roh-Bedarf, Vitamine, Mineralstoffe, Legeleistung, Alter, Haltung
und Gewicht der Tiere spielen ebenso eine Rolle, wie "persönliche Vorlieben"
bei der Futterauswahl.
Dazu ist es leider nötig, in Tabellen zu stöbern - aber zum Trost: man
muß das nur einmal machen, und wenn man die Grundbestandteile zusammengerechnet
hat, reicht es aus, auf die wechselnden Gegebenheiten (Sommer, Winter,
Leistung) einzugehen und die Anteile der Mischung ein bißchen zu verändern.
Leider sind so ziemlich alle vorhandenen Futterbedarfstabellen auf eben
die Legehennen ausgelegt, die es auch allermeistens gibt: Leistungsrassen
und deren Kreuzungen in Käfig- bestenfalls in Bodenhaltung.
Was ist bei unseren Tieren anders?
Für Bodenhaltung ist zusätzliche Energie nötig - ohne den Eiweißgehalt
einzuschränken, das gilt natürlich erst recht für Haltung im Auslauf.
Was im Auslauf wächst, und aufgenommen wird, ist ebenso von Bedeutung
(z.B: nur Gras, oder Kräuter/Samen, Insekten/Würmer) und sollte nach
Möglichkeit mit einbezogen werden. Für die meisten Pflanzen gibt es Angaben
zu Inhaltsstoffen, wenn auch kaum irgendetwas zur Verdaulichkeit beim
Huhn, bei "Würmern" und Insekten ist das eher schwierig. Allgemein ist
ein Regenwurm eine kleine Eiweißbombe bester Qualität, "fette" Käfer und
Asseln enthalten auch noch etliches an Eiweiß - kleinere Insekten sind
mit ihrem Chitinpanzer aber kaum "inhaltsreich" und kaum anzurechnen.
Von Pflanzen "zählen" nur die Samen positiv, in allen anderen Pflanzenteilen
ist zu viel Rohfaser, die die Verdaulichkeit des gesamten (!) Futters
herabsetzt.
Siehe auch: Nur Grünfutter=Mangelernährung?
Wenn man sich darauf verlassen möchte, daß sich "die Tiere schon suchen,
was fehlt", sollte man in jedem Fall auch einmal kontrollieren, ob das
stimmt. Nicht nur "mal eben hinsehen", sondern sich die Zeit nehmen,
in jeder Freßphase einmal mitzuzählen, wieviel tatsächlich an Lebewesen
im Kropf landet - oder welche Pflanzenteile bevorzugt aufgenommen werden.
(Bei Kühen z.B. ist so eine Untersuchung leicht möglich, da bekommen die
Damen ein Loch in den Pansen , mit Deckel - nicht erschrecken, das "tut"
denen wirklich nichts - und man kann jeden Tag mal reingreifen, und nachsehen.
Sind übrigens, weil teuer, die Tiere, die mit am ältesten werden - z.T
über 10 Jahre in den Versuchsanstalten) Bei Hühnern sollte das entsprechend
im Kropf möglich sein, aber leider habe ich dazu nichts finden können.
Mag daran liegen, daß Freilandhaltung noch nicht so verbreitet ist - oder
das Halter kleinerer Bestände für die Forschung bisher nicht interessant
waren - wer da je mal etwas findet, möge es mir bitte mailen!
Zurück zum Eiweiß, worum es dabei ja meistens geht: Ein durchschnittlicher
Regenwurm wiegt ca 2g ("Frischgewicht"), also etwa 0,4g (hochwertiges)
Rohprotein. In Boden mit ausreichend Zufuhr organischer Substanz (Laub,
Misthaufen) und guter Struktur (locker, krümelig, feucht) können bis zu
400 Regenwürmer pro m² leben - allerdings sind diese Werte in normalen
Haus- und Vorgärten kaum zu erreichen, schon gar nicht durchgehend über
das Jahr, und auch in einem geharkten Auslauf, wo ständig der Kot entsorgt
werden muß, bleibt nicht viel übrig. Für die "komplette" Eiweißversorgung
also ohnehin nicht genug - aber bei "guten Futtersuchern", die wenig Pflanzen
und viel "Bewegliches" aufnehmen, kann man bis zu 4g RP (10 Würmer) je
Tier und Tag über den Sommer anrechnen. (maximal). Das ist in etwa das,
was zu einer "Geflügelkörnermischung" oder zu "Alleinfutter für Geflügel"
(mit Weizen, Mais, Gerste, Garnelen, Muscheln, Hafer, Sonnenblumen - 11,5%
RP, 12,2 MJ ME) noch fehlt, solche Mischungen sind relativ verbreitet
über den Sommer und können dann auch an Legehennen gegeben werden. Aber
bitte nicht "auf Verdacht" und ohne hinzusehen - das ist Quälerei.
Für alle weiteren Bedarfswerte kann ich euch die Tabellen leider nicht
ersparen:
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Hier noch mal die genauen Bedarfswerte für ROH-Nährstoffe.
Die schnappt man sich als erstes, und guckt, wo das zu fütternde Tierchen
so steht. Dann hat man das, was insgesamt in allen Teilen der Mischung
zusammengerechnet drin sein muß. Im Groben. Insgesamt ist zu beachten,
daß diese Werte für Legehennen in Käfigen angegeben wurden. Bodenhaltung
erfodert einen um ca 5-10% höheren Energiebedarf, je nach Aktivität
und Auslauf. |
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Also nochmal Eiweißbedarf, einmal Roh und einmal verdaulich.
Die unterschiedlichen Werte liegen daran, daß a) "Verdaulichkeit"
im Tierversuch ermittelt wird, und b) unterschiedliche Mischungen
während der Versuche gefüttert werden.
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Damit es nicht noch komplizierter wird, gibt es noch die Verwertung
des verdaulichen Rohproteins. Also was von dem verdaulichen
Teil des RohProteins wirklich ANgesetzt bzw zu Ei wird. Das ist
abhängig vom Alter, der Legeleistung und den Futtermitteln.
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So, bis hier her waren wir ja schon. *Und hier noch mal der allfällige
Hinweis auf die Tüten. Ist alles drin, und mit dem, was da oben steht,
kann man sich auch genau die passende Tüte zu seinem Huhn aussuchen*.
Wenn nicht, muß man a) das Eiweiß noch genauer begucken, b) Vitamine
beachten und c) Mineralstoffe&Spurenelemente ins richtige Verhältnis
bringen. |
<<< Bei Wachstum und Eibildung: in mg/g Tier/tag, also je
g tägliche Zunahme, und/oder je g gebildetes Ei.
Eiweiß besteht aus Aminosäuren, die
a) in unterschiedlichen Anteilen in unterschiedlichen Futtermitteln
enthalten sind, aber
b) im Huhn im richtigen Verhältnis vorhanden sein müssen.
Es gibt nicht-essentielle AS, die das Huhn "selber bilden"
kann, als semi-essentiell bezeichnet man diejenigen, die
nicht in ausreichender Menge gebildet werden, und der Rest sind
essentielle AS, d.h. sie MÜSSEN im Futter vorhanden sein,
das Tier kann sie nicht selber bilden.
-> Remember: es gibt "feste Baupläne" für Eier-Eiweiß
und Fleisch-Eiweiß. Fehlt ein Baustein, kann er nicht durch einen
anderen ersetzt werden, sondern das ganze wird gestoppt.
Die AS, die am wenigsten vorhanden sind, nennt man deshalb auch
"limitierende Aminosäuren". Für Hühner sind das Methionin,
Lysin, und je nach Leistung (Fleisch/Eier/Wachstum) auch Cystin,
Threonin und Tryptophan. Umgekehrt gedacht kann man also davon ausgehen,
wenn eine Mischung ausreichend Lysin und Methionin im richtigen
Verhältnis enthält, sind von den anderen Aminosäuren auch ausreichend
vorhanden.
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Da die Werte unterschiedlich angegeben werden, ganz oben der Bedarf,
einmal für Erhaltung (ohne Ei), dann für jeweils 1g Wachstum,
und für jeweils 1g Ei. Damit kann man dann je nach Huhn und Leistung
den tatsächlichen Bedarf ausrechnen. Hier noch mal Empfehlungen für
Werte für limitierende AS in g/Tier, g/KG Futter, g/MJ Energie oder
in %.
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Damit hätten wir dann das Thema Eiweißbedarf komplett - raussuchen,
aufschreiben oder merken. |
Mineralstoffbedarf siehe hier / Ca extra, weil es so wichtig
ist
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Vitamine - genau wie bei Mineralstoffen sollte man sich nicht
davon täuschen lassen, daß die Mengenangaben so winzig sind - beide
Inhaltsstoffe haben spezifische Funktionen im Organismus, und sowohl
ein Mangel wie auch ein Überschuß können unter Umständen schädlich
sein. Die Werte sind für Eiproduktion und Reproduktion unterschiedlich,
da einige Stoffe Vitalität und Schlupf der Küken beeinflussen , bei
einem "Eß-Ei" jedoch nicht notwendig sind. (Es gibt auch Tüten für
Zuchttiere *g*)
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Das wars dann an BEDARF. Richtiges Huhn raussuchen, dann Werte
zusammenstellen, und DANN gehts weiter mit den Futtermitteln.
Viele Grüße Brigitta
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Alle Werte und Diagramme sind aus
Kirchgessner: Tierernährung (DLG-Verlag)
Drepper: Grundzüge der Fütterungslehre (Paray)
Gebhard: Tierernährung (Landwirtschaftsverlag)
Siehe auch:
Kurs Futtermittel Teil 1: Was ist in
der Futtertüte drin?
Kurs Futtermittel Teil 2: Was machen
die Hühner draus? Welches Futter für welches Huhn?
Kurs Futtermittel Teil 3: Wieviel frißt
denn nun so ein Huhn überhaupt? Und was braucht es für ein Ei?
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